Erneuerbare Energie

Studie: Windbranche ist ein Jobmotor in Deutschland

Windenergie ist eine Zukunftsbranche – sie schafft zehntausende Arbeitsplätze in Deutschland und erwirtschaftet einen Milliardenumsatz. Das ist das Ergebnis der Analyse "Beschäftigung in Deutschland durch Windenergie".


Die Onshore- und Offshore-Windindustrie in Deutschland zählte 2015 insgesamt 143.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze und erwirtschaftete etwa
13 Milliarden Euro Umsatz. Die Windenergie ist damit von Bayern bis Schleswig-Holstein zu einem unverzichtbaren Arbeitgeber geworden. Diese Analyse stammt von der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), im Auftrag von Bundesverband WindEnergie (BWE), VDMA Power Systems und Offshore-Wind-Industrie-Allianz (OWIA). Sie ergänzt die Ende 2016 durch das Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichten Gesamtzahlen.

Alle Bundesländer können vom Wachstum der Windenergie profitieren

"Selbst Bundesländer, die einen deutlichen Nachholbedarf beim Zubau erneuerbarer Kapazitäten haben, sind im Bereich der Zulieferer aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Elektrotechnik und der IT-Industrie stark positioniert. Die Endfertigung der Anlagenhersteller erfolgt zwar überwiegend im Norden, die Zulieferindustrie hingegen verteilt sich auf alle Bundesländer mit den Schwerpunkten NRW, Baden-Württemberg und Bayern", stellte die GWS fest. Aber auch viele Unternehmen in Ostdeutschland seien wichtige Lieferanten für die Windindustrie.

Während sich Service und Betrieb für Offshore-Parks langfristig an der Küste angesiedelt haben, verteilen sich Betreiber und Onshore-Servicefirmen über das ganze Land. "Windindustrie ist nicht nur ein norddeutsches Phänomen", sagt der Geschäftsführer von VDMA Power Systems, Matthias Zelinger. "So entfallen zum Beispiel 18.500 Jobs allein auf Nordrhein-Westfalen."

Mit dem Anlagenbestand steigt der Anteil der Beschäftigung in Betrieb und Wartung stetig. "So entsteht eine nachhaltige, lokale Beschäftigung für die 20- bis 30-jährige Betriebsphase von Windenergieanlagen an Land und auf See", ergänzt Hermann Albers, Präsident des BWE. Insbesondere im Service entsteht eine langfristig sichere Beschäftigung, die sich positiv für die Wertschöpfung vor Ort auswirkt. Der Anteil der Arbeitsplätze in Betrieb und Wartung liegt im bundesweiten Durchschnitt inzwischen bei 19,3 Prozent.


Leichter Job-Rückgang an Land, Zuwachs auf See

Für 2015 kam die Windenergie an Land auf insgesamt 122.400 Arbeitsplätze. In der Produktion sank die Zahl der Beschäftigten leicht um 9.100. Zugleich stieg die Beschäftigung im Bereich Wartung und Betrieb um 1.000 Mitarbeiter, so dass der rechnerische Rückgang der Bruttobeschäftigung bei 8.100 lag. Das sind lediglich 6 Prozent gemessen an der Gesamtbeschäftigung der Windenergie an Land. Die Hauptursache dafür war der Rückgang der Brutto-Installationszahlen von 4.750 Megawatt im Jahr 2014 auf 3.730 Megawatt im Jahr 2015.

Bei der Windenergie auf See wurde mit 20.500 Beschäftigten ein Zuwachs von 1.800 berechnet (plus 10 Prozent). Der Beschäftigungszuwachs für Offshore-Windenergie hat seine Basis im Aufbau von Stellen in Wartung und Betrieb (plus 2.500). Die steigenden Investitionen an Land und der Rückgang auf See im Jahr 2016 werden wieder entsprechende Schwankungen zur Folge haben. "Die Beschäftigung der Windindustrie wird aber insgesamt auch in den kommenden Jahren sehr hoch bleiben", so der Ausblick der Studie.

Der Hauptteil der Beschäftigung steht demnach mit 115.300 Jobs nach wie vor im Zusammenhang mit Investitionen im Inland und Exporten von Windenergieanlagen und ihren Komponenten. Damit nimmt die industrielle Produktion eine zentrale Stellung in der Wertschöpfungskette ein, zu einem guten Teil in den klassischen Industriezentren. Die drei Branchenorganisationen unterstreichen, dass die Windenergie in Punkto Zubau von Anlagen an Land und auf See auf drei sehr gute Jahre zurückblickt und vor mindestens zwei weiteren guten Jahren steht.


Windenergie wird globaler Beschäftigungsfaktor – wenn die Politik mitspielt

Die innovationsstarke deutsche Windindustrie ihnen zufolge hält mit 20 Prozent der weltweiten Produktion einen Weltmarktanteil, der doppelt so hoch ist wie der Anteil Deutschlands an den globalen Installationen. Die Windenergie-Anlagenhersteller haben im vergangenen Jahr eine Exportquote von über 70 Prozent erzielt in einem Weltmarkt mit einem Investitionsvolumen von über 50 Milliarden Euro. In der Offshore-Windindustrie ist es gelungen, neben Turbinen auch erfolgreich Technologie für die Gründung und die Netzinfrastruktur zu exportieren.

Die drei Verbände betonen aber, dass insbesondere die Marktperspektive für Anfang der Zwanzigerjahre Risiken für die Unternehmen birgt. Neben dem – gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2017) dann deutlich reduzierten deutschen Markt – wird künftig die Gesamteuropäische Entwicklung ausschlaggebend sein.

"Die Windindustrie hat im Jahr 2016 mit absehbar über 150.000 Beschäftigten ihren Platz im Kreis der innovationsgetriebenen Zukunftsbranchen in Deutschland gefestigt. Zum Vergleich: die Luft- und Raumfahrt kommt hierzulande auf etwa 100.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze. Jetzt gilt es, die entstandenen Arbeitsplätze zu sichern und weiter gleichzeitig alle Wachstumschancen zu nutzen", sind sich die Spitzen der Branchenorganisationen einig: "Hier ist auch die Politik durch verlässliche energiepolitische Rahmenbedingungen und Industriepolitik in Deutschland sowie eine kluge Energieaußenpolitik gefordert. Energiewende ist ein globaler Megatrend und Windenergie Kern des künftig auch weltweiten Energiesystems. Jobs der Zukunft entstehen in der Windindustrie. Damit wird Windenergie auch zum globalen Beschäftigungsfaktor."
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