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Umfassende Studie warnt vor Spekulationsgeschäften mit Nahrungsmitteln
Die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen treibt die Nahrungsmittelpreise in die Höhe. Aber noch immer wehren sich Großinvestoren wie etwa die Deutsche Bank und die Allianz dagegen, den Beispielen anderer Banken zu folgen und sich nicht länger an der Spekulation mit Nahrungsmitteln zu beteiligen. Dazu haben sich etwa die DekaBank der Sparkassen, die LBBW, die Landesbank Berlin und die Commerzbank verpflichtet. Tabu sind diese Geschäfte auch für nachhaltige Banken wie die Steyler Bank aus Sankt Augustin. In einem Interview mit ECOreporter hat deren Geschäftsführer Norbert Wolf erläutert, wie Spekulationsgeschäfte mit Agrar-Rohstoffen funktionieren und warum die Bank der Steyler Missionare sie ablehnt. Per Mausklick gelangen Sie zu dem Beitrag.
Dagegen behauptet etwa die Deutsche Bank, dass es keine Belege dafür gebe, dass sich die starke Zunahme der Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln schädlich auswirkt. Deshalb gebe es keinen Grund, sie aufzugeben. Doch eine aktuelle Studie gibt den Kritikern der Deutschen Bank jetzt neue Argumente in die Hand. Sie stellt fest, dass der Einfluss der Finanzspekulation auf Nahrungsmittelpreise aus wissenschaftlicher Sicht "wahrscheinlich" ist. „Empirische Studien, die sich ausgefeilter Methoden bedienen, kommen tendenziell eher zu dem Schluss, dass Finanzmarktspekulation einen negativen Einfluss auf die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel haben kann", schreibt der Autor Prof. Hans-Heinrich Bass. Der Bremer Volkswirt hat Studien zu dem Thema analysiert, darüber im Auftrag der Verbraucherorganisation foodwatch eine Überblicks-Arbeit verfasst und heute in Berlin vorgestellt.
"Deutsche Bank und Allianz stützen sich auf wissenschaftlich nicht haltbare Argumente. Es ist dreist und perfide, das Festhalten an der Agrarspekulation damit zu begründen, dass 'die' Wissenschaft angeblich Entwarnung gegeben habe", erklärte dazu foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Den Beleg für die Unschädlichkeit der finanzwirtschaftlichen Agrarspekulation gebe es nicht. Bode forderte die Unternehmen angesichts der wissenschaftlichen Hinweise auf einen potenziellen Zusammenhang zwischen den Finanzprodukten und Hunger auf, unverzüglich aus den Finanzwetten mit Agrarrohstoffen auszusteigen: "Wer jetzt nicht die Reißleine zieht, handelt verantwortungslos. Bei ohnehin unterernährten Kindern können schon Preisschocks von wenigen Tagen die nötige Zufuhr an Mikro-Nährstoffen unterbrechen und dazu führen, dass diese Kinder einfach sterben. Deutsche Bank und Allianz müssen sich entscheiden: Aussteigen - oder weiter über Leichen gehen."
Spekulationsbefürworter wie die Deutsche Bank berufen sich insbesondere auf die Schlussfolgerungen des Wittenberger Ethikprofessors Ingo Pies und des Agrarönomen Thomas Glauben aus Halle, die seit Monaten medial stark verbreitet werden. Bass jedoch belegt, dass diese nicht haltbar sind. Es sei falsch, die zentrale These von Pies und Glauben als Stand "der" Wissenschaft darzustellen, der zufolge Finanzspekulation für die Entwicklung von Nahrungsmittelpreisen unschädlich sei und sogar "mit Sicherheit" einen positiven Effekt habe. Das Gegenteil sei richtig, so Bass bei der Vorstellung seiner Meta-Studie.
In seiner 65-seitigen Analyse hat sich der Bremer Ökonom detailliert mit den Quellen von Pies und Glauben befasst. Demnach haben die Befürworter der Spekulation von Indexfonds einen "Literaturüberblick" über drei Dutzend Studien vorgelegt, sind bei der Auswahl der Quellen jedoch einseitig vorgegangen. Selbst von den als relevante Belege aufgeführten zehn Studien würden lediglich fünf empirische Arbeiten tatsächlich positive Effekte der Index-Spekulation feststellen. Und vier dieser fünf Arbeiten gingen dabei auf eine einzige Wissenschaftlergruppe um den US-Wissenschaftler Scott H. Irwin zurück. Dieser Haupt-Zeuge für die vermeintliche Unschädlichkeit der Agrarspekulation habe gerade erst offenlegen müssen, dass er eng mit der US-amerikanischen Agrar- und Indexfondsindustrie verbandelt ist.
Zudem haben laut dem Bremer Volkswirt Bass Pies und Glauben aus Halle auf eine methodenkritische Analyse der Quellen, die ihre Thesen stützen, verzichtet. Dabei seien sowohl Methoden als auch Datengrundlagen äußerst umstritten. Als andere Wissenschaftler eine Berechnung von Irwin und anderen mit Daten aus einem etwas anderen Zeitraum wiederholten, seien sie "spektakulärerweise" zum gegenteiligen Ergebnis gekommen, so Bass: Dass Indexfonds nämlich sehr wohl die Weltmarktpreise von Nahrungsmitteln beeinflussen können.
Der Bremer Ökonom warnt, dass die These von der angeblich bewiesenen Unschädlichkeit der Finanzspekulation auf den Agrarmärkten "sogar gefährlich" werden könne: Wenn sie Unternehmen vom Ausstieg aus der Agrarspekulation abhalten oder die bereits ausgestiegenen Banken zu einer Kehrtwende verleiten würde. Bass' Studie ist unter dem Titel "Finanzspekulation und Nahrungsmittelpreise: Anmerkungen zum Stand der Forschung" erschienen als Band 42 der Materialien des Wissenschaftsschwerpunktes "Globalisierung der Weltwirtschaft" am Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management (IWIM) der Universität Bremen.
