Erneuerbare Energie

Studie sieht Europas Biostromsektor in Gefahr

Obwohl Biostrom sehr gut eine wichtige Rolle im „grüneren“ Energiemix Europas bis 2020 spielen könnte, sind die Marktperspektiven für Besitzer von Biogas- und Biomassekraftwerken eher düster. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens Frost & Sullivan. Demnach erwirtschaftete der Europamarkt für Strom aus Biomasse und Biogas im Jahr 2012 einen Umsatz von 3,33 Milliarden Dollar und wird voraussichtlich bis zum Jahr 2017 auf 3,77 Milliarden Dollar anwachsen.

„Biokraftwerke werden aufgrund ihres geringen Kapitalbedarfs zunehmend für die groß angelegte Stromerzeugung bevorzugt", sagt die Frost-&-Sullivan-Analystin Ashay Abbhi. „Ihre Effizienz, längere Betriebszeiten und Zuverlässigkeit lassen sie im Vergleich zu anderen Quellen der erneuerbaren Stromerzeugung immer beliebter werden“, so die Expertin für den Bereich „Energy and Environmental Research“ weiter. Das prädestiniere diese Technologien dafür, bei der Erreichung der europaweiten Klimaschutzziele eine wichtige Rolle zu spielen.
Allerdings seien die Perspektiven für Kraftwerksbesitzer gefährdet. „Länder haben ihre Subventionen für die Stromerzeugung aus Biomasse und Biogas reduziert oder sogar eingestellt“, sagt Abbhi. Dies verschlechtere die wirtschaftlichen Bedingungen der Branchen auf dem gesamten Kontinent und schränke die Markterweiterung ein.

In Deutschland machten sich die in vergleichbarer Weise erschwerten Marktbedingungen bereits 2012 stark bemerkbar. Nach Schätzungen des Fachverbandes Biogas hat die mit der Novelle des Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG) zu Beginn vergangenen Jahres dazu geführt, dass im Gesamtjahr 80 Prozent weniger neue Biogasanlagen in Betrieb gegangen sind als 2011. Auch die neu installierte Biostromleistung lag nach Verbandsangaben etwa 80 Prozent unter der von 2011. Zusätzlich dazu hätten zahlreiche neue Genehmigungs- und Sicherheitsauflagen den Bau neuer Biogasanlagen „immer häufiger unrentabel gemacht“, klagte der Verband bei der Präsentation dieser Zahlen. Und aktuelle Vorschläge zur nächsten EEG-Reform würden die Situation für die Betreiber von Biogasanlagen noch verschlimmern. Etwa weil nach den Plänen von Bundesumweltminister Peter Altmaier der so genannte Güllebonus künftig wegfallen soll, sieht der Fachverband die Existenzen von Landwirten in Deutschland mit Biogasanlagen gefährdet. Speziell Anlagebauer und Projektierer reagierten berteits und verlagerten ihre Aktivitäten zum Teil stärker ins Ausland.

Die Analysten von Frost & Sullivan sehen europaweit allerdings noch ein weiteres Problem auf die Biomasse- und Biogasbranchen zukommen: „Der Mangel an zuverlässig verfügbaren Rohstofflieferungen in der Region stellt eine weitere Herausforderung dar. Anspruchsvolle Kunden sind zu höheren Zahlungen bereit, damit ihre Kraftwerke laufen können und lösen damit einen Preisanstieg für Ausgangstoffe und Ausrüstung aus, die sich auf die Rentabilität niederschlagen. Die Rücknahme staatlicher Anreizsysteme dämpft ebenfalls den Umsatz.“, so die Studienautoren.

Das wiederum mache die Unterstützung der EU-Staaten für die Branchen notwendig. Um in diesem Bereich für Wachstum zu sorgen, könnten Kohlekraftwerke kontinuierlich in Biomassekraftwerke umgewandelt werden, so die Experten. Der europäische Markt für Biostrom werde im weiteren Verlauf von den aktuell dominierenden Märkten Großbritannien und Deutschland stärke nach Osten verlagern unter anderem nach Polen.
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