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ECOanlagecheck, Solarenergie-Investments
Unabhängige Analyse: Nachrangdarlehen „Ranft Green Energy V – 2016“ der Ranft Green Energy GmbH
Die Ranft-Gruppe aus Baden-Württemberg initiiert mit dem Ranft Green Energy V eine Anlagemöglichkeit, die auf Nachrangdarlehen beruht. Darlehensnehmerin und Emittentin ist die Ranft Green Energy GmbH. Das Darlehenskapital soll in Erneuerbare-Energien-Projekte fließen. Geplanter Investitionsschwerpunkt sind Wasserkraftprojekte in Italien. Ab 3.000 Euro können Anleger investieren. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.
Das Nachrangdarlehen gibt es in drei Kombinationen von Laufzeit und Zinssatz:
Variante A: Mindestlaufzeit 2 Jahre, Zinssatz von 4,2 Prozent pro Jahr
Variante B: Mindestlaufzeit 4 Jahre, Zinssatz von 5,5 Prozent pro Jahr
Variante C: Mindestlaufzeit 6 Jahre, Zinssatz von 6,75 Prozent pro Jahr
Sowohl die Anleger als auch die Emittentin können die Nachrangdarlehen – erstmals zum Ablauf der jeweiligen Mindestlaufzeit – mit einer Frist von sechs Monaten kündigen.
Beim vorliegenden Angebot handelt es sich um Nachrangdarlehen. Der Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung ihres Kapitals ist solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung bzw. Rückzahlung zur Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit der Darlehensnehmerin führen würde. Das geplante Darlehensvolumen beträgt für alle drei Varianten zusammen 5,0 Millionen Euro. Der Prospekt enthält keine Planzahlen hinsichtlich der Verteilung des eingeworbenen Kapitals auf die drei Varianten.
Die Provisionen – insbesondere Vermittlungsprovisionen – betragen laut Prospekt 6,75 Prozent des platzierten Darlehenskapitals (337.500 Euro bei Vollplatzierung). Für die Konzeption der Vermögensanlagen, die Prospekterstellung, das Verfahren zur Billigung des Prospektes bei der BaFin, den Druck und das weitere Marketing zur Anleger und Vertriebsgewinnung fallen laut Prospekt zudem fixe Kosten in Höhe von etwa 313.500 Euro an. Insgesamt betragen die Emissionskosten bei vollständiger Platzierung somit laut Prospekt voraussichtlich 651.000 Euro. Das ergibt eine Nebenkostenquote von rund 13,0 Prozent des geplanten Darlehensvolumens. Sie liegt deutlich über der durchschnittlichen Nebenkostenquote der von ECOreporter.de in den letzten zwei Jahren analysierten Nachrangdarlehensangeboten.
Unternehmensprofil Ranft
Anbieterin, Emittentin und Darlehensnehmerin ist die Ranft Green Energy GmbH aus Bad Mergentheim in Baden-Württemberg. Sie wurde erst im Dezember 2015 mit einem Stammkapital von 25.000 Euro gegründet. Daher ist die Aussage in der Werbebroschüre, dass die Emittentin „ihren wertvollen Erfahrungsschatz aus langjähriger erfolgreicher Geschäftstätigkeit“ einbringe, nicht nachvollziehbar. Alleinige Gesellschafterin der Emittentin ist die Ranft Projektpartner GmbH, die als Hauptunternehmen der Ranft-Gruppe an mehreren weiteren – deutschen und italienischen – Gesellschaften beteiligt ist.
Geschäftsführende Gesellschafter der Ranft Projektpartner GmbH sind seit deren Gründung 1996 Andrea Ranft (55 Jahre) und Michael Ranft (49 Jahre). Er ist – teilweise mittelbar – auch Geschäftsführer der Emittentin und aller weiteren Unternehmen der Ranft-Gruppe, die in der Konzernstruktur im Prospekt dargestellt sind. Andrea Ranft fungiert als Prokuristin in mehreren Gesellschaften der Ranft-Gruppe.
