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"Sie werden überrascht sein, was man mit 4.000 Euro auf die Beine stellen kann" - Christof Lützel, Pressesprecher der GLS Bank, im ECOreporter-Interview


Die GLS Bank ist Aussteller und offizieller Sponsor der Messe Grünes Geld am 23. Juni in Stuttgart. Die für Besucher kostenlose Veranstaltung mit umfangreichem Vortragsprogramm bietet Einsteigern wie Profis einen Überblick über aktuelle Trends und Angebote am Markt für nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Europaraum. Mehr dazu lesen Sie Opens external link in new windowhier.

ECOreporter: Herr Lützel, zahlreiche konventionelle Kreditinstitute bieten inzwischen vermehrt auch nachhaltige Geldanlagen an. Was bedeutet das für Nachhaltigkeitsbanken, wie die GLS Bank - mehr Konkurrenz oder begrüßenswerte Marktbelebung?


Christof Lützel:
Wir begrüßen es grundsätzlich, wenn auch die anderen Banken sich in Richtung der GLS Bank bewegen. Wir stellen schon seit längerem fest, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten die Angebote in diesem Bereich übersteigt. Daher sind neue Anbieter in diesem Bereich willkommen, aber bitte dunkelgrün! Denn angesichts der größeren Angebotspalette sehe ich die Gefahr, dass Kunden durch das sogenannte „Greenwashing“ irregeführt werden könnten und dass bei vermeintlich nachhaltigen Finanzprodukten mit vielen Kompromissen gearbeitet wird. 
Die GLS Bank kann im Bereich nachhaltiger Investitionen auf 38 Jahre Erfahrung zurückgreifen. Unsere Auswahlkriterien sind streng: zunächst wird eine erfahrene und unabhängige Nachhaltigkeitsagentur mit der Vorauswahl potentieller Anlagekandidaten beauftragt. Der Anlageausschuss der GLS-Bank, der vier Mal jährlich tagt, sortiert dann aus diesem Pool bis zu einem Drittel Unternehmen weiter aus, die nach unseren Kriterien nicht nachhaltig genug sind.
Und eine Investition in ein nachhaltiges Unternehmen ist nicht in Stein gemeißelt, es wird intensives Monitoring der Unternehmen betrieben und bei Verstößen gegen unsere Nachhaltigkeitskriterien kann das Unternehmen schnell aus dem Anlageuniversum genommen werden. Wir stehen im Kontakt mit Unternehmen, in die wir investieren und weisen sie auf die vermeintlichen Missstände hin. Und dabei wir werden gehört.

ECOreporter: Gemeinsam mit dem Projektentwickler juwi hat die GLS Bank den Erneuerbare-Energien - Genussrechtschein juwi renewable IPP auf den Markt gebracht. Inwiefern hat sich die EEG-Debatte auf diese Zusammenarbeit ausgewirkt?


Lützel: Gerade wegen der Existenz des Erneuerbare Energie Gesetzes war und bleibt der Markt für Erneuerbare in Deutschland attraktiv. Auch mit gekürzten Vergütungssätzen sehe ich die Investitions- und Planungssicherheit im Bereich Photovoltaik und Windenergie als gewährleistet an. Zwar sind wir gespannt, ob und in welcher Form sich die EEG-Novelle durchsetzt, aber wir bleiben zunächst auf jeden Fall bei unseren eigenen Projekten sowie bei unserer Partnerschaft mit dem Projektentwickler juwi. Alle geplanten Projekte, ob im Solar- oder Windenergiebereich werden auch so verwirklicht – nichts wird auf Eis gelegt.
Wir wollen uns auch weiterhin mit unseren geschlossenen Fonds oder Genussrechten in diesen Bereichen positionieren.

ECOreporter: Haben die Pleitewelle in der Solarbranche, die Energiewende-Debatte und die anhaltenden Staatsschulden die GLS-Bankkunden, die nachhaltig investieren möchten, verunsichert?

Lützel: Ein eindeutiges Nein. Unsere Kunden profitieren von unserer langjährigen Erfahrung im Bereich nachhaltiger Investments. Das Investitionsvolumen ist eher angestiegen. Unsere Angebote sind wohl ausgewogen, hochriskante Unternehmen schließen wir aus. Wir überprüfen sorgfältig jedes Finanzangebot unseres Hauses und sind dabei keinesfalls auf Quantität aus. Das honorieren und schätzen unsere GLS Bankkunden – sie bringen uns ein hohes Vertrauen entgegen.

