Müllsortiermaschine von Tomra: Das norwegische Unternehmen ist einer der führenden Produzenten von Abfallsortiermaschen. / Foto: Unternehmen

  Nachhaltige Aktien

Tomra Systems: Nachhaltiger Flaschensammler mit Wachstumspotenzial

Immer mehr Länder wollen Müll vermeiden und Abfall recyceln. Tomra Systems stellt Pfandrücknahmeautomaten und Recyclingmaschinen her und profitiert von diesem Trend. Die Aktie hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Lohnt sich der Einstieg noch? ECOreporter hat das Unternehmen analysiert.

Tomra Systems aus Norwegen ist der weltweit führende Hersteller von Pfandrücknahmeautomaten und sorgt dafür, dass benutzte Getränkeflaschen im Wiederverwertungskreislauf landen. Allein in Deutschland verrichten 30.000 Pfandautomaten von Tomra ihren Dienst. Zudem stellt Tomra Sortiermaschinen her, die in der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie, im Recycling und im Bergbau im Einsatz sind.

Tomra Systems, 1972 gegründet, ist seit 1985 an der Börse gelistet. Der Fünf-Jahres-Chart zeigt nach oben. Nicht ohne Grund: Die Norweger haben die Umsätze und Gewinne über die letzten fünf Jahre pro Jahr im zweistelligen Prozentbereich gesteigert.

Insgesamt sammeln weltweit mehr als 82.000 Automaten des norwegischen Unternehmens Pfandflaschen ein. Pro Jahr werden 35 Milliarden Getränkebehälter gesammelt und wiederverwertet - Tendenz steigend.

Tomra: Meister im Sammeln und Sortieren

Die beiden Geschäftsfelder, in denen Tomra aktiv ist, tragen fast zu gleichen Teilen zum Konzernumsatz bei. Tomra Collecting Solutions ist die Abteilung des Unternehmens, die Pfandrücknahmeautomaten herstellt und Dienstleistungen rund um die Materialrückgewinnung aus gesammeltem Leergut anbietet. Laut Geschäftsbericht hat diese Sparte des Unternehmens 2017 52 Prozent vom Tomra-Gesamtumsatz erwirtschaftet. Zum operativen Gewinn vor außerordentlichen Kosten und Aufwendungen (EBITA) trug die Sammelsparte 2017 62 Prozent bei.

Das zweite Geschäftsfeld von Tomra, Tomra Sorting Solutions, ist auf Sortiermaschinen spezialisiert. Diese Sparte wurde über die Jahre kontinuierlich ausgebaut. 2004 machte das Geschäft mit den Sortiermaschinen 5 Prozent vom Gesamtumsatz aus. Mittlerweile erzielt Tomra  48 Prozent der Einnahmen mit Maschinen, die für das Sortieren von Früchten, Metallen oder Abfällen dienen. Zum EBITA trug die Sortiermaschinen-Sparte 2017 laut Geschäftsbericht 38 Prozent bei.

Auch Wartung und Service der Maschinen machen einen wichtigen Teil vom Umsatz aus. Denn die Wartung läuft kontinuierlich – die Verkäufe können dagegen auch schwanken. Besonders lukrativ ist die Wartung der Pfandrücknahmeautomaten: Sie macht fast 65 Prozent des Umsatzes im Sammelsegment aus.

Hingegen hängen nur 20 Prozent des Umsatzes im Sortiermaschinen-Segment von Serviceleistungen ab. Der Grund für die ungleiche Verteilung: Supermärkte, die Pfandautomaten aufstellen, verfügen meistens nicht über das technische Know-how, um die Wartung alleine durchzuführen. Hingegen erledigen viele Unternehmen, die die Sortiermaschinen einsetzen, die Wartung zum großen Teil selbst.

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Von welchen Trends profitiert Tomra?

Beide Geschäftsbereiche von Tomra profitieren von starken Trends. Einer ist der Kampf gegen den Plastikmüll. Momentan werden weltweit weniger als 50 Prozent aller verkauften Plastikflaschen mit System gesammelt. Ein Großteil der Plastikflaschen landet auf Müllkippen, in Müllverbrennungsanlagen oder gar in den Ozeanen. Deshalb planen viele Länder, Pfandrücknahmesysteme einzuführen.


Tomra-Chef Stefan Randstrat hält knapp 127.000 Aktien des norwegischen Unternehmens. / Foto: Unternehmen

Ein wichtiger Vorstoß in diese Richtung kam jüngst von der Europäischen Union. Im Mai 2018 hatte das Europäische Umweltbüro den Plan vorgestellt, ab 2025 in der EU 90 Prozent aller Plastikflaschen mit System sammeln zu wollen. Sollte der Vorschlag zu einem EU-Gesetz werden, wird Tomra profitieren. Als größter Hersteller von Rücknahmeautomaten dürfte ein Löwenanteil der benötigten neuen Maschinen von Tomra ausgeliefert werden.

Weitere Megatrends stützen Tomra Systems

Auch das Geschäft mit den Sortiermaschinen hat erfolgversprechende Aussichten. Im Markt mit Lebensmittel-Sortiermaschinen ist Tomra mit einem Marktanteil von 25 Prozent gut positioniert. Vom Umsatz im Tomra-Sortiermaschinen-Segment machen die Lebensmittel-Sortiermaschinen mit 70 Prozent den größten Anteil aus. Vertrieben werden die Maschinen in 80 Ländern. Zu den Kunden gehören namhafte Nahrungsmittelkonzerne wie Kraft Heinz, Bonduelle, Nestlé oder McCain.

