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Strenge Kriterien für Nachhaltigkeitsfilter– ECOreporter.de-Interview mit Bernhard Engl von der Fondsgesellschaft Swisscanto
ECOreporter: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Aktien für nachhaltige Fonds aus?
Bernhard Engl: Für die Swisscanto Green Invest-Fonds haben wir in enger Zusammenarbeit mit dem Swisscanto-Nachhaltigkeitsbeirat definiert, in welche Bereiche wir aus Prinzip nicht investieren: In Unternehmen, die – ich nenne nun einige Beispiele – den Klimawandel beschleunigen, dazu gehören für uns Automobilhersteller und Fluglinien; Unternehmen, die zum Abbau der Ozonschicht beitragen, die Artenvielfalt beeinträchtigen, auch durch nicht nachhaltige Waldwirtschaft. Wir legen nicht an in den Bereichen Atomkraft, Gentechnik, Herstellung von Waffen aller Art, Produktion von Tabak oder Raucherwaren, Herstellung von PVC und Vinylchlorid.
ECOreporter: Unternehmen, die nicht unter diese Ausschlusskriterien fallen: Prüfen Sie die auf andere Eigenschaften?
Engl: Natürlich – in einem mehrstufigen Verfahren. Die jeweils besten ihrer Branche untersuchen wir auf bis zu 130 Nachhaltigkeitskriterien. Dann haben wir auch noch so genannte Innovatoren im Auge, also jüngere Unternehmen, die innovativ sind. Sie müssen, um für uns in Frage zu kommen, auf den Feldern Energie, Mobilität, Ressourcen (z.B. Recycling, Wasseraufbereitung), Ernährung/Konsum oder Dienstleistungen tätig sein.
ECOreporter: Wer beurteilt die Nachhaltigkeit der Unternehmen, in die Sie investieren?
Engl: Die Nachhaltigkeitsanalyse übernimmt das Nachhaltigkeitsresearch der Zürcher Kantonalbank. Alle Unternehmen werden regelmäßig überprüft, spätestens nach zwei Jahren, zusätzlich reagieren wir auf aktuelle Meldungen.
ECOreporter: Wie eng halten Sie sich an die Ergebnisse des Nachhaltigkeitsresearchs?
Engl: Zu 100 Prozent natürlich!
ECOreporter: Was bewirkt es, wenn einer Ihrer Fonds bei einem Unternehmen investiert?
Engl: Da wir die Ergebnisse der Nachhaltigkeitsuntersuchungen regelmäßig an die Unternehmen mitteilen, sehen sie es als Verpflichtung an, sich weiter nachhaltig zu entwickeln. Ein Ausschluss aus einem Fonds wäre für das Image sehr schädlich.
ECOreporter: Spricht das Nachhaltigkeitsresearch mit Vertretern der Unternehmen, in die Sie investieren?
Engl: Ja, intensiv – es geht darum, frühzeitig über Entwicklungen im Bild zu sein. Das reine Anfordern von schriftlichen Antworten auf diverse Fragebögen ist nicht ausreichend.
Auch das Fondsmanagement sucht für die Finanzanalyse das direkte Gespräch mit den Verantwortlichen im Unternehmen.
ECOreporter: Wenn man die größten Positionen herkömmlicher Investmentfonds mit denen von Nachhaltigkeitsfonds vergleicht, haben sie viele gleiche Aktien. Inwiefern unterscheidet sich nachhaltiges Investment von herkömmlichem nicht nur im Anspruch, sondern auch in der Umsetzung?
Engl: Die Nachhaltigkeitskriterien sind hier der entscheidende Schlüssel. Je „weicher“ die Kriterien sind, umso größer ist die Schnittmenge zu herkömmlichen Fonds. Da bei den Green Invest-Fonds von Swisscanto sehr strenge Kriterien gelten, ist nicht nur der Anspruch vorhanden, wir setzen den Nachhaltigkeitsgedanken auch tatsächlich um. Unsere Anleger können sich darauf verlassen, dass sie keinen herkömmlichen Fonds unter dem Deckmäntelchen „Nachhaltigkeit“ gekauft haben, sondern ein Produkt, das ökologische, soziale und ethische Aspekte konsequent beachtet.
ECOreporter: Herr Engl, wir danken Ihnen für das Gespräch.