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Sparbriefe der Stadtwerke – großer Erfolg, kleines Angebot
Grün, vor Ort und vertrauenswürdig – das gilt nicht nur für Biobauern-Hofläden, sondern auch für Erneuerbare-Energie-Sparbriefe von Stadtwerken. Gut daran: Die Sache lohnt sich meist für alle Seiten. Und die schlechte Nachricht? Gibt es auch: Die Angebote sind dünn gesät.
Erwin war im Ruhrgebiet ein sehr gebräuchlicher Name, und so nannte die DEW 21, das sind die Dortmunder Stadtwerke, ihr Windrad 1997 auch "Airwin". Der Airwin, gebaut bei Enercon, produziert immer noch fleißig Strom, und zehn Jahre lang erfreute das eine ganze Reihe von Dortmundern besonders: Sie hatten ein Windkraft-Zertifikat gezeichnet, das ihnen drei Prozent Zinsen pro Jahr brachte, dazu einen Bonus bei sehr windreichen Jahren. Das war das erste Bürgerbeteiligungsmodell für die Windenergie in Dortmund.
Weitere sind gefolgt. Die tragen keine ruhrgebietstypischen Namen mehr, sondern heißen beispielsweise "Klima-Sparbrief" oder "Sparkassenbrief DEW21-Windpark Eifel". Woran deutlich wird, dass die Dortmunder Stadtwerke auch Windkraftanlagen außerhalb der Stadtgrenzen betreiben. Das letzte Angebot, seit 2014 am Markt, bietet markttypisch nur noch 1,5 Prozent Zinsen pro Jahr, "wurde aber wie alle anderen Angebote gut angenommen", sagt eine DEW 21-Sprecherin. Eine zurückhaltende Formulierung: Faktisch war es nach einem Tag ausverkauft. Stadtwerke, Sparkasse und Bürger in einem Boot – und "die Bürgerbeteiligung ist für uns der Schlüssel, damit die gesamtgesellschaftliche Aufgabe Energiewende gelingt", heißt es weiter bei der DEW 21. Allerdings: Neue Sparbriefe sind erst einmal nicht in Sicht.
Stadtwerke Marburg: Anleger können nachvollziehen, wo ihr Geld bleibt
Auch die Stadtwerke Marburg, die nur Ökostrom liefern, beteiligen die Bürger an Energieprojekten: 2011 starteten sie eine Inhaberschuldverschreibung, mit Prospekt und Genehmigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Innerhalb von vier Tagen waren die angebotenen fünf Millionen Euro gezeichnet; die Kunden erhielten 3,25 Prozent Zinsen. Es folgten zwei Sparbriefe. Fabian Kauffmann, zuständig für das Finanzmanagement der Stadtwerke Marburg, nennt als Vorteile der Stadtwerke-Bürgerbeteiligung gegenüber klassischen Banken-Finanzierungen die Stärkung der regionalen Wertschöpfung durch attraktiveren Zinsen.
Außerdem könnten die Kunden die Mittelverwendung nachvollziehen, sie investierten in die Region. Die Sparer sehen bis hinter die Wände, wo ihr Geld bleibt, denn die Stadtwerke organisieren beispielsweise Besichtigungen eines finanzierten Biomasse-Heizwerks. Das Geld floss aber auch in Photovoltaik-Anlagen, in Windpark-Beteiligungen, in ein Blockheizkraftwerk an einem Schwimmbad und in den Erwerb von Strom- und Gasnetzen in der Region.
Wieso werden Bürgerbeteiligungen derzeit nur selten angeboten?
Dortmund und Marburg sind nur zwei Beispiele aus einer Reihe von vielen Stadtwerken, die finanzielle Bürgerbeteiligungen angeboten haben und teilweise noch anbieten – ähnliches lässt sich von Norden bis Süden und von Osten bis Westen durch die Republik verfolgen.
