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Unabhängige Analyse: Die Anleihe der StudierendenGesellschaft Witten/Herdecke e.V. im ECOanlagecheck

Die StudierendenGesellschaft Witten/Herdecke e.V. hat eine Anleihe herausgebracht. Sie läuft zehn Jahre und wird mit 3,6 Prozent pro Jahr verzinst. Das Anleihenkapital soll die von Studenten der privaten Universität Witten/Herdecke zu entrichtenden Studienbeiträge vorfinanzieren. Ab 1.000 Euro können Anleger die Anleihe zeichnen und an der Börse Düsseldorf handeln. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.


Die Anleihe heißt offiziell „3,6 % Schuldverschreibungen 2014/2024“. Das Gesamtvolumen der Anleihe (Emissionsvolumen) beträgt 7,5 Millionen Euro. Die Laufzeit der Anleihe beginnt am 2. Dezember 2014 und endet am 2. Dezember 2024. Die Emittentin kann die Anleihe vorzeitig erstmals zum 2. Dezember 2021 mit einer Kündigungsfrist von 60 Tagen kündigen. Bei einer vorzeitigen Rückzahlung beträgt der Rückzahlungsbetrag nicht 100 Prozent, sondern – abhängig vom Rückzahlungszeitpunkt 101 bis 102 Prozent des Nennwertes.

Die Nebenkosten der Anleihe betragen laut Prospekt ca. 400.000 Euro bzw. 5,5 Prozent des Emissionserlöses bei Vollplatzierung. Nähere Angaben zur Art der Nebenkosten sind im Prospekt nicht enthalten. Der Nettoemissionserlös von voraussichtlich ca. 7,1 Millionen Euro soll hauptsächlich (6,9 Millionen Euro) zur Vorfinanzierung der Studienbeiträge derjenigen Studenten der privaten Universität Witten/Herdecke verwendet werden, die sich dafür entschieden haben, ihre Studienbeiträge erst nach Beendigung ihres Studiums zu zahlen. Mit den restlichen 200.000 Euro will die Emittentin Darlehen bei der GLS Gemeinschaftsbank eG ablösen. Die Nachhaltigkeitsbank mit Hauptsitz in Bochum ist von der Emittentin auch mit dem Vertrieb der Anleihe beauftragt worden. Ab Anfang Dezember 2014 soll die Anleihe in den Freiverkehr der Düsseldorfer Wertpapierbörse einbezogen werden.

Profil StudierendenGesellschaft Witten/Herdecke e.V.

Emittentin und Anbieterin der Anleihe ist die StudierendenGesellschaft Witten/Herdecke e.V. (im Folgenden: Verein oder Emittentin) aus Witten im Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen. Der Verein wurde 1995 gegründet und verfolgt als eingetragener Verein (e.V.) keine Renditeziele, sondern ist gemeinnützig organsiert. Er beschäftigt laut Prospekt  drei Mitarbeiter und drei Aushilfskräfte. Der Vereinszweck ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung an der Privaten Universität Witten/Herdecke (im Folgenden: Universität). Der Verein ist mit einem Anteil von rund 4,0 Prozent einer von acht Gesellschaftern der Universität.

Der Verein erhebt die Studienbeiträge von den Studenten und leitet diese an die Universität weiter. Die Studenten können zwischen drei Beitragsvarianten wählen. Bei der Variante 1 (Sofortzahlung) zahlen die Studenten einen monatlichen Beitrag während der Studienzeit. Bei der Variante 3 (Späterzahlung) zahlen die Studenten die Beiträge einkommensabhängig nach dem Studium. Variante 2 kombiniert jeweils zur Hälfte Sofort- und Späterzahlung. Die Späterzahlerquote unter den Studenten hat sich laut Prospekt von 19 Prozent in 1995 auf 49 Prozent in 2014 erhöht. Zudem ist auch die Zahl der Studenten von rund 1.100 (2010) auf mehr als 1.800 (Mai 2014) gestiegen, wodurch die Zahl der durch die Emittentin vorfinanzierten Studienbeiträge gestiegen ist. Der Verein geht davon aus, dass sich die Studentenzahlen weiter erhöhen werden. Infolgedessen entsteht eine (vorübergehende) Finanzierungslücke, da die Emittentin pro Späterzahler während dessen Studiums laut Prospekt monatlich 75 Prozent des Sofortzahlerbeitrages an die Universität abführen muss, die Späterzahler aber erst nach dem Studium Zahlungen an die Emittentin leisten. Mit dem Anleihekapital soll die Finanzierungslücke geschlossen werden. Die Emittentin plant derzeit, weitere Anleihen im Drei- bis Vierjahresrhythmus zu begeben.
Bild: Die StudierendenGesellschafft hat das Ziel, den Studenten das Leben an der Uni Witten/Herdecke zu erleichtern.

