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"Unser Genussschein ist auf Sicherheit ausgelegt." - Interview mit Ingo de Buhr, Geschäftsführer der Prokon Nord, zur Finanzierung von Erneuerbare Energie-Projekten über die Emission eines Genussscheins
Auf der Messe Grünes Geld in Düsseldorf hat die Umweltbank AG die Emission eines Genussscheins im Volumen von rund fünf Millionen Euro vorgestellt (siehe die ECOreporter.de-Meldung vom Montag). Emittent ist der Unternehmer Ingo de Buhr von der Prokon Nord Energiesysteme GmbH mit Sitz in Leer. Die Prokon Nord plant ein Biomassekraftwerk im niedersächsischen Emlichheim und eine 5-MW-Multibrid-Vorzeigeanlage onshore in Bremerhaven. ECOreporter.de befragte Ingo de Buhr zu den Projekten, unter anderem zum Brennstoffmarkt für Biomassekraftwerke und zu Aspekten der Entwicklung einer Offshore-Windkraftanlage.
ECOreporter.de: Herr de Buhr, ein Biomassekraftwerk haben Sie bereits gebaut. Biomasse ist jetzt schon eine hochentwickelte Technologie. Lässt sie sich noch verbessern?
de Buhr: Die Verbrennung von Biomasse ist eine große technologische Herausforderung, die ein hohes Maß an Erfahrung beim Kesselhersteller und beim Betreiber benötigt. Die Kunst besteht darin, die Verbrennungsparameter so zu gestalten, dass die Hochtemperaturchlorkorrosion in einem wirtschaftlich vertretbaren Maß gehalten wird.
ECOreporter.de: Wie läuft das Kraftwerk?
de Buhr: Unser Kraftwerk Papenburg hat seit Oktober 2003 eine Volllaststundenzahl von über 8300 Stunden erreicht. Dies ist ein rekordverdächtiger Wert; wir sind von daher sehr mit dem Betrieb zufrieden.
ECOreporter.de: Gibt es ein Geheimnis hinter Ihrer Arbeitsweise?
de Buhr: Wichtigstes Ziel beim Aufbau unserer Kraftwerksmannschaft war, am Markt befindliches Erfahrungspotential in die Projektarbeit mit einem jungen Team zu integrieren; dabei trägt jeder Mitarbeiter ein hohes Maß an Verantwortung. Viele große Unternehmen nutzen die Möglichkeiten der Vorruhestandsregelung und schaden sich selber durch das Abwandern von wertvoller Erfahrung. Wir haben die Chance genutzt und diese erfahrenen Ingenieure eingestellt.
ECOreporter.de: Der Brennstoffmarkt für Biomassekraftwerke ist inzwischen heiß umkämpft. Was ist Ihr Konzept für Emlichheim? Was für Brennstoffe sollen dort eingesetzt werden, wie hoch ist der Bedarf und wie gelangen die Brennstoffe zum Kraftwerk?
de Buhr: Alle aktuellen Studien weisen darauf hin, dass ausreichend Altholz und Frischholz für die Energiegewinnung am Markt vorhanden sind. Gerade die Altholzverordnung und die TA Siedlungsabfall bringen derzeit zusätzliche Mengen auf den Markt, die Preise für Altholz sinken wieder und werden sich auf einem marktgerechten Niveau einpendeln. Für das Kraftwerk Emlichheim benötigen wir ca. 170.000 t Altholz, das per Schiff und LKW zum Kraftwerk befördert wird.
ECOreporter.de: Für Ihre Offshorewindparks (u.a. Borkum West) wollen Sie einen eigenen Windkraftanlagentyp mit fünf Megawatt Leistung entwickeln. Dazu haben Sie der Pfleiderer AG die "Multibrid-Technik" abgekauft. Finanzieren wollen Sie die Neuentwicklung unter anderem aus Mitteln, die Sie durch eine Genussscheinemission einwerben. Was qualifiziert Sie als Windprojektierer dazu, eine Anlage dieses Kalibers zu konzipieren?
de Buhr: Wir haben die Multibrid 5 MW-Technologie übernommen, als der Prototyp schon fast vollständig entwickelt war. In der Entwicklung steckt die jahrzenhntelange Erfahrung von Aerodyn als Windenergieanlagen-Technik-Entwickler sowie die kumulierte Erfahrung der hochrangigen Komponentenhersteller. In die Weiterentwicklung fließt unsere Erfahrung aus dem Betrieb von mehreren hundert Megawatt Windenergie und als Kraftwerker. Dabei integrieren wir ebenfalls, wie bei unseren Biomasse-Projekten, ein hohes Maß an am Markt vorhandener Erfahrung.
