Die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Edda Schröder bleibt im Amt, ihre Position wurde nicht diskutiert. / Bild: Umweltbank AG / Foto: UmweltBank

  Aktien-Favoriten, Finanzdienstleister

UmweltBank: Aufsichtsrat bleibt – wohl keine Verfahrensklage

Der alte Aufsichtsrat ist der neue Aufsichtsrat: Bei der gestrigen Hauptversammlung der Nürnberger UmweltBank AG stimmten die Aktionäre nach einer stundenlangen Diskussion für die bisherigen Mitglieder des Aufsichtsrats und gegen den Vorschlag für zwei neue. Bei der Wahl sollen die Stimmen abwesender Aktionäre, die Vollmachten erteilt hatten, den Ausschlag gegeben haben.

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Die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Edda Schröder erhielt 99,2 Prozent der Stimmen und bleibt im Amt, ihre Position wurde auch im Vorfeld nicht diskutiert (zum Hintergrund des Streits um den Aufsichtsrat lesen Sie bitte die gestrige Titelgeschichte).

Edda Schröder ist und bleibt Aufsichtsratsvorsitzende der UmweltBank.

Hautamtlich leitet sie die erfolgreiche Mikrofinanz-Institution Invest in Visions aus Frankfurt (näheres siehe Titelgeschichte des aktuellen gedruckten ECOreporter-Magazins). Die bisherigen Aufsichtsräte, seit vielen Jahren amtierend, der Notar Heinrich Klotz und der Geschäftsführer Günther Hofmann, bleiben auf ihren Positionen. Beide erhielten gestern über 64 Prozent der abgegebenen Stimmen. Nicht gewählt wurden Silke Stremlau und Dr. Hermann Falk. Sie erhielten gestern jeweils 34,7 Prozent der abgegebenen Stimmen. Das ist mehr als das Doppelte des Stimmanteils der Umwelt Vermögen Beteiligungs AG. Deren Stimmen waren allerdings komplett vertreten, während bei weitem nicht alle UmweltBank-Aktionäre ihr Stimmrecht ausübten. Stremlau ist seit kurzem Vorstandsmitglied des Pensionsfonds Hannoversche Kassen, und Dr. Hermann Falk ist Vorstand der GLS Treuhand in Bochum, einer Schwestergesellschaft der GLS Bank. Stremlau und Falk wurden von der UmweltBank-Gründerfamilie über ihre Umwelt Vermögen Beteiligungs AG für den Aufsichtsrat vorgeschlagen. Die Umweltbank-Gründerfamilie hat ihre etwa 15 Prozent Aktienanteile an die Bochumer GLS Bank veräußert (ausführlicher ECOreporter-Bericht siehe hier). Der Deal wird aber erst am kommenden Montag, den 2. Juli wirksam. Bis dahin kann die GLS Bank nicht mitstimmen. Sie muss aber für drei Jahre mit den Aufsichtsräten leben, die gestern gewählt wurden. Ob die deutsche Finanzaufsicht (BaFin) am 2. Juli den Deal genehmigt, ist noch nicht abzusehen. Teilnehmer schilderten die gestrige Hauptversammlung als die ungewöhnlichste und turbulenteste der letzten 14 Jahre.

Die Kleinaktionäre der UmweltBank waren zu großen Teilen gegen den Antrag der GLS Bank und der Umweltvermögen Beteiligungs AG, da sie das Ansinnen als „feindlichen Übergriff“ werteten. GLS Bank und UmweltBank sind vom Themenfeld her Wettbewerber, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. In den Nürnberger Nachrichten heißt es über die gestrige Hauptversammlung, in einer höchst emotionalen Rede, den Tränen nahe, habe der UmweltBank-Vorstandschef Stefan Weber um die Unabhängigkeit seiner Bank gekämpft. Er habe dem GLS-Chef Thomas Jorberg angekreidet, mit zwei der drei bisherigen Aufsichtsräte „bewährte Mitstreiter vom Hof zu jagen“, so die Zeitung. Sie berichtet weiter, Jorberg habe als Antwort eine regelrechte Charmeoffensive gestartet, mit guten Worten und großer Anerkennung für den verdienten Aufsichtsrat – der aber nach Jorbergs Auffassung angesichts neuer Herausforderungen in der Branche seine Zeit überlebt habe. Jorberg habe versichert, er strebe eine vertiefte Zusammenarbeit an; der Vorwurf einer feindlichen Übernahme sei eine „abwegige Spekulation", so das Blatt. Bei der heutigen Pressekonferenz zur Jahresversammlung der GLS Bank in Bochum erklärte Jorberg zu den beiden Aufsichtsratskandidaten, die nicht gewählt wurden: "Beide wären eine Bereicherung für die UmweltBank gewesen. Es ist nicht bedauerlich für uns, sondern für die UmweltBank, dass der Vorschlag abgelehnt wurde." Er ergänzte, es sei eine übereilige Spekulation, dass die GLS Bank die UmweltBank übernehmen wolle. "Unser Aktienpaket ist dafür zu klein", erläuterte Jorberg.

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Entscheidendes Stimmgewicht bei der Wahl hatten die Stimmen, für die Aktionäre den Stimmrechtsvertretern der Gesellschaft Vollmacht erteilt hatten. Strittig war dabei, ob die Weisung der Aktionäre für die Wahl der Kandidaten Hofmann und Klotz zu stimmen zugleich als Ablehnung der Kandidaten Stremlau und Dr. Falk zu werten war. Die Vertreter von GLS und UmweltVermögen Beteiligungs AG hatten dies bestritten, die Versammlungsleiterin folgte deren Auffassung aber nach eingehender rechtlicher Prüfung nicht. Nach weiteren unbestätigten Meldungen soll es aber kein Rechtsverfahren geben, selbst wenn Formfehler vorgelegen haben sollten.

Laut einer dpa-Meldung hatte UmweltBank-Vorstandssprecher Stefan Weber in der Hauptversammlungsdiskussion gewarnt, dass einer der wichtigsten Wettbewerber als Minderheitsaktionär die Macht im Kontrollgremium übernehmen könne, wenn die beiden neuen Kandidaten gewählt würden.

Ein Antrag, der im Ergebnis dazu hätte führen sollen, den Aufsichtsrat per weiterer Hauptversammlung auf sechs Personen aufzustocken, fand keine Mehrheit. Bei der nächsten Hauptversammlung könnte eine Erweiterung des Aufsichtsrats allerdings wieder zum Thema werden, beispielsweise auch mit einer Vertretung für die UmweltBank-Belegschaft.

Die Hauptversammlung beschloss, Vorstand und Aufsichtsrat zu entlasten. Die Bilanzsumme der Bank wuchs 2017 um 8,7 Prozent auf 3,485 Milliarden Euro, der Jahresüberschuss um 3,1 Prozent auf 16,7 Millionen Euro. Pro Aktie will die UmweltBank für 2017 0,32 Euro Dividende ausschütten.

Vorstandssprecher Weber erklärte, die UmweltBank wolle moderner und frischer werden und von der Zweitbank zur grünen Hausbank werden. Es soll einen neuen Umweltfonds geben, Verbraucherkredite und Girokonten.

Die Aktie der UmweltBank (WKN 557 080) ist die einzige grüne Bankaktie Deutschlands. Handelsplatz ist das Premium-Freiverkehrssegment m:access der Börse Münchent. Die rund 27,9 Millionen Inhaberstückaktien befinden sich überwiegend im Streubesitz der Kunden und Mitarbeiter. Die Aktie ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie in der Kategorie Grüne Spezialwerte.

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