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„Spürbare Sicherheit ist vielen Anlegern heute wichtiger als die Rendite“ - ECOreporter.de-Interview mit Martin Wohlfart, Plansecur-Anlageberater
ECOreporter.de: Wie wirkt sich die Finanzkrise auf das Kundenverhalten aus? Sind Kunden zurückhaltender bei Ihren Anlagen geworden, wählerischer, setzen Sie nun auf andere Produkte als früher?
Martin Wohlfart: Ja, das stimmt. Die Kunden sind zurückhaltender geworden. In den letzten zehn Jahren haben wir zwei große Krisensituationen erlebt. Im Jahr 2008 war die Technologiekrise der Jahre 2000 bis 2003 schon fast wieder vergessen. Als dann klar wurde, dass sogar Banken aufgrund risikoreicher Geschäftspolitik zusammenbrechen können und mit Milliardensummen vom Staat gestützt werden müssen, um noch Schlimmeres zu bewahren, wurde der Anleger mit einem ganz neuen Problem konfrontiert. Vor diesem Hintergrund ist momentan eine Zurückhaltung der Kunden zu spüren.
ECOreporter.de: Werden „grüne Finanzprodukte“ stärker nachgefragt oder eher weniger?
Wohlfart: Es ist ein wachsendes Interesse der Kunden an alternativen Geldanlagen festzustellen. Unter Berücksichtigung des sehr niederen Zinsniveaus möchten die Menschen heute genau wissen, wie sie ihr Geld sinnvoll anlegen können, ohne ein großes Risiko einzugehen. Dabei sind alternative beziehungsweise „grüne“ Anlagemöglichkeiten immer ein Thema, das bei den Kunden auf Interesse stößt.
ECOreporter.de: Wie ist das Verhältnis von Kundenwünschen nach konventionellen Fonds zu alternativen Angeboten?
Wohlfart: Das Interesse an in der Vergangenheit guten und stabilen Fonds im konventionellen Bereich ist noch immer hoch. Ich sehe einen Anteil der konventionellen Fonds bei 80 bis 90 Prozent mit langsam wachsender Tendenz im alternativen Bereich.
ECOreporter.de: Welche konkreten Ansprüche stellen ihre Kunden an die nachhaltigen Geldanlagen, die sie von Ihnen vermittelt bekommen möchten?
Wohlfart: Der große Teil der Kunden möchte heute unmittelbar nach der Krise ein spürbares Maß an Sicherheit und betrachtet nachhaltige Geldanlagen aus diesem Grund sehr genau. Zudem möchten die Kunden wissen, in welcher Art von Produkt ihr Geld angelegt wird. Selbstverständlich liegt auch die zu erwartende Rendite im Anlegerinteresse, allerdings heute nicht mehr an erster Stelle.
ECOreporter.de: Welche Art von Nachhaltigkeitsfonds und welche Assetklassen sind besonders beliebt? Gibt es Trends? Unterscheidet sich die bewusst christlich orientierte Kundenklientel in diesem Punkt von anderen Anlegern?
Wohlfart: Aufgrund der Risiken von reinen Aktienfonds stehen heute vermehrt vermögensverwaltende Mischfonds im Interesse der Kunden, die das Fondsvolumen variabel in den Bereichen Aktien, Immobilien und Renten/Geldmarkt anlegen oder den Aktienanteil mit beispielsweise maximal 50 Prozent begrenzen. Solche Fonds haben sich auch in der vergangenen Krise bewährt. Dieses Anlageverhalten trifft aus meiner Sicht sowohl auf christliche Kunden zu als auch auf andere Anleger.
ECOreporter.de: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, nachhaltige Geldanlagen zu vertreiben. Sehen Sie darin Vorteile im Vergleich zum Vertrieb konventioneller Produkte? Spielte der christliche Glaube dabei eine Rolle?
Wohlfart: Das Interesse der Menschen an Ökologie und Umweltorientierung und am ganzen Thema der Nachhaltigkeit nimmt in der Öffentlichkeit mehr und mehr zu. Viele Menschenachten nicht mehr nur beim Kauf eines neuen Autos auf den Verbrauch des Wagens sowie dessen CO2-Ausstoss. Sie berücksichtigen dieses Thema auch bei der Vermögensanlage. Als Anlageberater ist es mir möglich, dem Kunden in dieser Thematik sehr viel zu zeigen und ihn zu beraten. Der christliche Glaube spielt hierbei sehr wohl eine Rolle, da es bei allen Umweltthemen auch um Gottes Schöpfung geht, die viel zu lange in unserer heutigen Zeit schonungslos ausgenutzt worden ist.
