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Sektor mit Nachholbedarf: Report analysiert die Nachhaltigkeit von Unternehmen aus der Immobilienbranche

Börsennotierte Unternehmen aus der Immobilienbranche haben in Sachen Nachhaltigkeit noch viel Luft nach oben. Nur wenige zeigen hier überzeugende Leistungen, obwohl der Sektor insbesondere für den Klimaschutz eine große Bedeutung hat. Das geht aus einem aktuellen Report der auf Nachhaltigkeitsanalysen spezialisierten oekom Research AG aus München hervor.

oekom Research hat nach eigenen Angaben die Nachhaltigkeit von 148 Unternehmen aus 27 Ländern untersucht. Davon erhielten nur insgesamt sieben Firmen den Prime Status, mit dem oekom research aus Nachhaltigkeitssicht investierbare Unternehmen auszeichnet. Dies entspricht einem Anteil von nur 4,7 Prozent an der Gesamtzahl der analysierten Immobilienfirmen. Und selbst von diesen Top-Firmen kam keine über die Note C+ hinaus. Insgesamt reicht die Notenskala bei oekom Research von A+ (Bestnote) bis D-. Im Durchschnitt erhielten die analysierten Immobilienfirmen
von oekom Research die Note D.

Analysiert wurden Gesellschaften, die in Immobilien investieren, Büroflächen, Wohnraum, Einkaufszentren oder Lagerhallen vermieten und verwalten. Das oekom Corporate Rating der Immobilienbranche ergab, dass bislang nur wenige Unternehmen Themen wie Energieeffizienz, ökologisches Bauen und Luftqualität in Innenräumen systematisch in die Projektentwicklung und Renovierung ihres Immobilienportfolios integrieren. Die meisten der analysierten Unternehmen konnten laut der Nachhaltigkeitsrating-Agentur keine überzeugenden Erfolge im Umgang mit wesentlichen ökologischen und sozialen Herausforderungen der Branche nachweisen.

Laut oekom Research verursachen Gebäude ungefähr 40 Prozent der energiebezogenen Treibhausgas-Emissionen. Rund 80 Prozent der Emissionen stammten dabei aus dem Energieverbrauch während der Nutzungsphase der Gebäude, der Rest der Emissionen entstehe in der Bauphase und beim Abriss. Wesentliche Maßnahmen für mehr Energieeffizienz von Gebäuden, also einen sinkenden Energieverbrauch zum Heizen oder Kühlen, seien etwa die Isolierung der Gebäudehülle, das Begrünen von Dächern und die Berücksichtigung der Sonneneinstrahlung bereits in der Planungsphase.

Einer der wichtigsten sozialen Aspekte in der Immobilienbranche sei die Gesundheit und Sicherheit der Bauarbeiter. Doch bislang  verhältnismäßig gibt es nach Angaben von oekom Research nur bei wenigen Immobilienunternehmen überzeugende Ansätze, hier nicht nur selbst hohe Standards zu erfüllen, sondern zum Beispiel angemessene Arbeitszeiten und faire Bezahlung auch bei Lieferanten und Auftragnehmern durchzusetzen.

Zu den nachhaltigkeitsbesten Unternehmen der Branchezählt oekom Research British Land aus Großbritannien. Das Portfolio dieses Immobilienkonzerns besteht vor allem aus Gewerbeparks, Großmärkten, Einkaufszentren und Kaufhäusern in ganz Großbritannien, umfasst aber auch Bürogebäude in London. Er hat laut oekom Research umfassende Maßnahmen und Richtlinien zur Verbesserung der Energieeffizienz bezüglich Heizen, Kühlen, Belüften und Beleuchten in seinen Immobilien etabliert, die sowohl beim Neubau als auch bei der Renovierung von Gebäuden Anwendung finden. Die Experten loben auch, dass Britisch Land für die wichtigsten Immobilien im Portfolio Biodiversitätsprogramme aufgesetzt und vorgeschrieben hat, dass Fenster einen bestimmten Abstand zu externen Lärmquellen  wie großen Straßen und Industrieanlagen haben, um die Gesundheit und Sicherheit von Mietern und Kunden sicherzustellen.

Auch die französische Unibail-Rodamco zählt zu den von oekom Research ausgezeichneten Immobilienkonzernen. Sie ist durch die Fusion der Unternehmen Unibail (Frankreich) und Rodamco Europe (Niederlande) entstanden. Unibail-Rodamco verwaltet Gewerbeimmobilien und hat sich dabei auf Einkaufszentren in europäischen Hauptstädten sowie Bürogebäude und Veranstaltungs-/Ausstellungszentren in Paris spezialisiert. Wie oekom Research anführt, wird bei  Unibail-Rodamco ein hoher Anteil der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen bezogen. Um der Verbreitung von Korruption und anderem kontroversen Wirtschaftsverhalten entgegenzuwirken, setzt sich der Konzern „in einem unternehmensweiten detaillierten Verhaltenskodex mit wichtigen unternehmensethischen Aspekten auseinander“.
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