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Triodos präsentiert Geschäftszahlen: "Wir haben vom vereinfachten Kontowechsel profitiert" – Interview mit Georg Schürmann

Die Triodos Bank hat 2016 ein solides Wachstum erzielt. Das zeigen die jetzt veröffentlichten Geschäftszahlen. ECOreporter.de sprach darüber mit dem Geschäftsleiter der deutschen Niederlassung in Frankfurt, Georg Schürmann.


Die niederländische Triodos Bank mit Sitz in Zeist ist die größte Nachhaltigkeitsbank in Europa mit Niederlassungen in sechs Ländern. In Deutschland ging die Bank 2009 in Frankfurt/Main an den Start – seither ist sie auch hierzulande stetig gewachsen. Trotz der niedrigen Zinsen setzte die Triodos Bank Deutschland NV das Wachstum auch 2016 fort.

Ungebrochen war der Zustrom neuer Kunden im vergangenen Jahr: In Deutschland steigerte die Triodos Bank ihren Kundenkreis um 15 Prozent auf über 13.000. Damit einhergehend stieg das Einlagenvolumen um 15 Prozent auf 224 Millionen Euro. Zudem hat die Bank ihr gesamtes Kreditvolumen bis zum Jahresende um 21,3 Prozent auf 249 Millionen Euro deutlich erhöht. Auch die Nachfrage nach "Triodos Aktienähnlichen Rechten", mit denen sich Kunden direkt an der Bank beteiligen können, wuchs im Vergleich zum Vorjahr erneut (lesen Sie dazu unseren  ECOanlagecheck, der dieses Beteiligungsangebot unabhängig geprüft hat). Nach 3,7 Millionen Euro in 2015 konnte die Bank in 2016 4,9 Millionen Euro an Eigenkapital einwerben. Die Bilanzsumme der gesamten Triodos-Gruppe stieg durch einen stetigen Zuwachs von Krediten, Kundeneinlagen und erhöhtem Eigenkapital in 2016 um 11 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Für Deutschland gibt Triodos diese Zahlen Ende April bekannt.

Wieso ist die nachhaltige Bank trotz der vielen neuen Vorschriften und der Niedrigzinsphase so erfolgreich? Und wohin steuert Triodos in Deutschland künftig? ECOreporter.de sprach darüber mit Georg Schürmann, Geschäftsleiter der Triodos Bank Deutschland.


ECOreporter.de: Herr Schürmann, was prägte die Entwicklung der Triodos Bank in 2016? Wie wirkte sich beispielsweise die Niedrigzinspolitik auf das Geschäft aus?

Georg Schürmann:
  Es waren drei wesentliche Dinge, die unser Geschäft aber nicht erst seit 2016 beeinflusst haben und sich auch künftig auswirken werden: Die Zinspolitik, die ständig neuen Regulierungspflichten und die Digitalisierung. Davon sind natürlich nicht nur Nachhaltigkeitsbanken betroffen. Durch unser klassisches Bankenmodell sind wir von den Niedrigzinsen stark betroffen. Wir begegnen der Herausforderung mit Effizienz und einer guten Steuerung unserer Bilanz: Indem wir unsere Kundeneinlagen und die Kredite im Gleichklang halten. Das ist uns bisher gut gelungen.


Sehen Sie die wachsende Banken-Regulierung nur negativ?

Die Behörden kommen ständig mit neuen Ideen, als Beispiel die europäische Zahlungsdienstrichtlinie PSD2. Dadurch haben wir mehr Aufwand und es kommen erhöhte Kosten auf uns zu. Die Prozesse werden aber durch die Regulierungen nicht immer vereinfacht. Das müssen wir wiederum auch unseren Kunden erklären. Hingegen haben wir von der Einführung des Zahlungskontengesetzes  im vergangenen September profitiert. Wir haben durch den vereinfachten Kontowechsel viele neue Kunden gewonnen, die mit ihrem Girokonto zu uns gekommen sind. Unsere Erwartungen wurden dabei sogar übertroffen.


