Aktientipps, Nachhaltige Aktien, Meldungen

Solaraktien mit Potential? - Experten sehen für Photovoltaikausrüster Licht am Horizont

Die deutschen Photovoltaikausrüster beherrschen den Weltmarkt. Mit einem Umsatzzuwachs um acht Prozent eroberten sie einen Weltmarktanteil von 46 Prozent. Das hat der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auf seiner Jahrestagung Photovoltaik-Produktionsmittel in Berlin mitgeteilt. Dr. Peter Fath, Technologievorstand von centrotherm photovoltaics AG und Vorsitzender des Vorstands von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel, erklärte dies mit der „frühzeitigen Konzentration auf innovative Lösungsangebote und Kostensenkungsmaßnahmen in der Photovoltaik-Produktion“. Das habe sich als strategischer Vorteil für die Branche erwiesen. Zum Vergleich: Im internationalen Photovoltaik-Maschinenbau sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken.

Der VDMA verweist zur Erklärung der Umsatzzuwächse für die deutschen Solarzulieferer auf das starke Umsatzwachstum im zweiten und dritten Quartal 2011. Dagegen habe es gegen Ende des Jahres eine deutliche Abkühlung der Umsatzlage gegeben. Die Exportquote im Jahr 2011 erreicht 87 Prozent. Kunden aus Asien bildeten auch im vergangenen Jahr das Rückgrat für die guten Umsatzzahlen. Fast 80 Prozent der gesamten Umsätze wurden in Fernost mit Schwerpunkt China erzielt. Der europäische Markt war nur für nur knapp sieben Prozent der Umsätze verantwortlich. Zweitstärkste Absatzregion mit gut 13 Prozent Marktanteil war der deutsche Heimatmarkt. Schwach zeigt sich der oft als zukunftsweisend gehandelte US-Markt. Weniger als fünf Prozent der Umsätze konnten hier erwirtschaftet werden. Schlüssel-Segment für die deutschen Photovoltaik-Zulieferer bleibt das Equipment für die Zellfertigung. Über 70 Prozent der Gesamtinvestitionen wurden hier getätigt. Fast 14 Prozent der Gesamtumsätze entfielen auf das Dünnschichtsegment, gut zehn Prozent auf die kristalline Modulproduktion. Nur knapp fünf Prozent des Umsatzes verbuchten deutsche Anlagen zur Silizium-, Ingot- und Waferfertigung.

Für 2013 rechnet der Verband nicht mit einer derart guten Entwicklung wie zuletzt. Er verweist auf den deutlichen  Rückgang der Auftragseingänge. „Die in den letzten Jahren aufgebauten Überkapazitäten in der Wafer-, Zell- und Modulfertigung haben zu einer empfindlichen Zurückhaltung bei der Investitionsbereitschaft der Kunden geführt“, erläutert Fath. Als weiteren Grund für das schwierige Marktumfeld führte er „die unsichere Entwicklung der Installationsmärkte in Europa und anderen Schlüsselmärkten“ an. Gerade die Auftragseingänge aus dem traditionell starken Asiengeschäft seien in den letzten Monaten „regelrecht eingebrochen“. Auch die Orders aus dem heimischen und dem europäischen Markt seien im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Einzig bei den Auftragseingängen aus dem US-amerikanischen Markt gebe es eine positive Entwicklung, allerdings nach wie vor auf schwachem Niveau.

Auch die Experten von NPD Solarbuzz, einer US-amerikanische Marktforschungsgesellschaft mit Schwerpunkt auf der weltweiten Photovoltaikindustrie, sagt dem Sektor der Branche der Solarausrüster ein schwieriges Jahr voraus. Weltweit würden derzeit weitaus mehr Photovoltaikprodukte produziert als nachgefragt. In der Folge werde weniger in den Ausbau der Produktionskapazitäten investiert. Wie Finlay Colville, Vizepräsident NPD Solarbuzz, erläutert, ist der Gesamtumsatz im Bereich Solarausrüstung im ersten Quartal weltweit auf 1,75 Milliarden US-Dollar gesunken und damit auf den niedrigsten Wert seit zehn Quartalen. Er habe sich gegenüber dem Vorjahresquartal halbiert. Die meisten Solarausrüster müssten in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von 60 bis 80 Prozent hinnehmen.

Doch schon bald werde sich dieser aktuelle Trend wieder umkehren, heißt es in einer aktuellen Marktanalyse von Solarbuzz. Darin gehen die Marktforscher davon aus, dass die Solarausrüster sogar zu den Gewinnern der Marktbereinigung gehören werden, die derzeit die Photovoltaikbranche aufgrund der Überkapazitäten erschüttert. Denn etliche Solarhersteller würden mitsamt ihrer Produktionslinien vom Markt verschwinden, so dass wieder Raum für neue Anlagen entstehe. Schon in der zweiten Jahreshälfte 2012 sei daher mit einem verstärkten Auftragseingang bei den Solarausrüstern zu rechnen.

Nach Einschätzung von Solarbuzz dürften sich in diesem Jahr die Geschäfte der US-amerikanischen GT Advanced Technologies mit am besten entwickeln. Denn der Solarausrüster aus Merrimack im Bundesstaat New Hampshire liefere vor allem Öfen für die Produktion von Solarsilizium, sei daher weniger stark von der Krise der Solarmodulhersteller betroffen. Von der Umsatzentwicklung her sehen die Marktforscher auch die Meyer Burger Technology aus der Schweiz weit vorne, die sich durch die Übernahem der ostdeutschen Roth und Rau AG breiter aufgestellt habe.

Bildhinweis: Drahtsäge von Meyer Burger für die Produktion von Solarwafern. / Quelle: Unternehmen


Julien Desmaretz ist Analyst bei Bryan, Garnier & Co. in London. Auch er geht davon aus, dass in diesem Jahr etliche Solarhersteller aufgeben müssen und die verbleibenden Marktakteure ab 2013 wieder verstärkt in den Aufbau neuer und die Überarbeitung ihrer bestehenden Fertigungsstraßen investieren werden.  Die ersten Aufträge dafür würden bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres erteilt. Auch sind die derzeitigen Überkapazitäten nach seiner Einschätzung „bei weitem nicht so hoch wie meist angenommen“ werde.

Der Analyst bezeichnet 2012 als „Übergangsjahr für die Solarausrüster“.  Viel werden nach seiner Prognose rote Zahlen schreiben. Doch die kurzfristig schlechten Aussichten für die Unternehmen dieses Sektors seien in deren Aktien bereits eingepreist.  Dies gelte über Gebührt für den Anteilsschein der centrotherm photovoltaics AG aus Bleubeuren. Deren Aktienkurs hat sich im Xetra seit Mitte Februar auf 7,70 Euro halbiert und ist auf Jahressicht um 80 Prozent gefallen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis 2011 liegt damit nur noch bei 2,8. Desmaretz hält das Papier von centrotherm für unterbewertet und empfiehlt die Aktie zum Kauf. Das Kursziel für die kommenden zwölf Monate sieht er bei zwölf Euro.

Stabil schätz der Analyst die weitere Entwicklung der Meyer Burger-Technology AG ein. Deren Aktie notiert an der SIX Swiss Exchange bei 14,9 Franken. Desmaretz rät, den Anteilsschein zu halten und nennt 15 Franken als Kursziel.

centrotherm photovoltaics AG: ISIN DE000A0JMMN2 / WKN A0JMMN
GT Advanced Technologies Inc: ISIN US36191U1060 / WKN A1JDP0
Meyer Burger-Technology AG: ISIN CH0108503795 / WKN A0YJZX
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x