ECOreporter.de: Wie viel Vorwissen über nachhaltige Geldanlagen bringen Ihre Kunden mit? Sind bewusst christlich orientierte Anleger eventuell besser informiert, zumal Kirchenbanken als Deutschlands Pionier-Institute in Sachen Nachhaltigkeit gelten?
Wohlfart: Das Vorwissen der meisten Kunden in diesem Bereich ist noch nicht sehr groß. Dennoch ist bei fast allen Kunden ein gewisses Interesse an dieser Thematik zu spüren, sobald ich es in der Beratung anspreche. Hierbei liegt das Interesse bei der christlichen Kundenklientel bei fast 100 Prozent, bei den anderen Kunden deutlich niedriger.
ECOreporter.de: Welche Vorbehalte haben Kunden gegenüber Nachhaltigen Geldanlagen?
Wohlfart: Aufgrund der gerade erlebten Krise sind Kunden heute nicht bereit, ihr Geld schnell zu investieren. Da auch alternative Fonds in der vergangenen Krise Geld verloren haben fragen die Anleger, ob alternative Fonds wirklich besser sind als herkömmliche Fonds.
ECOreporter.de: Wie antworten Sie im Kundengespräch auf diese Frage?
Wohlfart: Es gibt ein Argument, dass diesen Vorbehalt entkräften kann: Die meisten der alternativen Fonds haben in der vergangenen Krise weniger Verluste gemacht als viele große und bekannte herkömmliche Publikumsfonds.
ECOreporter.de: Nach welchen Kriterien wählen Sie persönlich ihr Angebot aus? Inwiefern spielt der jeweilige Fondsemittent dabei eine Rolle?
Wohlfart: Erfahrungsgemäß lässt sich immer wieder feststellen, dass es den besten Investmentfonds nicht gibt. Es gibt lediglich Produkte, die sich für bestimmte Markt- und Kundensituationen eignen. Im Hause der Plansecur verwenden wir unter anderem die Software FINANZEN Fund Analyzer aus dem Hause €uro Advisor Services, die eine sehr gute Vorauswahl an Fonds ermöglicht mit sehr guten Auswertungs- und Darstellungsmöglichkeiten. Ein weiteres Hilfsmittel sind die Programme von invest solutions. Mit deren Hilfe haben wir in unserem Ausschuss Vermögensaufbau einen Fondskompass erstellt, der laufend überarbeitet wird. Bei dieser Auswahl spielt der Fondsemittent eine Rolle als auch die Laufzeit des Fonds, das Anlagesegment des Fonds sowie das Risikoprofil gemäß Markowitz. Als wichtigstes Kriterium in der Fondsauswahl bleibt jedoch die exakte Analyse der Kundensituation sowie des Kundenbedarfs. Alle Details werden vor Anlage so genau als möglich dokumentiert.
ECOreporter.de: Wie definieren Sie Nachhaltigkeit für ihr Angebot? Setzen Sie eher auf „hellgrüne“ oder „dunkelgrüne“ Fonds? Inwiefern spielen christliche Werte dabei eine Rolle?
Wohlfart: Unter nachhaltigen Anlagen verstehe ich Anlagen, die sowohl ökologische, soziale, humane als auch ökonomische Ziele verfolgen. Andererseits verstehe ich hierunter aber auch Anlagen, die eine weitgehende stetige Entwicklung erwarten lassen beziehungsweise die eine solche Entwicklung in der Vergangenheit trotz aller Krisen aufgewiesen haben und deren Volatilität sich in Grenzen hält. Dies ist beispielsweise mit rüstungsintensiven Anlageformen ohnehin nicht möglich.
ECOreporter.de: Wie wird sich der Markt für nachhaltige Geldanlagen speziell im Bezug auf die Engagements der Vermittler entwickeln?
Wohlfart: Der Markt der nachhaltigen Anlageformen wird weiter wachsen und es ist aus meiner Sicht sicher, dass sich immer mehr Vermittler hiermit beschäftigen werden.
ECOreporter.de: Gibt es eine grundsätzliche Empfehlung, die Sie Menschen auf den Weg geben würden, die ihr Geld verantwortungsbewusst und nachhaltig investieren wollen?
Wohlfart: Es gibt einen Grundsatz, der lautet: Nichts ist so sicher wie der Wandel. Es ist also notwendig, das persönliche Anlageverhalten immer wieder zu überprüfen und hierbei gegebenenfalls auch die persönliche Renditeerwartung ein wenig zu korrigieren. Als Berater aus dem Hause Plansecur betreue ich meine Kunden fortlaufend und teile ihnen mit, wann sie nach unserer Meinung auch Gewinne realisieren und sicherstellen oder den Aktienanteil generell verändern sollten. Um den Kunden zufrieden zu stellen, ist eine gute persönliche Betreuung seines Depots von äußerster Wichtigkeit.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch!