Größere Solaranlagen dürfen nur gebaut werden, wenn sich die Betreiber an einem Ausschreibungsverfahren beteiligen. Foto: Encavis

  Erneuerbare Energie

Solarstrom weiter unter 5 Cent - spannende Ausschreibungsergebnisse

Was zahlen Sie zuhause für Ihren Strom? Meist um 30 Cent für die Kilowattstunde. Und was bekommen die Kraftwerksbetreiber, die den Strom herstellen, für eine Kilowattstunde Strom? Wenn sie ein neues Solarkraftwerk betreiben, sind es weniger als 5 Cent.

Teure Erneuerbare Energie? Dieses Märchen ist auch nach der jüngsten Ausschreibungsrunde für Solarenergie weiterhin schlicht: ein Märchen. Die Fakten sind andere - und sie lassen auf eine Fortschreibung der Energiewende hoffen. Denn die Bundesnetzagentur hat die Zuschläge der Solarausschreibung zum Gebotstermin 1. Juni 2018 veröffentlicht.

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Demnach liegt der durchschnittliche Zuschlagswert bei 4,59 Cent pro Kilowattstunden (kw/h). Bei der ersten Ausschreibungsrunde 2018 im Februar waren es 4,33 Cent/kWh.

Hintergrund: Wer heute eine etwas größere Solaranlage in Betrieb nehmen will, braucht dazu nicht einfach eine Genehmigung. Er muss sich auch an einem Ausschreibungsverfahren beteiligen, einer Art Auktion. Nur diejenigen, die sich verpflichten, den billigsten Solarstrom ins Netz zu liefern, werden dabei berücksichtigt.

Die niedrigsten Gebote in der letzten Runde lagen bei 3,89 Cent/kWh; im Februar waren es 3,86. Der höchste Gebotswert, der noch einen Zuschlag erhalten hat, war im Juni mit 4,96 Cent/kWh signifikant höher als bei der Ausschreibungsrunde im Februar mit 4,59 Cent/kWh. Daraus lässt sich schließen, dass im Vergleich zum Februar der Preis- und Wettbewerbsdruck in der Juni-Ausschreibungsrunde etwas zurückgegangen ist.

Erkennbar ist das auch an der eingereichten Gebotsmenge, die von rund 546 Megawatt (MW) im Februar auf rund 360 MW bei der Juni-Ausschreibung gesunken ist. Trotz der reduzierten Ausschreibungsmenge im Juni von 182 MW (im Februar waren es 200 MW), ist damit die Überzeichnung der Juni-Ausschreibung geringer.

Enerparc erhält die meisten Zuschläge

Insgesamt hat die Bundesnetzagentur im Juni Zuschläge für 28 Solarparks erteilt. Den Namen der Bieter (meist Projektgesellschaften) nach zu urteilen, hat dabei die Enerparc AG abgeräumt: 15 Zuschläge gingen an das nicht börsennotierte Solarunternehmen mit Hauptsitz in Hamburg.

Enerparc hat nach eigenen Angaben bis Anfang 2018 hat über 2.000 MW Photovoltaik-Leistung ans Netz gebracht – schlüsselfertig als Generalunternehmer und auch als Dienstleister für Teilbereiche. Über 1.000 MW gehören zum Eigenbestand der Enerparc Gruppe.

Bodenbildung zu erwarten?

Bei den drei Solarausschreibungen in 2017 war der durchschnittliche, mengengewichtete Zuschlagswert kontinuierlich gesunken: von 6,58 Cent/kWh (Februar) über 5,66 Cent/kWh (Juni) bis 4,91 Cent/kWh (Oktober). Mit der Ausschreibung im Februar 2018 wurde dann mit 4,33 Cent/kWh ein neuer Tiefstwert erreicht. Insofern ist mit dem Juni-Zuschlagswert dieses Jahres von 4,59 Cent/kWh der Abwärtstrend gebrochen.

Allerdings liegt der Wert noch unter dem Zuschlagswert im Oktober 2017. Daher ist es zu früh, von einer Trendumkehr zu sprechen. Sie ist angesichts der gesunkenen Systemkosten von Solaranlagen auch nicht zu erwarten. Eher ist damit zu rechnen, dass Projektentwickler, die bisher mit (einem Teil) ihrer Projekte an den Ausschreibungen noch nicht teilgenommen haben, sondern die Entwicklung abgewartet haben, sich nun an den nächsten Ausschreibungen beteiligen.

Dadurch könnte die Anzahl eingereichten Gebote wieder steigen. Es ist aber derzeit nicht davon auszugehen, dass damit auch  die Gebotswerte weiter sinken. Insofern könnte es sich bei den Zuschlagswerten im Februar um die niedrigsten Werte in diesem Jahr handeln und mit den Juni-Zuschlagswerten eine Bodenbildung erreicht worden sein.

Wie lange dieser Boden dann hält, hängt auch davon ab, ob die Kosten für Solaranlagen zukünftig noch weiter (deutlich) sinken werden. Der Gebotstermin für die dritte Solar-Ausschreibung der Bundesnetzagentur in diesem Jahr ist der 1. Oktober 2018.

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