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Überflieger oder überschätzte Solaraktien? – Analyse von Meyer Burger Technology AG und SMA Solar Technology AG
Sie verbrennen weiter Geld, hoffen aber auf eine baldige Trendumkehr: SMA Solar Technology AG und Meyer Burger Technology AG haben heute durchwachsene Halbjahresbilanzen vorgelegt.
Beide Unternehmen sind durch die Umwälzungen im globalen Solarmarkt in Schieflage geraten und wollen mit tiefgreifenden Umstrukturierungen zurück in die Erfolgsspur kommen.
Wie sind die Aussichten dafür? Und ist jetzt eine gute Gelegenheit, in diese Aktien zu investieren? ECOreporter.de nimmt eine Einschätzung vor.
Die Meyer Burger Technology AG ist ein Maschinenbauer aus Thun, der bis vor wenigen Jahren gute Geschäfte machte mit Solarherstellern vor allem aus China, die bei ihm Technologie zum Ausbau ihrer Produktion einkauften. Aber es entstanden massive Überkapazitäten im Weltmarkt. Seit 2011 hat die Solarsparte der Schweizer deshalb weitaus weniger Aufträge aus der Solarbranche ergattert.
Doch in diesem Jahr zieht die Nachfrage für den Geschäftsbereich Photovoltaik wieder an. Wie Meyer Burger heute früh bei der Bekanntgabe der Zahlen für das erste Halbjahr 2015 mitteilte, hat sich das Auftragsvolumen in diesem Segment vervielfacht. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres seien im Photovoltaikgeschäft neue Aufträge im Umfang von rund 82 Millionen Schweizer Franken (CHF) eingegangen.
Im Vorjahreszeitraum waren es lediglich 24 Millionen CHF gewesen. Das Gesamtvolumen an neu erteilten Aufträgen stieg um 42 Prozent auf 222,6 Millionen CHF. Das entspricht etwa zwei Dritteln des Jahresumsatzes, den das Unternehmen in 2014 erwirtschaftet hat. Das aktuelle Auftragsvolumen liegt außerdem über dem Jahresumsatz von 2012 in Höhe von rund 202 Millionen CHF.
Für das Gesamtjahr 2015 peilt der Vorstand der Meyer Burger Technology AG an, den Auftragseingang von 326 Millionen CHF in 2014 „klar zu übertreffen“. Das sei insbesondere durch die „sich aufhellende Situation in der Photovoltaik-Industrie“ möglich. Ferner bekräftige die Unternehmensspitze die Umsatzprognose von rund 400 Millionen CHF nach rund 316 Millionen CHF in 2014.
Im ersten Halbjahr erreichte der Solarausrüster einen Umsatz von 124,4 Millionen CHF. Er lag damit deutlich unter dem Wert des Vorjahreszeitraumes von 129 Millionen CHF. Der Vorstand führt diesen Rückgang aber auf negative Währungseffekte zurück. Bei konstanten Wechselkursen hätte nach dessen Berechnungen der Umsatz der ersten sechs Monate den Vorjahreswert sogar leicht um 0,4 Prozent übertroffen.
Allerdings sind in den Halbjahresumsatz auch die rund zehn Millionen CHF eingeflossen, die Meyer Burger für die abgetretenen Forderungen an das insolvente US-Unternehmen GT Advanced Technologies erhalten hat.
Die Annahme, dass der Umsatz in der zweiten Jahreshälfte deutlich anwachsen wird, stützt der Vorstand nicht nur auf den allgemein erhöhten Auftragsbestand. Er weist zudem darauf hin, dass „eine größere Anzahl an Maschinen“ zum Bilanzstichtag Ende Juni 2015 noch vor Abnahme durch die Kunden stand und in den Folgemonaten umsatzrelevant werde.
Auch werde die Erhöhung der Produktionskapazitäten am Standort Hohenstein-Ernstthal dazu beitragen, das Umsatzziel zu erreichen.
Gewinnziel im ersten Halbjahr unterschritten
Dennoch bleibt kritisch anzumerken, dass der Solarausrüster weiterhin tiefrote Zahlen schreibt. Im ersten Halbjahr verzeichnete er beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) einen Fehlbetrag 32,7 Millionen CHF. Er lag immerhin deutlich unter dem Vorjahreswert von minus 55,2 Millionen CHF. Beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug das Minus 68,5 Millionen CHF nach einem Verlust von 88,1 Millionen CHF im ersten Halbjahr 2014.
