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ECOanlagecheck, Windenergie-Investments, Geschlossene Fonds
Unabhängige Analyse: Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld – die geschlossene Beteiligung von Wust – Wind & Sonne
Die Wust – Wind & Sonne GmbH & Co. KG aus Bayern bietet eine Beteiligung an vier Windenergieanlagen an, die im Norden Bayerns errichtet werden sollen. Ab 3.000 Euro können sich Anleger an der Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld GmbH & Co. KG beteiligen; es gibt kein Agio. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.
Der Windpark Großbardorf-Sulzfeld soll aus vier Windenergieanlagen des Herstellers Vestas Deutschland GmbH bestehen. Die Anlagen des Typs V112-3.3. MW haben eine Nennleistung von jeweils 3,3 Megawatt (MW) und sollen bis Ende des ersten Quartals 2016 in Betrieb gehen. Die Bau- und Betriebsgenehmigung für den Windpark liegt vor. Geplant und entwickelt hat den Windpark die Juwi Energieprojekte GmbH, die den Windpark als Generalunternehmer auch errichtet. Nach Angaben der Anbieterin sind die Fundamente der Windenergieanlagen gegossen, der Wegebau ist abgeschlossen und die Kabeltrasse ist im Bau (Stand: 28. Oktober 2015).
Initiatorin und Leistungsbilanz
Anbieterin der Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld GmbH & Co. KG ist die Wust – Wind & Sonne GmbH & Co. KG aus Markt Erlbach in Mittelfranken in Bayern, gegründet 2009. Das Unternehmen übernimmt auch die kaufmännische und technische Betriebsführung des Windparks. Wust – Wind & Sonne hat laut Prospekt in Bayern bislang 21 Bürgerwindparks mit zusammen 54 Windenergieanlagen realisiert. Eine Leistungsbilanz mit Soll/Ist-Vergleichen hat das Unternehmen nicht veröffentlicht.
Gründer, alleiniger Kommanditist und alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der Komplementärin der Wust – Wind & Sonne GmbH & Co. KG ist Erich Wust. Er ist ausgebildeter Bilanzbuchhalter und laut Prospekt seit mehr als 14 Jahren in den Bereichen der steuerliche Betreuung von Windparks sowie der Projektentwicklung und Betriebsführung von Windenergieanlagen tätig. Erich Wust ist auch der Gründungskommanditist der Emittentin Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld GmbH & Co. KG und alleiniger geschäftsführender Gesellschafter ihrer Komplementärin, der WWS-EW Verwaltungs- GmbH.
Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie
Gesamtfinanzierungsvolumen: 19,61 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 4,95 Millionen Euro (25,2 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Fremdkapitalvolumen: 14,66 Millionen Euro (74,8 Prozent)
Nach Angaben der Anbieterin haben Bürger vor Ort bereits fast die Hälfte des geplanten Eigenkapitals gezeichnet (Stand: 28. Oktober 2015). Ab Mitte November 2015 können sich bundesweit Anleger an der Windpark-Gesellschaft beteiligen.
Die – über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu finanzierenden – Darlehen waren zum Zeitpunkt der Prospekterstellung bereits von der Umweltbank AG verbindlich zugesagt, aber noch nicht abgeschlossen, so dass die Zinssätze noch nicht fixiert waren. Nach Angaben der Anbieterin ist am 30. Oktober 2015 der Antrag bei der KfW genehmigt worden, so dass die Zinssätze nun fixiert sind.
Die Fremdfinanzierung erfolgt demnach über drei Darlehen zu folgenden Konditionen:
Darlehen 1: 6,1 Millionen Euro, 2,85 Prozent Zins pro Jahr (Prospektkalkulation: 3,3 Prozent), Laufzeit 20 Jahre;
Darlehen 2: rund 4,9 Millionen Euro, 2,85 Prozent Zins (Prospektkalkulation: 3,2 Prozent), 15 Jahre Laufzeit;
Darlehen 3: rund 3,6 Millionen Euro, 1,75 Prozent Zins pro Jahr (Prospektkalkulation: 2,5 Prozent), Laufzeit 10 Jahre.
Bei den angegebenen Zinssätzen handelt es sich um effektive Zinssätze, da sie unter anderem die Kosten für die Zinssicherungsgeschäfte enthalten. Mit den Zinssicherungsgeschäften sind nach Angaben der Anbieterin die Zinssätze für die gesamten Darlehenslaufzeiten gesichert worden. Ohne diese Absicherung wären die Zinssätze in der Regel nur für 10 Jahre bindend, so dass danach ein Zinssteigerungsrisiko bestehen würde.
Nebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)
Agio: 0,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 1,0 Prozent
Konzeption und Prospekterstellung: 1,2 Prozent
Gründungskosten und Rechtsberatung: 1,4 Prozent
Gesamtweichkosten: 3,6 Prozent
Die Weichkostenquote ist sehr gering und liegt deutlich unter dem Durchschnittsbereich der von ECOreporter.de in den letzten zwei Jahren analysierten Windpark-Beteiligungen.
Laufende Kosten
Wartung und Instandhaltung (Durchschnitt, pro Jahr, Prognose): ca. 17.000 Euro/MW
Technische und kaufmännische Betriebsführung (pro Jahr, Prognose): 3.200 Euro/MW
Pacht (pro Jahr, Prognose): 5.300 Euro/MW
Kostensteigerung (pro Jahr, Kalkulation): 0 Prozent pro Jahr
Eine Kostensteigerung ist nicht einkalkuliert, da die aufgeführten Vergütungen laut Prospekt abhängig vom Stromertrag sind und eine Indexierung nicht vorgesehen ist. Die Emittentin plant laut Prospekt mit dem Anlagenlieferanten Vestas Deutschland GmbH den Abschluss eines Vollwartungsvertrags. Der Abschluss des Vollwartungsvertrages ist nach Angaben der Anbieterin für spätestens Januar 2016 geplant. Die kalkulierten Kosten für Wartung und Instandhaltung liegen im unteren marktüblichen Bereich.
Auch die Pacht liegt mit rund 5.300 Euro/MW – entspricht ca. 3,6 Prozent der prognostizierten jährlichen Nettostromerlöse – im unteren marktüblichen Bereich. Die Vergütung für technische und kaufmännische Betriebsführung sowie Anlegerbetreuung liegen mit zusammen 3.200 Euro/MW ebenfalls unter dem Durchschnittsbereich der Windpark-Beteiligungen, die ECOreporter.de innerhalb der letzten zwei Jahre analysiert hat. Für die Direktvermarktung des Stroms im Rahmen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) wurden in der Prognoserechnung marktüblich Kosten von 0,19 Cent/kWh veranschlagt – umgerechnet rund 3.200 Euro/MW.
Laufzeit und Ausschüttungen
Laufzeit: 21 Jahre (Prognosezeitraum), ordentliche Kündigung der Anleger erstmals zum 31. Dezember 2036 möglich, Auflösung der Gesellschaft mit einfacher Mehrheit der Gesellschafter und Zustimmung der Komplementärin
Gesamtausschüttung (Kalkulation): 200 Prozent (inkl. 100 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös (Kalkulation): 0 Prozent
Renditeprognose vor Steuern pro Jahr (IRR): 5,0 Prozent
Einkunftsart: Einkünfte aus Gewerbebetrieb
Einkaufsfaktor (Kaufpreis für Windpark/Prognose Stromerlöse pro Jahr): 9,8
Gesamtfinanzierung: 1.485 Euro/kW
Einspeisevergütung: 8,79 Cent/kWh
Die Gesamtfinanzierung pro kW liegt im Vergleich zu anderen Beteiligungs-Angeboten, die in Windparks in Deutschland investieren, im untersten Bereich. Trotzdem liegt der Einkaufsfaktor (Kaufpreis für Windpark/Prognose Stromerlöse pro Jahr) leicht über dem von ECOreporter.de ermittelten Durchschnitt für in Deutschland investierende Windpark-Gesellschaften, auch weil die Einspeisevergütung für ab 2016 in Betrieb gehende Windparks niedriger als in 2015 sein wird. Trotz des etwas höheren Einkaufsfaktors liegt die Renditeerwartung vor Steuern auf marktüblichem Niveau, da die Nebenkosten des Beteiligungsangebotes sehr gering und die laufenden Vergütungen gering sind.
Die Pachtverträge haben nach Angaben der Anbieterin eine Laufzeit von 20 Jahren plus einer Verlängerungsoption von zwei Mal fünf Jahren seitens der Emittentin, so dass ein Verkauf oder ein Weiterbetrieb des Windparks nach 2036 und damit Mehrerträge möglich sind. Diese sind aber – anlegerfreundlich - in der Prognoserechnung und damit in der Renditeprognose nicht einkalkuliert. Zudem liegen die Zinssätze der drei von der Emittentin aufgenommenen langfristigen Darlehen unter den im Prospekt kalkulierten Zinssätzen, so dass sich die Renditeerwartung inzwischen im Vergleich zur Prospektprognose erhöht hat.
