Aktientipps

Stabiler Wert zum derzeit günstigen Einstiegspreis: die Aktie des Bahntechnikkonzerns Vossloh AG



Große Volkswirtschaften wie China und die USA pumpen derzeit über Infrastrukturprogramme Milliarden in ihre Bahnsysteme – eine Chance für den Bahntechnikkonzern Vossloh AG. Die im MDAX gelistete Gesellschaft ist ein Zulieferer für den Eisenbahnsektor. Sie hat sich vor allem auf Bahn-Infrastruktur und -technik spezialisiert. Rund 60 Prozent des Umsatzes macht Vossloh mit Produkten wie Schienenbefestigungen, Weichen und Weichensteuerungen. Die Angebote sind vielfältig, enthalten zum Beispiel auch die Bevorratung und Lieferung von Weichenkomponenten. Die Geschäfte mit Schienen-Infrastruktur bündelt Vossloh im Geschäftsbereich Rail Infrastructure. Daneben entwickelt Vossloh Antriebe für Lokomotiven, die dem Unternehmen zufolge besonders energiesparend arbeiten, stellt selbst Diesellokomotiven her und liefert elektrische Schlüsselkomponenten für Straßenbahnen, Metros und Trolleybusse. Dieses Segment Motive Power and Components steuerte 2009 knapp 500 Millionen Euro zum Umsatz von 1,2 Milliarden Euro bei.

Die Aktie von Vossloh ist in etlichen Nachhaltigkeitsfonds enthalten, zählte im März 2010 etwa im Sarasin Ökosar Equity Global, im LBBW Nachhaltigkeitsstrategie und im Murphy&Spitz Aktien Umweltfonds zu den größten Positionen. Das Unternehmen liefert als Bahnzulieferer Technologie, Geräusche und Abgase zu vermindern. Vossloh verpflichtet sich nach eigenen Angaben zum „schonenden, nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen“ und räumt dem Qualitäts- wie auch das Umweltmanagement „eine besondere Stellung“ ein. Die Umsetzung, Einhaltung und Überwachung erfolge nach den üblichen Qualitäts- und Umweltmanagementsysteme, die Normen wie ISO 9001, ISO 14001 und DB Q1 folgen. Es gibt laut Vossloh klar definierte Umweltziele, das Umweltmanagement erstrecke sich von der umweltgerechten Produktion bis hin zur Logistik. Es umfasse unter anderem Aspekte wie Abfallentsorgung, Wasserversorgung und -entsorgung, Verpackungen und Transport.

Zur Vossloh-Gruppe zählen rund 70 Gesellschaften in etwa 30 Ländern. Der Schwerpunkt der Geschäfte liegt dabei in Europa, wo der Konzern drei Viertel des Umsatzes erwirtschaftet (13 Prozent in Deutschland). Allerdings mit sinkender Tendenz, wie Michael Gorny erläutert, Analyst der West LB. Ihm zufolge stammen derzeit etwa zehn Prozent der Erlöse aus Geschäften in Nordamerika und rund 15 Prozent aus Asien. Die Bedeutung der Geschäfte in diesen Märkten werde zunehmen, glaubt der Analyst. In den USA etwa habe sich der Bahntechnikkonzern durch die Übernahme des texanischen Signaltechnik-Herstellers Global Rail Systems sehr aussichtsreich positioniert.

Gorny betont, dass das Unternehmen mit recht stabilen Umsätzen durch die Jahre der Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen sei. Obwohl die Krise etwa zu einem Rückgang im Güterverkehr geführt habe, seien Umsatz und Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) von Vossloh stabil geblieben. Damit habe die Gesellschaft sich als solide bewährt. Die Aktie bewertet er als defensiven Titel, sie sei insbesondere für langfristig orientierte Investoren interessant. Seit 2007 notierte der Anteilsschein fast durchgehen über 70 Euro, er fiel selbst beim Börsencrash im September 2008 nicht unter die Marke von 60 Euro. Nach oben waren die Schwankungen größer, mitunter war die Aktie über 90 Euro wert. Ruhe scheint auch eingekehrt, nachdem der ehemalige Vorstandsvorsitzende das Unternehmen verlassen musste und nun eine weniger nach außen orientierte Führungsmannschaft den Konzern kontinuierlich und solide entwickelt.

Eine Schwächephase zeigte die Aktie im Herbst 2009. Sie geriet unter Druck, nachdem Vossloh einen Rückgang bei Umsatz und EBIT für das 3. Quartal und die ersten neun Monate 2009 bekannt gab. Der Grund: Da ein Großauftrag erst spät abgewickelt werden konnte, verschoben sich die Einnahmen daraus ins 4. Quartal. Hinzu kam, dass der Konzern bei der Vergabe einer Order für Schienenbefestigungen im Wert von 170 Millionen Euro für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke in China einem einheimischen Konkurrenten unterlag. Ein typisches China-Risiko – zuerst hatte Vossloh mit seiner weit entwickelten Technologie in China Aufträge erhalten, nun setzen die einheimischen Unternehmen die Ellbogen ein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Börsianer reagierten auf diese Nachrichten verschreckt, die Aktie fiel unter 70 Euro. Dass sie sich danach über Monate kaum erholte, ist wohl der Entwicklung an den Kapitalmärkten geschuldet. Die Tendenz an den Börsen zeigte deutlich nach oben, weshalb defensive Aktien wie Vossloh an Attraktivität verloren. Wer mehr ins Risiko gehen wollte und auf starke Zuwächse spekulierte, stieß defensive Titel ab oder kauft zumindest andere.
Daher ist die Aktie von Vossloh gegenwärtig vergleichsweise günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11 kann sich sehen lassen.

Führungsmitglieder wie Vorstandssprecher Werner Andree haben im Herbst große Aktienpakete an der Börse eingekauft und damit niedrige Einstiegspreise genutzt. Für Kurszuwächse der Aktie sprechen vor allem Änderungen im Umsatzmix des Bahntechnikkonzerns, der seine Profitabilität verbessert. Durch den im Dezember 2009 abgeschlossenen Einkauf des neuen Geschäftsfeldes Schienendienstleistungen sinkt ab 2010 der Umsatzanteil des schwierigeren Lokomotivgeschäfts. Die für 100 Millionen Euro erworbenen Gesellschaften, die sich auf die Logistik, das Verschweißen und die Pflege von Schienen spezialisiert haben, sollen 2010 bereits 80 Millionen Euro zum Umsatz beitragen, mit steigender Tendenz. Das verspricht eine weitere Besserung des Aktienkurses. Durch unvorhergesehene Aufträge etwa aus China, wo Vossloh im Vertrieb auf Überraschungserfolge hofft, könnte er zusätzlich beflügelt werden. Unser Kursziel bis Frühjahr 2011: 88 Euro.

Vossloh AG
ISIN DE0007667107
Umsatz 2009: 1,2 Milliarden Euro
Gewinn 2009: 138 Millionen Euro
Marktkapitalisierung: 1,1 Milliarden Euro
Aktienkurs (Frankfurt, 6.4.2010): 81,50 Euro

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