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Solarsparte verhagelt Bilanz der Wacker Chemie und löst Kursrutsch aus – Analysten uneins

Einen verhaltenen Start ins Geschäftsjahr 2012 hat der Münchener Solarzulieferer Wacker Chemie AG hingelegt: Mit 66,5 Prozent weniger Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) und 7,5 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum schloss die Wacker Chemie das erste Quartal 2012 ab. Die EBIT-Marge schmolz von 19 Prozent im Vorjahresquartal auf 6,9 Prozent ein. Der Gewinn je Aktie für das Quartal sackte im Vergleichszeitraum um 75 Prozent auf 0,84 Euro ab.

Hauptursache für die auf Jahressicht deutlich weniger rentablen Geschäfte im ersten Drittel 2012 seien geringere Margen für Solarsilizium und nach wie vor hohe Rohstoff- und Energiekosten, teilte das Unternehmen mit. „Wacker ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen gut in das Jahr 2012 gestartet“, sagte Konzernchef Rudolf Staudigl. „Erfreulich ist, dass die Kundennachfrage in vielen Geschäftssegmenten im Verlauf des ersten Quartals 2012 spürbar an Dynamik gewonnen hat. Zwar wird das gesamtwirtschaftliche Umfeld besonders im ersten Halbjahr weiter herausfordernd bleiben, die Talsohle scheint aber durchschritten zu sein. Für die kommenden Monate ist das ein ermutigendes Signal“, so Staudigl weiter.

Der Vorstandschef geht unverändert davon aus, dass Wacker Chemie fünf Milliarden Euro Jahresumsatz erzielen kann. Allerdings werde der Gewinn deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen, weil die Kunden aus der Solarbranche aufgrund des Preisverfalls wohl deutlich weniger für Silizium-Lieferungen werden zahlen müssen als noch 2011, hieß es weiter.

An der Börse kam es dennoch zu einem Kursrutsch. Bis 12 Uhr sackte die Wacker-Chemie-Aktie im Xetra der deutschen Börse um 5,66 Prozent auf 60,05 Euro ab. Obwohl die Aktie damit wieder nahe an die 60-Euro-Marke gefallen ist, ist sie noch satte elf Prozent teurer als noch vor sieben Tagen. Auf Jahressicht allerdings hat sie 63 Prozent an Wert verloren.

Die Analysten Annett Weber von der BHF Bank, Peter Wirtz von der WestLB und Steffen Manske von der Nationalbank sind uneins, wohin die Reise der Wacker-Aktie gehen wird. Während die BHF-Analystin Weber weiter davon ausgeht, dass sich die Aktie wieder erholen und um bis zu 21 Prozent auf 76 Euro steigen wird, hält Wirtz das sein Kursziel (60 Euro) beinahe für erreicht. Er empfiehlt den Anlegern, die Aktie in ihrem Portfolio zu reduzieren. Steffen Manske vom der Nationalbank hingegen nimmt die aus seiner Sicht schwache Bilanz der Wacker Chemie AG zum Anlass, seine Verkaufsempfehlung zu bekräftigen.

Wacker Chemie habe zwar leicht unterhalb der Markterwartungen abgeschnitten. Die Tatsache, dass das Unternehmen mit seiner Solarsparte weiterhin Gewinne eingefahren habe, mache jedoch Mut für die Zukunft, argumentiert die BHF-Analystin Weber. Sie bewertet es positiv, dass Wacker Chemie weiter an seiner Umsatzprognose für das Gesamtjahr festhält.

WestLB-Experte Peter Wirtz dagegen geht davon aus, dass nicht nur die Siliziumpreise weiter fallen, sondern dass auch die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte abkühlen könnte. Die einzigen positiven Signale, die Wirtz in der aktuellen Bilanz erkennt, kommen aus der Sparte „Wacker Chemicals“. Diese hat seiner Ansicht nach allerdings nicht ausreichend Einfluss auf die gesamte Bilanzentwicklung. Deshalb rechnet Wirtz unter anderem damit, dass der Gewinn je Aktie für das Gesamtjahr von 7,1 Euro in 2011 auf 3,07 Euro in 2012 und schließlich 2,53 Euro in 2013 fallen wird. Erst in 2014 werde sich der Gewinn je Aktie wieder leicht erholen und auf 2,60 Euro steigen, meint er. 

Steffen Manske von der National Bank zieht folgendes Fazit aus dem vorgelegten Zahlenwerk: „Insgesamt erkennen wir eine Geschäftsstabilisierung, die jedoch auf einem deutlich erniedrigten Gewinnniveau stattfindet. Gleichzeitig sehen wir den Preisdruck im Solarmarkt unverändert als Risiko. Wir bleiben bei unserem Verkaufen-Votum.“ Auch er geht davon aus, dass der Gewinn je Aktie im Gesamtjahr 2012 mit 4,03 Euro deutlich unter dem von 2011 liegen wird.

Wacker Chemie AG: ISIN DE000WCH8881 / WKN WCH888
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