Wo es keine Oberleitungen gibt, will Siemens künftig auf Wasserstoff-Züge setzen. / Foto: Pixabay

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Siemens kommt bei wasserstoffbetriebenen Langstreckenzügen voran

Siemens erprobt aktuell wasserstoffbetriebene Züge mit einer Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern. Der Münchner Technologiekonzern sieht diese als emissionsfreie Lösung für Strecken ohne Oberleitungen.

Züge, die Wasserstoff nutzen, um eine Bordbatterie aufzuladen, würden die Reichweite reiner Batteriezüge um etwa 100 Kilometer übertreffen. Das mache sie besonders geeignet für Langstrecken ohne Oberleitung, wie Michael Peter, Leiter von Siemens Mobility, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte.

"Wir haben im Verkehrswesen die Mittel in der Hand, die Emissionen auf Null zu reduzieren, und dann kann man nicht nur über die günstigsten Betriebskosten reden", so Peter. "Man muss auch über die Kosten für den CO2-Ausstoß in die Atmosphäre sprechen, und die sind gigantisch."

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Wasserstoffbetriebene Fahrzeuge seien auch billiger und schneller einzuführen als Wasserstoff-LKWs, weil sie kein ausgedehntes Netz von Tankstellen benötigten, um sie zu unterstützen, sagte Peter in einem Interview für Reuters.

Heutige Züge, die über lange Strecken ohne Oberleitungen fahren, sind auf Dieselmotoren angewiesen, die schädliche Emissionen, einschließlich Kohlendioxid, erzeugen. In Europa gäbe es laut Peter 20.000 Schienenfahrzeuge, die in den nächsten 15 Jahren durch Züge mit Wasserstoffantrieb ersetzt werden könnten.

Höhere Kosten gleichen sich aus

Die Züge von Siemens arbeiten mit einem Wasserstoffgenerator, der eine elektrische Batterie an Bord auflädt, die einen Elektromotor antreibt. Die Batterie wird nur verwendet, um eine hohe Spitzenleistung für eine schnelle Beschleunigung zu liefern und Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde zu erreichen.

Die Technologie, die von Siemens im nächsten Jahr in Deutschland erprobt wird, werde einen wesentlichen Beitrag zu den Umweltzielen des Landes leisten, so Peter. "Rund 80 Prozent des Bahnverkehrs läuft bereits auf elektrifizierten Strecken, das ist 100 Prozent umweltfreundlich. Für die verbleibenden 20 Prozent ist der Massenverkehr – selbst wenn er mit Diesel betrieben wird – sauberer als ein einzelnes Auto." Um die Klimaziele zu erreichen, müsste der Verkehr im Allgemeinen aber zu 100 Prozent sauber sein.

Einzelheiten zu den Kosten der Züge nannte Siemens gegenüber Reuters nicht. Wasserstoff-Züge sind in der Regel aber teurer als reine Elektroversionen. Langfristig könnte dies jedoch durch die lange Lebensdauer der Züge ausgeglichen werden, die zumindest in der Theorie 40 Jahre lang 400.000 Kilometer pro Jahr zurücklegen können und zudem recycelbar sind.

Die Siemens-Aktie kostet im Xetra-Handel aktuell 148,70 Euro, gegenüber dem Vortag ist sie 0,6 Prozent im Plus (Stand: 3.12.2021, 11:09 Uhr). Auf Monatssicht notiert die Aktie 1,9 Prozent im Plus, im Jahresvergleich hat sie 30,9 Prozent an Wert gewonnen.

Die für die Zugentwicklung zuständige Sparte Mobility ist eine der drei Geschäftssäulen, auf die Siemens sich künftig stützen will. Ansonsten richtet der Konzern sich insbesondere konsequent auf digitale Geschäftsfelder aus, dieser Umbruch ist nach wie vor nicht abgeschlossen

Zwar wurde das Geschäftsjahr 2020/21 (Oktober bis September) sehr stark abgeschlossen (ECOreporter berichtete hier). Langfristig muss die neue Strategie sich aber erst noch bewähren. Aus Sicht von ECOreporter ist die Siemens-Aktie daher aktuell ein Investment mit Risiko. Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Geschäftsjahr liegt immerhin bei vergleichsweise niedrigen 19.

Siemens ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Reihe Dividendenkönige. Zum Unternehmensporträt gelangen Sie hier.

Lesen Sie auch: Nachhaltige Dividendenkönige - bei diesen Aktien bieten sich jetzt Kaufgelegenheiten.

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