Technik und Erträge
Bei den geplanten vier Windenergieanlagen der Emittentin handelt es sich um den Typ Vestas V112-3.3 MW mit je 3,3 MW Nennleistung und 140 Metern Nabenhöhe. Bei 24 der 54 von der Anbieterin bislang realisierten Windenergieanlagen ist der Typ V112 mit 3,0 MW Nennleistung im Einsatz. Die V112-3.3 MW ist eine Weiterentwicklung, kam 2013 auf den Markt und ist insbesondere für Mittelwind-Standorte ausgelegt.
Beim Windpark Großbardorf-Sulzfeld rechnen die Windgutachter mit mittleren Windgeschwindigkeiten von rund 5,9 Metern je Sekunde (m/s) auf Nabenhöhe.
Bildhinweis: Transport von Bauteilen einer Vestas-Anlage. / Foto: Unternehmen
Die RSC GmbH (Dr. J. Guttenberger) aus Velburg und die BBB Umwelttechnik erneuerbare Energien GmbH aus Weiden haben für den Windpark Großbardorf-Sulzfeld je ein Windgutachten erstellt. Die Gutachter prognostizieren im Mittel eine Strommenge von 25,68 Millionen kWh, die der Windpark jedes Jahr produzieren kann. In der Prognoserechnung hat die Anbieterin von dieser Strommenge einen Sicherheitsabschlag, einschließlich Abschlag für Schattenwurf und Eisansatz, von 7 Prozent abgezogen. Zudem berücksichtigt die Prospektkalkulation Kabel- und Trafoverluste von 2 Prozent, technische Verfügbarkeitsverluste von 3 Prozent und Fledermausabschaltungen von 2 Prozent. Die Summe der Abschläge liegt mit 14 Prozent über dem Durchschnittswert, den ECOreporter.de innerhalb der letzten zwei Jahre bei Windpark-Beteiligungen ermittelt hat. Dementsprechend ist die Stromertrags-Kalkulation der Anbieterin tendenziell kaufmännisch vorsichtig.
Ökologische Wirkung
Die Strommenge von rund 22 Millionen kWh, die die Windenergieanlagen laut Gutachter-Mittelwert abzüglich des Sicherheitsabschlages voraussichtlich erzeugen werden, kann bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh rechnerisch rund 6.300 Haushalte jährlich versorgen. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken spart der Betrieb der Windenergieanlagen somit circa 13.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Die energetische Amortisationszeit der Windenergieanlagen des Windparks Großbardorf-Sulzfeld liegt bei unter zehn Monaten. In dieser Zeit erzeugen die Windenergieanlagen die Energiemenge, die Herstellung, Transport und Wartung der Anlagen benötigen. Für den Windpark und dessen Errichtung müssen nach Angaben der Anbieterin keine Waldflächen gerodet werden.
Risiko
Die Bau- und Betriebsgenehmigung für den Windpark Großbardorf-Sulzfeld sind am 15. Juni 2015 erteilt worden. Nach Angaben der Anbieterin gibt es keine Klagen gegen die Genehmigung des Windpark. Es bestehen noch Fertigstellungs- und Bauherrenrisiken. Die Inbetriebnahme der vier Windenergieanlagen ist für das erste Quartal 2016 geplant. Es besteht das Risiko, dass sich die Inbetriebnahme der Windenergieanlagen verzögert, z. B. aufgrund eines strengen und schneereichen Winters. Nach Angaben der Anbieterin sind die Fundamente der Windenergieanlagen gegossen, der Wegebau abgeschlossen, die Kranstellflächen erstellt und die Kabeltrasse im Bau. Somit können nach Einschätzung der Anbieterin wie geplant alle Erdarbeiten vor Wintereintritt fertiggestellt werden. Ab Februar 2016 sollen die Großkomponenten des Anlagenherstellers angeliefert und verbaut werden.
