Aktientipps

Solarwerte unter der Lupe: Wie bewerten Analysten die Aussichten von ersol, First Solar und LDK Solar?

Allgemein gehen Experten für die nächsten Jahre von einem Preisverfall für Silizium aus. Aufgrund der massiv gestiegenen Nachfrage aus der Solarbranche haben die wenigen etablierten Hersteller dieses Rohstoffs einen starken Ausbau der Produktionskapazitäten eingeleitet. Der dürfte nach Einschätzung von Branchenkennern vielleicht schon 2009 greifen und zu sinkenden Siliziumpreisen führen, womöglich aber auch erst später. Denn Hersteller wie Elkem oder REC haben bereits gemeldet, ihren Produktionszielen hinterher zu hinken. Auch könnte ein weiterer Nachfrageschub die zusätzliche Produktion aufsaugen. Das würde etwa der ebenfalls chinesischen LDK Solar einen Strich durch die Wachstumspläne machen. Die Solarwaferproduzentin aus Xinyu zählt unter anderem Q-Cells zu ihren Kunden. Sie wird vom Milliardär Xiafong Peng geführt, einem der reichsten Chinesen, und wurde von ihm im letzten Sommer an die Börse gebracht. Ihr war es Ende Februar sogar gelungen, mit einem Umsatzanstieg von über 200 Prozent und einem Gewinnzuwachs von 119 Prozent im Gesamtjahr sowie starken Zahlen für das 4. Quartal die Erwartungen der meisten Analysten zu übertreffen. Im März konnte sie den Ausverkauf der Produktion in 2008 melden, für 2009 seien die Wafer bereits zu 90 Prozent veräußert worden. Dennoch setzte sich der Preisverfall ihrer Aktie fort. Die US-Analystin Cheryl Tang von Goldman Sachs befürchtet, dass LDK Solar durch anhaltend hohe Siliziumpreise in 2008 und 2009 Gewinneinbußen erleiden wird. Denn das Unternehmen könne die hohen Ausgaben kaum an seine Kunden weitergeben, da es Lieferverträge mit Festpreisen eingegangen sei. Die Aktie der LDK ist aber wohl vor allem auf ihren Ausgabepreis zurückgefallen, weil sich die Zweifel an ihrer Bilanzierung der Siliziumreserven mehren. Etliche Analysten haben nach der Präsentation der Geschäftszahlen erklärt, diese Bilanzierung nicht nachvollziehen zu können.

Von der Siliziumproblematik unberührt ist die US-amerikanische First Solar aus Phoenix, Arizona. Sie produziert Dünnschicht-Module auf Basis von Cadmium-Tellurium-Halbleitern, die nicht so effizient sind wie bei Silizium-Zellen. Die Produktionskosten sind jedoch um fast 50 Prozent geringer, auch können sie bei verschiedenen Temperatur- und Lichtverhältnissen eingesetzt werden. „Das Unternehmen verfügt als einziges über eine industrielle Massenproduktion von Dünnschicht-Modulen und besitzt hier quasi eine Monopolstellung“, erklärt Karsten von Blumenthal, Analyst von SES Research. Das verleihe ihm eine enorme Gewinndynamik mit einem binnen kurzer Zeit verzehnfachten EBIT. Diese machte First Solar 2007 zu dem Börsenstar unter den Solarwerten. Deren Aktienkurs hatte sich nach dem Börsendebüt gegen Ende 2006 fast verzehnfacht, bevor er 2008 einbrach auf das Siebenfache des Startniveaus. Mit der Vorlage der Zahlen für das 4. Quartal stabilisierte sich der Wert des Anteilsscheins. Mit einem Kurs um 140 Euro und einem KGV von über 80 ist er „sehr hoch bewertet“, findet von Blumenthal. Auch wenn die Zahlen beeindruckten: der Quartalsumsatz wurde von First Solar vervierfacht, bei fast verachtfachtem Nettoerlös. Der Umsatz im Gesamtjahr stieg um über 300 Prozent, der Nettoerlös wurde vervierzigfacht von 4 Millionen auf 158 Millionen Dollar. Die Produktion an den Standorten in Ohio, in Deutschland und bald auch in Malaysia soll bis 2009 auf 1 Gigawatt anwachsen, bei weiter fallenden Produktionskosten.

