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Sind US-Dollar- Bonds wieder kaufenswert?
Von Rudolf Reil. Der Autor unseres Beitrags über US-Dollar- Bonds war Vorstand bei der Deutschen Ärzte- und Apothekerbank, gewann etliche Wettbewerbe als Anlagefachmann, erreichte eine Millionenleserschaft mit seinen Anlage-Kolumnen und ist viel gefragter Berater, wenn es um Investments geht. Rudolf Reil ist Mitglied im Aufsichtsrat der Dr. Höller Vermögensverwaltung. ECOreporter.de-Leserinnen und -Lesern erklärt der Fachmann für Renteninvestments heute, ob US-Dollar- Bonds schon wieder kaufenswert sind
Zeigen jetzt die gestiegenen Zinsen in den USA langsam Wirkung an der Konjunkturfront? Die jüngsten Arbeitsmarktdaten deuten darauf hin. Offenbar würgen die steigenden Zinsen mit der üblichen Zeitverzögerung von cirka sechs Monaten in den USA die Wirtschaft doch stärker ab, als dies die US-Notenbank gedacht hat.
Natürlich muss abgewartet werden , wie die nächsten Zahlen aussehen, denn der Arbeitsmarkt in den USA ist sehr volatil. Gehen wir doch einmal davon aus, dass der Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten schwächer bleibt. Da die letzten Inflationszahlen, die aus den USA gemeldet wurden, wie erwartet, recht niedrig ausgefallen sind, kann es gut sein, dass die FED (US-Notenbank) bei der nächsten Zinssitzung keine Zinserhöhung beschließt, oder zumindest die Kapitalmärkte darauf vorbereitet, dass die Zinsen während der laufenden Zinserhöhungsphase durchaus auch mal ein oder zwei Sitzungen lang nicht angehoben werden. Den Spielraum an der Preisfront hat sie, denn dort herrscht Ruhe.
Zudem ist der Dollar zurzeit sehr stark und steht zum Euro auf einem Neunmonatshoch. Die gesamten Wirtschaftindikatoren weisen darauf hin, dass das US-Wachstum ins Stocken gerät. Eigentlich müsste die US-Notenbank darauf reagieren. Meines Erachtens hat sie nur noch Spielraum für zwei Zinserhöhungen, eine davon könnte noch im Juni kommen.
Aber an den Kapitalmärkten gibt es nun mal keine heile Welt. Der Ölpreis steigt - obwohl die OPEC angekündigt hat, dass sie die Fördermenge um 500.000 Fass erhöhen will. Steigende Ölpreise erhöhen den Inflationsdruck in den USA. Schlechte Arbeitsmarktdaten bei sich verschlechternder Konjunktur und steigenden Ölpreisen könnten die FED wieder in die Zinszwickmühle bringen. Doch noch ist der Dollar stark und sorgt für eine Dämpfung der Importpreise, also der Inflation. Was den Dollar betrifft: Ich befürchte, dass wir hier noch eine letzte Aufwärtswelle erleben werden, die den Euro zum Dollar unter die 1,20-Schwelle drücken wird.
Die neuesten Zahlen von der Preisfront zeigen noch keinerlei Inflationsgefahren. Die Erzeugerpreise sind im Mai um 0,6 Prozent-Punkte gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,2 Prozent. Die Inflationskernrate ist um geringe 0,1 Prozent-Punkte gestiegen. Auch der Konsum scheint sich, gemessen an den Einzelhandelsumsätzen, zu beruhigen. Diese sind um 0,5 Prozent gefallen.
Das sind schlechte Nachrichten für die Aktienbörse, doch genau solche Nachrichten werden den Druck auf die Notenbank erhöhen, die nächste Zinserhöhungsrunde auszusetzen.
Zunächst würde jedoch die Sorge in den USA geschürt, die wirtschaftliche Entwicklung könne ins Stocken kommen könnte. Das ist der Punkt, der mich veranlasst, von einem Kauf von Dollar-Bonds abzuraten, denn:
- die Zinskurve ist sehr flach. Das heißt, Sie erhalten für Bonds mit 30 Jahren Laufzeit eine Rendite von cirka 4,28 Prozent, bei Zehn-Jahresbonds eine von cirka 3,98 und bei zweijährigen Anleihen eine Rendite von 3,57 Prozent. Das gibt nur einen marginalen Zinsvorsprung zwischen kurzen und langen Laufzeiten, die das Risiko bei weitem nicht abdecken.
- bei einer schwächeren US-Konjunktur kommt auch der US-Dollar schnell wieder ins Trudeln. Das Zwillingsdefizit (Haushaltsloch, Außenhandelsdefizit) wird dann wieder in den Fokus der Anleger rücken. Bei einem Wechselkurs von jetzt cirka 1,20 US-Dollar/Euro ist mir das Währungsrisiko zu groß. Der Zinsvorteil den US-Bonds gegenüber Euro-Anlagen bieten, ist mir für dieses Risiko zu gering, dies auch, wenn der Dollar noch den von mir erwarteten Taucher unter die 1,20-Grenze machen sollte.
P.S.: Dieser Tage kam die Nachricht, dass Deutschland das Doppelbesteuerungsabkommen mit Brasilien nicht verlängert hat. Damit entfällt auch die fiktive "Steuergutschrift" von 15 Prozent auf Brasilien-Bonds. Nachdem Brasilienanleihen kaum mehr Risikoaufschläge enthalten, sind, falls Sie Anleihen besitzen, solche Anlagen kritisch zu überprüfen. Ich werde im nächsten Artikel näher darauf eingehen.