Sollten die Anlagen erst im zweiten Quartal 2016 in Betrieb gehen, kann sich die Einspeisevergütung für den Windpark laut des reformierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) um bis zu 1,2 Prozent vermindern. In diesem Fall kann sich die prognostizierte Gesamtausschüttung von den prospektierten 200 Prozent auf ungefähr 190 Prozent reduzieren. Die Zahl hat ECOreporter.de auf Basis der Prospektkalkulation berechnet, da der Fall einer verspäteten Inbetriebnahme in der Sensitivitätsanalyse des Prospektes nicht betrachtet wird.
Laut EEG 2014 erhalten ab 2016 neu in Betrieb genommene Windenergieanlagen keine Einspeisevergütung für den Zeitraum von negativen Strompreisen an der Strombörse. In den vergangenen Jahren ist das nur in geringem Umfang vorgekommen. Es ist aber möglich, dass negative Strompreise zukünftig häufiger auftreten werden; das könnte zu größeren Ertragseinbußen bei der Emittentin führen.
Die Auflösung der Emittentin kann mit einfacher Mehrheit der Gesellschafter beschlossen werden. Allerdings bedarf die Auflösung laut Gesellschaftsvertrag der Zustimmung der Komplementärin, wenn die von der Emittentin betriebenen Windenergieanlagen samt Nebeneinrichtungen noch nicht vollständig zurückgebaut worden sind. Da nicht die Gesellschafter (Anleger), sondern die Komplementärin als Geschäftsführerin gesellschaftsrechtlich berechtigt ist, den Rückbau in die Wege zu leiten, können die Gesellschafter eine Auflösung der Emittentin faktisch nicht gegen den Willen der Komplementärin durchsetzen.
Stärken
Sehr niedrige Weichkostenquote
Geringe laufende Vergütungen
Überdurchschnittlich hoher Sicherheitsabschlag bei der Ertragskalkulation
Anbieterin mit umfangreichen Erfahrungen bei Windenergieprojekten in Bayern
Zinssicherung über die gesamten Darlehenslaufzeiten
Schwächen
Bauherren- und Inbetriebnahmerisiken
Leicht überdurchschnittlicher Einkaufsfaktor
Anlegerungünstige Auflösungs-Vertragsklausel
Chancen
Mehrerträge durch Weiterbetrieb oder Verkauf der Windenergieanlagen nach 20 Jahren
Risiken
Geringerer Wind- und Stromertrag als kalkuliert
Fazit:
Finanziell
Der Windpark Großbardorf-Sulzfeld ist genehmigt, befindet sich in der Bauphase und soll bis zum Ende des Ersten Quartal 2016 in Betrieb gehen. Es besteht das Risiko, dass sich die Inbetriebnahme des Windparks verzögert und er eine geringere Einspeisevergütung als kalkuliert erhält. Der Einkaufsfaktor für den Windpark ist leicht überdurchschnittlich hoch. Trotzdem ist die Renditeerwartung marktüblich hoch, da die Nebenkosten und die laufenden Vergütungen niedrig sind. Mögliche Mehrerträge nach 2036 durch einen Verkauf oder einen Weiterbetrieb des Windparks sind in der Kalkulation nicht berücksichtigt, so dass hier Potenzial für eine höhere Rendite besteht. Zudem ist die Fremdfinanzierung zu günstigeren Konditionen als kalkuliert abgeschlossen worden.
Nachhaltigkeit
Die Windkraft bietet auch in Süddeutschland eine nachhaltige Form der Energieerzeugung – sowohl im ökologischen wie im volkswirtschaftlichen Sinne.
ECOreporter.de-Empfehlung
Die 22. Bürgerwindpark-Beteiligung von Wust – Wind & Sonne ist sorgfältig konzipiert. Das Renditeerwartungs-Risiko-Verhältnis der Windpark-Beteiligung Großbardorf-Sulzfeld ist angemessen.
