Aktientipps

Solaraktien im freien Fall - Analysten erläutern Hintergründe

Man muss schon fast von einem Massaker sprechen. Auch heute werden Solarwerte von dem allgemeinen Negativtrend an den Weltbörsen besonders in Mitleidenschaft gezogen. Dreißig der Solaraktien in der Kurstabelle von ECOreporter.de (per Mausklick gelangen Sie dorthin) verzeichneten heute in Frankfurt bis 12 Uhr zweistellige Kursverluste. Die chinesischen Solarkonzerne Yingli und China Sunergy verloren sogar deutlich mehr als 20 Prozent an Wert; die norwegische Renewable Energy Corporation, Canadian Solar aus Kanada, Renesola aus China und die deutsche Solar Millennium verbilligten sich um 18 Prozent. Kaum ein Solarunternehmen konnte sich gegen den Trend stemmen. Im Durchschnitt verloren sie etwa so stark wie der TecDAX, in dem viele Aktien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien enthalten sind. Der Index gab bis zum Mittag um acht Prozent nach.

Von den Solaraktien in unserer Auswahl mit einem aussagefähigen Handelsvolumen zeigte nur die der Berliner Solon AG bis zum Mittag eine positive Wertentwicklung. Sie konnte sogar zweistellig zulegen, was aber die Kursverluste der Tage zuvor nicht annähernd wettmachte. Auf Sicht von einer Woche liegt die Aktie um 30 Prozent im Minus, auf Monatssicht sogar um fast 50 Prozent. Zur Begründung für die massiven Einbrüche von Solarwerten verweisen Experten zum einen auf das allgemein schlechte Börsenklima. Zum anderen gebe es aber branchenspezifische Gründe für die aktuelle Schwäche der Solaraktien.

So befürchtet der US-Analyst Michael Molnar von Goldman Sachs, dass der weltweite Solarmarkt in 2009 Überkapazitäten produziert. Die Hersteller würden ihre Produktionskapazitäten stark hochfahren, obwohl in den bislang führenden Solarmärkten Deutschland und Spanien die Vergütung von Solarstrom ab kommendem Jahr sinke. Es sei längst nicht ausgemacht, dass die verbesserte Förderung in anderen europäischen Ländern wie etwa Italien dies ausgleichen könne. Der Analyst geht davon aus, dass die Hersteller von Solarprodukten ihre Preise kräftig senken und daher sinkende Margen hinnehmen müssen.

Vor allem aber sei zu befürchten, dass die weltweite Finanzkrise sich auch auf die Solarbranche niederschlage. Es werde in naher Zukunft schlicht am Geld für die Finanzierung von Solarprojekten mangeln. Es werde auch kostspieliger werden, solche Projekte umzusetzen. Somit drohe die Nachfrage für Solarprodukte weniger stark zu steigen als von den Marktakteuren erwartet. Selbst die deutlich verbesserte Solarförderung in den USA werde kaum einen Nachfrageschub in dem erforderlichen Ausmaß auslösen. Denn trotz der verabschiedeten Steuererleichterungen für Grünstromprojekte werde voraussichtlich zu wenig Kapital für Investitionen in Solarprojekte zur Verfügung stehen.

Molnar empfiehlt den Verkauf von Solaraktien. Konkret nennt er die Papiere von First Solar und Sunpower. Nach seiner Einschätzung  zählen sie zwar zu den besten Solarfirmen der Welt. Auf lange Sicht würden beide Unternehmen vom weltweiten Wachstum der Solarbranche gewiss profitieren können. Doch selbst ihnen werde zunächst ein kräftiger Gegenwind ins Gesicht blasen. Nachdem er beide Titel bislang zum Kauf empfohlen hat, rät der US-Analyst nun zum Verkauf. Für First Solar, die weltweit führende Produzentin von Dünnschichtmodulen, nennt er 103 Dollar bzw. 76 Euro als Kursziel. Deren Aktie wird aktuell bei 87,76 Euro gehandelt,  etwa ein Drittel niedriger als vor einem Monat. Sunpower notierte am Mittag bei 37 Euro bzw. 52 Dollar. Für den kalifornischen Solarprojektierer nennt Molnar als Kursziel 32 Euro bzw. 43 Dollar.

Auch der US-Analyst Robert Stone von Cowen rechnet damit, dass es in naher Zukunft schwieriger wird, Solarprojekte zu finanzieren. Allerdings beurteilt er die Aussichten von Solarwerten dennoch optimistisch. Im Vergleich zu anderen Investments seien diese weiterhin ein recht gutes Investment. Denn weiterhin sei weltweit mit einem wachsenden Solarmarkt zu rechnen. Nur werde dieses Wachstum voraussichtlich nicht mehr so stark sein wie zuletzt.

First Solar Inc.: WKN A0LEKM / ISIN US3364331070
SunPower Corp.: ISIN US8676521094 / WKN A0HHD1

Bildhinweise: Solarprojekt der MPC, Module von First Solar im Einsatz / Quelle: Unternehmen
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