Je größer die Windenergieanlagen werden, desto wichtiger ist es für uns als Ingenieure, tief in die Konstruktion zu gehen - nur so können wir die Zuverlässigkeit der Technik wirklich bewerten und beeinflussen und die realen Kosten des Betriebs von Offshore-Windparks einschätzen.
ECOreporter.de: Für die Entwicklung der Multibrid haben Sie ein spezielles Team von Windkraftspezialisten zusammengestellt. Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie Ihre Leute ausgewählt, wer sitzt bei Ihnen mit im Boot?
de Buhr: Für uns ist wesentlich, für jede Komponente erfahrene Ingenieure und Techniker im Team zu haben, d.h. aus den Bereichen Turmbau, Rotorblatt, Getriebe, Elektrik/Elektronik und Projektleitung für die Entwicklung neuer Windenergieanlagen. Die Zusammenstellung dieses Teams ist uns bereits jetzt gelungen.
ECOreporter.de: Eine Windkraftanlage mit fünf Megawatt Leistung, die überdies unter extremen Umweltbedingungen arbeiten muss, ist starken Belastungen ausgesetzt. Wo liegen aus ingenieurtechnischer Sicht die Knackpunkte und wie wollen Sie sie lösen?
de Buhr: Eine Windenergieanlage, die offshore eingesetzt werden soll, muss von Grund auf als Offshore-Anlage konstruiert sein. Dies trifft auf die Multibrid 5 MW-WEA zu. Dazu gehört: ein geringes Gondelgewicht, ein gekapselter Generator, ein Überdrucksystem zur internen Klimaregulierung und zuverlässige Komponenten.
Wir verzichten bei der M 5000 grundsätzlich auf schnell drehende Teile. Ein niedriges Gondelgewicht hält den Aufwand für das Fundament in Grenzen und minimiert die Errichtungskosten. Dieser Faktor ist für die Gesamtinvestition wesentlich. Der Schutz vor der aggressiven, salzhaltigen Atmosphäre wird durch den gekapselten Generator sowie unser patentiertes Überdrucksystem realisiert. Der Verzicht auf schnell drehende Teile wird den Verschleiß minimieren und ein hohes Maß an Zuverlässigkeit generieren. Unser Umrichter wird ebenfalls in der Bahntechnik eingesetzt und ist zudem in der Lage, die sich verschärfenden Netzanschlussbedingungen jederzeit zu erfüllen.
ECOreporter.de: Der erste Prototyp Ihrer Anlage soll in Bremerhaven errichtet werden. Sie werden nach eigenen Angaben aber vier weitere Testanlagen an Land aufstellen. Wie wollen Sie die finanzieren und wo werden Sie sie platzieren?
de Buhr: Wir werden die Landanlagen überwiegend im Raum Bremerhaven errichten; die zweite Anlage entsteht z.B. direkt neben der ersten Anlage. Somit haben wir immer kurze Wege zu den ersten Anlagen. Die Landanlagen werden zukünftig über eine Projektfinanzierung dargestellt.
ECOreporter.de: Wie teuer sind die Prototypen?
de Buhr: Die Kosten der Entwicklung von Windenergieanlagen dieser Größenordnung liegen inkl. der Herstellungskosten für den Prototypen, abhängig von dem Aufwand für technische Veränderungen, zwischen 15 und 20 Millionen Euro. Diese enormen Kosten werden dazu führen, dass das bisherige Tempo in der Entwicklung von immer größeren Anlagen stark zurück gehen wird - hier sehen wir eine enorme Chance, die Qualität der Anlagen auf der bestehenden Basis immer weiter zu entwickeln.
ECOreporter.de: Weshalb werden Sie mit Ihrem Unternehmen Prokon Nord, zusätzlich dazu aber auch persönlich für den Genussschein haften?
de Buhr: Unser Genussschein ist auf Sicherheit ausgelegt. Diese Sicherheit wird grundsätzlich durch die nunmehr 3jährige Betriebserfahrung unseres Windparks Dornstedt mit seinen 10 Enercon-Anlagen erbracht. Die Verwendung der Einnahmen aus dieser Emission erfolgt ebenfalls verantwortlich für unser Biomasseheizkraftwerk Emlichheim sowie die Weiterentwicklung der Multibrid M5000. Die Haftungsübernahme soll unsere Identifikation mit unseren Projekten nach aussen ausdrücken. Wir investieren nicht in einen offenen Erwartungswert, sondern in unser Können und unsere Erfahrung.