Basisdaten
Anbieterin und Prospektverantwortliche: Wust – Wind & Sonne GmbH & Co. KG, Markt Erlbach
Beteiligungsgesellschaft (Emittentin): Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld GmbH & Co. KG, Großbardorf
Komplementärin und Geschäftsführerin: WWS-EW Verwaltungs- GmbH, Großbardorf
Beteiligungsform: Direktkommanditist
Währung: Euro
Gesamtfinanzierungsvolumen: 19,6 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 4,95 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 3.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 21 Jahre (Prognosezeitraum), Kündigung erstmals zum 31. Dezember 2036 möglich
BaFin-Billigung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: Nein
Mittelverwendungskontrolle: Nein
Sensitivitätsanalyse: Ja
Haftsumme: 100 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis und Innenverhältnis)
Der Windpark Großbardorf-Sulzfeld soll aus vier Windenergieanlagen des Herstellers Vestas Deutschland GmbH bestehen. Die Anlagen des Typs V112-3.3. MW haben eine Nennleistung von jeweils 3,3 Megawatt (MW) und sollen bis Ende des ersten Quartals 2016 in Betrieb gehen. Die Bau- und Betriebsgenehmigung für den Windpark liegt vor. Geplant und entwickelt hat den Windpark die Juwi Energieprojekte GmbH, die den Windpark als Generalunternehmer auch errichtet. Nach Angaben der Anbieterin sind die Fundamente der Windenergieanlagen gegossen, der Wegebau ist abgeschlossen und die Kabeltrasse ist im Bau (Stand: 28. Oktober 2015).
Initiatorin und Leistungsbilanz
Anbieterin der Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld GmbH & Co. KG ist die Wust – Wind & Sonne GmbH & Co. KG aus Markt Erlbach in Mittelfranken in Bayern, gegründet 2009. Das Unternehmen übernimmt auch die kaufmännische und technische Betriebsführung des Windparks. Wust – Wind & Sonne hat laut Prospekt in Bayern bislang 21 Bürgerwindparks mit zusammen 54 Windenergieanlagen realisiert. Eine Leistungsbilanz mit Soll/Ist-Vergleichen hat das Unternehmen nicht veröffentlicht.
Gründer, alleiniger Kommanditist und alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der Komplementärin der Wust – Wind & Sonne GmbH & Co. KG ist Erich Wust. Er ist ausgebildeter Bilanzbuchhalter und laut Prospekt seit mehr als 14 Jahren in den Bereichen der steuerliche Betreuung von Windparks sowie der Projektentwicklung und Betriebsführung von Windenergieanlagen tätig. Erich Wust ist auch der Gründungskommanditist der Emittentin Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld GmbH & Co. KG und alleiniger geschäftsführender Gesellschafter ihrer Komplementärin, der WWS-EW Verwaltungs- GmbH.
Eigenkapitalhöhe und Platzierungsgarantie
Gesamtfinanzierungsvolumen: 19,61 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen: 4,95 Millionen Euro (25,2 Prozent)
Platzierungsgarantie: Nein
Fremdkapitalvolumen: 14,66 Millionen Euro (74,8 Prozent)
Nach Angaben der Anbieterin haben Bürger vor Ort bereits fast die Hälfte des geplanten Eigenkapitals gezeichnet (Stand: 28. Oktober 2015). Ab Mitte November 2015 können sich bundesweit Anleger an der Windpark-Gesellschaft beteiligen.
Die – über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu finanzierenden – Darlehen waren zum Zeitpunkt der Prospekterstellung bereits von der Umweltbank AG verbindlich zugesagt, aber noch nicht abgeschlossen, so dass die Zinssätze noch nicht fixiert waren. Nach Angaben der Anbieterin ist am 30. Oktober 2015 der Antrag bei der KfW genehmigt worden, so dass die Zinssätze nun fixiert sind.
Die Fremdfinanzierung erfolgt demnach über drei Darlehen zu folgenden Konditionen:
Darlehen 1: 6,1 Millionen Euro, 2,85 Prozent Zins pro Jahr (Prospektkalkulation: 3,3 Prozent), Laufzeit 20 Jahre;
Darlehen 2: rund 4,9 Millionen Euro, 2,85 Prozent Zins (Prospektkalkulation: 3,2 Prozent), 15 Jahre Laufzeit;
Darlehen 3: rund 3,6 Millionen Euro, 1,75 Prozent Zins pro Jahr (Prospektkalkulation: 2,5 Prozent), Laufzeit 10 Jahre.
Bei den angegebenen Zinssätzen handelt es sich um effektive Zinssätze, da sie unter anderem die Kosten für die Zinssicherungsgeschäfte enthalten. Mit den Zinssicherungsgeschäften sind nach Angaben der Anbieterin die Zinssätze für die gesamten Darlehenslaufzeiten gesichert worden. Ohne diese Absicherung wären die Zinssätze in der Regel nur für 10 Jahre bindend, so dass danach ein Zinssteigerungsrisiko bestehen würde.
