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Übernahme von unten – Initiative sammelt Anlegergeld für Beteiligung an E.on-Tochter, nachhaltige Energieversorgung als Ziel
Der deutsche Strom- und Gasmarkt wird auf Drängen des Kartellamts neu geordnet. Der Energiekonzern E.on AG soll seine Stadtwerketochter Thüga verkaufen, weil Bedenken bestehen, E.on verhindere den Wettbewerb. Durch den über die Thüga organisierten Zugang zu den Energieverbrauchern sichert sich E.on die Belieferung mit Strom und Gas zu rund 110 Stadtwerken. An diesen ist die Thüga in der Regel mit einer Minderheitsbeteiligung von unter 50 Prozent beteiligt.
Freiburger Bürger wollen die Gelegenheit nutzen und haben die Genossenschaft "Energie in Bürgerhand" gegründet, um Eigenkapital für den Kauf von Anteilen der Thüga zu sammeln und einen ökologischen Energiekonzern von unten aufzubauen. Über die Tochter des Energiekonzerns wollen sie zudem Einfluss auf E.on erlangen und dort auf eine umweltverantwortliche und sozialverträgliche Energieversorgung drängen. Dr. Burghard Flieger vom Projektbüro innova eG Freiburg gehört zum Vorstand der Genossenschaft. Von rund 1.500 Bürger liegen nach seinen Angaben bereits finanzielle Zusagen in Höhe von etwa zehn Millionen Euro vor – mit weiter wachsender Tendenz. Die südbadische Initiative hoffe, bis zu 100 Millionen Euro einzusammeln.
Mit insgesamt 3,9 Millionen Strom- und 2,4 Millionen Gaskunden zählt die Thüga zu den größten deutschen Energieanbietern. Für Investoren ist die Gruppe hochattraktiv. Ihr Wert wird auf drei bis vier Milliarden Euro veranschlagt. Zwei kommunale Bündnisse wollen deshalb auch in die Holding einsteigen. Hinter diesen beiden Konsortien mit den Namen Integra und Kom9 stehen rund 60 kommunale Versorger aus Städten wie Freiburg, Frankfurt und Würzburg. Kommt der Transfer zustande, dürfte er als eine der spektakulärsten Aktionen der vergangenen Jahrzehnte in die deutsche Stromgeschichte eingehen. Wird die Thüga unabhängig, ist sie nach den großen vier Energiekonzernen der nächstgrößte Versorger Deutschlands.
Viele prominente Akteure unterstützen das Projekt. Zu den Gründern der Genossenschaft gehören beispielsweise der Solararchitekt Rolf Disch, der die Freiburger Solarsiedlung errichtet hat, und als Aufsichtsratsvorsitzender von „Energie in Bürgerhand“ Michael Sladek aus Schönau im Wiesental. Er sammelte zusammen mit anderen Schönauern bereits Mitte der neunziger Jahre einen Millionenbetrag ein, um das örtliche Stromnetz zu kaufen. Sladek gelang es mit seinen Mitstreitern, aus einer Bürgerinitiative ein ökonomisch erfolgreiches Unternehmen aufgebaut: die Elektrizitätswerke Schönau Vertriebs GmbH (EWS), die ausschließlich Ökostrom liefert (wir

Burghard Flieger von der Genossenschaft "Energie in Bürgerhand" nennt viele Gründe für den Einstieg der Bürger in die Thüga:

Die Initiative strebt an, mindestens zehn Prozent der Firmenanteile zu erwerben. Für die Gelder sind nachihrenAngaben Treuhandkonten bei mehreren Banken eingerichtet worden. Sie werden von dem Freiburger Rechtsanwalt Friedhelm von Spiessen betreut. Kommt es zum Kauf, werde das Geld entsprechend eingesetzt, andernfalls fließe es mit Zinsen an die Geldgeber zurück. Weitere Informationen dazu sind der Website

Auftaktveranstaltungen zur bundesweiten Kampagne finden am Freitag, den 10. und Samstag, den 11. Juli 2009 in der Freiburger Fabrik für Handwerk, Kultur und Ökologie (www.fabrik-freiburg.de) statt. Hierzu will die Genossenschaft möglichst viele Bürger aus Kommunen aktivieren, in denen die Thüga an den Stadtwerken beteiligt ist. Bekommen sie eine ähnliche Mobilisierung hin, wie bisher in Südbaden, rückt die Bürgergenossenschaft ihrem Ziel einer nennenswerten Beteiligung ein erhebliches Stück näher.
Bildhinweis: Burghard Flieger. / Quelle: privat