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Vegane Aktien: Tiere dürfen draußen bleiben
Es gibt sie: börsennotierte nachhaltige Unternehmen, für deren Produkte kein Tier leiden muss. Die beste vegane Aktie hat in den letzten drei Monaten 22 Prozent an Wert gewonnen.
Vegan ist in. Laut einer Allensbach-Umfrage aus dem Juli 2019 verzichten in Deutschland knapp eine Million Menschen auf Fleisch, Eier, Milchprodukte, Honig und alles andere, was von Tieren stammt – Tendenz steigend. Dabei geht es nicht nur ums Essen: Auch Lederschuhe, Wollsocken und Kosmetika mit tierischen Inhaltsstoffen sind für Veganer tabu.
Und bei der Geldanlage? Auf den ersten Blick ist es einfach, sein Geld vegan und nachhaltig zu investieren: Unternehmen, die Wind- oder Solaranlagen bauen, verwenden dazu keine tierischen Produkte. Auch Software wird programmiert, ohne dass Tiere leiden müssen. Und Mineralwasserfirmen brauchen für ihre Getränke keine tierischen Zutaten. Aber das trifft nicht den Kern der Sache. Denn wer sein Geld gezielt vegan anlegen will, möchte es in Firmen investieren, die Alternativen zu tierischen Produkten anbieten. Etwa Lebensmittel oder Kosmetika auf rein pflanzlicher Basis.
Die Börsensensation 2019
ECOreporter analysiert regelmäßig Aktien von nachhaltigen Unternehmen, die genau das tun. Zum Beispiel Beyond Meat. Das US-Start-up produziert vegane Fleischersatzprodukte, die wie tierische Burger-Bratlinge oder Würstchen aussehen und auch fast genauso schmecken. An der Börse war Beyond Meat eine der größten Sensationen des Jahres 2019.
Der Aktienkurs stieg nach dem Börsengang Anfang Mai sehr stark. Im Juni war Beyond Meat sogar fast genauso viel wert wie die Deutsche Bank. Von Mitte September bis heute (11.12.) musste die Aktie allerdings einen Kursverlust von fast 50 Prozent hinnehmen. Der große Hype scheint vorbei zu sein, und mittlerweile drängen auch große Lebensmittelkonzerne in den lukrativen Markt für Fleischersatzprodukte.
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Ein rein veganes Sortiment führt auch Tofutti Brands Inc. Das US-Unternehmen stellt seit den späten 1980er Jahren Soja-basierte, milchfreie Lebensmittel her. Am besten bekannt ist es für sein Soja-Eis. Tofutti Brands zielt auf einige Nischen, darunter laktosefreie, koschere und nicht-allergene Nahrungsmittel. In den letzten drei Monaten ist der Kurs der Aktie um knapp 6 Prozent gestiegen. Die Tofutti Brands-Aktie kann über die OTC-Plattform der US-Börse Nasdaq gehandelt werden, an deutschen Börsen ist die Aktie nicht notiert. Mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet 9 Millionen Euro ist Tofutti Brands das mit Abstand kleinste der von ECOreporter analysierten veganen Unternehmen.
Auch Tropfen und Tabletten können vegan sein
Das schwedische Biotech-Unternehmen BioGaia setzt auf Probiotika: Dies sind probiotische Nahrungsmittel, etwa in Form von Tabletten oder Tropfen. Sie sollen die Darmflora verbessern und zum Beispiel Koliken oder Verstopfung vorbeugen. Die Produkte enthalten zwar Milchsäurebakterien, sind aber nach Angaben von BioGaia laktosefrei: Die sogenannte probiotische Kultur (Lactobacillus reuteri Protectis) wird unter Verwendung eines Gerste-Substrats gezüchtet. Seit Mitte September hat die BioGaia-Aktie knapp 7 Prozent an Wert verloren. Auf fünf Jahre betrachtet, liegt sie mehr als 81 Prozent im Plus.
Keine Tierversuche, keine Gentechnik: Der brasilianische Kosmetikhersteller Natura & Co. hat schon früh vergleichsweise hohe Umwelt- und Sozialstandards eingeführt. Der 1969 gegründete Konzern, dem unter anderem die Handelskette The Body Shop gehört, produziert hauptsächlich in Brasilien. Vertrieben werden die Produkte weltweit. Natura bietet zertifizierte Naturkosmetik an, bezieht nur Palmöl aus nachhaltiger Forstwirtschaft und unterstützt seine Zulieferer beim Bio-Anbau. Die Aktie wird an der Sao Paulo Stock Exchange und an der US-Börse Nasdaq gehandelt, jedoch an keiner deutschen Börse. In den letzten zwölf Monaten hat der Aktienkurs um 62 Prozent zugelegt.
Auch andere von ECOreporter analysierte Unternehmen bieten vegane Produkte an, aber nicht nur. Der größte US-Bio-Lebensmittel-Großhändler United Natural Foods verkauft beispielsweise auch Fleisch in Bio-Qualität. John B. Sanfilippo & Son stellt neben Nüssen Snacks mit Schokolade und anderen Milcherzeugnissen her. Nicht alle Diätprodukte von Herbalife sind frei von tierischen Inhaltsstoffen. Und die Bio-Lebensmittelkonzerne Hain Celestial und SunOpta führen auch nicht-vegane Marken. Alle fünf Unternehmen sind in den USA ansässig. Ihre Aktien haben sich sehr unterschiedlich entwickelt: Hain Celestial und Herbalife haben seit Mitte September 22 bzw. 12 Prozent an Wert gewonnen. United Natural Foods hingegen musste im gleichen Zeitraum einen Kursverlust von 12,6 Prozent hinnehmen.
Gute Aussichten
Die meisten veganen Unternehmen kommen aus der Lebensmittelbranche. Dort sind die Aussichten für vegane Produkte gut: Die britische Bank Barclays erwartet, dass vegane Fleischersatzprodukte bis 2029 10 Prozent des weltweiten Fleischmarktes ausmachen werden – das wäre ein Jahresumsatz von 140 Milliarden US-Dollar. Und das Research-Unternehmen MarketsandMarkets rechnet bei Milchalternativen bis 2023 mit jährlichen Umsatzsteigerungen von mehr als 11 Prozent. Allerdings sind die Margen im Lebensmittelsektor niedrig, und die Preise für Rohwaren schwanken genauso stark wie die Aktienkurse. Anleger sollten – wie bei allen Aktien – den Markt genau beobachten. Die ECOreporter-Redaktion meldet tagesaktuell, wenn sich günstige Gelegenheiten zum Ein- oder Ausstieg ergeben.