Nebenkosten
(in Prozent des Eigenkapitalvolumens ohne Agio)
Agio: 0,0 Prozent
Eigenkapitalvermittlung (ohne Agio): 1,0 Prozent
Konzeption und Prospekterstellung: 1,2 Prozent
Gründungskosten und Rechtsberatung: 1,4 Prozent
Gesamtweichkosten: 3,6 Prozent
Die Weichkostenquote ist sehr gering und liegt deutlich unter dem Durchschnittsbereich der von ECOreporter.de in den letzten zwei Jahren analysierten Windpark-Beteiligungen.
Laufende Kosten
Wartung und Instandhaltung (Durchschnitt, pro Jahr, Prognose): ca. 17.000 Euro/MW
Technische und kaufmännische Betriebsführung (pro Jahr, Prognose): 3.200 Euro/MW
Pacht (pro Jahr, Prognose): 5.300 Euro/MW
Kostensteigerung (pro Jahr, Kalkulation): 0 Prozent pro Jahr
Eine Kostensteigerung ist nicht einkalkuliert, da die aufgeführten Vergütungen laut Prospekt abhängig vom Stromertrag sind und eine Indexierung nicht vorgesehen ist. Die Emittentin plant laut Prospekt mit dem Anlagenlieferanten Vestas Deutschland GmbH den Abschluss eines Vollwartungsvertrags. Der Abschluss des Vollwartungsvertrages ist nach Angaben der Anbieterin für spätestens Januar 2016 geplant. Die kalkulierten Kosten für Wartung und Instandhaltung liegen im unteren marktüblichen Bereich.
Auch die Pacht liegt mit rund 5.300 Euro/MW – entspricht ca. 3,6 Prozent der prognostizierten jährlichen Nettostromerlöse – im unteren marktüblichen Bereich. Die Vergütung für technische und kaufmännische Betriebsführung sowie Anlegerbetreuung liegen mit zusammen 3.200 Euro/MW ebenfalls unter dem Durchschnittsbereich der Windpark-Beteiligungen, die ECOreporter.de innerhalb der letzten zwei Jahre analysiert hat. Für die Direktvermarktung des Stroms im Rahmen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) wurden in der Prognoserechnung marktüblich Kosten von 0,19 Cent/kWh veranschlagt – umgerechnet rund 3.200 Euro/MW.
Laufzeit und Ausschüttungen
Laufzeit: 21 Jahre (Prognosezeitraum), ordentliche Kündigung der Anleger erstmals zum 31. Dezember 2036 möglich, Auflösung der Gesellschaft mit einfacher Mehrheit der Gesellschafter und Zustimmung der Komplementärin
Gesamtausschüttung (Kalkulation): 200 Prozent (inkl. 100 Prozent Kapitalrückzahlung)
Ausschüttung durch Verkaufserlös (Kalkulation): 0 Prozent
Renditeprognose vor Steuern pro Jahr (IRR): 5,0 Prozent
Einkunftsart: Einkünfte aus Gewerbebetrieb
Einkaufsfaktor (Kaufpreis für Windpark/Prognose Stromerlöse pro Jahr): 9,8
Gesamtfinanzierung: 1.485 Euro/kW
Einspeisevergütung: 8,79 Cent/kWh
Die Gesamtfinanzierung pro kW liegt im Vergleich zu anderen Beteiligungs-Angeboten, die in Windparks in Deutschland investieren, im untersten Bereich. Trotzdem liegt der Einkaufsfaktor (Kaufpreis für Windpark/Prognose Stromerlöse pro Jahr) leicht über dem von ECOreporter.de ermittelten Durchschnitt für in Deutschland investierende Windpark-Gesellschaften, auch weil die Einspeisevergütung für ab 2016 in Betrieb gehende Windparks niedriger als in 2015 sein wird. Trotz des etwas höheren Einkaufsfaktors liegt die Renditeerwartung vor Steuern auf marktüblichem Niveau, da die Nebenkosten des Beteiligungsangebotes sehr gering und die laufenden Vergütungen gering sind.
Die Pachtverträge haben nach Angaben der Anbieterin eine Laufzeit von 20 Jahren plus einer Verlängerungsoption von zwei Mal fünf Jahren seitens der Emittentin, so dass ein Verkauf oder ein Weiterbetrieb des Windparks nach 2036 und damit Mehrerträge möglich sind. Diese sind aber – anlegerfreundlich - in der Prognoserechnung und damit in der Renditeprognose nicht einkalkuliert. Zudem liegen die Zinssätze der drei von der Emittentin aufgenommenen langfristigen Darlehen unter den im Prospekt kalkulierten Zinssätzen, so dass sich die Renditeerwartung inzwischen im Vergleich zur Prospektprognose erhöht hat.