Trotz der deutlichen Verringerung des Fehlbetrags umfasst der EBIT-Verlust damit immer noch mehr als die Hälfte des Umsatzes. Dabei hat Meyer Burger in den ersten sechs Monaten 2015 die Kosten weiter stark verringert, um 15 Prozent bzw. 17,7 Millionen CHF.
Der Personalaufwand summierte sich auf 80,6 Millionen CHF, der sonstige Betriebsaufwand auf 23,1 Millionen CHF. Der Vorstand sieht sich „auf Kurs“, im Gesamtjahr die Kosten um 30 Millionen CHF zu senken.
Der Vorstand räumte bei der Präsentation der Zwischenbilanz ein, sein Ziel für das EBITDA im ersten Halbjahr verfehlt zu haben. Dennoch geht er weiterhin davon aus, hier zum Jahresende 2015 eine schwarze Null zu erreichen. Analysten der Credit Suisse bezweifeln, dass Meyer Burger die Prognose für 2015 erfüllen kann.
Sie empfehlen den Verkauf der Aktie und nennen als Kursziel 5 Euro. Der Anteilsschein wird vor allem an der an der Swiss Excange gehandelt.
Dort notiert die Aktie mit 8,20 CHF um rund 21 Prozent unter dem Vorjahreskurs. Sie hat in den letzten fünf Jahren zwei Drittel ihres Wertes verloren. Michael Foeth, Aktienanalyst von Vontobel Research, empfiehlt dagegen den Kauf der Aktie. Nach seiner Einschätzung steht nun die Trendwende bevor. Er bekräftigt sein Kursziel 9,40 CHF, das er schon vor der Bekanntgabe der Zwischenbilanz gesetzt hatte (hier gelangen Sie zu unserem Beitrag über seine Einschätzung vom 11. August).
ECOreporter.de rät dagegen zur Vorsicht. Weiterhin verbrennt die Meyer Burger Technology AG in jedem Monat mehrere Millionen Euro. Ihre flüssigen Mittel beliefen sich am Bilanzstichtag nur noch auf 133,9 Millionen CHF. Das Eigenkapital schrumpfte auf 235,3 Millionen CHF. Dem stehen Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 249 Millionen CHF gegenüber.
Der finanzielle Spielraum des Unternehmens wird immer geringer und wenn ihm nicht bald die Rückkehr in die Gewinnzone gelingt, könnten auch die Kreditgeber langsam nervös werden. Die Erholung hängt wesentlich davon ab, dass das Soalrgeschäft weiter Fahrt aufnimmt.
Doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es hier sehr schnell zu Verzögerungen beim Abruf von Aufträgen und zu Einbrüchen bei der Nachfrage kommen kann. Schon kleinere Absatzprobleme im zweiten Halbjahr könnten das jüngst aufgekeimte Vertrauen der Börsianer in eine nachhaltige Erholung der Aktie von Meyer Burger zerstören und neue Kurseinbrüche auslösen. Weil die Aktie aber recht niedrig bewertet ist empfehlen wir das Halten der Beteiligung.
Kursrakete SMA Solar Technology AG : Wie viel Reichweite hat die Aktie?
Anders als bei der Aktie des Solarausrüsters aus der Schweiz haben die Börsianer die Aktie der SMA Solar Technology AG mit vielen Vorschusslorbeeren versehen und ihren Kurs mit Zukäufen sehr hoch getrieben. Sie notiert heute Mittag im Xetra mit 34,60 Euro um neun Prozent höher als am Vortag und um 52 Prozent über dem Vorjahreskurs. Der Wertzuwachs der letzten drei Monate beträgt satte 130 Prozent.