Was für ein langfristiges Wachstum des Segments spricht: Die Weltbevölkerung wächst, und es werden mehr Nahrungsmittel benötigt. Hinzu kommt, dass in vielen ärmeren Ländern der Wohlstand und die Lohnkosten steigen, sodass Unternehmen auch dort stärker auf Sortiermaschinen anstatt auf Handarbeit setzen. Tomra zufolge sind im Markt mit den Sortiermaschinen für Lebensmittel bis 2022 jährliche Wachstumsraten zwischen 6 und 8 Prozent zu erwarten.

Auch im Markt mit Recycling-Maschinen ist Tomra stark positioniert. Mit einem Marktanteil von eigenen Angaben zufolge zwischen 55 und 65 Prozent gehören die Norweger zu den Marktführern in diesem Gebiet. Recycling-Maschinen machen vom Tomra-Gesamtumsatz im Sortier-Segment 20 bis 25 Prozent aus, haben allerdings höhere Margen als die Lebensmittelsortiermaschinen.

Tomra erwartet für das Geschäft mit Recycling-Maschinen bis 2022 jährliche Wachstumsraten von 10 bis 12 Prozent. Angekurbelt werden soll das Geschäft von einem weltweit wachsenden Umweltbewusstsein.

Bei den Maschinen, die beim Sortieren von Metallen, Diamanten und Mineralien zum Einsatz kommen, ist Tomra ebenfalls gut aufgestellt: Der Marktanteil beträgt Tomra zufolge zwischen 40 und 50 Prozent. Allerdings ist dieses Segment nur für 5 bis 10 Prozent der Umsätze in der Tomra-Sortier-Sparte verantwortlich.

Die jährlichen Wachstumsraten bis 2022 sollen sich in diesem Segment laut Tomra auf 15 Prozent belaufen. Das Wachstum hängt aber von der Entwicklung der Rohstoffpreise ab.

Wie nachhaltig ist Tomra?

Das norwegische Unternehmen ist in einem nachhaltigen Geschäftsfeld tätig. Tomra-Maschinen helfen dabei, Müll zu vermeiden oder das Recycling zu fördern. Diesen Aspekt hebt auch die Nachhaltigkeitsrating-Agentur ISS-oekom an Tomra hervor.

Laut einer ECOreporter vorliegenden Analyse der Münchener Agentur haben die Produkte des norwegischen Unternehmens "einen hohen Umweltnutzen" und "begünstigen eine Kreislaufwirtschaft". Kritisch sieht ISS-oekom allerdings an Tomra,  dass "wenige öffentlich zugängliche Informationen zu Umwelt- und Sozialthemen" über das Unternehmen verfügbar seien.

Tomra genießt den oekom-Prime-Status. Heißt: Es gehört in seiner Branche zu den Nachhaltigkeitsvorreitern.

Wie ist die Aktie bewertet?

Der Börsenwert von Tomra liegt bei gut 31,18 Milliarden Norwegischen Kronen (NOK), umgerechnet 3,19 Milliarden Euro. Die Tomra-Aktie steht an der Börse Oslo derzeit bei 208,50 NOK, ungefähr 21,37 Euro (21.1., Schlusskurs).


Tomra hat Ende 2018 eine neue Maschine vorgestellt, die Glasabfälle mit einer hohen Genauigkeit erkennt und aussortiert. / Foto: Unternehmen

Das Tomra-Management rechnet für 2018 mit einem Gewinn pro Aktie von 5,20 NOK, gut 0,53 Euro. 2018 sollen 2,73 NOK an Dividende an die Aktionäre fließen, was beim gegenwärtigen Kurs einer Dividendenrendite von 1,30 Prozent entspricht.

Beim aktuellen Kurs hat die Aktie ein für 2018 erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 40,09. Das Verhältnis zwischen Unternehmenswert und operativem Gewinn, das EV/EBIT-Verhältnis, liegt bei ungefähr 27. Damit ist Tomra derzeit höher als die Google-Mutter Alphabet, das IT-Urgestein Microsoft oder der US-Software-Konzern Adobe bewertet.

Der Analyst Truls Engene der schwedischen Bank SEB spricht denn auch bereits von einer Überbewertung. "Wir sind vom Unternehmen überzeugt, und uns beeindruckt die Unternehmensgeschichte sowie die über die Jahre vom Management verfolgte Strategie. Momentan stufen wir die Aktie aber als überbewertet ein und empfehlen keinen Neu-Einstieg", sagt SEB-Analyst Engene.

Die schwedische Bank sieht den Zielkurs der Tomra-Aktie auf Sicht von zwölf Monaten bei 185 NOK, umgerechnet 18,96 Euro. Bei diesem Kurs hätte die Aktie ein KGV von 30 und ein EV/EBIT-Verhältnis von 22. Aber selbst bei diesem Kurs wäre die Tomra-Aktie hoch bewertet. Denn diese Werte liegen laut den SEB-Analysten deutlich über dem fünfjährigen Durchschnitten von 19 für das KGV und 14,9 für das EV/EBIT-Verhältnis.

Fazit:

Die Zukunft sieht rosig aus für den nachhaltigen Flaschensammler und Recycler Tomra. Allerdings müssen die Pläne vieler Länder, stärker Plastikmüll zu vermeiden und mehr Müll zu recyceln, erst in die Tat umgesetzt werden. Das ist oft ein langwieriger Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzieht.

ECOreporter rät Anlegern, die Tomra-Aktie zu beobachten und bei Kursen deutlich unter der 20-Euro-Marke erste Positionen aufzubauen. Langfristig sollte sich diese Strategie auszahlen.

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