Aktientipps, Erneuerbare Energie

Setzen Nordex, Gamesa, Vestas, Energiekontor und ABO Invest auf die richtigen Trends im weltweiten Windmarkt?

Die Wind-Aktien Nordex, Gamesa und Vestas liegen auf Jahressicht klar im Plus. Das gilt auch für Aktien von ABO Invest und Energiekontor, die Windkraftanlagen betreiben und Windparks umsetzen. Die Aussichten dieser Windkraftunternehmen sind gut. Ein neuer Branchenreport sieht die weltweite Windkraftbranche auf Wachstumskurs. Der Bericht stellt aber auch klar, in welchen Regionen Windkraftunternehmen derzeit gute Wachstumschancen haben und welche Windmärkte schwächeln. Wie sich Nordex, Gamesa und Vestas sowie ABO Invest und Energiekontor dafür aufstellen.

Im ersten Halbjahr wurden weltweit neue Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 21,7 Gigawatt (GW) neu errichtet. Das geht aus einem Report der World Wind Energy Association (WWEA) hervor. Laut dem Weltwindkraftverband bedeutet dieser Zubau ein Plus von über fünf Prozent in den ersten sechs Monaten von 2016 und ein Plus von über 16 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2015. Weltweit habe die sich installierte Windkraftkapazität Ende Juni auf 456,5 GW summiert. WWEA-Generalsekretär Stefan Gsänger geht davon aus, dass der Weltmarkt bis Jahresende die Marke von 500 GW erreicht. „Damit wäre die Windkraft imstande, fünf Prozent des weltweiten Strombedarfs zu decken“, stellt er dazu klar.

Gamesa und Vestas profitieren vom Windkraftboom in China

Das Wachstum des globalen Windmarktes ist aber weiter sehr ungleich verteilt. Und auch bei den größten Windmärkten gibt es deutliche Verschiebungen. Unverändert ist China der dominante Einzelmarkt, nicht nur mit seinen 158 GW Gesamtkapazität, die er der WWEA zufolge Mitte 2016 erreicht hat. Weiterhin erreicht kein anderes Land auch nur annähernd ein Wachstum wie die Volksrepublik. In China wurden allein in den ersten sechs Monaten von 2016 neue Windräder mit zusammen rund zehn GW neu aufgestellt. Das ist in etwa so viel wie im ersten Halbjahr 2015. Unverändert sind aber auch die Probleme beim Netzausbau in China, weshalb dort weiterhin viele Windräder noch ohne Netzanschluss sind. Dennoch ist China für Windradhersteller wie Vestas und Gamesa weiter ein aussichtsreicher Markt. Sie gehören zu den wenigen westlichen Herstellern, die in dem stark abgeschotteten Markt zum Zug kommen und nennenswerte Mengen von Windrädern aufgestellt haben.

Im ersten Halbjahr konnten Vestas und Gamesa daher auch den Nachfrageeinbruch in den USA ausgleichen. Denn in den Vereinigten Staaten wurde Ende 2015 ein wichtiges Förderinstrument für Investitionen in Erneuerbare Energie verlängert, für überraschend lange Zeit und zu überraschend attraktiven Konditionen. Das führte dazu, dass viele Investoren bei neuen Windkraftprojekten den Fuß vom Gas nahmen und zunächst keine oder kaum neue Aufträge für Windräder vergaben. Denn es besteht nicht mehr die Gefahr kurzfristiger Kürzungen der Förderung. Investoren können sich daher mehr Zeit lassen, etwa um eine bessere Kreditfinanzierung für einen Windpark auszuhandeln. In den USA brach der Ausbau der Windkraftleistung gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 massiv ein, von knapp zwei GW auf 0,8 GW.  Vestas und Gamesa haben dennoch beide im ersten Halbjahr gute Geschäfte gemacht - weil sie beide stark auf aufstrebende Windmärkte in Schwellenländern setzten. China ist davon nur der größte.

Nordex will das Wachstumspotential in Schwellenländern nutzen

Brasilien gehört erst seit kurzem zu diesen boomenden Windmärkten und ist nun der WWEA zufolge in die Top 10 weltweit vorgedrungen. In Brasilien wurden im ersten Halbjahr neue Windräder mit zusammen fast 1,1 GW neu errichtet. Das ist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von über 30 Prozent. Das Land hat mit 9,8 GW Italien auf Rang 10 im Weltmarkt hinter sich gelassen und arbeitet sich nun an Frankreich heran, das mit 10,9 GW den achten Platz einnimmt. Nur in China, Deutschland und Indien wurde in den ersten sechs Monaten mehr neue Windkraftleistung installiert als in Brasilien.

Indien ist noch weiter als Brasilien und rangiert im WWEA-Ranking der größten Windkraftnationen mit insgesamt 27,2 GW bereits auf Platz 4. Indien hat im ersten Halbjahr den Abstand auf Spanien und Großbritannien vergrößert, die mit knapp 23 GW und knapp 14 GW folgen. In Spanien ruht der Windkraftausbau infolge der Finanzkrise schon seit Jahren und in Großbritannien ist der Ausbau der Windkraft auf See – offshore  – zumindest vorübergehend ins Stocken geraten. In Indien dagegen unterstützt die Regierung weiterhin stark den Ausbau der Erneuerbaren Energien und vor allem der Windkraft. Ihr gilt dies als Schlüsselweg, um den stark steigenden Energiebedarf des Milliardenvolkes befriedigen zu können.

