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Sechs Schritte: So pflegen Sie Ihr nachhaltiges Aktiendepot
Was tun nach einem Jahr wie 2022, in dem es an der Börse oft schlecht lief? ECOreporter zeigt allen, die bereits ein Aktiendepot haben, was sie jetzt tun sollten, um ihre Aktien zu optimieren: Nachkaufen, Reserven investieren, verkaufen, bereinigen, ausbalancieren – aber richtig! Auch wer erst überlegt, in Aktien zu investieren, findet hier wichtige Tipps für den sinnvollen Aufbau eines Depots.
Das Wichtigste zuerst: Planung. Mit Köpfchen. Und Disziplin. Tut uns leid, so oft Ihr Bauchgefühl im Leben auch ein Erfolgsfaktor ist – bei der Aktienanlage spielt es nur eine Nebenrolle. Weil beispielsweise die Verteilung auf Branchen und Regionen wichtiger ist als der aktuelle Geheimtipp, der Sie vielleicht gerade zu locken versucht.
Im folgenden Text finden Sie als Premium-Abonnentin oder -Abonnent sechs handfeste Tipps, mit denen Sie Ihr Aktiendepot ausbalancieren und sich für 2023 gut aufstellen.
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Erster Schritt: Blick auf die Aktienanzahl
Wie viele verschiedene Aktien haben Sie? 15 bis 30 sollten es sein. Sind es weniger, ist die Streuung meist zu gering, um schwächelnde Werte auszugleichen. Sind es mehr als 20, wird die Pflege allerdings anstrengender, man ist möglicherweise öfter nicht mehr auf Ballhöhe. Generell gilt: Je höher der Anteil Ihrer Aktien-Investments an Ihren gesamten Geldanlagen, desto mehr Aktien sollten Sie haben.
Zweiter Schritt: Ausgewogenheit der Branchen
Auch mit 15 bis 30 Aktien können Sie ein ausgewogenes Depot bauen, das verschiedene Branchen berücksichtigt. Aber warum überhaupt auf verschiedene Branchen setzen, weshalb nicht immer nur auf die Gewinnerbranche schlechthin? Weil es die nicht gibt. Zumindest nicht mittelfristig. KIar, Sie können 2023 Ihr ganzes Geld in Erneuerbare Energie pumpen. Aber ziehen wir ausnahmsweise einmal den Fußball als Vergleich heran: Selbst wenn er die elf besten Mittelstürmer der Welt in der Mannschaft hätte – kein Trainer würde sie alle gleichzeitig auf den Platz stellen. Torwart, Verteidigung. Mittelfeld sind genauso bedeutend. Also: Ein bis zwei Energieaktien sind gut, ins Depot gehören aber auch Papiere aus den Bereichen Technologie, Gesundheit und Medizin, Finanzen, Konsumgüter, Chemie, Elektronik, Software, Mischkonzerne.
Ihre Aufgabe: Listen Sie auf, welche Ihrer Aktien zu welcher Branche gehören, und schauen Sie dann, wie viel Prozent Ihres Depotwertes auf jede Branche entfallen. Eine gleichmäßige Verteilung ist erstrebenswert. Wenn Sie bei den Branchen Lücken haben, stopfen Sie diese zuerst und kaufen gute Aktien aus den Branchen, die Ihnen fehlen.
Dritter Schritt: Balance bei den Regionen – und die richtigen Regionen

Börse in New York. Aktien aus den USA haben weltweit den mit Abstand höchsten Börsenwert. Deshalb kann es sinnvoll sein, sie auch im eigenen Depot hoch zu gewichten. / Foto: imago images, Mika Volkmann
Streuen Sie Ihre Anlagen über verschiedene Weltregionen. Auch damit schaffen Sie mehr Sicherheit und profitieren von mehr Chancen. Setzen Sie auf Unternehmen aus stabilen Ländern in Europa, auf die USA, Japan, Südkorea, Australien, Neuseeland.
Und die oft genannten Schwellenländer? Aus nachhaltiger Sicht sind sie teilweise schwierig. Arbeitsschutz, Arbeitsrechte, Demonstrationsfreiheit und andere Rechte sind dort oft eingeschränkt. Das ist schlecht für die Menschen in diesen Ländern, aber auf lange Sicht ebenso ungünstig für die Wirtschaft dort. Auch „Schwellenländer“-Wirtschaftsriesen wie China, eine Quasi-Diktatur, sind für Investments nicht sicher. Greift China Taiwan an, wird das die Weltwirtschaft erschüttern, und chinesische Unternehmen werden an der Börse an Wert verlieren. Also: Verzichten Sie auf Investments in Ländern, denen Sie nicht trauen. Leider ein guter Indikator: Menschenrechtsverletzungen.
Noch eine Aufgabe: Listen Sie auf, welche Ihrer Aktien aus welcher Region stammen, und schauen Sie dann, wie viel Prozent Ihres Depotwertes auf jede Region entfallen. 20 Prozent aus Japan wären zu viel. 50 Prozent USA sind wiederum ganz okay, Trumpismus hin oder her. Die Verteilung sollte in etwa (seien Sie hier ruhig großzügig) der Wirtschaftskraft der Regionen entsprechen. Und wenn keine Aktie aus Australien und Neuseeland dabei ist, dann ist das wiederum völlig in Ordnung. Auch hier gilt: Wenn Sie bei den Regionen Lücken haben, dann wählen Sie für Neukäufe Aktien, die diese Lücken füllen.