Alle Beteiligten ziehen an einem Strang, es gibt meist überdurchschnittliche Sicherheiten. Doch obwohl so vieles für solche Finanzprodukte spricht, obwohl die Nachfrage fast immer hoch ist, werden sie gerade in letzter Zeit selten angeboten. Der Grund: Kredite derzeit sind meist so billig, dass die Banken Erneuerbare-Energie-Projekte auch gerne selbst finanzieren und nicht noch die Bürger ins Boot holen. Andererseits sind Erneuerbare-Energie-Kraftwerke so beliebte Investitionsmöglichkeiten, dass gerade Großinvestoren bei den Kraftwerks-Projektierern nahezu Schlage stehen, wenn es um gute Vorhaben geht. Letztlich führt auch das neue Auktions-Modell für Erneuerbare-Energie-Projekte zu einer erschwerten Kalkulierbarkeit. Und kalkulatorische Unsicherheit ist nichts, was Bürgerbeteiligungen gut tun dürfte.
Kunden der Marburger Stadtwerke konnten über den Sparbrief unter anderem in ein Biomasse-Heizkraftwerk investieren. / Symbolfoto: Pixabay
Wie wird es also weitergehen mit den Energie-Investments von Bürgern für ihre Stadtwerke? Aller Voraussicht nach werden künftig nur sehr vereinzelt Angebote auftauchen. Was man sich wünschen würde: Eine Kombination aus Stadtwerke-Verlässlichkeit, Banken-Sicherheit und mutigen Erneuerbare-Energie-Kraftwerksprojekten. Es mag sein, dass etliche Bürger sogar bereit wären, für sinnvolle Projekte einen Teil ihrer Investition zu spenden, nur damit die Energiewende endlich wieder beschleunigt.
Hohe Bereitschaft der Bürger, in Erneuerbare Energien zu investieren
Die vielen Anleger, die beispielsweise mit Erneuerbare-Energie-Mittelstandsanleihen Geld verloren haben, lassen eins oft vergessen: Auch Privatleute gehen bei der Geldanlage dann Risiken ohne Reue ein, wenn mit ihrem Geld verantwortungsvoll gearbeitet wurde und es nicht verschleudert wurde oder in den Taschen der Anbieter landete. Wird bei einem Projekt mit einer neuen Technologie oder einer neuen Projektart das Risiko, und sei es ein großes Risiko, vorher ehrlich und deutlich bezeichnet, dann kann sich mit einer, wenn auch kleinen, Zielgruppe eine Finanzierung stemmen lassen.
Die Bereitschaft der Bürger, ihr Geld zu investieren, ist bei der Erneuerbaren Energie über Jahrzehnte verlässlich gewesen, und sie ist es immer noch. Es mangelt den Deutschen an Risikofreude bei Investitionen, wir sind Risiko-Kapital-Entwicklungsland? Vollkommen daneben. Was fehlt, ist eine Vielzahl an unternehmerisch handelnden Stadtwerke-Einheiten, die zusammen mit den Bürgern mutige Projekte umsetzen und offen sagen, woran diese im schlechtesten Fall scheitern könnten.
Erwin war im Ruhrgebiet ein sehr gebräuchlicher Name, und so nannte die DEW 21, das sind die Dortmunder Stadtwerke, ihr Windrad 1997 auch "Airwin". Der Airwin, gebaut bei Enercon, produziert immer noch fleißig Strom, und zehn Jahre lang erfreute das eine ganze Reihe von Dortmundern besonders: Sie hatten ein Windkraft-Zertifikat gezeichnet, das ihnen drei Prozent Zinsen pro Jahr brachte, dazu einen Bonus bei sehr windreichen Jahren. Das war das erste Bürgerbeteiligungsmodell für die Windenergie in Dortmund.
Weitere sind gefolgt. Die tragen keine ruhrgebietstypischen Namen mehr, sondern heißen beispielsweise "Klima-Sparbrief" oder "Sparkassenbrief DEW21-Windpark Eifel". Woran deutlich wird, dass die Dortmunder Stadtwerke auch Windkraftanlagen außerhalb der Stadtgrenzen betreiben. Das letzte Angebot, seit 2014 am Markt, bietet markttypisch nur noch 1,5 Prozent Zinsen pro Jahr, "wurde aber wie alle anderen Angebote gut angenommen", sagt eine DEW 21-Sprecherin. Eine zurückhaltende Formulierung: Faktisch war es nach einem Tag ausverkauft. Stadtwerke, Sparkasse und Bürger in einem Boot – und "die Bürgerbeteiligung ist für uns der Schlüssel, damit die gesamtgesellschaftliche Aufgabe Energiewende gelingt", heißt es weiter bei der DEW 21. Allerdings: Neue Sparbriefe sind erst einmal nicht in Sicht.
