Siemens könnte im zweiten Quartal bessere Umsätze als erwartet erzielen. / Foto: imago images, Sven Simon

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Siemens sieht sich nur "marginal betroffen" von Credit-Suisse-Übernahme

Der Münchner Industriekonzern Siemens sieht sich von den Turbulenzen im Bankensektor und der Fusion der Schweizer Institute Credit Suisse und UBS nur wenig betroffen. Das erklärte der Finanzchef des Unternehmens, Ralf Thomas, im Interview mit der "Börsen-Zeitung". Das zweite Quartal des aktuellen Geschäftsjahres laufe "vielleicht noch einen Tick besser, als wir zuerst erwartet haben".

"Wir haben aus anderen Gründen schon vor einiger Zeit begonnen, unsere Geschäftsaktivitäten mit Credit Suisse sehr überschaubar zu gestalten. Wir sind also marginal betroffen", so Thomas. Auch generell rechne Siemens durch den Wegfall einer großen Bank in Europa nicht mit Nachteilen. Man habe "zu allen Banken auf der Welt einen guten Zugang". Der Wegfall einer Top-30-Bank sei "für andere womöglich problematischer".

Umsätze im zweiten Quartal möglicherweise über Prognose

Thomas rechnet auch nicht mit einer erhöhten Kreditrisikovorsorge bei der Banktochter Siemens Financial Services. Diese diene vorrangig der Absatzfinanzierung und kenne die Kunden und deren Geschäftsmodelle sehr gut. "In den vergangenen drei Jahren haben wir Klumpenrisiken gezielt vermieden", sagte Thomas.

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Das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 (Januar bis März) entwickelt sich Thomas zufolge stark. Das Segment Digital Industries, auf das sich Siemens mittlerweile vorrangig konzentriert, werde den Umsatz womöglich stärker als prognostiziert steigern. Auch die Marge soll entsprechend steigen. Das Segment Smart Infrastructure dürfte seinen Umsatz in den letzten Monaten gemäß der angehobenen Jahresprognose gesteigert haben. "Wenn es perfekt läuft, erreichen wir vielleicht sogar etwas mehr als das obere Ende der Umsatzprognose", so Thomas.

Im Bahntechnik-Bereich Mobility sei der Auftragseingang gut, mit "sehr guten Wachstumszahlen" im zweiten Quartal, auch wenn man den Russland-Effekt aus dem Vorjahresquartal herausrechne. Das Verlassen des russischen Marktes habe bei Siemens allerdings "in der Rentabilität eine Lücke gerissen, die sich nicht so schnell schließen lässt". In der Zugsparte soll der Umsatz im zweiten Quartal der Prognose entsprechen.

Insgesamt sei weltweit "kein Abreißen des Auftragseingangs erkennbar", sagte Thomas. Beispielsweise in China würden sich die Auftragseingänge allerdings "beruhigen", weil es Sondersituationen wie die Pandemie oder das Neujahrsfest gebe.

Die Ausgliederung der ehemaligen Siemens-Einheit für Große Antriebe in das neue Unternehmen Innomotics werde am Ende des Siemens-Geschäftsjahres "mehr oder weniger komplettiert sein". Zu einem möglichen Börsengang oder einem Verkauf von Innomotics äußerte sich Thomas nicht.

Konzernumbau schafft weiter Risiken

Die Siemens-Aktie ist im Xetra-Handel aktuell 0,8 Prozent im Plus zum Freitag und kostet 141,72 Euro (Stand: 27.3.2023, 11:50 Uhr). In den letzten sechs Monaten ist der Börsenkurs um fast 44 Prozent gestiegen, im Jahresvergleich notiert die Aktie 8,8 Prozent im Plus.

Siemens baut sich zu einem Digitalunternehmen um, mit dem Bahngeschäft als weitere wichtige Säule. Der Fall  Innomotics zeigt, dass dieser Umbau weiter andauert. Anlegerinnen und Anleger sollten sich dieses Risikos bewusst sein. Wie aussichtsreich und tragfähig die neue Siemens-Strategie tatsächlich ist, wird sich erst auf längere Sicht zeigen. Die Aktie ist derzeit mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2023 von 18 nicht günstig, aber noch moderat bewertet.

Aus nachhaltiger Sicht fragwürdig: Zuletzt stimmte Siemens für einen Großauftrag aus der Türkei offenbar einem Boykott israelischer Zulieferer zu. ECOreporter berichtete hier. Kritisch sieht die Redaktion auch die geplante Ausweitung des China-Geschäfts.

Siemens ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Reihe Dividendenkönige, die Redaktion beobachtet aber die nachhaltige Entwicklung angesichts der jüngsten Kontroversen genau. Zum Unternehmensporträt gelangen Sie hier.

Lesen Sie auch: Nachhaltige Dividendenkönige: Bei diesen Aktien kann sich der Einstieg jetzt lohnen.

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