Anleihen / AIF

Umwelt-Anleihen auf Umwelt-Aktien – Kapitaleinsatz verdoppeln?

Auch die Aktienkurse vieler nachhaltiger Unternehmen sind in diesem Jahr abgestürzt. Sind Anleihen von Erneuerbare Energie-Unternehmen eine sichere Alternative? Welche Angebote sind auf dem Markt? Welche Vor- und Nachteile sehen Experten beim Investment in Anleihen? Diesen Fragen ist ECOreporter.de im zweiten Teil unseres Berichts über Umwelt-Anleihen nachgegangen (per Mausklick gelangen Sie zum ersten Teil)

Die Welt ist ungerecht. Denn nur für vermögende Anleger kommt die Wandelanleihe in Frage, die von der Q-Cells SE aus Thalheim auf den Markt gebracht worden ist. Die Stückelung liegt bei 100.000 Euro. Zwar hat sich ihr Wert im Börsenhandel seit der Emission im Februar 2007 nahezu halbiert. Doch mit rund 50.000 Euro ist die Einstiegsschwelle für Anleger immer noch sehr hoch. Auf den ersten Blick bedauerlich, erscheint die Anleihe doch attraktiv.

Dessen Anteilsschein ist nach der kürzlichen Gewinnwarnung stark gefallen (wir berichteten). Am 17. Dezember ging sie in Frankfurt mit rund 19  Euro aus dem Handel und notiert damit 80 Prozent unter dem Vorjahreskurs. Die Q-Cells-Wandelanleihe (ISIN: DE000A0LMY64) hat sich ebenfalls verbilligt. Das Wertpapier zeitgleich an der Frankfurter Börse mit rund 55 Euro gehandelt. Der Nominalwert der Anleihe beträgt 100 Euro, diesen Kurs muss das Unternehmen zum Ende der Laufzeit an die Besitzer des Wertpapiers zahlen. Sie endet am 25. Februar 2012. Der aktuelle Kurs der Wandelanleihe von Q-Cells sei „absurd“ niedrig, meint Patrik Janovjak von der Bank Sarasin. Bei 55 Euro als Briefkurs werde das Risiko mit 45 Prozent veranschlagt, dass Q-Cells 2012 außerstande sei, die Anleihe zu bedienen. Das aber sei völlig verfehlt. Die Gewinnchance beim aktuellen Kurs ist groß. Wer für 55.000 Euro die Anleihe erwirbt, hat damit 2012 einen Anspruch auf eine Auszahlung von 100.000 Euro. Wieso wird das Papier so günstig angeboten? Laut Alain Eckmann von der UBS Global Asset Management gehören Hedgefonds zu den wichtigsten Käufern von Wandelanleihen. Sie seien aber durch die Finanzkrise häufig genötigt, diese Papiere „zu fast jedem Preis“ zu verkaufen. Daher seien derzeit viele Anleihen „drastisch unterbewertet“.


Q-Cells-Anleihe ist nur bedingt wandlungsfähig
Aber die Q-Cells-Anleihe ist nicht ohne Risiken. Das Emissionsvolumen der Wandelanleihe betrug 492,5 Millionen Euro. Es sind also immerhin fast 500 Millionen Euro, die das Unternehmen 2012 zurückzahlen muss. Q-Cells ist zwar im TecDax notiert und der größte Solarzellenhersteller weltweit. Eine solche Auszahlungssumme ist aber auch für sie nicht leicht zu schultern. Ihr aktuelles Eigenkapital liegt bei zwei Milliarden Euro. Vor diesem Hintergrund erscheint der aktuelle Risikoabschlag auf den Nominalwert durchaus plausibel. Bei der derzeitigen Kreditkrise kann man schon etwas besorgt sein, ob die Thalheimer das aus Gewinnen schaffen und wenn nicht, ob die Banken einen Ersatzkredit herausrücken.