Per Mausklick gelangen Sie zu der Studie von Hans-Heinrich Bass.
Dieser Link führt Sie zu einem foodwatch-Report über die Nahrungsmittelspekulation von Akteuren wie der Deutschen Bank.
Dagegen behauptet etwa die Deutsche Bank, dass es keine Belege dafür gebe, dass sich die starke Zunahme der Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln schädlich auswirkt. Deshalb gebe es keinen Grund, sie aufzugeben. Doch eine aktuelle Studie gibt den Kritikern der Deutschen Bank jetzt neue Argumente in die Hand. Sie stellt fest, dass der Einfluss der Finanzspekulation auf Nahrungsmittelpreise aus wissenschaftlicher Sicht "wahrscheinlich" ist. „Empirische Studien, die sich ausgefeilter Methoden bedienen, kommen tendenziell eher zu dem Schluss, dass Finanzmarktspekulation einen negativen Einfluss auf die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel haben kann", schreibt der Autor Prof. Hans-Heinrich Bass. Der Bremer Volkswirt hat Studien zu dem Thema analysiert, darüber im Auftrag der Verbraucherorganisation foodwatch eine Überblicks-Arbeit verfasst und heute in Berlin vorgestellt.
"Deutsche Bank und Allianz stützen sich auf wissenschaftlich nicht haltbare Argumente. Es ist dreist und perfide, das Festhalten an der Agrarspekulation damit zu begründen, dass 'die' Wissenschaft angeblich Entwarnung gegeben habe", erklärte dazu foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. Den Beleg für die Unschädlichkeit der finanzwirtschaftlichen Agrarspekulation gebe es nicht. Bode forderte die Unternehmen angesichts der wissenschaftlichen Hinweise auf einen potenziellen Zusammenhang zwischen den Finanzprodukten und Hunger auf, unverzüglich aus den Finanzwetten mit Agrarrohstoffen auszusteigen: "Wer jetzt nicht die Reißleine zieht, handelt verantwortungslos. Bei ohnehin unterernährten Kindern können schon Preisschocks von wenigen Tagen die nötige Zufuhr an Mikro-Nährstoffen unterbrechen und dazu führen, dass diese Kinder einfach sterben. Deutsche Bank und Allianz müssen sich entscheiden: Aussteigen - oder weiter über Leichen gehen."
Spekulationsbefürworter wie die Deutsche Bank berufen sich insbesondere auf die Schlussfolgerungen des Wittenberger Ethikprofessors Ingo Pies und des Agrarönomen Thomas Glauben aus Halle, die seit Monaten medial stark verbreitet werden. Bass jedoch belegt, dass diese nicht haltbar sind. Es sei falsch, die zentrale These von Pies und Glauben als Stand "der" Wissenschaft darzustellen, der zufolge Finanzspekulation für die Entwicklung von Nahrungsmittelpreisen unschädlich sei und sogar "mit Sicherheit" einen positiven Effekt habe. Das Gegenteil sei richtig, so Bass bei der Vorstellung seiner Meta-Studie.
In seiner 65-seitigen Analyse hat sich der Bremer Ökonom detailliert mit den Quellen von Pies und Glauben befasst. Demnach haben die Befürworter der Spekulation von Indexfonds einen "Literaturüberblick" über drei Dutzend Studien vorgelegt, sind bei der Auswahl der Quellen jedoch einseitig vorgegangen. Selbst von den als relevante Belege aufgeführten zehn Studien würden lediglich fünf empirische Arbeiten tatsächlich positive Effekte der Index-Spekulation feststellen. Und vier dieser fünf Arbeiten gingen dabei auf eine einzige Wissenschaftlergruppe um den US-Wissenschaftler Scott H. Irwin zurück. Dieser Haupt-Zeuge für die vermeintliche Unschädlichkeit der Agrarspekulation habe gerade erst offenlegen müssen, dass er eng mit der US-amerikanischen Agrar- und Indexfondsindustrie verbandelt ist.
Zudem haben laut dem Bremer Volkswirt Bass Pies und Glauben aus Halle auf eine methodenkritische Analyse der Quellen, die ihre Thesen stützen, verzichtet. Dabei seien sowohl Methoden als auch Datengrundlagen äußerst umstritten. Als andere Wissenschaftler eine Berechnung von Irwin und anderen mit Daten aus einem etwas anderen Zeitraum wiederholten, seien sie "spektakulärerweise" zum gegenteiligen Ergebnis gekommen, so Bass: Dass Indexfonds nämlich sehr wohl die Weltmarktpreise von Nahrungsmitteln beeinflussen können.
Der Bremer Ökonom warnt, dass die These von der angeblich bewiesenen Unschädlichkeit der Finanzspekulation auf den Agrarmärkten "sogar gefährlich" werden könne: Wenn sie Unternehmen vom Ausstieg aus der Agrarspekulation abhalten oder die bereits ausgestiegenen Banken zu einer Kehrtwende verleiten würde. Bass' Studie ist unter dem Titel "Finanzspekulation und Nahrungsmittelpreise: Anmerkungen zum Stand der Forschung" erschienen als Band 42 der Materialien des Wissenschaftsschwerpunktes "Globalisierung der Weltwirtschaft" am Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management (IWIM) der Universität Bremen.
Per Mausklick gelangen Sie zu der Studie von Hans-Heinrich Bass.
Dieser Link führt Sie zu einem foodwatch-Report über die Nahrungsmittelspekulation von Akteuren wie der Deutschen Bank.