Siltronic verdoppelt Gewinn, Aktie verliert weiter

Trotz guter Geschäftszahlen setzt die Aktie des Münchener Halbleiter-Zulieferers Siltronic ihre Talfahrt fort. Was steckt dahinter?

Siltronic ist der größte europäische Lieferant von Wafern für die Halbleiterindustrie (Wafer sind die Siliziumscheiben, aus denen Mikrochips hergestellt werden). Das erste Quartal lief glänzend für den MDax-Konzern: Der Umsatz stieg um 32 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 417 Millionen Euro, vor allem wegen höherer Verkaufspreise. Trotz gestiegener Kosten verdoppelte sich der Nettogewinn auf 114,8 Millionen Euro.

Allerdings ist der Gewinnanstieg in erster Linie auf eine Sonderzahlung von 50 Millionen Euro zurückzuführen, die Siltronic für die gescheiterte Übernahme durch den taiwanesischen Wafer-Konzern GlobalWafers erhalten hat. Ohne diesen positiven Einmaleffekt stieg der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 3,5 Prozent.

„Im ersten Quartal entwickelte sich unser Geschäftsverlauf weiterhin sehr positiv. Dies wird sich im Jahresverlauf weiter fortsetzen. Allerdings stehen den steigenden Preisen auch steigende Kosten, insbesondere für Energie, Personal und Roh- und Hilfsstoffe, gegenüber. Dies wird das Ergebniswachstum einbremsen", prognostiziert Siltronic-Chef Christoph von Plotho.

Der Konzern erhöht seine Risikoeinschätzung für die Beschaffungsmärkte von „mittel“ auf „hoch“, hält aber an seiner Jahresprognose aus dem März fest. Siltronic erwartet weiterhin einen Umsatzzuwachs von 15 bis 22 Prozent und eine EBITDA-Marge von 34 bis 37 Prozent.

An der Börse drücken die gestiegenen Unsicherheiten den Kurs. Die Siltronic-Aktie hat gestern 4,6 Prozent verloren. Aktuell kostet sie im Tradegate-Handel 82,95 Euro (Stand 10.5.2022, 8:51 Uhr). Die Aktie hat seit Jahresanfang fast 60 Prozent an Wert verloren. Auf fünf Jahre gesehen liegt sie 14 Prozent im Plus.

Der diesjährige Kursrutsch ist vor allem auf die gescheiterte Übernahme durch GlobalWafers zurückzuführen. Diese muss für Siltronic allerdings nicht von Nachteil sein. Das Unternehmen ist finanziell gut aufgestellt, hat trotz der aktuellen Kostensituation hervorragende Aussichten und dürfte vom politischen Rückenwind für den Ausbau der europäischen Halbleiterindustrie profitieren. Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2022 von 8 ist die Aktie derzeit günstig bewertet – hier bieten sich Einstiegsgelegenheiten.

Weitere aussichtsreiche Halbleiter-Aktien finden Sie in den ECOreporter-Dossiers Nach deutlichen Kursverlusten: Welche nachhaltigen Halbleiter-Aktien sind jetzt attraktiv? und Bis 333 % Plus in fünf Jahren: 20 nachhaltige Chip-Aktien (Teil 2).

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