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Top und flop - Studie zu den Marktaussichten der Windturbinenbauer benennt Gewinner und Verlierer der aktuellen Marktentwicklung

Wie wird sich der weltweite Windmarkt in den nächsten Jahren entwickeln? Was wird den Markt treiben? Welche Windaktien können von der Entwicklung profitieren? Bei welchen Titeln ist das Kurspotential schon ausgereizt, wo droht sogar ein Absturz? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt eine aktuelle Studie, die ECOreporter.de im Folgenden vorstellt:

Der Markt für Erneuerbare Energien und insbesondere der Windmarkt hat großes Wachstumspotential. Der wird in den nächsten Jahren weiter zweistellig wachsen. Doch die Hersteller von Windkraftanlagen werden von dieser Entwicklung unterschiedlich profitieren. Das geht aus einer in englischer Sprache verfassten Untersuchung mit dem Titel "Global wind sector report - Power for a new generation" hervor, die vom Research der HSBC Trinkaus & Burkhardt AG erarbeitet wurde. Darin sprechen die Experten des Düsseldorfer Bankhauses zu fünf Aktien von Windkraftanlagenherstellern Empfehlungen aus: Suzlon, Gamesa, Clipper, Nordex und Vestas. Die Autoren der Studie nennen gleich mehrere wesentliche Gründe für das Wachstum insbesondere des weltweiten Windmarktes. So sei nicht zuletzt angesichts der weiter stark wachsenden Weltbevölkerung mit einem weiter zunehmenden globalen Energiebedarf zu rechnen. Von 2003 bis 2030 werde dieser sich voraussichtlich verdoppeln. Von gegenwärtig zwei Prozent an der weltweiten Energieversorgung werde der Anteil der Erneuerbaren Energie bis 2030 voraussichtlich auf zehn Prozent ansteigen. Dass deren Anteil zügig ausgebaut wird, ist laut HSBC insbesondere angesichts des Klimawandels und der angekündigten bzw. erforderlichen Gegenmaßnahmen zu erwarten. Hinzu kommt, dass den Experten zufolge mit weiter steigenden Preises für Erdöl und Erdgas zu rechnen ist. Auch strebten viele Staaten eine Verringerung ihrer Abhängigkeit vom Energieimport an, und der Ausbau der alternativen Energien dafür biete sich nicht zuletzt deshalb an, weil hier die Kosten immer geringer werden. Strom aus Geothermie und Windkraft sei schon ab einem Ölpreis von über 50 Dollar wettbewerbsfähig, heißt es in der HSBC-Studie. Gegenwärtig stehe man beim Ausbau der Windkraft noch immer erst am Anfang der Entwicklung. Selbst in Europa würden trotz jahrelangen starken Ausbaus der Kapazitäten aktuell erst sieben Prozent des verfügbaren Windkraftpotentials an Land genutzt.

Laut den HSBC-Experten wird in den nächsten Jahren folglich die hohe Nachfrage für Windkraftanlagen weltweit weiter bestehen und für hohe Preise sorgen. Sie prognostizieren für diese Systeme einen Preisanstieg in Höhe von zehn Prozent für die Jahre 2007 und 2008. Die hohe Nachfrage - die gesamte Produktion der nächsten zwei Jahre sei bereits ausverkauft - wird nach ihrer Einschätzung insbesondere von den großen Energieunternehmen kommen, die durch einen breiteren Energiemix ihre Risiken verringern und Kosten einsparen wollen. Die Preise für Windkraftanlagen seien zuletzt auch aufgrund von Engpässen der Hersteller bei den Rohstoffen und Komponenten gestiegen. Dies dürfe aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Windturbinenbauer in den letzten Jahren neben technologischen Fortschritten auch deutlich Kostenreduktionen erreicht hätten, obwohl gegenwärtig die Verfügbarkeit von Anlagen als Umsatztreiber noch wichtiger sei als deren Qualität. Wie die Autoren der Studie weiter ausführen, wird sich die Versorgungslage bei den Rohstoffen und Komponenten ab 2008 entspannen und zu Preissenkungen führen. Auch sei bei den Zulieferern mit Übernahmen zu rechnen, da sich die Windturbinenbauer angesichts der erforderlichen Produktionszuwächse eine ausreichende Versorgung sichern müssten.

