Georg Hetz, Gründer der UDI. / Foto: NN-Matejka

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Was der UDI-Gründer nun tagsüber anstellen wird

Er geht, aber geht nicht so ganz, und auch wenn er geht, läuft es bei UDI weiter: Denn immerhin 1.620 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom produzieren die Erneuerbare-Energie-Kraftwerke derzeit, die UDI ans Netz gebracht hat, genug für eine kleine Stadt.

Der Gründer Georg Hetz übergibt nun den Staffelstab an Stefan Keller – in ECOreporter verrät er, was er jetzt tagsüber treiben wird, ob er alten Kunden auf der Straße begegnen möchte und wann er einmal fälschlicherweise nicht auf seinen Bauch gehört hat.

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ECOreporter: Herr Hetz, Hand aufs Herz: Als Sie 1998 beruflich mit Erneuerbarer Energie begannen, hätten Sie gedacht, dass wir 2022 in Deutschland den Atomausstieg haben würden?

Georg Hetz: Im Herbst 1998 kamen ja die SPD und die Grünen in die Regierungsverantwortung, sodass ich schon davon ausgegangen bin, dass der Atomausstieg vorangehen wird. In der Praxis hat es ja dann auch geklappt. Die Vereinbarungen zwischen der Bundesregierung und den Energieerzeugern kam zustande, und alle waren zufrieden. Allerdings habe ich nicht erwartet, dass Frau Merkel und die FDP diese Vereinbarung wieder kippen und den Energieriesen Zugeständnisse machen würden - bis zur Katastrophe von Fukushima. Dass es erst dieser Katastrophe bedurfte, die zum Umdenken geführt hat, ist traurig genug. Ich habe allerdings das üble Gefühl im Hinterkopf, dass der Süden wegen der schleppenden Verlegung neuer Stromtrassen von Nord nach Süd in 2022 und später feststellen wird, über zu wenig Erneuerbare-Energie-Strom zu verfügen, und die Atomkraftwerke deswegen doch länger am Netz bleiben müssen. Aber vielleicht bin ich da zu pessimistisch.

Sie ziehen sich zu einem Zeitpunkt teilweise zurück, der spannend ist - auch im negativen Sinn: Der Hambacher Forst ist zwar erst einmal nicht vom Bagger bedroht, RWE und die nordrhein-westfälische Landesregierung setzen aber weiter auf Braunkohle. Wir Deutschen werfen Brasilien vor, Regenwälder zu vernichten, aber die eigenen Restwälder stehen auf der Kippe, wenn es wirtschaftliche Interessen gibt. Mit welchen Gefühlen betrachten Sie die Situation bei der Energiewende in Deutschland?

Der Hambacher Wald hat ja nun wahrscheinlich zwei Jahre "rausgeschunden", worüber ich mich mehr als gefreut habe. Die Wahl in Brasilien und der mögliche rechtslastige Gewinner lassen Schlimmes erwarten. Für Deutschland hoffe ich, dass die Grünen in Bayern an die 20 Prozent-Rate herankommen und Druck auf die CSU ausüben, in Bayern wieder vermehrt Windkraftanlagen zuzulassen (unser Interview fand vor der Landtagswahl statt - Red.). Das könnte auch für die Bundesregierung das Signal sein, die Zurückhaltung bei der Erneuerbaren Energie aufzugeben.

UDI sorgt letztlich dafür, dass Anleger sich an der Energiewende beteiligen. Aber die Anleger wollen auch kein Geld verlieren. Wie vielen Ihrer Anleger möchten Sie nicht auf der Straße begegnen?

Das klingt vielleicht komisch - aber meinen Anlegern möchte ich allen gerne begegnen. Ich bin davon überzeugt, dass bei den Anlegern angekommen ist, dass wir im Großen und Ganzen einen guten Job gemacht haben. Dass wir auch die eine oder andere Anlage im Bestand haben, die nicht so läuft, wie sie sollte, dazu stehe ich. Und ich bin auch davon überzeugt, dass Stefan Keller und seine Mannschaft sich so aufstellen, dass auch nicht so gut laufende Projekte wirtschaftlich betrieben werden können.

Die Energiewende ist ein Projekt, das im globalen Maßstab wichtig ist: Der Klimawandel bedroht schließlich nicht nur RWE und andere, die weiter auf Braunkohle setzen, sondern im schlimmsten Fall in einigen Jahrzehnten Millionen oder gar Milliarden Menschen und ganze Ökotope. Wie hoch schätzen Sie die Chance ein, dass wir in 30 Jahren das Menschenmögliche getan haben, um den Klimawandel zu stoppen?

Die Chance schätze ich leider nicht sehr hoch ein. Denn eines habe ich in den letzten Jahren gelernt: Die Mehrheit der Menschen ändert erst dann etwas, wenn es für sie persönlich richtig weh tut. Die steigende Anzahl von Regierungen, die den Schwerpunkt auf das nationale Wohl der eigenen Bevölkerung legen, wird viele Menschen davon abhalten, sich für Erneuerbare Energie einzusetzen.

Sie haben jetzt vielleicht etwas weniger Zeit, die Sie mit Arbeit füllen. Was werden Sie stattdessen tun?

Nachdem in den letzten Jahren die Firma sehr oft erste Priorität genoss, sehe ich jetzt meine Familie an erster Stelle. Städtereisen in Europa reizen uns. Und schöne Gärten in Großbritannien, Irland und Skandinavien warten schon lange auf uns. Und vielleicht auch mal die Hurtigruten, wenn wir für unseren Hund in dieser Zeit eine schöne Bleibe finden. Und ganz wichtig: Meine Frau und ich wurden im Januar 2018 durch meinen Sohn und dessen Frau in spe zum ersten Mal Oma und Opa eines quietschfidelen Leopold, der uns viel Spaß macht. Und nachdem wir noch zwei junge Töchter haben, kann da noch einiges auf uns zukommen. Und unser Garten will auch gepflegt sein. Sie sehen also, ich bin wieder einer der Menschen, die im Alter keine Zeit mehr haben.

UDI 2038: Ihr Tipp, wie alt die durchschnittlichen Anleger Ihres Unternehmens dann sein werden?

Hetz: Unter der Voraussetzung, dass wir auch künftig dieselben Anlagemöglichkeiten wie heute haben, wird sich diese Klientel in dem Bereich zwischen 45 und 60 Jahren bewegen. Warum das so ist, ist leicht beantwortet: In diesem Alterssegment sind die Kinder in der Regel aus dem Haus. Die Immobilie ist weitgehend entschuldet. Es bleibt mehr vom Gehalt über. Und die eine oder andere Erbschaft kommt ja auch noch dazu. Und das Schöne an der Sache: Jeden Tag wachsen in Deutschland Menschen in diese Altersgruppe nach. Wenn UDI das Alterssegment nach unten bewegen will, müssen neue Produkte her. Das ist Stefan Keller bewusst.

Was war die beste, was war die schlechteste Entscheidung, die Sie in Ihrer Zeit als UDI-Geschäftsführer getroffen haben?

Die beste Entscheidung war, dass ich mich vor rund elf Jahren von meiner ursprünglichen Muttergesellschaft (die 51 Prozent der Gesellschaftsanteile hielt) im Guten getrennt habe und seitdem die UDI alleine führen konnte. Die schlechteste Entscheidung kam ein paar Jahre später, als ich mit einem Initiator zusammengearbeitet habe, den mein Bauch von Anfang an nicht leiden konnte.

Herr Hetz, vielen Dank für das Interview!

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