ECOreporter: Die Qualität der Bankberatung ist ein Thema ständiger Kritik. Jüngsten Angaben der Schlichtungsstellen für Geldinstitute zufolge gab es noch nie so viele Beschwerden wie jetzt. Wie ist es bei der GLS Bank um die Kundenzufriedenheit bestellt?

Lützel: Unser Leitsatz lautet „Geld ist für die Menschen da“. Wir stellen bei allen Geschäftstätigkeiten den Menschen in den Mittelpunkt – so auch in der Kundenberatung. Um sicher zu stellen, dass unsere Kundinnen und Kunden nach ihren Bedürfnissen beraten werden, erhalten unsere Mitarbeiter eine erfolgsunabhängige Bezahlung. Gleichzeitig gibt die GLS Bank seit Jahren weit überdurchschnittlich viel Geld für Fort- und Weiterbildungen ihrer Mitarbeiter aus. Zudem haben wir die Abteilung „Qualitätssicherung im Kundendialog“ eingerichtet, die sich zeitnah und persönlich um alle Kundenanfragen kümmert. Dass wir mit dieser Strategie eine hohe Kundenzufriedenheit sicherstellen können, beweist u.a. die Wahl der GLS Bank zur „Bank des Jahres 2010 und 2011“, zu der uns unsere Kunden in einer bundesweiten Umfrage von Börse-Online und n-tv unter insgesamt 35.000 Bankkunden gekürt haben.

ECOreporter: Was raten Sie Menschen, die sich erstmals dem Thema nachhaltige Geldanlage nähern?


Lützel:
Genau hinschauen, wo genau das Geld investiert wird, ob die Geldanlage den eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit entspricht und ob das Geldinstitut vertrauenswürdig ist. Eine persönliche Beratung, bedarfsorientiert und ausführlich, ist hier unabdingbar. Der Kunde muss sich im Klaren sein, welche Risiken er bereit ist einzugehen, für wie lange und für welchen Zweck er sein Geld anlegen möchte.

ECOreporter: Im Auftrag der Bundesregierung hat die GLS Bank ein Mikrofinanzangebot entwickelt. Mehr als zwei Jahre sind seit dem vergangen. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie heute?

Lützel: Unser Mikrofinanz-Angebot übertrifft unsere Erwartungen. In Zusammenarbeit mit 50 Mikrofinanzinstituten haben wir insgesamt rund 9000 Kleinkredite vergeben. Das Gesamtvolumen liegt bei 53 Millionen Euro. In dieser Form und in diesem Umfang ist das Angebot in Deutschland einzigartig. Wir wollen finanziell schwächeren Menschen in Deutschland eine Möglichkeit bieten, ihre unternehmerischen Ideen zu verwirklichen, eigene Existenz zu gründen. Sie werden überrascht sein, was man mit drei bis vier Tausend Euro auf die Beine stellen kann. Und die Existenzgründer erhalten nicht nur das Kapital, sondern auch eine umfangreiche Projektbegleitung von ausgewiesenen Experten, die die Menschen auf allen Etappen ihrer beruflichen Entwicklung betreuen und unterstützen.
Selbstverständlich profitiert auch die Bank davon, doch diese positiven Effekte wie die neuen Arbeitsplätze sowie die Entlastung der Sozialkasse - zum Beispiel bei Unternehmensgründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus - sollten an dieser Stelle auch nicht vernachlässigt werden.

ECOreporter: Was werden Sie auf der Messe Grünes Geld präsentieren und was erwarten Sie von der Veranstaltung?


Lutzel: Wir wollen auf der Messe die aktuellen Angebote unserer Bank aus dem Bereich Investments in regenerativer Energien vorstellen, darunter auch das GLS Klimagenussrecht Projekt 5 Solar,  das insgesamt fünf Solaranlagen mit Standorten in Deutschland umfasst. Die Eckdaten und Konditionen mit zehn Jahren Laufzeit und 5,5 Prozent Rendite können sich durchaus sehen lassen.
Wie auf jeder Messe Grünes Geld erwarten wir interessante Gesprächspartner, interessierte Kunden und Messebesucher sowie hochspannende Diskussionen und Vorträge.

ECOreporter: Herr Lützel, wir danken Ihnen für das Gespräch!

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