Akquisitionen können sich jedoch belastend auf Marge und Aktienkurs auswirken. Skeptisch beurteilen die HSBC-Experten daher die Aussichten der Suzlon-Aktie. Der indische Konzern bietet sich gegenwärtig ein Übernahmegefecht mit der französischen Areva-Gruppe um den Windkraftanlagenbauer REpower AG. Sie gehen davon aus, dass den Indern die Übernahme der Mehrheit an dem deutschen Konkurrenten gelingen wird. An dem Happen drohe sich das Unternehmen aber zu verschlucken, die Übernahme sei "wertvernichtend". Die Margen von REpower seien deutlich geringer als die der Inder, auf die infolge ihrer aggressiven Expansion steigende Kosten für Logistik und Transport zukämen. Laut der Studie basierte der bisherige Erfolg von Suzlon auf dem Verkauf kleinerer Windkraftanlagen mit geringerem Technologieanspruch. Im Heimatmarkt Indien, mittlerweile der drittgrößte Windmarkt der Welt, habe man damit die Marktführerschaft erlangt. Nun aber sei eine Verlangsamung des Wachstums in dem Subkontinent zu erwarten, und Suzlon müsse in den Märkten außerhalb des Heimatmarktes zulegen. Dazu bedürfe es größerer Anlagen, und diese Technologie wolle das indische Unternehmen durch die REpower-Übernahme erwerben. Auch erhoffe man sich so eine stärkere Präsenz auf dem europäischen Markt, wo man anders als etwa in China und den USA bislang lediglich eine untergeordnete Rolle spiele. Es sei anzunehmen, dass der Anteil von Suzlon am Weltmarkt bis 2010 von sechs Prozent im Jahr 2005 auf zehn Prozent in 2010 steigen werde. Laut der HSBC-Studie ist die Expansionsstrategie des Konzerns zwar richtig, aber mit vielen Unwägbarkeiten verbunden. Auch kritisieren deren Autoren den geringen Free float der Aktie, der sich auf ganze zehn Prozent belaufe. Wenn einer der Hauptanteilseigner, etwa die Tanti-Familie, Aktienpakete abstoße, könne dies den Kurs belasten. Sie empfehlen, den Anteilsschein unterzugewichten und nennen als Kursziel 800 Rupien. Er ist bislang nur an den beiden Börsen in Bombay handelbar. Dort notiert er gegenwärtig noch bei über 1.180 Rupien. 100 Rupien sind aktuell rund 1,80 Euro wert.

Zuversichtlich schätzen die HSBC-Experten dagegen die Aktien der Nordex AG und der Vestas ein, wenngleich nicht ohne Einschränkung. So werde der Windkraftanlagenbauer aus Randers zwar auch 2010 noch Weltmarktführer sein, jedoch bis dahin sieben Prozent seines Anteils verlieren und nur noch 25 Prozent der global verkauften Windturbinen liefern. Dies sei dann zum einen eine Folge des sich verstärkenden Wettbewerbs; zum anderen habe das Unternehmen angekündigt, seinen Focus vorerst auf eine Verbesserung der Profitabilität zu setzen statt auf weiteres Marktwachstum. Da die Aktie zuletzt stark zugelegt habe, so die Autoren der Studie, sei vorerst nur noch mit geringen Zuwächsen zu rechnen. Sie stufen das Papier mit "Neutral" ein. Das von ihnen gesetzte Kursziel von rund 43 Euro hat das Papier aufgrund starker Zuwächse im April allerdings schon übertroffen. Im XETRA kostet der Anteilsschein schon über 48 Euro. Auch die Nordex-Aktie hat nach Abschluss der HSBC-Studie noch einen großen Kurssprung hingelegt und das darin gesetzte Kursziel von 25 Euro hinter sich gelassen. Der in der Untersuchung ebenfalls mit "Neutral" eingestufte Anteilsschein ist im XETRA mittlerweile über 28 Euro wert. Auch bei Nordex verweisen die Autoren darauf, dass die Aktie in der Vergangenheit stark an Wert gewonnen habe und nur noch in begrenztem Umfang weitere Zuwächse zu erwarten seien. Das Unternehmen sei jedoch finanziell gesund, sein Anteil am Weltmarkt werde voraussichtlich von zwei Prozent in 2005 auf fünf Prozent in 2010 ansteigen. Die Nordex AG könne dabei vom starken Wachstum in Frankreich und einer guten Positionierung in China profitieren.


Eine Kaufempfehlung spricht HSBC für die Aktie von Gamesa aus. Der Anteilsschein des spanischen Windturbinenhersteller notiert gegenwärtig bei 25,30 Euro und damit auf Jahressicht rund 20 Prozent im Plus. Die Autoren der Studie sehen weiteres Potential und visieren ein Kursziel von 29 Euro für das Papier an. Sie verweisen darauf, das Gamesa im Gegensatz zu den anderen Windturbinenbauern seit Jahren profitabel wächst. Das Management der Spanier setze mit Erfolg auf die starken Wachstumsmärkte wie China, die USA und europäische Staaten wie Italien, Portugal und Italien. Zwar werde sich das wichtige Gamesa-Geschäft im Heimatmarkt Spanien demnächst abschwächen. Doch die enge Verbindung mit dem Energiekonzern Iberdrola sichere auch hier weiteres Wachstum. Der Konzern verfolge ehrgeizige Ziele beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und habe erst unlängst einen Rekordauftrag über rund 2,7 Gigawatt an Gamesa vergeben. Die Experten von HSBC gehen davon aus, dass der spanische Windkraftanlagenbauer bis 2010 seinen Anteil am Weltmarkt erhöhen und zur Nummer drei weltweit aufsteigen wird. Da das Unternehmen alle Schlüsselkomponenten im eigenen Haus produzieren könne, drohten ihm trotz der zu erwartenden Kapazitätssteigerungen keine Lieferengpässe.

