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US-Solaraktien nach der Wahl von Trump unter Druck – sind die Sorgen um US-Solarkonzerne übertrieben?

Solaraktien sind nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zusätzlich unter Druck geraten. Aber sind die Befürchtungen übertrieben, dass der Solarmarkt der USA künftig ohne politische Unterstützung dastehen und daher einbrechen wird? Sind die Aussichten für Solarkonzerne mit Schwerpunkt auf dem US-Markt und deren Aktien besser als viele Annehmen? Eröffnen sich gar Gelegenheiten für einen günstigen Einstieg? ECOreporter.de geht diesen Fragen nach.

Die Reaktionen der Börsianer auf den Wahlsieg von Donald Trump und dessen Folgen für Solaraktien sind eindeutig. Seit dem frühen 9. November steht er fest – die Aktien der großen US-Hersteller First Solar und SunPower haben danach massiv an Wert verloren, ebenso wie die Anteilsscheine der US-Solarprojektierer SolarCity, Sunrun und Vivint Solar.

Doch auch wenn Donald Trump den Klimawandel wiederholt geleugnet und angekündigt hat, die Rolle der Kohlebranche wieder zu stärken: Es ist nicht der US-Präsident, von dessen Einfluss die Rahmenbedingungen für Solarprojekte in den USA entscheidend abhängen.

Der Kongress und die Bundesstaaten stützen den Solarausbau in den USA

So hat der US-Kongress erst Ende 2015 das wichtigste Förderinstrument für große Solarinvestments bis 2020 zu attraktiven Konditionen verlängert: den Investment Tax Credit (ITC). Beide Kammern des US-Kongresses wurden schon damals von den Republikanern dominiert, also der Partei, für die Trump ins Rennen um die Präsidentschaft ging und deren Mehrheit in Kongress in der vergangenen Woche bestätigt wurde. Es spricht also wenig dafür, dass diese Parlamentarier nun ihr eigenes Gesetz von Ende 2015 wieder kassieren und die Steuervorteile für Solarinvestments streichen, die sie damals für einen langen Zeitraum bewilligt haben.

Hinzu kommt, dass der Einfluss der einzelnen Bundesstaaten für die Rahmenbedingungen von Solarinvestments wohl noch wesentlicher ist. Denn die Bundesstaaten legen unter anderem fest, zu welchem Anteil die Energieversorger ihr Angebot aus Erneuerbarer Energie speisen müssen – sprich: wie stark sie in Photovoltaik investieren müssen, wie hoch die Vergütung von Strom aus kleinen Solaranlagen ausfällt und vieles mehr. Etliche große Bundesstaaten haben ehrgeizige Ziele für den Solarausbau, darunter das von einem Demokraten regierte Kalifornien ebenso wie Arizona und Texas, wo die Republikaner den Gouverneur stellen. Präsident und Kongress können sie nicht daran hindern, diese Zeile weiter zu verfolgen.

Sie können daran auch kein Interesse haben. Denn die US-Bürger sind für Solarenergie. Das zeigt etwa eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Gallup, bei der sich nicht zuletzt republikanische Wähler ausdrücklich für die Photovoltaik ausgesprochen haben. Parallel zur Präsidentenwahl standen in einigen US-Bundesstaaten Abstimmungen über Vergünstigungen für Photovoltaik oder über Einschnitte bei der Solarförderung an. In allen Fällen stimmten die Wähler zugunsten der Photovoltaik.

Was nicht überrascht: nicht nur spricht sich herum, dass Solarstrom sehr günstig geworden ist und noch billiger werden dürfte. Es entstehen auch in den USA immer mehr Arbeitsplätze durch den Ausbau der Photovoltaik, in vielen sonst strukturschwachen Regionen und vor allem im sonnenreichen Süden, wo die republikanische Partei die meisten Anhänger hat. Laut dem US-Solarverband, der Solar Energy Industries Association (SEIA), gibt es in den Vereinigten Staaten über 200.000 Solar-Arbeitsplätze und damit weitaus mehr als etwa in der Kohlebranche. Diese dürfte ein populistischer Präsident Trump kaum gefährden wollen.

Die Aktien von First Solar und SunPower sind aus anderen Gründen riskant

Sind also die Aussichten für Solarunternehmen aus den USA nur rosig und sollten Anleger die Gelegenheit nutzen, jetzt in US-Solaraktien zu investieren? Wir raten zur Vorsicht. In der Tat ist es zwar so, dass die politischen Risiken von Solaraktien zuletzt überbewertet wurden. Es bestehen aber Marktrisiken, die Anleger im Auge haben sollten, ehe sie nun zugreifen.

Schon vor der US-Präsidentenwahl haben die Aktien der größten Solarhersteller der Vereinigten Staaten stark an Wert verloren:

Der Kurs von First Solar sank in den letzten drei Monaten an der Nasdaq um 18 Prozent auf 32 Dollar – das ist ein Wertverlust von 42 Prozent auf Jahressicht. Anfang November hatte es einen Kursabsturz gegeben,  weil der Konzern aus Arizona wie von ECOreporter.de in einem Aktientipp berichtet einen Gewinneinbruch meldete und die Jahresprognose gekappt hat.

Auch SunPower legte schwache Zahlen vor und musste die Prognose kürzen (lesen Sie dazu unseren Aktientipp mit einer Einschätzung der Kursaussichten der Aktie von SunPower). Die Solaraktie von SunPower hat sich in den letzten drei Monaten um satte 39 Prozent auf 6,5 Dollar verbilligt und auf Jahressicht um 75 Prozent.

Zwar gibt es für die negative Entwicklung dieser beiden großen Solarkonzerne aus den USA individuelle Gründe. Gemeinsam haben sie aber, dass sich das weltweite Marktumfeld für Solarhersteller massiv verschlechtert hat. Denn es gibt im Weltmarkt viel zu viele Solarmodule. Dieses Überangebot bildete sich innerhalb weniger Monate und nach einem starken Nachfrageeinbruch in China, dem weltweit größten Solarmarkt. Dort war zur Jahresmitte die Solarförderung stark gekürzt worden.

Seither sind die Preise für Solarmodule um über 20 Prozent gefallen. Das belastet die Einnahmen großer Solarhersteller wie First Solar und SunPower und zwingt sie zudem zu Maßnahmen, die Geld kosten und ihre Bilanzen zusätzlich belasten. Das ist für die wirtschaftliche Situation dieser Unternehmen viel bedeutsamer als das Ergebnis der US-Präsidentenwahl. Aufgrund dieses starken Preisdrucks auf Solarhersteller  warnt ECOreporter.de auch davor, derzeit in Aktien von chinesischen Solarkonzernen zu investieren.

Anders verhält es sich bei den Aktien von Solarprojektierern aus den USA.  Auf deren Kurschancen gehen wir in der Fortsetzung dieses Beitrags ein, den Sie hier auf ECOreporter.de lesen können.
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