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Strom und Wärme aus der Nähe - kommunaler Klimaschutz für Bürger und Anleger
Obst und Gemüse aus der Region? Klar, da achten wir drauf. Aber Strom und Wärme aus der Nähe? Das ist ein neuer Trend. Gefördert wird er unter anderem vom Bundesumweltministerium, das im vergangenen Jahr 25 Regionen, verteilt über die ganze Republik, als Bioenergieregionen ausgezeichnet hat (

An diesem Punkt kommen Gesellschaften wie die Solarcomplex AG, Singen, oder die Münchener Green City Energy GmbH ins Spiel. Beiden geht es darum, die Energieversorgung wieder stärker in die Regionen zu verlagern. Die Ansätze der Untenehmen unterscheiden sich jedoch voneinander. Green City Energy fokussiert sich seit Mitte 2008 verstärkt auf die Kommunale Energieberatung. „Unser Ziel ist es, Kommunen auf dem Weg in die Energieautonomie zu begleiten“, erklärt Bereichsleiter Peter Keller. „Wenn das Versorgungsgeschäft zurück in die Städte und Landkreise kommt, bleibt auch mehr Geld und damit Kaufkraft in der Region. Das macht das Geschäft doppelt lukrativ.“ Denn auch mit der Nutzung bzw. Bereitstellung Erneuerbarer Energien könnten die Gemeinden schon Geld verdienen, ist Keller überzeugt.
„Die Notwendigkeit eines kommunalen Energiekonzepts wächst mit den davonlaufenden Energiekosten“, gibt der Experte zu bedenken. Die Zeit sei aus mehreren Gründen reif für solche Konzepte: Viele öffentliche Gebäude stammten aus den 1960er und 1970er Jahren. Nach 40 Jahren Nutzungszeit kämen sie nun in den ersten Sanierungszyklus. Keller: „Wenn die Objekte sowieso saniert werden müssen, kann man jetzt auch Maßnahmen ergreifen, die Energie effizienter zu nutzen bzw. Erneuerbare Energien mit zu nutzen.“
Steigerung der Energieeffizienz und Energieeinsparung sind zwei wesentliche Schritte auf dem Weg zur Energieautonomie. Zur Finanzierung solcher Maßnahmen gibt es Förderprogramme, aber auch die Möglichkeit des Energie-Contractings. Green City Energy hat auf diesen Feldern inzwischen einige Erfahrung vorzuweisen. „Wir beraten aber auch, wie Städte ihre Bauleitplanung verbessern können, um z.B. den Bau von Windkraftanlagen zu erleichtern, oder wie Anreize für Private gesetzt werden können, in Photovoltaik oder Biogasanlagen zu investieren“, erklärt Peter Keller.
Seit der Gründung im Jahr 2005 hat die GmbH eine Reihe von Projekten erfolgreich abgewickelt. Mehrere Solarparks und Biogasanlagen wurden konzipiert, finanziert, gebaut und teils auch für die Auftraggeber betrieben. Die Landkreise Kelheim und Starnberg sowie die Stadt Ansbach hat Green City Energy neben weiteren bei der Erstellung von Klimakonzepten beraten.
Eine Stärke sieht das Münchener Unternehmen darin, dass es sowohl über Expertise in der technischen Umsetzung wie auch in der Finanzierung verfügt. Seit Jahren bietet es verschiedene Anlagemöglichkeiten. Über Genussrechte konnten sich Investoren in der Vergangenheit direkt am Unternehmen beteiligen. Außerdem wurden mehrere geschlossene Erneuerbare-Energie-Fonds platziert. Die Emission weiterer Solar-Fonds ist für das zweite Quartal 2010 geplant. Außerdem bietet Green City an, direkt in einzelne Photovoltaik-Anlagen zu investieren. Der Aufwand hierfür beträgt mindestens 25.000 Euro.

„Ob diese Rendite angesichts der sinkenden Einspeisevergütung auch in Zukunft zu erzielen ist, kann derzeit niemand absehen“, sagt Bene Müller, Vorstand der AG, die sich aus einer Bürgerbewegung heraus entwickelt hat. „Die Rendite hängt sehr stark von den Modulpreisen ab“, so Müller. Die haben sich zwar zuletzt etwas stabilisiert, könnten aber im zweiten Halbjahr wieder auf Talfahrt gehen. Denn dann dürfte die Nachfrage wegen der Absenkung der Einspeisevergütung einbrechen. „Bis zum 30. Juni erleben wir eine politisch erzeugte Überhitzung des Marktes“, kritisiert der Gründungsgesellschafter der Solarcomplex.
Wer in Klimaschutz investieren, aber keine eigene Anlage besitzen möchte, dem bietet das Unternehmen aus der Bioenergieregion Bodensee Alternativen. „Seit Jahren können Anleger ab 1.000 Euro Genussrechte zeichnen, die wir mit 4 Prozent verzinsen. In Zeiten, da Bundesschatzbriefe gerade halb so viel bringen, ist das offenbar für viele ein attraktives Angebot“, kommentiert Müller die rege Nachfrage.
Auch an der AG selbst kann man Anteile erwerben. Über eine Kapitalerhöhung hat das Unternehmen 2 Millionen neue Aktien zu je 2 Euro ausgegeben. Rund 180.000 Aktien konnten Ende März noch gezeichnet werden. Wer dort nicht mehr zum Zuge kommt, kann über die Handelsplattform auf der Homepage Anteile von anderen Aktionären kaufen. Über die Börse ist der Handel nicht möglich.
In den gut zehn Jahren ihres Bestehens hat die Gesellschaft einen beachtlichen Kraftwerkspark aufgebaut, der überwiegend auf Photovoltaik und Biogas sowie einen kleinen Anteil Wasserkraft setzt. Warum keine Windkraft? „Es hat sich bisher nicht ergeben. Aber aktuell sind wir auf der Suche nach geeigneten Wind-Standorten“, so Müller.
Bis 2030 will Solarcomplex erreichen, dass die Region sich weitgehend aus regenerativen Energien versorgen kann. Lassen die örtlichen Stadtwerken die neue Konkurrenz da unbehelligt? „Die Stadtwerke sind wichtige Partner. Deshalb sind wir sehr froh, dass seit 2009 die Stadtwerke Konstanz und die TWS Ravensburg mit nennenswerten Beträgen bei Solarcomplex eingestiegen sind“, erklärt der Vorstand.
Zum Hintergrund:
Die Bioenergieregionen tragen mit ihren Projekten zum Klimaschutz, da sie helfen, den Kohlendioxid-Ausstoß deutlich zu verringern. Außerdem stärken sie den lokalen Arbeitsmarkt. Installation, Wartung und Betrieb Erneuerbarer-Energie-Anlagen bedeuten häufig Aufträge für lokale Betriebe wie z.B. Handwerker, Servicetechniker oder Rohstoffzulieferer.
Bioenergie macht Arbeit: Insgesamt 70 600 Menschen trugen 2008 laut einer Studie des Bundesumweltministeriums zum Arbeitsmarkt Erneuerbare Energien dazu bei, Energie aus Biomasse zu produzieren. Damit lag die Zahl der Mitarbeiter in diesem Segment deutlich höher als in der Photovoltaik (57 000); lediglich die Windbranche bietet mit 85 100 Arbeitsplätzen mehr Jobs.
Bildhinweis: PV-Anlage auf dem Dach des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums in Singen. / Quelle: Solarcomplex AG