Bild: Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank Federal Reserve (FED; vollständiger Titel: Chairman of the Board of Governors of the Federal Reserve System) / Quelle FED
Zeigen jetzt die gestiegenen Zinsen in den USA langsam Wirkung an der Konjunkturfront? Die jüngsten Arbeitsmarktdaten deuten darauf hin. Offenbar würgen die steigenden Zinsen mit der üblichen Zeitverzögerung von cirka sechs Monaten in den USA die Wirtschaft doch stärker ab, als dies die US-Notenbank gedacht hat.
Natürlich muss abgewartet werden , wie die nächsten Zahlen aussehen, denn der Arbeitsmarkt in den USA ist sehr volatil. Gehen wir doch einmal davon aus, dass der Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten schwächer bleibt. Da die letzten Inflationszahlen, die aus den USA gemeldet wurden, wie erwartet, recht niedrig ausgefallen sind, kann es gut sein, dass die FED (US-Notenbank) bei der nächsten Zinssitzung keine Zinserhöhung beschließt, oder zumindest die Kapitalmärkte darauf vorbereitet, dass die Zinsen während der laufenden Zinserhöhungsphase durchaus auch mal ein oder zwei Sitzungen lang nicht angehoben werden. Den Spielraum an der Preisfront hat sie, denn dort herrscht Ruhe.
Zudem ist der Dollar zurzeit sehr stark und steht zum Euro auf einem Neunmonatshoch. Die gesamten Wirtschaftindikatoren weisen darauf hin, dass das US-Wachstum ins Stocken gerät. Eigentlich müsste die US-Notenbank darauf reagieren. Meines Erachtens hat sie nur noch Spielraum für zwei Zinserhöhungen, eine davon könnte noch im Juni kommen.
Aber an den Kapitalmärkten gibt es nun mal keine heile Welt. Der Ölpreis steigt - obwohl die OPEC angekündigt hat, dass sie die Fördermenge um 500.000 Fass erhöhen will. Steigende Ölpreise erhöhen den Inflationsdruck in den USA. Schlechte Arbeitsmarktdaten bei sich verschlechternder Konjunktur und steigenden Ölpreisen könnten die FED wieder in die Zinszwickmühle bringen. Doch noch ist der Dollar stark und sorgt für eine Dämpfung der Importpreise, also der Inflation. Was den Dollar betrifft: Ich befürchte, dass wir hier noch eine letzte Aufwärtswelle erleben werden, die den Euro zum Dollar unter die 1,20-Schwelle drücken wird.
Die neuesten Zahlen von der Preisfront zeigen noch keinerlei Inflationsgefahren. Die Erzeugerpreise sind im Mai um 0,6 Prozent-Punkte gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang um 0,2 Prozent. Die Inflationskernrate ist um geringe 0,1 Prozent-Punkte gestiegen. Auch der Konsum scheint sich, gemessen an den Einzelhandelsumsätzen, zu beruhigen. Diese sind um 0,5 Prozent gefallen.
Das sind schlechte Nachrichten für die Aktienbörse, doch genau solche Nachrichten werden den Druck auf die Notenbank erhöhen, die nächste Zinserhöhungsrunde auszusetzen.
Zunächst würde jedoch die Sorge in den USA geschürt, die wirtschaftliche Entwicklung könne ins Stocken kommen könnte. Das ist der Punkt, der mich veranlasst, von einem Kauf von Dollar-Bonds abzuraten, denn:
- die Zinskurve ist sehr flach. Das heißt, Sie erhalten für Bonds mit 30 Jahren Laufzeit eine Rendite von cirka 4,28 Prozent, bei Zehn-Jahresbonds eine von cirka 3,98 und bei zweijährigen Anleihen eine Rendite von 3,57 Prozent. Das gibt nur einen marginalen Zinsvorsprung zwischen kurzen und langen Laufzeiten, die das Risiko bei weitem nicht abdecken.
- bei einer schwächeren US-Konjunktur kommt auch der US-Dollar schnell wieder ins Trudeln. Das Zwillingsdefizit (Haushaltsloch, Außenhandelsdefizit) wird dann wieder in den Fokus der Anleger rücken. Bei einem Wechselkurs von jetzt cirka 1,20 US-Dollar/Euro ist mir das Währungsrisiko zu groß. Der Zinsvorteil den US-Bonds gegenüber Euro-Anlagen bieten, ist mir für dieses Risiko zu gering, dies auch, wenn der Dollar noch den von mir erwarteten Taucher unter die 1,20-Grenze machen sollte.
P.S.: Dieser Tage kam die Nachricht, dass Deutschland das Doppelbesteuerungsabkommen mit Brasilien nicht verlängert hat. Damit entfällt auch die fiktive "Steuergutschrift" von 15 Prozent auf Brasilien-Bonds. Nachdem Brasilienanleihen kaum mehr Risikoaufschläge enthalten, sind, falls Sie Anleihen besitzen, solche Anlagen kritisch zu überprüfen. Ich werde im nächsten Artikel näher darauf eingehen.
Bild: Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank Federal Reserve (FED; vollständiger Titel: Chairman of the Board of Governors of the Federal Reserve System) / Quelle FED