Stadtwerke Marburg: Anleger können nachvollziehen, wo ihr Geld bleibt
Auch die Stadtwerke Marburg, die nur Ökostrom liefern, beteiligen die Bürger an Energieprojekten: 2011 starteten sie eine Inhaberschuldverschreibung, mit Prospekt und Genehmigung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Innerhalb von vier Tagen waren die angebotenen fünf Millionen Euro gezeichnet; die Kunden erhielten 3,25 Prozent Zinsen. Es folgten zwei Sparbriefe. Fabian Kauffmann, zuständig für das Finanzmanagement der Stadtwerke Marburg, nennt als Vorteile der Stadtwerke-Bürgerbeteiligung gegenüber klassischen Banken-Finanzierungen die Stärkung der regionalen Wertschöpfung durch attraktiveren Zinsen.
Außerdem könnten die Kunden die Mittelverwendung nachvollziehen, sie investierten in die Region. Die Sparer sehen bis hinter die Wände, wo ihr Geld bleibt, denn die Stadtwerke organisieren beispielsweise Besichtigungen eines finanzierten Biomasse-Heizwerks. Das Geld floss aber auch in Photovoltaik-Anlagen, in Windpark-Beteiligungen, in ein Blockheizkraftwerk an einem Schwimmbad und in den Erwerb von Strom- und Gasnetzen in der Region.
Wieso werden Bürgerbeteiligungen derzeit nur selten angeboten?
Dortmund und Marburg sind nur zwei Beispiele aus einer Reihe von vielen Stadtwerken, die finanzielle Bürgerbeteiligungen angeboten haben und teilweise noch anbieten – ähnliches lässt sich von Norden bis Süden und von Osten bis Westen durch die Republik verfolgen.

Kunden der Marburger Stadtwerke konnten über den Sparbrief unter anderem in ein Biomasse-Heizkraftwerk investieren. / Symbolfoto: Pixabay
Wie wird es also weitergehen mit den Energie-Investments von Bürgern für ihre Stadtwerke? Aller Voraussicht nach werden künftig nur sehr vereinzelt Angebote auftauchen. Was man sich wünschen würde: Eine Kombination aus Stadtwerke-Verlässlichkeit, Banken-Sicherheit und mutigen Erneuerbare-Energie-Kraftwerksprojekten. Es mag sein, dass etliche Bürger sogar bereit wären, für sinnvolle Projekte einen Teil ihrer Investition zu spenden, nur damit die Energiewende endlich wieder beschleunigt.
Hohe Bereitschaft der Bürger, in Erneuerbare Energien zu investieren
Die vielen Anleger, die beispielsweise mit Erneuerbare-Energie-Mittelstandsanleihen Geld verloren haben, lassen eins oft vergessen: Auch Privatleute gehen bei der Geldanlage dann Risiken ohne Reue ein, wenn mit ihrem Geld verantwortungsvoll gearbeitet wurde und es nicht verschleudert wurde oder in den Taschen der Anbieter landete. Wird bei einem Projekt mit einer neuen Technologie oder einer neuen Projektart das Risiko, und sei es ein großes Risiko, vorher ehrlich und deutlich bezeichnet, dann kann sich mit einer, wenn auch kleinen, Zielgruppe eine Finanzierung stemmen lassen.
Die Bereitschaft der Bürger, ihr Geld zu investieren, ist bei der Erneuerbaren Energie über Jahrzehnte verlässlich gewesen, und sie ist es immer noch. Es mangelt den Deutschen an Risikofreude bei Investitionen, wir sind Risiko-Kapital-Entwicklungsland? Vollkommen daneben. Was fehlt, ist eine Vielzahl an unternehmerisch handelnden Stadtwerke-Einheiten, die zusammen mit den Bürgern mutige Projekte umsetzen und offen sagen, woran diese im schlechtesten Fall scheitern könnten.