Verschiedene Unternehmen der Ranft-Gruppe haben seit 2008 insgesamt elf Kapitalmarktprodukte – insbesondere Nachrangdarlehen – mit dem Investitionsziel erneuerbare Energien auf den Markt gebracht. Die Zinszahlungen und die teilweise bereits fälligen Rückzahlungen an die Anleger erfolgten laut Leistungsbilanz bei allen elf Angeboten bislang vollständig und vertragsgemäß. Insgesamt hat die Ranft-Gruppe nach eigenen Angaben seit 2008 ca. 28,4 Millionen Euro an Anlegergeldern eingeworben, wovon bislang ca. 7,0 Millionen Euro an die Anleger wieder zurückgezahlt worden seien.
Anfänglich hat die Ranft-Unternehmensgruppe vornehmlich Wohnimmobilien (z. B. Einfamilienhäuser) und seit 2001 Seniorenimmobilien entwickelt und errichtet. 2008 kam das Geschäftsfeld Photovoltaik dazu. Laut Werbebroschüre hat die Ranft Unternehmensgruppe in Deutschland insgesamt 13 Solar-Dachflächenanlagen mit einer Nennleistung von zusammen rund 3,1 Megawattpeak (MWp) und fünf Freiflächenanlagen mit einer Nennleistung von zusammen rund 19,5 MWp errichtet (Stand: April 2016). Zudem hat sie in Italien fünf Freiflächenanlagen mit einer Nennleistung von zusammen rund 4,9 MWp realisiert. Seit 2012 ist die Ranft Gruppe im Bereich Wasserkraft in Norditalien tätig. Hier hat sie laut Werbebroschüre bislang acht Kleinwasserkraftwerke mit jeweils weniger als 1 MW Leistung realisiert (Stand: April 2016).
Die Emittentin und Darlehensnehmerin Ranft Green Energy GmbH soll laut Prospekt Finanzierungen an Unternehmen der Ranft-Gruppe vergeben, die im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sind. Laut Prospekt hat die Emittentin noch nicht entschieden, ob Projekt-Finanzierungen über Nachrangdarlehen oder über eine gesellschaftsrechtliche Beteiligung (Stille Beteiligung/GmbH-Anteile/Aktien/Kommanditanteile) an den Projektgesellschaften erfolgen sollen. Die im Prospekt aufgeführten Projektgesellschaften für Wasserkraftanlagen in Italien sind nach italienischem Recht gegründet.
Investitionen
Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung (April 2016) stehen noch keine Investitionen der Emittentin fest. Laut der im Prospekt dargestellten Investitionsgrundsätze darf die Emittentin nur in Projekte der Ranft Unternehmensgruppe innerhalb Europas investieren. Dabei sollen Länder bevorzugt werden, in denen eine dem deutschen Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) vergleichbare gesetzlich festgelegte Einspeisevergütung bestehe. Insgesamt sind die Investitionsgrundsätze nicht umfassend und teilweise wenig aussagekräftig. Beispielsweise gibt es kein Investitionskriterium, das eine bestimmte – gemäß der jeweiligen Projektkalkulation zu erwartende – Mindestrentabilität von Projekten verlangt. Zudem sagt beispielsweise der Investitionsgrundsatz: „Projekte zur Gewinnung von Strom aus Wasserkraft werden an Standorten realisiert, die eine hohe Niederschlagsmenge erwarten lassen und ausreichendes Höhengefälle aufweisen.“ für sich alleine nur wenig über die zu erwartende Wirtschaftlichkeit eines Projektes aus, da diese unter anderem auch von dem Einkaufspreis des Projektes, der Höhe der Einspeisevergütung und den laufenden Kosten abhängig ist.