Technik und Erträge
Bei den geplanten vier Windenergieanlagen der Emittentin handelt es sich um den Typ Vestas V112-3.3 MW mit je 3,3 MW Nennleistung und 140 Metern Nabenhöhe. Bei 24 der 54 von der Anbieterin bislang realisierten Windenergieanlagen ist der Typ V112 mit 3,0 MW Nennleistung im Einsatz. Die V112-3.3 MW ist eine Weiterentwicklung, kam 2013 auf den Markt und ist insbesondere für Mittelwind-Standorte ausgelegt.

Bildhinweis: Transport von Bauteilen einer Vestas-Anlage. / Foto: Unternehmen
Die RSC GmbH (Dr. J. Guttenberger) aus Velburg und die BBB Umwelttechnik erneuerbare Energien GmbH aus Weiden haben für den Windpark Großbardorf-Sulzfeld je ein Windgutachten erstellt. Die Gutachter prognostizieren im Mittel eine Strommenge von 25,68 Millionen kWh, die der Windpark jedes Jahr produzieren kann. In der Prognoserechnung hat die Anbieterin von dieser Strommenge einen Sicherheitsabschlag, einschließlich Abschlag für Schattenwurf und Eisansatz, von 7 Prozent abgezogen. Zudem berücksichtigt die Prospektkalkulation Kabel- und Trafoverluste von 2 Prozent, technische Verfügbarkeitsverluste von 3 Prozent und Fledermausabschaltungen von 2 Prozent. Die Summe der Abschläge liegt mit 14 Prozent über dem Durchschnittswert, den ECOreporter.de innerhalb der letzten zwei Jahre bei Windpark-Beteiligungen ermittelt hat. Dementsprechend ist die Stromertrags-Kalkulation der Anbieterin tendenziell kaufmännisch vorsichtig.
Ökologische Wirkung
Die Strommenge von rund 22 Millionen kWh, die die Windenergieanlagen laut Gutachter-Mittelwert abzüglich des Sicherheitsabschlages voraussichtlich erzeugen werden, kann bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh rechnerisch rund 6.300 Haushalte jährlich versorgen. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken spart der Betrieb der Windenergieanlagen somit circa 13.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Die energetische Amortisationszeit der Windenergieanlagen des Windparks Großbardorf-Sulzfeld liegt bei unter zehn Monaten. In dieser Zeit erzeugen die Windenergieanlagen die Energiemenge, die Herstellung, Transport und Wartung der Anlagen benötigen. Für den Windpark und dessen Errichtung müssen nach Angaben der Anbieterin keine Waldflächen gerodet werden.
Risiko
Die Bau- und Betriebsgenehmigung für den Windpark Großbardorf-Sulzfeld sind am 15. Juni 2015 erteilt worden. Nach Angaben der Anbieterin gibt es keine Klagen gegen die Genehmigung des Windpark. Es bestehen noch Fertigstellungs- und Bauherrenrisiken. Die Inbetriebnahme der vier Windenergieanlagen ist für das erste Quartal 2016 geplant. Es besteht das Risiko, dass sich die Inbetriebnahme der Windenergieanlagen verzögert, z. B. aufgrund eines strengen und schneereichen Winters. Nach Angaben der Anbieterin sind die Fundamente der Windenergieanlagen gegossen, der Wegebau abgeschlossen, die Kranstellflächen erstellt und die Kabeltrasse im Bau. Somit können nach Einschätzung der Anbieterin wie geplant alle Erdarbeiten vor Wintereintritt fertiggestellt werden. Ab Februar 2016 sollen die Großkomponenten des Anlagenherstellers angeliefert und verbaut werden.
Sollten die Anlagen erst im zweiten Quartal 2016 in Betrieb gehen, kann sich die Einspeisevergütung für den Windpark laut des reformierten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) um bis zu 1,2 Prozent vermindern. In diesem Fall kann sich die prognostizierte Gesamtausschüttung von den prospektierten 200 Prozent auf ungefähr 190 Prozent reduzieren. Die Zahl hat ECOreporter.de auf Basis der Prospektkalkulation berechnet, da der Fall einer verspäteten Inbetriebnahme in der Sensitivitätsanalyse des Prospektes nicht betrachtet wird.