Q-Cells zahlt jedes Jahr 1,375 Prozent Zinsen für die Anleihe. Bis zur Fälligkeit stehen noch mehrere Zinszahlungen an, die nächste erfolgt im Februar 2009. Die laufende Verzinsung liegt aufgrund des geringen Börsenkurses der Anleihe bei 2,6 Prozent. Bei positivem Verlauf – wenn Q-Cells die Wandelanleihe pünktlich zurückzahlt – kann der Anleger eine jährliche Rendite in Höhe von 23 Prozent einstreichen. Ein weiteres Zuckerstück für den Anleger ist die Option auf Wandlung. Da es sich um eine Wandelanleihe handelt, können Anleger auf eine Rückzahlung ihres Investments verzichten und dafür Aktien der Q-Cells erhalten. Sie besitzen somit die Option, von Kursgewinnen zu profitieren. Der Wandlungspreis wurde von Q-Cells auf 66,79 Euro festgesetzt. wenn der Kurs darüber liegt, bekommen Anleger 1.497 Aktien pro Anteil á 100.000 Euro. Doch diese Option kann das Anlagerisiko kaum versüßen. Zwar können Anleger die Q-Cells-Anleihe jederzeit wandeln. Um Kurs jenseits der 66,79 Euro zu erreichen und damit den Startschuss zur Wandlung zu geben, müsste sich der Aktienkurs des Unternehmens aber sich mehr als verdreifachen.


Anleihen bergen Ausfallrisiken
Laut Sarasin-Experte Janovjak sollten Anlegern auch bei Anleihen vor allem die Risiken beachten. Denn anders als beim Kauf einer Aktie werde man mit der Zeichnung einer Anleihe nicht zum Miteigentümer des emittierenden Unternehmens, sondern zum Gläubiger. Gehe der Kreditnehmer Pleite, müsse der Anleger sein Geld abschreiben. Uli Krämer vom Kepler Ethik Rentenfonds empfiehlt, sich die entsprechenden Unternehmen „ganz genau anzuschauen“ und Investments in Anleihen breit zu streuen. Martin Cech von der Erste-Sparinvest aus Wien wies gegenüber ECOreporter.de darauf hin, dass Wandelanleihen aufgrund der Nähe zu den Aktienmärkten sehr schwankungsfreudig seien. Ihre Liquidität sei zudem noch geringer als bei herkömmlichen Anleihen. Damit sei es schwerer, sie zu einem fairen Preis zu handeln. Die starken Wertschwankungen führen Cech zufolge dazu, dass Wandelanleihen meist bis zum Ende der Laufzeit gehalten würden.


Nach Recherchen von ECOreporter.de sind derzeit nur wenige Anleihen von Unternehmen mit im Kern nachhaltigen Geschäftsfeldern auf dem Markt. Erst im vergangenen Monat emittierte die Düsseldorfer systaic AG eine Wandelanleihe mit einem Nennbetrag von 1.000 Euro je Stück (ISIN DE000A0XYAY0). Sie hat eine Laufzeit von 5 Jahren mit einem jährlichen Zins von 8,9 Prozent. Diese Wertpapiere hat das Solarunternehmen mit Stückelung 100 Euro ausschließlich den Aktionären der systaic AG angeboten, sie wurde vollständig platziert. Notierungen an der Börse liegen noch nicht vor. Die Wandlung in Aktien ist vom Juni 2009 bis zum 4. November 2012 möglich. Dem Unternehmen zufolge lohnt sie sich jedoch erst, wenn die systaic-Aktie über 5,14 Euro notiert. Erst dann bringt die Wandlung mehr ein als die im November 2012 fälligen 1.000 Euro je Stück. Von einem solchen Kursniveau ist die Aktie des Solarunternehmens derzeit weit entfernt. Sie ging am 16.12. in Frankfurt mit 3,50 Euro aus dem Handel und notiert damit ein Drittel unter dem Vorjahreskurs. Systaic hat in den ersten neun Monaten 2008 den Konzernumsatz von 17,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 128,7 Millionen Euro vervielfacht. Das Konzern-EBIT erhöhte sich von 0,8 Millionen Euro auf 6,2 Millionen Euro. Das Eigenkapital beträgt aktuell 44,5 Millionen Euro. Über die Wandelanleihe nahm das Unternehmen 3,4 Millionen Euro ein, die es in rund drei Jahren zurückzahlen muss. Wenn systaic ihren Wachstumskurs fortsetzt und weiter die Gewinne steigert, dürfte ihr das gelingen.


