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Umweltschutz per Landkauf - ECOreporter.de-Interview mit dem Stifter Douglas Tompkins von April 2010



Tompkins hat die Modemarken „The North Face“ und „Esprit“ gegründet. Für angeblich 250 Millionen Dollar hat er 1990 seine Anteile an beiden Unternehmen verkauft. Seither erwirbt er in der Region Patagonien, die sich über das südliche Argentinien und Chile erstreckt, riesige Landflächen. Nicht etwa, um dort Renditen zu erzielen: Er will Nationalparks schaffen. Alleine von 1992 bis 1994 kaufte Tompkins in Chile rund 3.000 Quadratkilometer Land. Es erstreckt sich vom Stillen Ozean bis zu den Höhenzügen der Anden. Mit seiner chilenischen Stiftung hat er große Flächen für den „Park Pumalín“ erworben. Insgesamt hat Tompkins Flächen gekauft, die größer sind als halb Mecklenburg-Vorpommern.

In Chile hat er sich damit nicht nur Freunde gemacht: Viele Unternehmer sahen ihn als Gefahr an, weil sie fürchteten, er könne die wirtschaftliche Ausbeutung der Regenwaldgebiete behindern. Andere fürcheteten einen Souveränitätsverlust, wenn ein einzelner derart große Flächen besitze. Tompinks ist mit Kristine McDivitt verheiratet. Sie war früher Chefin der Bekleidungsmarke Patagonia.

ECOreporter: Herr Tompkins, welche Idee steckt hinter ihrem Umweltschutz-Prokekt „Park Pumalín“?

Douglas Tompkins:  Die Idee ist simpel: Es handelt sich um einen Nationalpark zum Artenschutz.

ECOreporter: Gibt es so etwas wie eine Projekt-Philosophie?

Tompkins:
  Die einzige Philosophie heißt: Die Biologie der Welt und große Landstriche müssen geschützt werden. Wir glauben, dass Nationalparks die beste legale Möglichkeit sind, das zu erreichen. Außerdem machen sie die Menschen stolz auf ihr jeweiliges Land. Die USA waren die Erfinder der „Idee Nationalpark“, und sie sind zugleich ein großartiges Beispiel dafür, wie gut sie funktioniert.

ECOreporter: Wie kamen Sie darauf, das Projekt in Chile zu starten und Land zu kaufen?

Tompkins:  Der erste Kauf geschah 1990 aus einer Laune heraus. Ich kaufte das Land, wo heute meine Renuhi Farm steht. Dort leben wir die Hälfte des Jahres über. Es erschien mir damals eine günstige Investition in Regenwaldbestände auf Meeresspiegelhöhe zu sein. Diese Wälder verschwinden mehr und mehr von der Erde. Als ich das Land erwarb, hatte ich nicht vor, ein derart großes Projekt daraus zu machen  In Verlauf der vergangenen zehn Jahre wuchs der Park mit den Möglichkeiten, die sich immer wieder auftaten, auf seine heutige Größe.

ECOreporter: Warum wählten sie Chile?

Tompkins:  Jemand erzählte mir, dass es hier Land zu kaufen gäbe.

ECOreporter: Es gab Gerüchte, sie hätten insgesamt 250 Millionen Dollar in den Nationalpark gesteckt, stimmt das?


Tompkins:  Nein, der Park Pumalin kostete bislang rund 40 Millionen Dollar. Ich bin nicht ganz sicher, wie viel wir genau investiert haben, aber auf keinen Fall mehr! Unsere Stiftungen haben zahlreiche weitere Projekte, unter anderem ja auch unseren weitaus größeren Nationalpark in Argentinien. Die Gesamtkosten für alle Projekte der vergangenen 20 Jahre liegen über 250 Millionen Dollar.

ECOreporter: Geld allein kann Naturschutz natürlich nicht aufwiegen. Ist der Park Pumalin für sie ein Erfolg?

Tompkins:  Es ist ein fantastischer Erfolg – ein ausgesprochen wertvolles Naturschutzprojekt zu einem vertretbaren Preis.

ECOreporter:  Privat finanzierte Umweltschutzinitiativen wie die Ihre wurden stets auch kritisiert, hat Sie das überrascht?

Tompkins:  Welche Umweltschutzinitiative ist nicht auch kritisiert worden? Privat oder staatlich macht da keinen Unterschied.

ECOreporter: Was entgegnen Sie denen, die ihre Motive als privat agierender Naturschützer in Zweifel ziehen?

Tompkins:  Wer Naturschutz verstehen will, der muss sich damit eingehend beschäftigen. Das sollte Ihre Frage zu Umweltschutzgegnern generell beantworten.

ECOreporter: Wo überall wären Ihrer Meinung nach weitere Nationalparks nach dem Vorbild von Pumalin angebracht?

Tompkins:  Das wären zu viele, um sie hier aufzuzählen. Die Parklandschaft in Europa ist schwach. Da könnte man beginnen.

ECOreporter: Herr Tompkins, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Der Regenwald und seine Retter - eine Frage des Geldes

Auch das britische Umweltschützernetzwerk birdlife investiert in Land: Über die Regenwald-Stiftung Yayasan KEHI pachteten die Tierschützer 2004 große Teile des Regenwaldes von Sumatra, um sie mit der Hilfe von Mitarbeitern aus der einheimischen Bevölkerung zu renaturieren. „Das Gebiet ist etwa 1000 Quadratkilometer groß“, erklärt Dr. Dieter Hoffmann, Abteilungsleiter für internationale, außereuropäische Projekte von birdlife im Gespräch mit ECOreporter Die Stiftung Yayasan KEHI taufte das ehemalige Rodungsgebiet der Holzindustrie Harapan-Wald. „Harapan steht für Hoffnung“, sagt Hoffmann. Der Pachtvertrag ist für 100 Jahre festgeschrieben. Es gehe darum, der überwiegend von der konventionellen Landwirtschaft oder der Holzindustrie abhängigen Bevölkerung neue nachhaltigere Existenzgrundlagen zu schaffen, so Hoffmann. Die Betriebskosten des privaten Naturschutzgebietes belaufen sich auf jährlich zwei Millionen US-Dollar. Getragen wird das Projekt von birdlife und zwei weiteren gemeinnützigen Organisationen. Diese finanzieren sich wiederum aus Mitgliedsbeiträgen unter anderem aus Singapur, der Schweiz, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden sowie aus Spenden und Subventionen.  „Fördergelder haben wir unter anderem von der EU, aus Großbritannien, Italien, vom Bundesumweltministerium über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und von Firmen aus Japan bekommen“, erläutert Hoffmann. Derzeit sondiere die Schützergemeinschaft  Einkommensmöglichkeiten wie Ökotourismus, Verkauf von nachhaltigen Regenwald-Produkten oder Emissionshandel. „Bislang sind wir bei keiner dieser Möglichkeiten zu einem spruchreifen Ergebnis gekommen“, räumt der 52-Jährige Rheinland-Pfälzer ein, der seit 14 Jahren in Großbritannien lebt und arbeitet.

Bildhinweis: Wasserfall im Nationalpark Pumalin. / Quelle: Douglas Tompkins
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