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USA erhebt Strafzölle für Solartechnik aus China – folgt bald auch Europa?

Eine Koalition westlicher Solarhersteller hat in den USA einen Etappensieg im Kampf gegen die Konkurrenz aus China errungen. Chinesische Photovoltaik-Produkte werden künftig bei der Einfuhr in die USA mit Anti-Dumping-Zöllen belegt. Für den Export ihrer Silizium-Solarmodule und -zellen müssen chinesische Hersteller ab sofort zwischen 2,9 und 4,73 Prozent Strafzoll zahlen. Dies gilt auch rückwirkend für chinesische Photovoltaik-Komponenten, die in den vergangenen 90 Tagen in die USA eingeführt worden sind.  Das hat das US-Handelsministerium bekannt gegeben. Es sei eine „unrechtmäßige Förderung“ durch den chinesischen Staat festgestellt worden, begründete die Behörde ihre zunächst nur vorläufige Entscheidung.  Die endgültige Neuregelung der Einfuhrbestimmungen für chinesische Solartechnik in die USA soll am 16. Mai 2012 fallen und spätestens ab Juni 2012 gelten, hieß es weiter.

Europa soll dem US-Beispiel folgen

Westliche Hersteller hatten unter der Führung der US-Sparte der SolarWorld AG aus Bonn eine Klage  gegen China wegen „unlauterer Handelspraktiken“ angestrengt. Diese „Coalition for American Solar Manufacturing“ hatte zuvor wegen der Wettbewerbsbedingungen am US-Photovoltaik Beschwerde bei der US-Regierung eingereicht und wesentlich höhere Anti-Dumping-Zölle gefordert als nun realisiert wurden (mehr dazu lesen Sie Opens external link in new windowhier).

„Die Strafzölle für Produkte von chinesischen Solarunternehmen fallen niedriger aus als erwartet“, skizziert Sven Diermeier, Analyst der WGZ Bank, die Erwartung der Marktbeobachter. Während SolarWorld Strafzölle von 100 Prozent gefordert habe, sei der Markt von zehn Prozent ausgegangen, so der Experte weiter. Er rechnet nicht damit, dass die Einführung von Strafzöllen in den USA sich nennenswert auf  das Preisgefüge bei Solarprodukten auswirken wird. Vielmehr werde sich der Preisverfall infolge des Überangebots im Weltmarkt weiter fortsetzen.

Im Weltmarkt für Photovoltaikprodukte spielen die USA trotz eines starken Wachstums nur eine Nebenrolle. Zwar sind dort laut dem US-Solarverband, der Solar Energy Industries Association (SEIA), in 2011 fast zwei Gigawatt (GW) neu ans Netz gebracht worden und damit etwa doppelt so viel wie im Vorjahr. Die beiden führenden Solarmärkte Deutschland und Italien kamen aber jeweils auf über sieben GW. Und dort verleihen stark sinkende Solarstromtarife dem Preisverfall für Solarkomponente zusätzliche Dynamik.

„Die vorläufigen Antisubventionszölle sind ein erster Schritt zur Wiederherstellung des fairen Wettbewerbs in den USA“, sagt dagegen Gordon Prinser, Präsident der US-Sparte von SolarWorld. Dieser Etappensieg in den Vereinigten Staaten gibt dem deutschen Mutterkonzern nun offenbar Rückenwind, um ähnliches auch für den europäischen Solarmarkt durchzusetzen: „Wir bereiten in enger Abstimmung mit der EU-Kommission eine Klage vor“, sagte ein SolarWorld-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Es müsse eine Unterstützergruppe organisiert werden, die mindestens 25 Prozent der Jahresproduktion in Europa repräsentiere. SolarWord sei zuversichtlich, schon im Sommer 2012 Klage einreichen zu können.

Kritik aus China

Die Höhe der jeweiligen Einfuhrgebühr für Silizium-Module und -zellen in den USA ist vom Fabrikat abhängig. Zu spüren bekommen dürften die Erhöhung vor allem die US-amerikanischen Endkunden. Sie müssen für chinesische Solarkomponenten nun wohl etwas tiefer in etwas die Tasche greifen. Die mit 2,9 Prozent geringste Einfuhrabgabe entfällt auf die Produkte des Silizium-Photovoltaik-Weltmarktführers Suntech Power Holdings Co. Ltd. aus Wuxi.  „Einseitige Handelsbarrieren werden die Abkehr der Welt von den fossilen Energien weiter verzögern, unabhängig davon, wie groß sie sein mögen“, kommentierte Suntech-Marketing-Chef Andrew Beebe die Entscheidung. „Wir werden unabhängig von Zöllen jedweder Höhe weiter in der Lage sein, die Nachfrage unserer Kundschaft in den USA zu befriedigen und zwar mit Produkten, die nicht unter die Zollpflicht fallen“, so Beebe weiter. Suntech hat in den USA eine eigene Solarproduktion aufgebaut.

„Trina Solar wird alle nötigen Schritte in diesem laufenden Verfahren unternehmen und zugleich auch alle bestehenden Verträge in den USA erfüllen“, erklärte der in Changzhou ansässige Solarkonzern. „Wir betreiben kein Preisdumping und werden im keiner Weise unfair subventioniert“, erklärte Robert Petrina, Managing Director von Yingli Green Energy mit Hauptsitz in Boading.

Dünnschicht-Module von Strafzoll befreit

Vom Strafzoll gänzlich ausgenommen sind laut der US-Handelskommission Dünnschicht-Photovoltaikmodule aus amorphem Silizium (kurz a-Si-Technologie) und solche, die auf Kupfer und Indium als Grundstoffe setzen.  Gleiches gilt für Photovoltaikmodule auf Cadmium-Tellurid-Basis, der so genannten CdTe-Technologie. Unangefochtener Weltmarktführer im Bereich CdTe-Dünnschicht-Photovoltaik ist mit First Solar aus Tempe in Arizona ein US-amerikanischer Solarkonzern. Er produziert zu großen Teilen in Europa und in Asien.
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