Generell haben Anleger als Darlehensgeber keine Gesellschafterrechte, beispielsweise auch kein Mitbestimmungsrecht bei der Auswahl der Projekte. Es ist grundsätzlich nicht ausgeschlossen, dass die Gesellschafter eine Neuausrichtung der Geschäftstätigkeit der Emittentin beschließen. Eine Mittelverwendungskontrolle gibt es nicht. Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung ist vorgesehen, dass die Ranft-Gruppe – finanziert durch das einzuwerbende Nachrangdarlehenskapital – insbesondere weitere Wasserkraftprojekte in Italien realisiert. Laut Prospekt befinden sich mehrere italienische Wasserkraftprojekte von Ranft derzeit in der Realisierungsphase.
Der zweite – mittelbar über die Emittentin zu finanzierende – Investitionsschwerpunkt soll die Übernahme der kaufmännischen und technischen Betriebsführung von bestehenden Solaranlagen sein, deren Stromerträge deutlich unter Plan liegen. Nach Einschätzung von Ranft treffe das mittlerweile für viele Solaranlagen in Deutschland und Italien zu. Mögliche Gründe dafür seien beispielsweise neben Planungsfehlern, mangelhaften Komponenten oder Ausführungsfehlern eine nicht effizienten Anlagenüberwachung. Ranft hat nach eigenen Angaben im Laufe der Jahre das Know-how erworben, um den Stromertrag dieser Anlagen steigern zu können. Ranft plant diese Anlagen entweder zu günstigen Konditionen zu erwerben oder mit den Anlageneigentümern einen Vertrag über die Übernahme der technischen und kaufmännischen Betriebsführung zu schließen, der eine Mehrertragsbeteiligung für Ranft vorsieht.
Ökologische Wirkung
Die Projekte der Darlehensnehmerin Ranft Green Energy GmbH stehen noch nicht fest, so dass die ökologische Wirkung noch nicht fundiert zu beurteilen ist. Grundsätzlich ist es ökologisch sinnvoll, durch Optimierungsmaßnahmen den Stromertrag von bestehenden Solaranlagen zu erhöhen. Bei Wasserkraftwerken ist eine detaillierte Einzelfallbetrachtung erforderlich, um die Auswirkungen auf den Gewässer- und Naturschutz beurteilen zu können. In Italien wird die Wasserkraft überwiegend im Norden des Landes in den Gebirgsregionen genutzt. Mit einem Anteil von 18,1 Prozent an den Netto-Stromerzeugungskapazitäten ist Wasserkraft in Italien die wichtigste erneuerbare Energiequelle vor der Photovoltaik (15,4 Prozent) und der Windenergie (7,1 Prozent; Stand jeweils: 2014, Quelle: GTAI; Terna, Energy & Strategy Group).
Risiko
Laut Prospekt ist nicht vorgesehen, dass die Darlehensnehmerin neben dem Nachrangdarlehenskapital weiteres (vorrangiges) Fremdkapital aufnimmt. Es ist aber vertraglich nicht ausgeschlossen. Auf Ebene der Betreiber-Projektgesellschaften kann es dagegen eventuell weiteres Fremdkapital beispielsweise in Form von Bankfinanzierungen geben. Bankenkapital ist vorrangig zu bedienen.
Die Projektlaufzeiten sind in der Regel länger als die Mindestlaufzeiten der Nachrangdarlehen. Falls viele Anleger bereits zum Ende der Mindestlaufzeit kündigen sollten, benötigt die Darlehensnehmerin bzw. die von der Darlehensnehmerin finanzierten Projektgesellschaften voraussichtlich eine andere Finanzierung. Es ist möglich, dass beispielsweise aufgrund einer angespannten Marktsituation eine Ersatzfinanzierung oder ein Verkauf von Projekten nicht oder nur zu ungünstigen Konditionen zu realisieren ist. In diesem Fall kann die Rückzahlung der gekündigten Darlehen an die Anleger zum jeweiligen Laufzeitende ganz oder teilweise unmöglich sein.
