Erneuerbare Energie

Überwiegen die Vorteile der neuen Solarstromförderung in Italien die Kürzungen der Vergütung?

Im vergangenen Jahr ist Italien ist mit 770 Megawatt (MW) neu installierter Leistung zum zweitgrößten Solarmarkt der Welt nach Deutschland aufgestiegen. Zwar soll die attraktive Solarstromvergütung des Mittelmeeranrainers im kommenden Jahr sinken. Es wird aber im Vergleich etwa zur neuen deutschen Regelung nur moderate Senkungen geben. Das stellt das Beratungsunternehmen Rödl & Partner klar.

Der Rat aus Vertretern der italienischen Regionen und der Zentralregierung (Conferenza Stato e Regioni) hat kürzlich die Änderungen der Solarstromvergütung beschlossen. Die Neuregelung tritt in Kraft, sobald sie im italienischen Staatsanzeiger veröffentlicht wurde.“Mit den neuen Regeln wurde eine sehr gute, für alle Investoren tragbare Lösung gefunden", meint Svenja Bartels, Partnerin von Rödl & Partner in Padua. "Italien bleibt damit ein, wenn nicht der interessanteste Markt für Solarstrom in Europa."

"Investoren sollten jetzt alles daran setzen, ihre laufenden Projekte noch vor dem Jahreswechsel rechtssicher in Betrieb zu nehmen", betont Bartels jedoch. "Auch wenn die Tarife in Zukunft attraktiv bleiben, lohnt sich ein Schlussspurt, um sich noch die höhere Förderung für Solarstrom bis Ende des Jahres zu sichern. Derzeit erhalten Investoren beispielsweise noch 34,6 Cent pro KWh für Freiflächenanlagen", so die Expertin. Nach ihren Angaben gelten die Fördertarife des Conto Energia II für Altanlagen sowie Projekte, die bis zum 31.12.2010 ans Netz gehen, mit einer Sonderregelung für die Inbetriebnahme, um Verspätungen beim Netzanschluss aufzufangen. Laut Bartels müssen nur die Anträge beim Netzbetreiber auf Anschluss an das Stromnetz rechtzeitig gestellt werden. Die tatsächliche Inbetriebnahme könne auch noch danach erfolgen.

Das neue Conto Energia unterscheidet laut Rödl & Partner nur noch zwischen Dachanlagen und sonstigen Anlagen, unter die auch Freiflächenanlagen fallen. Bisher war zwischen integrierten, teilintegrierten und vollintegrierten Anlagen differenziert worden. Die Fördertarife werden im Verlauf des Jahres 2011 in drei Schritten progressiv abgesenkt. Für sonstige Anlagen bis 5 MW liegt die Senkung im Vergleich mit den aktuellen Tarifen im ersten Jahresdrittel bei durchschnittlich 9,4 Prozent, im zweiten bei 14,5 Prozent und im
dritten bei 23,4 Prozent. Für sonstige Anlagen mit einer Leistung über 5 MW erfolgt im ersten Jahresdrittel eine Senkung um 14,2 Prozent, im zweiten um 20,5 Prozent und im dritten um 27,5 Prozent. Für die Zeit nach 2011 ist bis 2013 eine jährliche Absenkung um jeweils weitere 6 Prozent vorgesehen.

Mit dem Conto Energia III wird für 2011 ein Deckel für die Neuinstallationen in Italien eingeführt. Dann können neue Anlagen nur noch bis zu einer Gesamtmenge von insgesamt 3.000 MW gefördert werden. "Nach der bisherigen Erfahrung stellt die Deckelung kein Problem für Investoren dar", glaubt Roberto Pera, Partner von Rödl & Partner in Rom. "Wir rechnen damit, dass das maximale Volumen frühestens in zwei Jahren erreicht wird. Danach gilt wie bereits beim Conto Energia II ein Übergangszeitraum von 14 Monaten, in dem die Förderung weiterläuft."

Pera weist darauf hin, dass die Verfahren für die Genehmigung von Photovoltaikanlagen vereinfacht werden. Italienweit sollen zukünftig einheitliche Richtlinien gelten, die unter anderem die Inhalte, Einleitung und Durchführung des Genehmigungsverfahrens regeln. "Wir bekommen jetzt endlich etwas mehrKlarheit in die teilweise verworrene Genehmigungslage", betont der Experte von Rödl & Partner. Pera weiter: "Die neuen Leitlinien waren überfällig. Die Genehmigungsverfahren waren teilweise von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich. Das neue Gesetz bietet eine wichtige Hilfestellung für die Behörden vor Ort."
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