Vierter Schritt: In Balance bringen
Selbst wenn Sie einmal beispielsweise 20 verschiedene Aktien gekauft haben und für jede dieselbe Summe investiert haben: Nach einiger Zeit werden die Papiere sehr unterschiedliche Werte aufweisen. Da gibt es Renner im Depot wie Novo Nordisk, die sich super entwickelt haben. Oder Verlierer wie Shimano, die trotz bester Aussichten zurückfallen. Was tun? Ausgewogenheit hätten Sie, wenn bei 20 Aktien jede einen Anteilswert von 5 Prozent in Ihrem Depot hätte.
Haben sich einzelne Papiere nach ein paar Jahren so toll gesteigert, dass sie auf 15 oder 20 Prozent Anteil kommen: Verkaufen Sie einen Teil. Sonst hat Ihr Depot Schräglage. Klar, das tut weh, vor allem wegen der 25 Prozent Steuern, die Sie wahrscheinlich auf die Gewinne mit der Aktie entrichten müssen, wenn es über den Freistellungsbetrag hinausgeht. Dennoch: Ein vernünftiger Esstisch hat auch nicht drei kurze und ein ultralanges Bein.
Sie haben noch Geld zum Investieren? Und Sie sind von allen Aktien im Depot überzeugt? Dann kaufen Sie die Aktien nach, deren Gesamtwert am niedrigsten ist. Auch so balancieren Sie Ihr Depot etwas aus.
Fünfter Schritt: Richtig nachkaufen
Sie wollen weiter Geld in Aktien investieren und haben bereits alle Branchen und Regionen im Depot einigermaßen ausbalanciert? Dann bleiben Sie bei Ihren Aktien, von denen Sie ja überzeugt sein sollten. Und kaufen Sie die nach, die am meisten verloren haben und dennoch aussichtsreich wirken.
Natürlich, es erfordert Mut, wenn man zum Beispiel 4.000 Euro in die Hand genommen hat, dafür 20 Aktien eines Solarunternehmens für je 200 Euro gekauft hat und ausgerechnet dieses Papier dann um 50 Prozent gesunken ist. Aber wenn Sie hier nun noch einmal 4.000 Euro investieren, erhalten Sie 40 weitere dieser Solaraktien, haben also insgesamt 60. Der durchschnittliche Kaufpreis jeder ihrer Solaraktien liegt dann bei gut 133 Euro (8.000 Euro geteilt durch 60 Aktien). Steigt die Solaraktie wieder auf 150 Euro, liegen Sie insgesamt schon rund 1.000 Euro im Plus.
Aber Vorsicht: Nur weil eine Aktie kräftige Kursverluste erlitten hat, ist sie nicht automatisch auch günstig. Achten Sie auf Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (mehr dazu können Sie hier lesen).
Kaufen Sie außerdem nicht alle Aktien, die Sie nachkaufen wollen, auf einen Schlag. Teilen Sie die Summe, die Sie investieren möchten, auf, und verteilen Sie Ihre Kaufzeitpunkte über mehrere Wochen.
Sechster Schritt: So verwalten Sie Ihre flüssige Reserve
Immer etwas in Reserve halten – ein alter Grundsatz, den viele Menschen auch bei der Geldanlage mit Aktien anwenden: Sie erwarten, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem Ihre Wunschaktien in ein Loch fallen, und dann – zack! – schlagen Sie zu. Soweit der Plan. Leider stellt sich meistens heraus, dass die Wunschaktien doch nicht fallen oder dass man den tiefsten Zeitpunkt verpasst hat. Das ist ja nicht schlimm, es wäre sowieso nicht realistisch, Aktien immer nur dann zu kaufen, wenn sie günstig sind.
Unklug an der Reserve ist etwas anderes: Sie ist Reserve. Und das französische bzw. lateinische réserve bzw. reservare bedeutet zurückhalten oder aufbewahren. Also das Gegenteil davon, aktiv zu sein. Unsere Meinung: Halten Sie Ihre Reserve möglichst klein, und investieren Sie lieber genau so viel, wie Sie insgesamt in Aktien anlegen wollen.
Also: Haben Sie beispielsweise die schöne Summe von 100.000 Euro, die Sie anlegen, dann könnten Sie festlegen, 25.000 Euro in Aktien zu investieren (und 75.000 Euro in Festgeld, Fonds, ETFs, Mikrofinanzen, Genossenschaftsanteile, inklusive einer ausreichenden flüssigen Reserve, z.B. 10.000 Euro). Von den 25.000 Euro, die Sie für Aktien vorsehen, müssen Sie wirklich nicht 5.000 Euro in Reserve halten, um auf günstige Chancen zu warten. Die kompletten 25.000 Euro sollten im Depot stecken, in Aktien, denen Sie vertrauen.
Auf lange Sicht sind Aktien in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Wer in seinem Depot immer 20 Prozent Reserve gehalten hat, hat vielleicht – sehr vielleicht – das eine oder andere Schnäppchen machen können. Aber vor allem bedeuten 20 Prozent Reserve: auf 20 Prozent Gewinnmöglichkeiten verzichten. Klingt nicht schlau.
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18.01.23
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