Michael Ranft ist Geschäftsführer der Darlehensnehmerin, ihrer Muttergesellschaft und mehrerer Projektgesellschaften der Ranft-Gruppe. Da die Projektgesellschaften zur Ranft Gruppe gehören und Ranft selbst mittelbar nur mit den 25.000 Euro bei der Darlehensnehmerin investiert ist, besteht das Risiko von Interessenkonflikten, die zu Ungunsten der Darlehensnehmerin gelöst werden könnten.
Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung stehen die Investitionen der Darlehensnehmerin noch nicht fest (Blind-Pool). Anleger haben somit nicht die Möglichkeit, vor ihrer Anlageentscheidung Projekte auf ihre Rentabilität und Risiken hin detailliert zu prüfen. Im Bereich Wasserkraft Italien darf die Darlehensnehmerin mittelbar in Projekte investieren, bei denen noch Projektentwicklungs- und Genehmigungsrisiken bestehen. Nach Einschätzung von Germany Trade & Invest (GTAI, September 2015) ist das wichtigste Hindernis für den weiteren Ausbau der Wasserkraft in Italien die Bürokratie. Genehmigungsverfahren könnten bis zu sieben Jahre dauern. Neben Genehmigungsrisiken können laut Prospekt auch Fertigstellungsrisiken bestehen. Bei einer verzögerten Inbetriebnahme besteht beispielsweise das Risiko, dass Wasserkraftprojekte infolge einer möglichen zwischenzeitlichen Reduzierung der Einspeisevergütung nicht mehr rentabel sind. Ein wirtschaftlicher Betrieb von Wasserkraftwerken in Italien ist derzeit in der Regel von gesetzlichen Einspeisevergütungen abhängig. Es ist auch nicht auszuschließen, dass rückwirkende Kürzungen der Einspeisevergütungen oder Steuererhöhungen einen rentablen Betrieb der Anlagen erschweren oder unmöglich machen. Zudem kann es bei Wasserkraftwerken abhängig von den Regenmengen zu hohen Ertragsschwankungen kommen.
Stärken
Erfahrene Initiatorin
Streuung der Investitionen planmäßig über zwei Technologien (Wasserkraft, Solar)
Positive Leistungsbilanz Kapitalmarktprodukte
Schwächen
Projektentwicklungs- und Genehmigungsrisiken möglich
Fertigstellungsrisiken möglich
Hohe Nebenkostenquote
Teilweise wenig aussagekräftige Investitionskriterien
Potential für Interessenkonflikte
Fazit:
Finanziell
Anleger geben der Ranft Green Energy GmbH ein Nachrangdarlehen. Diese reicht das Anlegerkapital voraussichtlich insbesondere an Projektgesellschaften weiter, die Wasserkraftwerke in Italien projektieren und realisieren. Die Darlehensnehmerin kann auch in Wasserkraftprojekte investieren, die noch nicht genehmigt sind (Projektentwicklungen) oder noch nicht fertiggestellt sind. In diesen Fällen kann eine erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit bestehen. Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung stehen die Investitionen noch nicht fest. Daher kann nicht konkret und abschließend beurteilt werden, ob der den Anlegern angebotene Zinssatz von 4,2 bis 6,75 Prozent in einem angemessenen Verhältnis zu den mit dem Nachrangdarlehen verbundenen Risiken steht.
Nachhaltigkeit
Die Investitionen stehen noch nicht fest, so dass die Nachhaltigkeitswirkung noch nicht konkret beurteilt werden kann. Die grundsätzliche, beabsichtigte Investitionsausrichtung der Darlehensnehmerin ist unter Nachhaltigkeitsaspekten sinnvoll.
ECOreporter.de-Empfehlung
Die Schwächen des Angebotes überwiegen die Stärken.