Damit honorieren die Börsianer die deutlich verbesserte Geschäftsentwicklung des Unternehmens aus Niestetal bei Kassel. Es ist ein weltweit führender Anbieter von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen, die Solarstrom in netzfähigen Wechselstrom umwandeln. Doch der starke Einbruch des deutschen Solarmarktes infolge massiver Einschnitte bei den Solarstromtarifen und die verstärkte Konkurrenz auf internationalen Märkten haben neben anderen Faktoren die Preise für Wechselrichter massiv einbrechen lassen. Auch verlagerte sich der Schwerpunkt des globalen Zubaus von Solarstromleistung von Europa, wo die Hessen eine dominierende Marktposition erlangt hatten, nach Asien. Die Führung der SMA Solar Technology AG musste eine tiefgreifende Umstrukturierung vornehmen und unter anderem viele Mitarbeiter entlassen. Hohe Abfindungszahlungen waren erforderlich und belasteten das Unternehmen zusätzlich. Doch in den vergangenen Monaten mehrten sich die Zeichen, dass es für die Gesellschaft wieder aufwärts geht. Zumal die Konzernspitze verstärkt auf das Geschäft mit dem Betrieb von Solarparks und der Speicherung von Solarstrom setzt, dazu unter anderem mit Siemens eine aussichtsreiche Partnerschaft vereinbart hat (wir berichteten).
Bildhinweis: Wechselrichter von SMA. / Quelle: Unternehmen
Aussicht auf Rückkehr in die Gewinnzone
Mächtig beflügelt hat der Vorstand der SMA Solar Technology AG die Aktie, als er vor etwa einem Monat eine deutlich gesteigerte Prognose veröffentlichte. Demnach soll das Unternehmen 2015 einen Jahresumsatz zwischen 800 Millionen und 850 Millionen Euro erreichen nach 805,4 Millionen Euro Umsatz in 2014. Zunächst hatte die Führung von SMA Solar für 2015 einen Jahresumsatz zwischen 730 und 770 Millionen Euro anvisiert.
Beim Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) strebt die Konzernführung die „schwarze Null“ an, zumindest aber einen auf 25 Millionen Euro verringerten Fehlbetrag. Die bisherige EBIT-Prognose für 2015 hatte einen EBIT-Verlust zwischen 30 und 60 Millionen Euro einkalkuliert nach einem Minus von 164,9 Millionen Euro in 2014.
Die heute veröffentlichte Halbjahresbilanz bestätigte diese Zuversicht und gab der Aktie von SMA Solar Technology AG weiteren Rückenwind. Demnach stieg der Umsatz von Januar bis Juni 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 26 Prozent auf 429,3 Millionen Euro.
Das Unternehmen verkaufte im Berichtszeitraum Solar-Wechselrichter mit einer Leistung von 3,2 Gigawatt (GW) nach 2,0 GW im ersten Halbjahr 2014. Der EBIT-Verlust wurde von 62,4 Millionen auf 14,9 Millionen Euro verringert. Dazu habe neben dem gestiegenen Absatz und positiven Währungseffekten beigetragen, dass die Fixkosten deutlich verringert wurden, erläuterte der Vorstand.
Das EBITDA schwenkte sogar ins Plus. Es sprang im ersten Halbjahr auf 21,3 Millionen Euro, nachdem im Vergleichszeitraum noch ein Minus von 17,0 Millionen Euro angefallen war. Die Nettoliquidität blieb mit 211,0 Millionen Euro auf hohem Niveau, ebenso die Eigenkapitalquote von 47,2 Prozent.
Ebenfalls zuversichtlich stimmt, dass es dem Unternehmen gelungen ist, die langjährige Abhängigkeit vom nunmehr schwachen Heimatmarkt Deutschland weiter zu verringern. Der Auslandsanteil am Umsatz erreichte im ersten Halbjahr 87,2 Prozent nach 73,4 Prozent in den ersten sechs Monaten 2014.
Zu den wichtigsten Auslandsmärkten zählten dabei mit Nordamerika und Japan zwei der wachstumsstärksten Solarmärkte weltweit, zudem auch Großbritannien, dem gegenwärtig am kräftigsten zulegenden Einzelmarkt in Europa.
Trotz dieser guten Entwicklung und der positiven Aussichten rät ECOreporter.de nun zum Verkauf der Aktie von SMA Solar Technology AG. Anleger sollten die Gelegenheit nutzen, Kursgewinne zu Geld zu machen. Denn die Aktie ist inzwischen sehr hoch bewertet.
Sehr viel Luft nach oben hat der Kurs vorerst nicht, zumindest nicht bei fairer Bewertung. Sie erscheint inzwischen sogar überteuert. Die Gefahr von Kurskorrekturen ist groß.
Meyer Burger Technology AG: CH0108503795 / A0YJZX
SMA Solar Technology AG: ISIN DE000A0DJ6J9 / WKN A0DJ6J