Laut EEG 2014 erhalten ab 2016 neu in Betrieb genommene Windenergieanlagen keine Einspeisevergütung für den Zeitraum von negativen Strompreisen an der Strombörse. In den vergangenen Jahren ist das nur in geringem Umfang vorgekommen. Es ist aber möglich, dass negative Strompreise zukünftig häufiger auftreten werden; das könnte zu größeren Ertragseinbußen bei der Emittentin führen.
Die Auflösung der Emittentin kann mit einfacher Mehrheit der Gesellschafter beschlossen werden. Allerdings bedarf die Auflösung laut Gesellschaftsvertrag der Zustimmung der Komplementärin, wenn die von der Emittentin betriebenen Windenergieanlagen samt Nebeneinrichtungen noch nicht vollständig zurückgebaut worden sind. Da nicht die Gesellschafter (Anleger), sondern die Komplementärin als Geschäftsführerin gesellschaftsrechtlich berechtigt ist, den Rückbau in die Wege zu leiten, können die Gesellschafter eine Auflösung der Emittentin faktisch nicht gegen den Willen der Komplementärin durchsetzen.
Stärken
Sehr niedrige Weichkostenquote
Geringe laufende Vergütungen
Überdurchschnittlich hoher Sicherheitsabschlag bei der Ertragskalkulation
Anbieterin mit umfangreichen Erfahrungen bei Windenergieprojekten in Bayern
Zinssicherung über die gesamten Darlehenslaufzeiten
Schwächen
Bauherren- und Inbetriebnahmerisiken
Leicht überdurchschnittlicher Einkaufsfaktor
Anlegerungünstige Auflösungs-Vertragsklausel
Chancen
Mehrerträge durch Weiterbetrieb oder Verkauf der Windenergieanlagen nach 20 Jahren
Risiken
Geringerer Wind- und Stromertrag als kalkuliert
Fazit:
Finanziell
Der Windpark Großbardorf-Sulzfeld ist genehmigt, befindet sich in der Bauphase und soll bis zum Ende des Ersten Quartal 2016 in Betrieb gehen. Es besteht das Risiko, dass sich die Inbetriebnahme des Windparks verzögert und er eine geringere Einspeisevergütung als kalkuliert erhält. Der Einkaufsfaktor für den Windpark ist leicht überdurchschnittlich hoch. Trotzdem ist die Renditeerwartung marktüblich hoch, da die Nebenkosten und die laufenden Vergütungen niedrig sind. Mögliche Mehrerträge nach 2036 durch einen Verkauf oder einen Weiterbetrieb des Windparks sind in der Kalkulation nicht berücksichtigt, so dass hier Potenzial für eine höhere Rendite besteht. Zudem ist die Fremdfinanzierung zu günstigeren Konditionen als kalkuliert abgeschlossen worden.
Nachhaltigkeit
Die Windkraft bietet auch in Süddeutschland eine nachhaltige Form der Energieerzeugung – sowohl im ökologischen wie im volkswirtschaftlichen Sinne.
ECOreporter.de-Empfehlung
Die 22. Bürgerwindpark-Beteiligung von Wust – Wind & Sonne ist sorgfältig konzipiert. Das Renditeerwartungs-Risiko-Verhältnis der Windpark-Beteiligung Großbardorf-Sulzfeld ist angemessen.
Basisdaten
Anbieterin und Prospektverantwortliche: Wust – Wind & Sonne GmbH & Co. KG, Markt Erlbach
Beteiligungsgesellschaft (Emittentin): Bürgerwindenergie Großbardorf-Sulzfeld GmbH & Co. KG, Großbardorf
Komplementärin und Geschäftsführerin: WWS-EW Verwaltungs- GmbH, Großbardorf
Beteiligungsform: Direktkommanditist
Währung: Euro
Gesamtfinanzierungsvolumen: 19,6 Millionen Euro
Eigenkapitalvolumen (ohne Agio): 4,95 Millionen Euro
Mindestzeichnungssumme: 3.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Laufzeit: 21 Jahre (Prognosezeitraum), Kündigung erstmals zum 31. Dezember 2036 möglich
BaFin-Billigung: Ja
Leistungsbilanz: Nein
IDW-Prospektprüfungsbericht: Nein
Mittelverwendungskontrolle: Nein
Sensitivitätsanalyse: Ja
Haftsumme: 100 Prozent der Kommanditeinlage (Außenverhältnis und Innenverhältnis)