Die Emittentin StudierendenGesellschaft Witten/Herdecke e.V. hat laut Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2013 eine Bilanzsumme von rund 13,1 Millionen Euro. Auf der Aktivseite der Bilanz dominiert das Finanzanlagenvermögen, das im Wesentlichen die Ausleihungen an Studierende (Vorfinanzierung der Studienbeiträge) im Rahmen des Spätzahlers-Modells in Höhe von rund 9,6 Millionen Euro beinhaltet. Die Eigenkapitalquote beträgt  –  bei einem Eigenkapital von rund 8,7 Millionen Euro  – Ende 2013 rund 82 Prozent. Langfristige Verbindlichkeiten bestehen laut der Bilanz 2013 insbesondere gegenüber der GLS Bank. Deren Darlehen hat ein Volumen von rund 650.000 Euro, wird mit 6,7 Prozent verzinst und ist besichert. Mit der Begebung und Platzierung der Anleihe(n) werden die langfristigen (unbesicherten) Verbindlichkeiten deutlich zunehmen und Eigenkapitalquote damit voraussichtlich deutlich sinken.
Die Emittentin erzielte 2013 einen Jahresüberschuss von rund 1,4 Millionen Euro, der hauptsächlich aus finanziellen Zuwendungen der Universität resultierte. Diese Zahlungen sind ein vertraglich zugesicherter Differenzbetrag in Höhe von 25 Prozent der Beiträge, die die Emittentin zur Finanzierung der Späterzahler benötigt.
Grundsätzlich verfolgt die Emittentin als gemeinnütziger Verein laut Prospekt „keinerlei Gewinnerzielungsabsicht“. Die Universität verpflichtet sich laut Prospekt gemäß eines zwischen dem Verein und der Emittentin abgeschlossenen Rahmenvertrages im Falle einer bilanziellen Überschuldung der Emittentin, diese durch einen rechtswirksamen Rangrücktritt oder Forderungsverzicht mit Besserungsschein abzudecken (Patronatserklärung). Laut Prospekt wird somit das wirtschaftliche Risiko der Emittentin „im Wesentlichen“ durch die Universität übernommen.

Profil Universität Witten/Herdecke

Die Universität Witten/Herdecke erhielt laut Prospekt 1982 als erste private Universität Deutschlands eine staatliche Genehmigung. Die ersten Studenten begannen 1983 mit ihrem Studium an der Universität. Sie hat 407 Mitarbeiter, davon sind 49 Professoren und 147 wissenschaftliche Mitarbeiter. Die Universität besteht aus den Fakultäten Gesundheit (1.250 Studierende), Wirtschaftswissenschaft (464 Studierende) und Kulturreflexion (111 Studierende, Stand jeweils: Mai 2014).

Bild: Außenansicht der Universität.


Die Universität finanzierte ihren Haushalt von ca. 35 Millionen Euro im Wintersemester 2013/2014 zu 23 Prozent durch Studierendenbeiträge, zu 12 Prozent durch öffentliche Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalens, zu 16 Prozent durch Forschungsförderung und Stiftungsmittel, zu 14 Prozent durch Erträge der Uni-Zahnklinik, zu 17 Prozent durch Spenden und zu 18 Prozent durch Sonstiges.

Zudem hat der Gesellschafter Software AG Stiftung eine Ausfallbürgschaft über 20 Millionen Euro übernommen. Die Software AG Stiftung hält mit einem Gesellschafteranteil von 53,5 Prozent auch die Mehrheit an der Privaten Universität Witten/Herdecke gGmbH (gemeinnützige GmbH). Unter anderem der Einstieg der Software AG Stiftung und Sanierungszahlungen der Anleiheemittentin verhinderten die laut Prospekt 2007 drohende Insolvenz der Universität.