Der Hamburger Windkraftanlagenhersteller Nordex will verstärkt auf Schwellenländer setzen. Mit der Übernahme von Acciona Windpower im Frühjahr 2016 hat er hier seine Geschäftschancen deutlich verbessert. Die Spanier sind schon länger in neuen Windmärkten aktiv. Nordex selbst hat bereits etliche Aufträge in jungen Windmärkten wie Pakistan, Südafrika und Uruguay ergattert. In 2016 profitiert Nordex aber noch in erster Linie vom Windkraftboom in Deutschland.

In der Bundesrepublik tritt zum Jahreswechsel die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) in Kraft. Diese leitet den Abschied von festen Einspeisetarifen für Windstrom aus Neuanlagen ein. Künftig sollen Auktionen die Preise für Windstrom ermitteln. Investitionen in Windparks werden dann weniger attraktiv. Um die Förderung durch das aktuelle EEG noch beanspruchen zu können, wollen daher viele Investoren möglichst viele Windkraftanlagen ans Netz bringen, ehe das neue EEG gilt. Nordex hat es vor allem der hohen Nachfrage aus dem Heimatmarkt zu verdanken, dass der Windradhersteller im ersten Halbjahr das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 61,5 Millionen auf 92 Millionen Euro steigern konnte. Weil Nordex schon jetzt die Weichen dafür gestellt hat, künftiges Wachstum vor allem in neuen Windmärkten zu erzielen, ist die Aktie weiter aussichtsreich.  Die Windaktie Nordex gehört zu unseren ECOreporter-Aktien-Favoriten.

Wie ABO Invest AG und Energiekontor AG sich auf die EEG-Reform vorbereiten

Deutschland ist laut der WWEA mit insgesamt 47,4 GW der drittgrößte Windmarkt der Welt und der mit Abstand größe in Europa. Von diesem starken Heimatmarkt profitieren ABO Invest AG aus Wiesbaden und die Energiekontor AG aus Bremen. Beide betreiben Windparks. Die ABO Invest AG aus Wiesbaden erwirbt sie von der mit ihr verbundenen ABO Wind AG, die Windparks plant und umsetzt.  Über das Geschäftsmodell der ABO Invest AG und ihrer Verbindung zur ABO Wind AG erfahren Sie mehr in unserem ECOanlagecheck, der die Aktie geprüft hat. Die ABO Invest AG verfügt auch über viele Windparks außerhalb Deutschlands, besitzt sie in Finnland, Frankreich und Irland. Durch die Reform des EEG wird es für sie künftig schwieriger, renditestarke Windparks in Deutschland zu erwerben. Daher sind ihre Erfahrungen und Kontakte im Ausland für die ABO Invest AG von Vorteil. Sie dürfte sich künftig noch stärker auf Projekte im Ausland ausrichten. Das Unternehmen plant bereits weitere Zukäufe in Finnland und in Irland.

Die  Energiekontor AG hat im September eine starke Halbjahresbilanz veröffentlicht. Sie ist schon sehr lange am Markt, gehört zu den deutschen Windkraftpionieren. Das Unternehmen plant Windparks und setzt sie um, um sie dann selbst zu betreiben oder an Investoren zu verkaufen. Energiekontor ist weniger auf Auslandsmärkte ausgerichtet als die ABO Invest AG. Sie hat aber durch die Teilnahmen an deutschen Solarauktionen bereits Erfahrungen mit dem Ausschreibungsmodell gesammelt, auf das sich Windparkprojektierer nun einstellen müssen. An einer Solarauktion hat Energiekontor sogar mit Erfolg teilgenommen, im Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit der Bieter. Sie hat damit bewiesen, dass sie in der Lage ist, sich auf die neuen Anforderungen in Deutschland einzustellen. Und dass sie zur Not auch Solarparks umsetzen kann, nicht nur auf das Geschäft mit Windkraft angewiesen ist.

Unterschiedliches Kurspotential der Windaktien

Die Windaktien von Gamesa und Vestas haben auf Jahressicht rund 44 Prozent an Wert gewonnen.  Die Vestas-Aktie ist auf lange Sicht weiter aussichtsreich. Das Unternehmen ist in vielen Ländern gut positioniert, die von der WWEA als Wachstumsmärkte dargestellt werden.  Bei der Aktie von Gamesa ist die weitere Entwicklung unsicher, weil die deutsche Siemens AG den spanischen Windkraftkonzern demnächst übernehmen und mit der eigenen Windsparte verschmelzen wird. Die Aktie soll aber wohl an der Börse bleiben.

Die Aktie der Energiekontor AG hat in den letzten zwölf Monaten rund 23 Prozent zugelegt. Die Börsianer rechnen offenbar damit, dass es dem Unternehmen weiter gelingen wird, Windparks umzusetzen und an Investoren zu verkaufen. Die Chancen dafür und folglich für weitere Kurszuwächse stehen gut. Die ABO Invest AG verzeichnet ein moderates Wachstum, entsprechend fällt bei ihr das Kurswachstum mit auf Jahressicht über sechs Prozent vergleichsweise gering aus. Dafür vollzieht sich der Kurszuwachs stetig.  

Nordex durchläuft in 2016 aufgrund der Aufwendungen für die Übernahme von Acciona Windpower eine Übergangsphase. Ein starkes Gewinnwachstum wie in den letzen Jahren ist daher kurzfristig unwahrscheinlich. Die Nordex-Aktie notiert auf Jahressicht rund acht Prozent im Minus. Die Windaktie dürfte aber wieder zulegen, sobald die Fusion erste Früchte trägt.

ABO Invest AG: ISIN DE000A1EWXA4 / WKN A1EWXA
Energiekontor AG: ISIN DE0005313506 / WKN 531350
Gamesa Corp. Tecnologica SA: ISIN ES0143416115 / WKN A0B5Z8
Nordex SE: ISIN DE000A0D6554 / WKN A0D655
Vestas Wind Systems: DK0010268606 / WKN 913769
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