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"Unser nachhaltiger Rentenfonds setzt verstärkt auf Pfandbriefe und Unternehmensanleihen" - Christoph Groß, LBBW Asset Management
LBBW Asset Management ist Aussteller der Messe Grünes Geld am 23. Juni in Stuttgart. Die für Besucher kostenlose Veranstaltung mit umfangreichem Vortragsprogramm bietet Einsteigern wie Profis einen Überblick über aktuelle Trends und Angebote am Markt für nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Europaraum. Mehr dazu lesen Sie

ECOreporter.de: Wie wird Nachhaltigkeit bei LBBW Asset Management definiert? Worauf legen Sie bei Ihren nachhaltigen Investments besonderen Wert?
Christoph Groß: Die negativen Erfahrungen aus dem Platzen der New Economy Blase und der Wunsch einiger Anleger nach „neuen, nachhaltig ausgerichteten“ Kapitalanlagen gaben vor mehr als zehn Jahren den Startschuss, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit intensiv zu befassen. In dieser Zeit wurde zusammen mit den Kunden und der Ratingagentur oekom research AG ein Setup entwickelt, welches eine Kombination aus strengen Ausschlusskriterien und dem Best-In-Class Ansatz entspricht. Wir sind der Meinung, dass der Einbezug von Nachhaltigkeitskriterien bei einer Fondsanlage nur dann glaubwürdig sein kann, wenn ein klarer, strenger und transparenter Ansatz verfolgt wird. Nachhaltigkeit ist nach unserem Verständnis auch als eine Kombination aus Glaubwürdigkeit, Transparenz und vor allem Kontinuität definiert. Wir sehen Nachhaltigkeit daher als dauerhaften Prozess an und nicht als „Trend“, der gerade marketingmäßig „en vogue“ ist.
ECOreporter.de: Was kann Ihr Nachhaltigkeitsansatz für die Anleger Ihrer Nachhaltigkeitsfonds bewirken?
Groß: Kapitalverluste, die zumeist eher durch ethisches Fehlverhalten hervorgerufen wurden, zum Beispiel im Fall der New-Economy-Blase, bei Bilanzskandalen oder Umweltkatastrophen wie bei BP, sollen damit nach Möglichkeit zukünftig minimiert beziehungsweise weitestgehend vermieden werden. Die Häufung von Naturkatastrophen infolge klimaschädlichen Verhaltens führen zu Wohlstandsverlusten und einer neuen Definition von „Restrisiko“ bei kritischen Energiekonzepten. Dieses Ziel kann daher nur mit einem strengen Investmentansatz gewährleistet werden.
ECOreporter.de: Sie bieten den nachhaltigen Rentenfonds LBBW Nachhaltigkeit Renten an, der in Staatsanleihen investiert. Wie hängt Nachhaltigkeit eines Landes mit seiner wirtschaftlichen Bonität zusammen?
Groß: Bei der Gesamtbeurteilung eines Staates spielen neben der Entwicklung der Staatsfinanzen und Einstufung der Wirtschaftskraft eine ganze Reihe weiterer Faktoren eine wichtige Rolle, wenn Staaten einer umfassenden Nachhaltigkeitsbewertung unterzogen werden. Interessanterweise sind aber gerade die Staaten mit sehr guter Nachhaltigkeitsbewertung auch die aktuellen Krisengewinner. Dies lässt die Vermutung nahe, dass hier zwar ein Zusammenhang existieren kann aber nicht zwingend muss.
Es lässt sich aber erkennen, dass gerade die aktuellen Krisenstaaten wohl eines gemeinsam haben: Sie haben offensichtlich über mehrere Jahre über ihre Verhältnisse gelebt und haben versäumt, strukturelle Veränderungen vorzunehmen, die dann zum Aufblähen der Staatsschulden oder zu einem Exzess am Immobilienmarkt geführt haben. Im Gegensatz dazu weisen die Länder aus dem Norden Europas auf den ersten Blick ausgewogenere Haushalte und Sozialsysteme auf und tätigen höhere Investitionen in Bildung, Entwicklung und Infrastruktur. Somit kann man sicherlich behaupten, dass die Nachhaltigkeit eines Staates sich mittel- und langfristig auch in wirtschaftlich besserer Bonität widerspiegelt. Wissenschaftlich nachgewiesen ist dies aber noch nicht.
ECOreporter.de: Inwiefern setzt LBBW Nachhaltigkeit Renten auf Anleihen von den zurzeit kriselnden Staaten wie Italien oder Spanien?
Groß: Der LBBW Nachhaltigkeit Renten ist derzeit nicht in Staatsanleihen aus Italien und Spanien investiert, da beide Länder die strengen Kriterien des Fonds nicht erfüllen. Italien verstößt schon seit längerem gegen das Ausschlusskriterium „Korruption“, in spanische Staatsanleihen sind wir schon seit über einem Jahr nicht mehr investiert, da das Land die „Best-in-Class-Kriterien“ nicht mehr erfüllt. Im Gegensatz dazu wäre zwar beispielsweise Irland nach den Kriterien zulässig. Das Fondsmanagement meidet die Anleihen aber aktuell noch. Daher ist der Fonds angesichts der andauernden Euro-Krise derzeit nur in bonitätsstarken Staatsanleihen aus den Kernstaaten der Euro-Zone investiert. Angesichts des hohen Anteils von 85 Prozent an Atomstrom im Energiemix kommen auch französische Staatsanleihen nicht als Investment in Betracht.
ECOreporter.de: Sind damit jegliche Investitionen in Spanien, Italien und Frankreich für den Fonds tabu?
Groß: Da der LBBW Nachhaltigkeit Renten neben Staatsanleihen aber auch in Pfandbriefe und Unternehmensanleihen mit guter bis sehr guter Bonität investieren kann, können wir die Anlageregionen Frankreich, Spanien und Italien mit entsprechenden Anleihen von Unternehmen oder Pfandbrief-Emittenten abdecken, die die strengen Fondskriterien erfüllen. Damit bleibt – entgegen häufiger Befürchtungen - das Anlageuniversum groß genug für ein breit aufgestelltes Portfolio.
ECOreporter.de: Welche regionalen und branchenspezifischen Schwerpunkte setzen Sie bei Ihrem LBBW Nachhaltigkeit Renten – Fonds und warum?
Groß: Der Anteil an Staatsanleihen ist aufgrund der Krise im Fonds untergewichtet. Dabei konzentrieren wir uns auf mittlere Laufzeiten, da kurze Laufzeiten momentan zum Teil nur eine Rendite nahe Null abwerfen und lange Laufzeiten hingegen ein erhöhtes Zinsänderungsrisiko bergen. Um attraktive Renditechancen nutzen zu können, liegt der Schwerpunkt daher momentan eher auf Pfandbriefen und Unternehmensanleihen.
ECOreporter.de: Gibt es in diesem Bereich spezielle Schwerpunkte - auch im Bezug auf Nachhaltigkeit?
Groß: Im Bereich nachhaltiger Unternehmensanleihen legen wir den Schwerpunkt auf Anleihen großer Standardwerte, da nur große Unternehmen die Möglichkeit haben, liquide und bonitätsstarke Anleihen am Markt überhaupt platzieren zu können. Bei kleinen Nebenwerten ist das derzeit nahezu ausgeschlossen. Bei der Selektion von Anleihen großer Unternehmen liegt das Hauptaugenmerk daher vor allem auf der ethischen Komponente der Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel dem gutem Management-Verhalten, der Bilanzwahrheit oder der Unbestechlichkeit und dem Umweltverhalten. Bei nachhaltigen Aktienfonds liegt der Fokus ja häufig stärker auf der ökologischen Komponente von Nachhaltigkeit, da vor allem in die so genannten „Renewables“, also Unternehmen der Solar- und Windenergie-Branche, investiert werden kann.
ECOreporter.de: Warum setzen Sie an dieser Stelle derzeit stärker auf ethisch-soziale als ökologische Nachhaltigkeit?
Groß: Die aktuellen Erfahrungen zeigen, dass diese „Renewables“ zwar aus ökologischer Sicht interessant sind aber noch hohe Risiken bergen. Deshalb sind diese für einen sicherheitsorientierten Rentenanleger momentan noch nicht geeignet. Wenn Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien in den kommenden Jahren aber weiter an Bedeutung und Größe gewinnen, kommen sie auch für den LBBW Nachhaltigkeit Renten als Investment in Frage.
ECOreporter.de: Worauf sollten die Anleger besonders bei nachhaltigen Investments besonders achten?
Groß: Es fehlt eine klare Definition von Nachhaltigkeit beziehungsweise ein etablierter Marktstandard. Deshalb ist es im Moment vor allem für Privatanleger sehr schwierig, sich einen genauen Überblick zu verschaffen. Aktuell ist es noch sehr schwer zu erkennen, welche Nachhaltigkeitsprodukte als glaubhaft anzusehen sind und langfristigen Erfolg versprechen und welche Angebote nur aus Gründen kurzfristigen Ertragsinteresses angeboten werden. Um mehr Transparenz und Orientierung beim Angebot an nachhaltigen Anlageprodukten zu erhalten, wurde vom Europäischen Dachverband für nachhaltige Geldanlagen das „Eurosif-Transparenzlogo“ geschaffen, welches jedes Jahr neu vergeben wird. Die beiden LBBW Nachhaltigkeitsfonds wurden auch für das Jahr 2012 wieder mit dem Transparenzlogo versehen und erhalten damit bereits zum dritten Mal in Folge diese Auszeichnung für transparente Anlagepolitik.
ECOreporter.de: Welche Finanzprodukte planen Sie auf der Messe Grünes Geld vorzustellen?
Groß: Die LBBW Asset Management wird auf ihrem Messestand vor allem die beiden Nachhaltigkeitsfonds LBBW Nachhaltigkeit Aktien und LBBW Nachhaltigkeit Renten dem interessierten Publikum vorstellen. Wir freuen uns schon auf viele interessante Gespräche.
ECOreporter.de: Vielen Dank für das Gespräch.