ECOreporter.de: Herr de Buhr, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Bild: Ingo de Buhr / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Herr de Buhr, ein Biomassekraftwerk haben Sie bereits gebaut. Biomasse ist jetzt schon eine hochentwickelte Technologie. Lässt sie sich noch verbessern?
de Buhr: Die Verbrennung von Biomasse ist eine große technologische Herausforderung, die ein hohes Maß an Erfahrung beim Kesselhersteller und beim Betreiber benötigt. Die Kunst besteht darin, die Verbrennungsparameter so zu gestalten, dass die Hochtemperaturchlorkorrosion in einem wirtschaftlich vertretbaren Maß gehalten wird.
ECOreporter.de: Wie läuft das Kraftwerk?
de Buhr: Unser Kraftwerk Papenburg hat seit Oktober 2003 eine Volllaststundenzahl von über 8300 Stunden erreicht. Dies ist ein rekordverdächtiger Wert; wir sind von daher sehr mit dem Betrieb zufrieden.
ECOreporter.de: Gibt es ein Geheimnis hinter Ihrer Arbeitsweise?
de Buhr: Wichtigstes Ziel beim Aufbau unserer Kraftwerksmannschaft war, am Markt befindliches Erfahrungspotential in die Projektarbeit mit einem jungen Team zu integrieren; dabei trägt jeder Mitarbeiter ein hohes Maß an Verantwortung. Viele große Unternehmen nutzen die Möglichkeiten der Vorruhestandsregelung und schaden sich selber durch das Abwandern von wertvoller Erfahrung. Wir haben die Chance genutzt und diese erfahrenen Ingenieure eingestellt.
ECOreporter.de: Der Brennstoffmarkt für Biomassekraftwerke ist inzwischen heiß umkämpft. Was ist Ihr Konzept für Emlichheim? Was für Brennstoffe sollen dort eingesetzt werden, wie hoch ist der Bedarf und wie gelangen die Brennstoffe zum Kraftwerk?
de Buhr: Alle aktuellen Studien weisen darauf hin, dass ausreichend Altholz und Frischholz für die Energiegewinnung am Markt vorhanden sind. Gerade die Altholzverordnung und die TA Siedlungsabfall bringen derzeit zusätzliche Mengen auf den Markt, die Preise für Altholz sinken wieder und werden sich auf einem marktgerechten Niveau einpendeln. Für das Kraftwerk Emlichheim benötigen wir ca. 170.000 t Altholz, das per Schiff und LKW zum Kraftwerk befördert wird.
ECOreporter.de: Für Ihre Offshorewindparks (u.a. Borkum West) wollen Sie einen eigenen Windkraftanlagentyp mit fünf Megawatt Leistung entwickeln. Dazu haben Sie der Pfleiderer AG die "Multibrid-Technik" abgekauft. Finanzieren wollen Sie die Neuentwicklung unter anderem aus Mitteln, die Sie durch eine Genussscheinemission einwerben. Was qualifiziert Sie als Windprojektierer dazu, eine Anlage dieses Kalibers zu konzipieren?
de Buhr: Wir haben die Multibrid 5 MW-Technologie übernommen, als der Prototyp schon fast vollständig entwickelt war. In der Entwicklung steckt die jahrzenhntelange Erfahrung von Aerodyn als Windenergieanlagen-Technik-Entwickler sowie die kumulierte Erfahrung der hochrangigen Komponentenhersteller. In die Weiterentwicklung fließt unsere Erfahrung aus dem Betrieb von mehreren hundert Megawatt Windenergie und als Kraftwerker. Dabei integrieren wir ebenfalls, wie bei unseren Biomasse-Projekten, ein hohes Maß an am Markt vorhandener Erfahrung.
Je größer die Windenergieanlagen werden, desto wichtiger ist es für uns als Ingenieure, tief in die Konstruktion zu gehen - nur so können wir die Zuverlässigkeit der Technik wirklich bewerten und beeinflussen und die realen Kosten des Betriebs von Offshore-Windparks einschätzen.