Basisdaten
Darlehensnehmerin, Anbieterin und Prospektverantwortliche: Ranft Green Energy GmbH, Bad Mergentheim
Anlageform: Nachrangdarlehen
Darlehensvolumen: 5,0 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 3.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Mindestlaufzeit: 2 Jahre (Variante A), 4 Jahre (Variante B) oder 6 Jahre (Variante C), Kündigungsfrist 6 Monate
Zinssatz: 4,2 Prozent pro Jahr (Variante A), 5,5 Prozent pro Jahr (Variante B), 6,75 Prozent pro Jahr (Variante C)
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
BaFin-Billigung: Ja
Handelbarkeit: Keine Zulassung an einer Börse
Das Nachrangdarlehen gibt es in drei Kombinationen von Laufzeit und Zinssatz:
Variante A: Mindestlaufzeit 2 Jahre, Zinssatz von 4,2 Prozent pro Jahr
Variante B: Mindestlaufzeit 4 Jahre, Zinssatz von 5,5 Prozent pro Jahr
Variante C: Mindestlaufzeit 6 Jahre, Zinssatz von 6,75 Prozent pro Jahr
Sowohl die Anleger als auch die Emittentin können die Nachrangdarlehen – erstmals zum Ablauf der jeweiligen Mindestlaufzeit – mit einer Frist von sechs Monaten kündigen.
Beim vorliegenden Angebot handelt es sich um Nachrangdarlehen. Der Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung ihres Kapitals ist solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung bzw. Rückzahlung zur Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit der Darlehensnehmerin führen würde. Das geplante Darlehensvolumen beträgt für alle drei Varianten zusammen 5,0 Millionen Euro. Der Prospekt enthält keine Planzahlen hinsichtlich der Verteilung des eingeworbenen Kapitals auf die drei Varianten.
Die Provisionen – insbesondere Vermittlungsprovisionen – betragen laut Prospekt 6,75 Prozent des platzierten Darlehenskapitals (337.500 Euro bei Vollplatzierung). Für die Konzeption der Vermögensanlagen, die Prospekterstellung, das Verfahren zur Billigung des Prospektes bei der BaFin, den Druck und das weitere Marketing zur Anleger und Vertriebsgewinnung fallen laut Prospekt zudem fixe Kosten in Höhe von etwa 313.500 Euro an. Insgesamt betragen die Emissionskosten bei vollständiger Platzierung somit laut Prospekt voraussichtlich 651.000 Euro. Das ergibt eine Nebenkostenquote von rund 13,0 Prozent des geplanten Darlehensvolumens. Sie liegt deutlich über der durchschnittlichen Nebenkostenquote der von ECOreporter.de in den letzten zwei Jahren analysierten Nachrangdarlehensangeboten.
Unternehmensprofil Ranft
Anbieterin, Emittentin und Darlehensnehmerin ist die Ranft Green Energy GmbH aus Bad Mergentheim in Baden-Württemberg. Sie wurde erst im Dezember 2015 mit einem Stammkapital von 25.000 Euro gegründet. Daher ist die Aussage in der Werbebroschüre, dass die Emittentin „ihren wertvollen Erfahrungsschatz aus langjähriger erfolgreicher Geschäftstätigkeit“ einbringe, nicht nachvollziehbar. Alleinige Gesellschafterin der Emittentin ist die Ranft Projektpartner GmbH, die als Hauptunternehmen der Ranft-Gruppe an mehreren weiteren – deutschen und italienischen – Gesellschaften beteiligt ist.
Geschäftsführende Gesellschafter der Ranft Projektpartner GmbH sind seit deren Gründung 1996 Andrea Ranft (55 Jahre) und Michael Ranft (49 Jahre). Er ist – teilweise mittelbar – auch Geschäftsführer der Emittentin und aller weiteren Unternehmen der Ranft-Gruppe, die in der Konzernstruktur im Prospekt dargestellt sind. Andrea Ranft fungiert als Prokuristin in mehreren Gesellschaften der Ranft-Gruppe.
