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Spreu und Weizen - Studie vergleicht die Nachhaltigkeit von Solarkonzernen




Die Studie mit dem Titel „Nachhaltigkeit & Social Responsibility in der Photovoltaik-Industrie“ wurde von Murphy&Spitz aus Bonn vorgelegt, die seit 1999 im Bereich nachhaltiger Investments tätig und unter anderem die Umwelt Aktiendepots und die Murphy&Spitz Umweltfonds betreut. Laut deren Research sollten Solarunternehmen über die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig arbeiten, sowohl bei der eigenen Produktion als auch insbesondere in ihrem Einflussbereich auf Lieferanten, Joint Ventures und andere Partner.

Die Autorin der Studie, Nicole Vormann, erläutert in der Studie die wesentlichen Umweltaspekte der Solarbranche, geht aber auch intensiv auf Arbeitsschutzfragen ein. Zudem erfolgt eine konkrete Analyse von sechs führenden Solarkonzernen mit integrierter Produktion.  Dabei hat der US-amerikanische Solarkonzern SunPower „miserabel abgeschnitten“, wie es in der Studie heißt. Das im kalifornischen San Jose ansässige Unternehmen, Hersteller der weltweit effizientesten Solarzellen (22 Prozent), produziert auf den Philippinen. Über 4.700 der rund 5.400 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Vormann hat festgestellt, dass SunPower als einziger der sechs untersuchten Solarkonzerne  keine ISO 14001 Zertifizierung nachweisen kann. Auch gebe es in den Jahresberichten 2007 und 2008 keine Daten und Fakten zum Umweltschutz und zur Arbeitsicherheit. Sunpower verpflichte sich lediglich, beim Umweltschutz und der Arbeitssicherheit die Standards des Landes einzuhalten, wo der Konzern produziere, anstatt eigene Mindeststandards zu setzen. Das Unternehmen sei zwar Mitglied von PV Cycle, einem von Unternehmen der Photovoltaikindustrie gegründeten Rücknahme- und  Recycling-Programm für Altmodule. Es mache aber keine Angaben über eigene Recyclingtechnologien und zur Rücknahme alter Module. Obwohl die Umweltrelevanz der Zulieferer bei dem Konzern hoch sei,  mache SunPower keine Angaben darüber, ob diese Zertifizierungen vorweisen können. Insgesamt ruhe sich das Unternehmen auf der Umweltfreundlichkeit des Produktes aus. Umweltschutz werde lediglich als reines Marketinginstrument benutzt.

Überraschend positiv kommen in der Untersuchung die chinesischen Solarkonzerne Yingli, Suntech und Trina Solar weg. „Entgegen anders lautender Vorurteile haben sie alle ISO 14001 Zertifizierung“, stellt Vormann fest. Nach ihrer Einschätzung ist dies auch ein „must have“ für Photovoltaik-Unternehmen. Die international anerkannte Benchmark für die Umweltmanagementstrategie einer Firma garantiere, dass ein externer Gutachter nach einem internationalen Standard das Unternehmen hinsichtlich seiner Umweltaspekte und seines Managementsystems geprüft habe. Das Zertifikat sei für Akteure aus China nicht leichter zu erlangen als für westliche Unternehmen.

Allerdings stellt Vormann auch fest, dass die Nachhaltigkeit von kleinen und mittelständischen Solarunternehmen aus China „sehr kritisch zu sehen“ sei. Als Zulieferer haben sie nach ihrer Einschätzung „ein hohes Potential für negative Umweltauswirkungen. Daher sieht sie bei den chinesischen Solarkonzern noch Nachholbedarf in Fragen der Transparenz über die Nachhaltigkeit ihrer Zulieferer. Bei Yingli gelte dies jedoch nur mit Einschränkungen, da bei diesem Unternehmen der Einfluss der Zulieferer nur gering sei. Bei Trina Solar sei negativ zu verbuchen, dass der Konzern als einziger der sechs näher untersuchten Solarunternehmen nicht Mitglied von PV Cycle sei. An Suntech wird kritisiert, dass nur die Modulproduktion zertifiziert sei und keine Angaben über die Umweltperformance der zahlreichen Beteiligungen des Solarkonzerns aus Wuxi gemacht werden.

Die Bonner SolarWorld und der weltweit führende Hersteller von Dünnschicht-Solarmodulen, die US-amerikanische First Solar, stechen laut der Untersuchung positiv hervor. SolarWorld setze mit ihrem Nachhaltigkeitsbericht Standards für den Bereich der kristallinen Technologie. Die Transparenz in Sachen Umweltleistung und der Ziele werde gut dargestellt. Besonderns positiv hebt Vormann das eigene Recycling von SolarWorld hervor, das sonst nur First Solar vorweisen könne. Für die kristalline Technologie setzen die Bonner nach ihrer Ansicht Standards bei der Wiederaufbereitung. Sehr gut schneidet der Konzern auch bei der Zertifizierung der Zulieferer ab, jedoch kann er noch nicht für alle Standort ISO 14001 vorweisen. Die SolarWorld produziert in Deutschland, Korea und den USA.

„First Solar ist hinsichtlich seiner Umweltstrategie herausragend“, meint Vormann. Das Unternehmen implementiere Umwelt- und Arbeitsschutzsysteme und kommuniziere beide Felder transparent. Allerdings mache die Gesellschaft aus dem Bundesstaat Arizona kaum Angaben zu Umweltkennzahlen. Vorbildlich sei das Recycling der Amerikaner. Beim Kauf der Module bezahle der Kunde bereits die Rücknahme und Wiederaufbereitung der Module. First Solar produziert in den USA, in Deutschland und in Malaysia. Der Studie zufolge hat das Unternehmen von allen am besten über den Lebenszyklus seiner Produkte informiert.

Thomas Hoffmann ist Analyst bei Murphy&Spitz. Wie er gegenüber ECOreporter.de erklärte, sollten nachhaltig ausgerichtete Anleger nicht davon ausgehen, dass Photovoltaik-Unternehmen grundsätzlich ohne Nachhaltigkeitsrisiken wirtschaften. Man müsse schon genauer hinzuschauen und die Nachhaltigkeitsleistungen vergleichen.
Bildhinweis: Einblick in die Produktion von SolarWorld. / Quelle: Unternehmen


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