Der letzte im Bundesanzeiger veröffentlichte Jahresabschluss der Privaten Universität Witten/Herdecke gGmbH stammt aus 2012 (Abruf: 14. November 2014). Im Lagebericht des Jahresabschlusses 2012 wird ausgeführt, dass „die seit 2009 erfolgreich betriebene Sanierung des Haushaltes der Universität zu einer spürbaren Verbesserung der bilanziellen Situation geführt hat. Diese Sanierung ist jedoch noch nicht beendet und bedarf fortgesetzter Anstrengungen. Um zu einem dauerhaft ausgeglichenen Haushalt zu kommen, bleibt einerseits strikte Kostendisziplin notwendig, während die Einnahmensituation kontinuierlich ausgebaut werden muss.“

Die Universität verzeichnet laut der Gewinn- und Verlustrechnung 2012 einen Jahresfehlbetrag von rund 850.000 Euro. Der Bilanzverlust erhöhte sich entsprechend um 850.000 Euro auf rund 12,95 Millionen Euro. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag und somit die bilanzielles Überschuldung reduzierte sich laut Jahresabschluss 2012 aber von rund 4,26 Millionen Euro auf rund 3,82 Millionen Euro, da Gesellschafter der Universität Einzahlungen in die Kapitalrücklage geleistet haben. Nach Angaben der Emittentin ist inzwischen der Haushalt der Universität ausgeglichen (Stand: 19. November 2014).

Gesellschaftliche und soziale Wirkung

Zum Selbstverständnis der privaten Universität Witten/Herdecke gehört nach eigenen Angaben die „Mission Gesellschaft“. Die Studenten der Universität sollen mithelfen, die Entwicklung der Gesellschaft zu fördern. Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Gemeinwesen stehe gleichrangig neben der Bildung und Ausbildung und der Generierung von Bildungsinnovationen. Laut Prospekt werde in allen Fachrichtungen neben der reinen Wissensvermittlung Wert auf die Förderung der sozialen Verantwortung gelegt. Grundsätzlich gilt, dass es schwer messbar und objektiv kaum zu belegen ist, ob die Absolventen der privaten Universität Witten/Herdecke im Durchschnitt in ihrem Berufsleben und Privatleben mehr soziale Verantwortung zeigen als die Absolventen von öffentlichen Universitäten. Zudem ist zu berücksichtigen, dass hinsichtlich charakterlicher Eigenschaften wie z. B. soziales Verhalten, Verantwortungsgefühl und Empathie die entscheidenden Weichen bei einem Menschen in der Regel bereits vor dem Beginn eines Studiums gestellt werden. Daher ist die Anleihe – alleine aufgrund der Ausrichtung und dem Selbstverständnis der Universität – nicht zwingend als gesellschaftlich überdurchschnittlich wirkungsvoll im Vergleich zu einer Investition in öffentliche Universitäten einzustufen.

Bild: Zahlreiche Studenten kommen mit dem Fahrrad zur Uni.

Zu berücksichtigen ist, dass nicht die Universität Witten/Herdecke Emittentin der Anleihe ist, sondern die StudierendenGesellschaft Witten/Herdecke e.V.. Dessen Vereinszweck und Aufgabe ist rein rechtlich die Förderung der Universität. Praktisch übernimmt der Verein die Aufgabe, Studenten die Auswahl eines Studiums an der Universität Witten/Herdecke und die anschließende Berufswahl zu ermöglichen, ohne dass für Studenten finanzielle Beschränkungen bestehen. Die Studenten sollen stattdessen frei nach Persönlichkeit, Fachinteresse und Motivation auswählen können. Mit der einkommensabhängigen Zahlung der Studienbeiträge erst während des Berufslebens ist die freie Wahlmöglichkeit für Studenten grundsätzlich gegeben. . Die Rückzahlungsbeträge sind nach Angaben der Emittentin steuerlich absetzbar.