Verschiedene Unternehmen der Ranft-Gruppe haben seit 2008 insgesamt elf Kapitalmarktprodukte – insbesondere Nachrangdarlehen – mit dem Investitionsziel erneuerbare Energien auf den Markt gebracht. Die Zinszahlungen und die teilweise bereits fälligen Rückzahlungen an die Anleger erfolgten laut Leistungsbilanz bei allen elf Angeboten bislang vollständig und vertragsgemäß. Insgesamt hat die Ranft-Gruppe nach eigenen Angaben seit 2008 ca. 28,4 Millionen Euro an Anlegergeldern eingeworben, wovon bislang ca. 7,0 Millionen Euro an die Anleger wieder zurückgezahlt worden seien.
Anfänglich hat die Ranft-Unternehmensgruppe vornehmlich Wohnimmobilien (z. B. Einfamilienhäuser) und seit 2001 Seniorenimmobilien entwickelt und errichtet. 2008 kam das Geschäftsfeld Photovoltaik dazu. Laut Werbebroschüre hat die Ranft Unternehmensgruppe in Deutschland insgesamt 13 Solar-Dachflächenanlagen mit einer Nennleistung von zusammen rund 3,1 Megawattpeak (MWp) und fünf Freiflächenanlagen mit einer Nennleistung von zusammen rund 19,5 MWp errichtet (Stand: April 2016). Zudem hat sie in Italien fünf Freiflächenanlagen mit einer Nennleistung von zusammen rund 4,9 MWp realisiert. Seit 2012 ist die Ranft Gruppe im Bereich Wasserkraft in Norditalien tätig. Hier hat sie laut Werbebroschüre bislang acht Kleinwasserkraftwerke mit jeweils weniger als 1 MW Leistung realisiert (Stand: April 2016).
Die Emittentin und Darlehensnehmerin Ranft Green Energy GmbH soll laut Prospekt Finanzierungen an Unternehmen der Ranft-Gruppe vergeben, die im Bereich der erneuerbaren Energien tätig sind. Laut Prospekt hat die Emittentin noch nicht entschieden, ob Projekt-Finanzierungen über Nachrangdarlehen oder über eine gesellschaftsrechtliche Beteiligung (Stille Beteiligung/GmbH-Anteile/Aktien/Kommanditanteile) an den Projektgesellschaften erfolgen sollen. Die im Prospekt aufgeführten Projektgesellschaften für Wasserkraftanlagen in Italien sind nach italienischem Recht gegründet.
Investitionen
Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung (April 2016) stehen noch keine Investitionen der Emittentin fest. Laut der im Prospekt dargestellten Investitionsgrundsätze darf die Emittentin nur in Projekte der Ranft Unternehmensgruppe innerhalb Europas investieren. Dabei sollen Länder bevorzugt werden, in denen eine dem deutschen Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) vergleichbare gesetzlich festgelegte Einspeisevergütung bestehe. Insgesamt sind die Investitionsgrundsätze nicht umfassend und teilweise wenig aussagekräftig. Beispielsweise gibt es kein Investitionskriterium, das eine bestimmte – gemäß der jeweiligen Projektkalkulation zu erwartende – Mindestrentabilität von Projekten verlangt. Zudem sagt beispielsweise der Investitionsgrundsatz: „Projekte zur Gewinnung von Strom aus Wasserkraft werden an Standorten realisiert, die eine hohe Niederschlagsmenge erwarten lassen und ausreichendes Höhengefälle aufweisen.“ für sich alleine nur wenig über die zu erwartende Wirtschaftlichkeit eines Projektes aus, da diese unter anderem auch von dem Einkaufspreis des Projektes, der Höhe der Einspeisevergütung und den laufenden Kosten abhängig ist.
Generell haben Anleger als Darlehensgeber keine Gesellschafterrechte, beispielsweise auch kein Mitbestimmungsrecht bei der Auswahl der Projekte. Es ist grundsätzlich nicht ausgeschlossen, dass die Gesellschafter eine Neuausrichtung der Geschäftstätigkeit der Emittentin beschließen. Eine Mittelverwendungskontrolle gibt es nicht. Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung ist vorgesehen, dass die Ranft-Gruppe – finanziert durch das einzuwerbende Nachrangdarlehenskapital – insbesondere weitere Wasserkraftprojekte in Italien realisiert. Laut Prospekt befinden sich mehrere italienische Wasserkraftprojekte von Ranft derzeit in der Realisierungsphase.
