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Studie: Nachhaltigkeitsmanagement auf dem Vormarsch

Nachhaltigkeitsmanagement ist im Zuge der Finanzkrise in Unternehmen gefragter denn je. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der auf Nachaltigkeitsanalysen spezialisierten oekom Research. Laut des oekom CR Review (CR steht für Corporate Responsibility also unternehmerisches Verantwortungsbewusstsein) stuft das Unternehmen aus München derzeit 504 von 3.000 Untersuchten Konzeren als "Prime-Unternehmen" ein. Diese erfüllen somit die von oekom research definierten branchenspezifischen ökologischen und sozialen Mindeststandards.

In vielen Branchen existiert der Studie zufolge eine Spitzengruppe, die sich einen Wettbewerb in Sachen Corporate-Responsibility-Management liefert. Unter den besonders großen DAX 30 Unternehmen führen Henkel mit einer Bewertung von 64,7 von 100 möglichen Punkten, die Deutsche Telekom (63,3) und die Allianz (62,2). Im EuroStoxx 50 belegen mit sanofi-aventis (68,2) und Renault (67,6) zwei französische Konzerne die Spitzenplätze. „Diese Unternehmen sind auf einem guten Weg zu einem umfassenden CR-Management, trotz einiger Defizite“, bewertete Matthias Bönning, Head of Research bei oekom research, die Ergebnisse bei der Präsentation des Berichts in Frankfurt.Dennoch fehle es nach wie vor an der Verankerung des Themas in der Breite, wie die Analyse der Durchschnittsbewertungen für einzelne Branchen zeige, so der Chefanalyst weiter.

Im Branchenvergleich erreichen Hersteller von Haushaltsprodukten mit 50,1 von 100 möglichen Punkten die höchste Bewertung in Ranking, die Automobilbranche kommt im Durchschnitt auf eine Bewertung von 48,4, die Energieversorger liegen bei 46,7. Abgeschlagen rangieren die Versicherungen (32,1), die öffentlichen Banken (25,4) und die Immobilienunternehmen (25,2) auf den hinteren Rängen.

Weiterhin ein ernsthaftes Problem zahlreicher Branchen sind laut oekom Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte: Mehr als jedes zweite Unternehmen der Computerbranche (57,1 Prozent) und jedes zweite Textilunternehmen (50 Prozent) verstoßen vor allem in ihrer Zulieferkette gegen international anerkannte Mindeststandards im Arbeitsrecht. In Menschenrechtsverletzungen sind vor allem Bergbauunternehmen (34,5 Prozent) sowie Öl- und Gasproduzenten (18,2 Prozent) involviert, heißt es in dem Bericht der oekom. So verstoßen von den 45 Unternehmen aus dem Stoxx 50, die den UN Global Compact unterzeichnet haben, insgesamt 26 und damit mehr als die Hälfte gegen Prinzipien dieser großen freiwilligen Wirtschaftsinitiative. „Dass Unternehmen Verstöße zeigen, die sich öffentlichkeitswirksam zur Einhaltung entsprechender Standards verpflichtet haben, ist bemerkenswert“, sagt Bönning.

Für das laufende Jahr weist die Kompassnadel nach Einschätzung von oekom research weiter in Richtung Nachhaltigkeit. „Unternehmen, die nach diesem Ansatz wirtschaften, kommen besser durch die Krise und sind auch langfristig erfolgreicher. Deshalb interessieren sich immer mehr Anleger dafür“, begründet der Chefanalyst die Einschätzung. Der Anteil nachhaltiger Kapitalanlagen sei bei Stiftungen oder vermögenden Privatanlegern nachweisbar gestiegen und das Produktangebot - etwa bei Publikumsfonds - habe historische Höchststände erreicht, so Bönning weiter.
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