Es ist positiv zu bewerten, dass Studenten grundsätzlich auch die Wahl zwischen öffentlichen und privaten Universitäten haben. Wettbewerb und Vielfalt in der universitären Bildung kann Innovationen hervorbringen und letztlich den Universitätsstandort Deutschland stärken. Da Deutschland zudem im Vergleich zu anderen entwickelten Ländern nur einen geringen Anteil seiner Wirtschaftsleistung in den Bildungsbereich investiert, sind Investitionen von privater Seite in den Bereich Bildung zielführend, um die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands zu stärken. Daher hat auch die Anleihe der StudierendenGesellschaft Witten/Herdecke e.V. eine positive gesellschaftliche und soziale Wirkung.

Risiko

Die Emittentin der Anleihe finanziert die Studienbeiträge von Studenten vor, die diese später abhängig vom Einkommen an die Emittentin zu zahlen haben. Für die Emittentin besteht dementsprechend das Risiko, dass die Spätzahler-Studenten die Beiträge an die Emittentin vertragswidrig nicht leisten bzw. keine Beiträge leisten müssen, weil sie nur ein geringes Einkommen haben. Die Studenten werden von der Emittentin nicht hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit und Bonität überprüft. Das ist nachvollziehbar, da insbesondere die finanzielle Herkunft und Lage eines Studenten gerade das Kriterium ist, das im Sinne des von finanziellen Beschränkungen befreiten Zugangs zum Studium keine Rolle spielen soll. Laut Prospekt wurde in der Vergangenheit bei weniger als fünf Prozent der Späterzahler ein Mahnverfahren eingeleitet. Zur Prognose der zukünftigen Einkommen der Absolventen der Universität hat die Emittentin Datenbanken aufgebaut und Rechenmodelle entwickelt. Es besteht das Risiko, dass die Prognosen nicht eintreffen.

Laut Prospekt ist der mit den Spätzahlern abgeschlossene Fördervereinbarungs-Vertrag neuartig, so dass es noch keine Rechtsprechung für diese Art von Verträgen gibt. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass Gerichte den Vertrag oder Teile des Vertrages für unwirksam erklären. Nach Angaben der Emittentin werden die Verträge in regelmäßigen Abständen von ihren Anwälten auf aktuelle juristische Veränderungen geprüft und optimiert.
Die Emittentin ist für die Geschäftsjahre bis 2008 als gemeinnützig anerkannt worden. Für die Jahre ab 2009 liegt laut Prospekt noch kein Freistellungsbescheid der Finanzbehörde vor. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Finanzbehörden die Gemeinnützigkeit der Emittentin aberkennen, was erhebliche Steuernachforderungen zur Folge haben und in der Zukunft zu nicht einkalkulierten Steuerzahlungen führen könnte.

Der Vorstand der Emittentin setzt sich aus fünf Studenten der Universität Witten/Herdecke zusammen. Auch der Aufsichtsrat der Emittentin wird mehrheitlich von Studenten der Universität gebildet. Die Studenten haben im Durchschnitt eine deutlich geringere Berufs- und Lebenserfahrung als die Vorstände und Aufsichtsräte anderer Unternehmen, die Anleihen herausgeben. Es ist möglich, dass aufgrund der geringeren Erfahrung das Risiko für unternehmerische Fehlentscheidungen bei der Emittentin erhöht ist. Laut Prospekt sind mit Ausnahme eines Vorstandes alle Vorstände und internen Aufsichtsratsmitglieder der Emittentin selbst Späterzahler. Daher besteht das Potential für einen Interessenkonflikt. Es kann grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden, dass der Vorstand Entscheidungen trifft und der Aufsichtsrat diese stützt, die dazu führen, dass sie später weniger oder keine Zahlungen an die Emittentin leisten müssen.

Die private Universität Witten/Herdecke ist laut Jahresabschluss 2012 bilanziell überschuldet und befindet sich noch in der Sanierungsphase. Laut Prospekt könnte es, wenn die Universität nach 2007 erneut in eine wirtschaftliche Notlage gerät, „für den Bestand der Universität notwendig werden, dass die Emittentin, deren satzungsgemäßer Zweck die Förderung des Studiums an der Universität Witten/Herdecke ist, weitere Sanierungsdarlehen an die Universität ausreicht.“ Die Emittentin ist nach eigenen Angaben jedoch zu keiner Sanierungsdarlehensvergabe verpflichtet.