Der zweite – mittelbar über die Emittentin zu finanzierende – Investitionsschwerpunkt soll die Übernahme der kaufmännischen und technischen Betriebsführung von bestehenden Solaranlagen sein, deren Stromerträge deutlich unter Plan liegen. Nach Einschätzung von Ranft treffe das mittlerweile für viele Solaranlagen in Deutschland und Italien zu. Mögliche Gründe dafür seien beispielsweise neben Planungsfehlern, mangelhaften Komponenten oder Ausführungsfehlern eine nicht effizienten Anlagenüberwachung. Ranft hat nach eigenen Angaben im Laufe der Jahre das Know-how erworben, um den Stromertrag dieser Anlagen steigern zu können. Ranft plant diese Anlagen entweder zu günstigen Konditionen zu erwerben oder mit den Anlageneigentümern einen Vertrag über die Übernahme der technischen und kaufmännischen Betriebsführung zu schließen, der eine Mehrertragsbeteiligung für Ranft vorsieht.
Ökologische Wirkung
Die Projekte der Darlehensnehmerin Ranft Green Energy GmbH stehen noch nicht fest, so dass die ökologische Wirkung noch nicht fundiert zu beurteilen ist. Grundsätzlich ist es ökologisch sinnvoll, durch Optimierungsmaßnahmen den Stromertrag von bestehenden Solaranlagen zu erhöhen. Bei Wasserkraftwerken ist eine detaillierte Einzelfallbetrachtung erforderlich, um die Auswirkungen auf den Gewässer- und Naturschutz beurteilen zu können. In Italien wird die Wasserkraft überwiegend im Norden des Landes in den Gebirgsregionen genutzt. Mit einem Anteil von 18,1 Prozent an den Netto-Stromerzeugungskapazitäten ist Wasserkraft in Italien die wichtigste erneuerbare Energiequelle vor der Photovoltaik (15,4 Prozent) und der Windenergie (7,1 Prozent; Stand jeweils: 2014, Quelle: GTAI; Terna, Energy & Strategy Group).
Risiko
Laut Prospekt ist nicht vorgesehen, dass die Darlehensnehmerin neben dem Nachrangdarlehenskapital weiteres (vorrangiges) Fremdkapital aufnimmt. Es ist aber vertraglich nicht ausgeschlossen. Auf Ebene der Betreiber-Projektgesellschaften kann es dagegen eventuell weiteres Fremdkapital beispielsweise in Form von Bankfinanzierungen geben. Bankenkapital ist vorrangig zu bedienen.
Die Projektlaufzeiten sind in der Regel länger als die Mindestlaufzeiten der Nachrangdarlehen. Falls viele Anleger bereits zum Ende der Mindestlaufzeit kündigen sollten, benötigt die Darlehensnehmerin bzw. die von der Darlehensnehmerin finanzierten Projektgesellschaften voraussichtlich eine andere Finanzierung. Es ist möglich, dass beispielsweise aufgrund einer angespannten Marktsituation eine Ersatzfinanzierung oder ein Verkauf von Projekten nicht oder nur zu ungünstigen Konditionen zu realisieren ist. In diesem Fall kann die Rückzahlung der gekündigten Darlehen an die Anleger zum jeweiligen Laufzeitende ganz oder teilweise unmöglich sein.
Michael Ranft ist Geschäftsführer der Darlehensnehmerin, ihrer Muttergesellschaft und mehrerer Projektgesellschaften der Ranft-Gruppe. Da die Projektgesellschaften zur Ranft Gruppe gehören und Ranft selbst mittelbar nur mit den 25.000 Euro bei der Darlehensnehmerin investiert ist, besteht das Risiko von Interessenkonflikten, die zu Ungunsten der Darlehensnehmerin gelöst werden könnten.
Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung stehen die Investitionen der Darlehensnehmerin noch nicht fest (Blind-Pool). Anleger haben somit nicht die Möglichkeit, vor ihrer Anlageentscheidung Projekte auf ihre Rentabilität und Risiken hin detailliert zu prüfen. Im Bereich Wasserkraft Italien darf die Darlehensnehmerin mittelbar in Projekte investieren, bei denen noch Projektentwicklungs- und Genehmigungsrisiken bestehen. Nach Einschätzung von Germany Trade & Invest (GTAI, September 2015) ist das wichtigste Hindernis für den weiteren Ausbau der Wasserkraft in Italien die Bürokratie. Genehmigungsverfahren könnten bis zu sieben Jahre dauern. Neben Genehmigungsrisiken können laut Prospekt auch Fertigstellungsrisiken bestehen. Bei einer verzögerten Inbetriebnahme besteht beispielsweise das Risiko, dass Wasserkraftprojekte infolge einer möglichen zwischenzeitlichen Reduzierung der Einspeisevergütung nicht mehr rentabel sind. Ein wirtschaftlicher Betrieb von Wasserkraftwerken in Italien ist derzeit in der Regel von gesetzlichen Einspeisevergütungen abhängig. Es ist auch nicht auszuschließen, dass rückwirkende Kürzungen der Einspeisevergütungen oder Steuererhöhungen einen rentablen Betrieb der Anlagen erschweren oder unmöglich machen. Zudem kann es bei Wasserkraftwerken abhängig von den Regenmengen zu hohen Ertragsschwankungen kommen.
Stärken
Erfahrene Initiatorin
Streuung der Investitionen planmäßig über zwei Technologien (Wasserkraft, Solar)
Positive Leistungsbilanz Kapitalmarktprodukte
Schwächen
Projektentwicklungs- und Genehmigungsrisiken möglich
Fertigstellungsrisiken möglich
Hohe Nebenkostenquote
Teilweise wenig aussagekräftige Investitionskriterien
Potential für Interessenkonflikte
Fazit:
Finanziell
Anleger geben der Ranft Green Energy GmbH ein Nachrangdarlehen. Diese reicht das Anlegerkapital voraussichtlich insbesondere an Projektgesellschaften weiter, die Wasserkraftwerke in Italien projektieren und realisieren. Die Darlehensnehmerin kann auch in Wasserkraftprojekte investieren, die noch nicht genehmigt sind (Projektentwicklungen) oder noch nicht fertiggestellt sind. In diesen Fällen kann eine erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit bestehen. Zum Zeitpunkt der Prospekterstellung stehen die Investitionen noch nicht fest. Daher kann nicht konkret und abschließend beurteilt werden, ob der den Anlegern angebotene Zinssatz von 4,2 bis 6,75 Prozent in einem angemessenen Verhältnis zu den mit dem Nachrangdarlehen verbundenen Risiken steht.
Nachhaltigkeit
Die Investitionen stehen noch nicht fest, so dass die Nachhaltigkeitswirkung noch nicht konkret beurteilt werden kann. Die grundsätzliche, beabsichtigte Investitionsausrichtung der Darlehensnehmerin ist unter Nachhaltigkeitsaspekten sinnvoll.
ECOreporter.de-Empfehlung
Die Schwächen des Angebotes überwiegen die Stärken.
Basisdaten
Darlehensnehmerin, Anbieterin und Prospektverantwortliche: Ranft Green Energy GmbH, Bad Mergentheim
Anlageform: Nachrangdarlehen
Darlehensvolumen: 5,0 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 3.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Mindestlaufzeit: 2 Jahre (Variante A), 4 Jahre (Variante B) oder 6 Jahre (Variante C), Kündigungsfrist 6 Monate
Zinssatz: 4,2 Prozent pro Jahr (Variante A), 5,5 Prozent pro Jahr (Variante B), 6,75 Prozent pro Jahr (Variante C)
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
BaFin-Billigung: Ja
Handelbarkeit: Keine Zulassung an einer Börse