ECOreporter.de: Für die Entwicklung der Multibrid haben Sie ein spezielles Team von Windkraftspezialisten zusammengestellt. Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie Ihre Leute ausgewählt, wer sitzt bei Ihnen mit im Boot?
de Buhr: Für uns ist wesentlich, für jede Komponente erfahrene Ingenieure und Techniker im Team zu haben, d.h. aus den Bereichen Turmbau, Rotorblatt, Getriebe, Elektrik/Elektronik und Projektleitung für die Entwicklung neuer Windenergieanlagen. Die Zusammenstellung dieses Teams ist uns bereits jetzt gelungen.
ECOreporter.de: Eine Windkraftanlage mit fünf Megawatt Leistung, die überdies unter extremen Umweltbedingungen arbeiten muss, ist starken Belastungen ausgesetzt. Wo liegen aus ingenieurtechnischer Sicht die Knackpunkte und wie wollen Sie sie lösen?
de Buhr: Eine Windenergieanlage, die offshore eingesetzt werden soll, muss von Grund auf als Offshore-Anlage konstruiert sein. Dies trifft auf die Multibrid 5 MW-WEA zu. Dazu gehört: ein geringes Gondelgewicht, ein gekapselter Generator, ein Überdrucksystem zur internen Klimaregulierung und zuverlässige Komponenten.
Wir verzichten bei der M 5000 grundsätzlich auf schnell drehende Teile. Ein niedriges Gondelgewicht hält den Aufwand für das Fundament in Grenzen und minimiert die Errichtungskosten. Dieser Faktor ist für die Gesamtinvestition wesentlich. Der Schutz vor der aggressiven, salzhaltigen Atmosphäre wird durch den gekapselten Generator sowie unser patentiertes Überdrucksystem realisiert. Der Verzicht auf schnell drehende Teile wird den Verschleiß minimieren und ein hohes Maß an Zuverlässigkeit generieren. Unser Umrichter wird ebenfalls in der Bahntechnik eingesetzt und ist zudem in der Lage, die sich verschärfenden Netzanschlussbedingungen jederzeit zu erfüllen.
ECOreporter.de: Der erste Prototyp Ihrer Anlage soll in Bremerhaven errichtet werden. Sie werden nach eigenen Angaben aber vier weitere Testanlagen an Land aufstellen. Wie wollen Sie die finanzieren und wo werden Sie sie platzieren?
de Buhr: Wir werden die Landanlagen überwiegend im Raum Bremerhaven errichten; die zweite Anlage entsteht z.B. direkt neben der ersten Anlage. Somit haben wir immer kurze Wege zu den ersten Anlagen. Die Landanlagen werden zukünftig über eine Projektfinanzierung dargestellt.
ECOreporter.de: Wie teuer sind die Prototypen?
de Buhr: Die Kosten der Entwicklung von Windenergieanlagen dieser Größenordnung liegen inkl. der Herstellungskosten für den Prototypen, abhängig von dem Aufwand für technische Veränderungen, zwischen 15 und 20 Millionen Euro. Diese enormen Kosten werden dazu führen, dass das bisherige Tempo in der Entwicklung von immer größeren Anlagen stark zurück gehen wird - hier sehen wir eine enorme Chance, die Qualität der Anlagen auf der bestehenden Basis immer weiter zu entwickeln.
ECOreporter.de: Weshalb werden Sie mit Ihrem Unternehmen Prokon Nord, zusätzlich dazu aber auch persönlich für den Genussschein haften?
de Buhr: Unser Genussschein ist auf Sicherheit ausgelegt. Diese Sicherheit wird grundsätzlich durch die nunmehr 3jährige Betriebserfahrung unseres Windparks Dornstedt mit seinen 10 Enercon-Anlagen erbracht. Die Verwendung der Einnahmen aus dieser Emission erfolgt ebenfalls verantwortlich für unser Biomasseheizkraftwerk Emlichheim sowie die Weiterentwicklung der Multibrid M5000. Die Haftungsübernahme soll unsere Identifikation mit unseren Projekten nach aussen ausdrücken. Wir investieren nicht in einen offenen Erwartungswert, sondern in unser Können und unsere Erfahrung.
ECOreporter.de: Herr de Buhr, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Bild: Ingo de Buhr / Quelle: Unternehmen