Laut Prospekt hat die Emittentin Forderungen von 1 Million Euro gegen die Universität (Stand: 30. Juni 2014). Zudem hat die Emittentin Rückstellungen für abzuführende Sanierungsbeiträge an die Universität in Höhe von rund 1,93 Millionen Euro gebildet (Stand: 31. Dezember 2013). Im Falle einer Insolvenz der Universität entfällt auch die Geschäftsgrundlage der Emittentin. Auf mögliche rechtliche Konsequenzen wird im Prospekt nicht im Detail eingegangen. Beispielsweise ist dem Prospekt nicht zu entnehmen, was mit den bereits geleisteten Beträge und den zukünftig zu leistenden Beiträgen (Spätzahler) der Studenten passieren würde. Nach Angaben der Emittentin könnten die Studenten auch bei einer Insolvenz der Universität ihr Studium beenden, da es dafür eine Ausfallbürgschaft eines anderen Gesellschafters der Universität gebe. Die Rückzahlungsbeträge der Studenten würden sich daher den Angaben nach nicht ändern und die Forderungen der Emittentin werthaltig bleiben.

Stärken
Emittentin mit zwei Jahrzehnten Erfahrung
Renommierte Universität Witten/Herdecke
Patronatserklärung der Universität zu Gunsten der Emittentin
Bildungsinvestitionen mit hohem volkswirtschaftlichen Nutzen

Schwächen
Universität Witten/Herdecke in wirtschaftlicher Notlage in der Vergangenheit
Emittentin von der Universität abhängig
Universität beispielsweise von Fördermitteln und Spenden wirtschaftlich abhängig

Fazit:

Finanziell

Die Emittentin der Anleihe finanziert Studienbeiträge vor, die Studenten der privaten Universität Witten/Herdecke erst später nach ihrem Studium einkommensabhängig zu entrichten haben. Die Universität übernimmt Kosten der Emittentin und gewährt ihr eine Patronatserklärung, wogegen die Emittentin Zahlungen für die Spätzahler und Sanierungsbeiträge an die Universität zu entrichten hat. Die Vertragsinhalte sind im Prospekt nicht vollständig abgebildet, so dass kaum zu durchblicken ist, ob die Emittentin oder die Universität mehr von ihnen profitiert. Grundsätzlich ist die Emittentin nicht nur vom späteren Einkommen der Spätzahler abhängig, sondern auch von der Universität, die sich laut des Jahresabschlusses 2012 noch in der Sanierungsphase befand. Die Universität selbst ist teilweise von Fördermitteln, Stiftungsmitteln und Spenden abhängig, deren Aufkommen Schwankungen unterliegen kann.

Nachhaltigkeit


Investitionen in den Bildungssektor sind gesellschaftlich und volkswirtschaftlich nachhaltig. Die Anleihe hat eine soziale Nachhaltigkeitskomponente, da die Emittentin mit dem Anleihekapital mittelbar auch Studenten ohne finanzielle Ressourcen es ermöglicht, ein Studium an der Universität Witten/Herdecke zu absolvieren.

ECOreporter.de-Empfehlung

Das Geschäftsmodell der Emittentin ist am Anleihenmarkt derzeit einzigartig, so dass vergleichbare Angebote kaum vorhanden sind. Es ist deswegen auch schwer zu beurteilen, ob der angebotene Zinssatz in einem angemessenen Verhältnis zu den Risiken steht. Sicherheitsorientierte Anleger sollten eventuell abwarten, ob sich die Universität Witten/Herdecke finanziell weiter stabilisiert und eventuell eine der geplanten weiteren Anleihen zeichnen.

Basisdaten

Anbieterin und Emittentin: StudierendenGesellschaft Witten/Herdecke e.V., Witten
Anlageform: Anleihe (Inhaber-Teilschuldverschreibungen)
Emissionsvolumen: 7,5 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 10 Jahre
Zinsen: 3,6 Prozent pro Jahr
Einkunftsart: Einkünfte aus Kapitalvermögen
BaFin-Billigung: Ja
Handelbarkeit: Zulassung zum Freiverkehr an der Wertpapierbörse Düsseldorf beantragt
ISIN: DE000A12UD98
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