Dies verhalte sich bei Clipper Windpower Plc. ganz anders, auch wenn die Aktie des US-amerikanische Windkraftanlagenhersteller in der Studie ebenfalls zum Kauf empfohlen wird (wir stellten das Unternehmen bereits vor über einem Jahr in einem ECOreporter.de-Portrait ausführlich vor). Bei ihm sieht HSBC das größte Wachstumspotential aller untersuchten Windwerte. Dabei hat Clipper erst Ende letzten Jahres begonnen, in nennenswertem Umfang Anlagen an Kunden auszuliefern. Der Studie zufolge könnte der Windturbinenbauer 2010 schon einen Anteil am Weltmarkt von sieben Prozent erreichen und in den USA zum Marktführer aufgestiegen sein. Die zu erwartende starke Stellung im US-Geschäft von Clipper führt HSBC neben der herausragenden Technologie auf das besondere Geschäftsmodell von Clipper zurück. Die Gesellschaft verfüge über Rechte an Windkraftprojekten mit einer Kapazität von 6.000 Megawatt und könne Energieunternehmen und Projektieren diese im Gesamtpaket mit leistungsstarken Anlagen anbieten. Bereits jetzt habe der Auftragsbestand von Clipper zur Folge, dass man die Produktionskapazitäten von 2008 bis 2010 verdoppeln müsse, um die Order zu erfüllen. Die Experten von HSBC bezweifeln, dass die von Clipper erst noch zu gewinnenden zusätzlichen Zulieferer von Komponenten in der Lage sein werden, den Bedarf zu erfüllen. Sie berücksichtigten diese Zweifel bei ihrer Kaufempfehlung und setzten als Kursziel für die an der Londoner AIM (Alternative Investment Market) gelistete Clipper 825 Pence fest (100 Pence entsprechen rund 1,46 Euro). Die Aktie ist erst seit September 2005 börsennotiert, ihr Ausgabekurs hatte damals 190 Pence betragen. Bis zum März 2007 hatte das Papier sich schon auf knapp unter 600 Pence verteuert. In den letzten beiden Wochen wurde es dann noch weiter hinauf katapultiert auf aktuell rund 880 Pence. Die von HSBC gesetzte Marke für das als riskant eingestufte Papier ist damit bereits deutlich übertroffen worden.

Das Wachstum von Clipper wird sich der Studie zufolge vor allem zu Lasten von GE Wind vollziehen. Die Windkrafttochter des US-Konzerns General Electric werde zwar weiter die Nummer zwei weltweit bleiben. Von 2005 bis 2010 werde sich ihr Marktanteil jedoch um fünf Prozent auf 13 Prozent verringern. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass im wichtigen Heimatmarkt von GE Wind deren Marktanteil durch die steigende Konkurrenz bis 2010 auf etwa 30 Prozent halbieren wird. Auch die deutsche Enercon wird laut den HSBC-Experten bis 2010 Marktanteile verlieren. Sie rechnen mit einem schrumpfenden Windgeschäft im Heimatmarkt Deutschland und starker Konkurrenz in den übrigen Märkten, in denen die Ostfriesen präsent sind. Der weltweite Marktanteil des Unternehmens werde sich bis 2010 von vierzehn auf neun Prozent reduzieren. Zur deutschen REpower AG machte HSBC so gut wie keine Angaben, da die Bank geschäftlich eng mit dem Windkraftanlagenhersteller aus Hamburg verbunden ist. In der Studie wird jedoch davon ausgegangen, dass er unter anderem durch seine starke Positionierung in Franreich und China seinen Weltmarktanteil von drei Prozent in 2005 bis 2010 auf fünf Prozent ausbauen kann.

Clipper Windpower Plc: ISIN GB00B09H7Z56 / WKN A0F6CG
Gamesa Corp. Tecnologica S.A.: ISIN ES0143416115 / WKN A0B5Z8
Nordex AG: ISIN DE000A0D6554 / WKN A0D655
Suzlon Energy Limited: ISIN INE040H01013
Vestas Wind Systems A/S: ISIN DK0010268606 / WKN 913769

Bildhinweise:
Produktionshalle der Nordex AG / Quelle: Unternehmen;
Tulsan Tanti, Gründer und Mehrheitsaktionär von Suzlon / Quelle: Unternehmen;
Windturbinen von Gamesa in Aktion / Quelle: Unternehmen;
Windkraftprojekt im mittleren Westen der USA / Quelle: AWEA.
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