Doch wer soll die produzierten Mengen abnehmen? First Solar verkauft ihre Module zu 95 Prozent in Deutschland. Dort wird durch die angekündigten Änderungen im EEG die Vergütung für Solarstrom sinken und folglich die Nachfrage kaum weiter zunehmen. Gleiches gilt für Spanien, einem ebenfalls noch boomenden Solarmarkt. Laut Sebastian Zank von der WestLB kann das Unternehmen auch nicht auf einen erwachenden US-Markt hoffen. Dem stünden das dort weitläufig verbreitete
Quotensystem und zu niedrige Steueanreize entgegen. Auch lasse sich dort Windstrom weitaus günstiger erzeugen. Zudem „müsste aus den USA schon eine Menge Nachfrage kommen, um den zu erwartenden Rückgang in Spanien und Deutschland zu kompensieren“, meint der Analyst. Auch werden Dünnschichtmodule weiter nur eine Nebenrolle spielen. Der europäische Solarenergieverband prognostiziert, dass ihr Anteil am Solarmarkt bis 2010 allenfalls auf 20 Prozent anwachsen wird, von 8 Prozent in 2007.

Dennoch setzen immer mehr Unternehmen auf diese siliziumfreie Technologie. Etwa der Erfurter Solarkonzern ersol Solar Energy AG. Der hatte im Februar für 2007 zwar unterdurchschnittliche Zuwächse beim Umsatz (plus 25 Prozent) und EBIT (plus 10,1 Prozent) gemeldet. Er kündigte jedoch für 2008 einen verdoppelten Umsatz und vervierfachten Gewinn an sowie weiteres Wachstum im Anschluss. Die ersol-Aktie hatte danach kräftig zugelegt und einen Großteil der zuvor erlittenen Kursabschläge wieder aufgeholt. Stephan Wulf von Sal. Oppenheim sieht diese Pläne durch das 2008 noch stabile Marktumfeld gedeckt. Der Analyst der Privatbank bewertet auch den Ausbau von ersol zu einem zunehmend integrierten Solarkonzern mit eigener Wafer-, Zell- und Modulproduktion positiv. Außerdem stelle sich das Unternehmen derzeit vielversprechend in dem Bereich Dünnschichttechnologie auf. Bei der Umstellung von einer Pilot- auf die Massenproduktion hatte das Unternehmen hier jedoch mit Problemen zu kämpfen. Es hängt daher laut Sebastian Zank bei der Produktion von Dünnschichtmodulen der Konkurrenz hinterher. Die Erfurter seien erst dabei, hier Marktreife zu erlangen. „Es fällt dem Unternehmen schwer, die Dünnschichtproduktion zum Laufen zu bringen“, stellt auch von Blumenthal fest. Beide Experten gehen davon aus, dass sich die Solarbranche in den nächsten Jahren konsolidieren wird. Aufgrund der eher geringen Größe sei ersol da ein Übernahmekandidat. Zumal der Ventizz Capital Fund II Mehrheitsaktionär des Unternehmens ist. Und solche Wagniskapitalgeber legen es letztlich darauf an, ihre Beteiligungen zu verkaufen.

ersol Solar Energy AG: ISIN DE0006627532 / WKN 662753
First Solar Inc. WKN: A0LEKM / ISIN: US3364331070
LDK Solar Co. Ltd.: WKN A0MSNX / ISIN US50183L1070

Bildhinweise:
Die Nachfrage für Silizium ist durch den Solarboom enorm gestiegen. / Quelle: Wacker Cemie AG;
Solarprojekte wie dieses in Kalifornien sind in den USA noch längst nicht so lukrativ wie in vielen EU-Staaten. / Quelle: Sunpower
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