Sunways-Wandelanleihe auf der Zielgeraden
Noch bis zum 15. Oktober 2009 läuft die im Herbst 2004 gestartete Wandelanleihe der Sunways AG  (ISIN: DE000A0BNPN0). Bis zur Fälligkeit steht keine Zinszahlung mehr an. Bei einem Nominalwert von 100 Euro und einem Briefkurs von 99,90 Euro am 15.12. lohnt der Einstieg in das Wertpapier jetzt kaum noch. Zumal auch die Option auf Wandlung in Aktien des Konstanzer Solarunternehmen wenig verlockend ist. Zwar haben Anleger Anspruch darauf, für jede Anleihe 20 Aktien zu erhalten. Seit dem Herbst vor vier Jahren hat sich der Aktienkurs in Frankfurt bis gestern Abend auf 2,40 Euro ungefähr halbiert. In den letzten zwölf Monaten verbilligte sich der Anteilsschein um 70 Prozent. Der Höchstkurs war 2006 mit knapp 20 Euro erreicht worden. Damit die Wandlung Anlegern mehr einbringt als die 100 Euro pro Anleihe müsste die Aktie höher als 5,0 Euro notieren.


Durch die Wandelanleihe flossen 2004 rund 10 Millionen Euro in die Kassen von Sunways. Die Rückzahlung wird das Unternehmen im kommenden Jahr stark belasten. Ihr Eigenkapital betrug zum Ende des 3. Quartals 44,6 Millionen Euro. Immerhin muss das Unternehmen dann nicht mehr Solarsilizium teuer auf dem Spotmarkt einkaufen. Mit der chinesischen LDK Solar hat Sunways die Lieferung von Silizium-Wafern für eine Produktionsleistung von jährlich rund 100 Megawatt ab 2009 vereinbart. In den ersten neun Monaten 2008 erreichte sie ein Nettoergebnis von 0,9 Millionen Euro, bei einem um 22 Prozent auf 184,4 Millionen Euro gestiegenen Umsatz. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) betrug 2,2 Millionen Euro. Im Gesamtjahr 2007 erreichte Sunways ein EBIT von 4,1 Millionen Euro und ein Nettoergebnis von 2,2 Millionen Euro.


Wenig Risiko: die Wandelanleihe von Plambeck

Die Wandelanleihe des Windkraftprojektierers Plambeck Neue Energien AG wird noch früher fällig, schon im März 2009. Das Einstiegsniveau ist mit 2,50 Euro sehr niedrig. Für 40 Stücke, also 100 Euro, wurden im Frankfurter Börsenhandel am 17.12. knapp 98 Euro geboten. Für das Ausfallrisiko können Anleger also rund zwei Prozent Gewinn einstreichen, wenn Plambeck die Anleihe zurückzahlt. Bis Mitte Februar können Anleger zudem die Wandlung beantragen, das Wandlungsverhältnis liegt bei drei Anleihen in zwei Aktien. Die Aktie des Unternehmens aus Cuxhaven ging am 16.12. mit 1,60 Euro aus dem Frankfurter Börsenhandel. Die Wandlung würde also nur einen Gegenwert von 3,20 Euro einbringen. Bei der Fälligkeit im März bringen drei Anleihen dagegen 7,50 Euro ein. Das spricht gegen die Wandlung. Für den 1. Januar steht aber noch eine Zinszahlung an. Die laufende Verzinsung beträgt 6,15 Prozent. Ein weiterer Vorteil: das Risiko der Anleihe erscheint begrenzt. Nach dem Verkauf der Anteile am dänischen Rotorenherstellers SSP dürfte der Windkraftprojektierer über genügend finanzielle Mittel verfügen, um die Anleihe im Wert von insgesamt rund 20 Millionen Euro zu bedienen. Das Unternehmen erzielte nach eigenen Angaben aus dem Verkauf eine freie Liquidität von rund 35 Millionen Euro. Das Problem liegt anderswo: Die Plambeck-Anleihe wird kaum noch gehandelt.
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