Was hat sich bei Triodos in Sachen Digitalisierung getan? Planen Sie auch eine eigene Crowdfunding-Plattform, wie sie zum Beispiel die Evangelische Bank eingerichtet hat?

Das ist nicht erst seit 2016 Thema. Wir haben unsere digitalen Prozesse laufend optimiert, damit unsere Kunden den Service auf allen Geräten nutzen können. Eine Banking-App ist ebenfalls in Planung und soll in diesem Jahr eingeführt werden. Auch der Kontowechselservice kann mittlerweile online erfolgen. Eine eigene Crowdfunding-Plattform planen wir in Deutschland nicht. Wir können uns aber eine Kooperation vorstellen und sind bereits im engen Austausch mit etablierten Anbietern, zum Beispiel mit bettervest.


Insbesondere das Kreditgeschäft von Triodos verlief im vergangenen Jahr positiv. Was waren 2016 die Schwerpunkte?

Wir haben uns in 2016 erfreulich entwickelt. Das Kreditgeschäft ist gewachsen. Vor allem Erneuerbare Energien und die Energiewende sind nach wie vor ein wichtiges Thema und entsprechende Projekte wurden stark von uns gefördert. Wir erwarten, dass das noch eine Weile so bleiben wird. Ein weiterer wichtiger Sektor ist Gesundheit, hier als Beispiel die Finanzierung von Senioreneinrichtungen. Im Bereich Bildung haben wir 2016 die private Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn finanziert.  Hervorzuheben ist auch der Sektor nachhaltige Immobilien: In Berlin finanzieren wir beispielweise das Projekt "Malzfabrik", in einer ehemaligen Brauerei entstehen Gewerbeflächen und Veranstaltungsräume. Unser Kredit-Portfolio ist also breit aufgestellt, und wir erwarten künftig insbesondere eine starke Dynamik in den Sektoren Immobilien, Bildung und Gesundheit.



Werden sich auch Triodos-Kunden künftig auf höhere Gebühren einstellen müssen? Wird sogar ein Mitgliedsbeitrag wie bei der GLS Bank eingeführt?

Nein, einen zusätzlichen Beitrag haben wir nicht geplant und auch die Gebühren für das Girokonto werden erstmal nicht erhöht. Wir haben Ende letzten Jahres neue Services wie den Wechselservice und Video-Ident beim Girokonto eingeführt und zeitgleich eine Preisgarantie bis mindestens Ende 2017 ausgesprochen. Als Direktbank haben wir eine effiziente Kostenstruktur und außerdem haben wir keinen Einlagenüberschuss. Aktuell übersteigen die Kreditvolumen sogar die Einlagen, so dass die Einlagen unserer Kunden zu 100 Prozent in nachhaltigen Krediten investiert sind. Deswegen stehen wir nicht vor der Situation, Beiträge von den Kunden erheben zu müssen.

Sieht ein großes Potential bei nachhaltigem Banking in Deutschland: Georg Schürmann. / Foto: Triodos Bank


Welche Perspektiven sehen Sie für nachhaltiges Banking in Deutschland?

Nachhaltiges Banking ist immer noch relativ unbekannt in Deutschland. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, das zu ändern, dafür zu werben und das Thema bekannter zu machen. Das Potential ist da, wie eine von uns in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage bei Bankkunden gezeigt hat. Den Kunden ist zunehmend wichtiger, was ihre Bank mit dem Geld macht, ob sie es ethisch und ökologisch investiert. Viele unserer Kunden sind Menschen, die selbst einen nachhaltigen Lebensstil führen und entsprechend konsumieren, etwa in dem sie Bio-Lebensmittel essen oder Ökostrom beziehen. Durch den erleichterten Kontowechsel ist die Hürde für Neukunden geringer geworden, zu uns zu kommen. Wir sehen das positiv: Wir sind eine wachsende Bank.


Mehr über die Triodos Bank erfahren Sie in unserem Porträt. (Link entfernt)
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