Bei SAP bleibt das Zukunftsgeschäft mit der Cloud hinter den Erwartungen zurück – der Konzern sieht aber nur eine kleine Delle. / Foto: Unternehmen

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SAP kappt Prognose für Cloud-Geschäft – Aktie verliert

Europas größter Softwarehersteller SAP SE hat im zweiten Quartal 2023 schwächere Erlöse im Cloudgeschäft verzeichnet als erwartet. Der Walldorfer Konzern korrigierte daraufhin seine Jahresziele in dem selbsterklärten Zukunftsgeschäft nach unten. Insgesamt läuft es operativ aber besser – und beim Gewinn profitiert der Konzern von einem Sondereffekt.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zogen die Clouderlöse im fortgeführten Geschäft zwar um 19 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro an. Analysten hatten allerdings mit besseren Zahlen gerechnet. Wie ECOreporter die Cloud-Strategie und die Aktie von SAP bewertet lesen Sie im Premium-Bereich.

Kunden wählen lieber Lizenzlösung

Einige große Kunden aus dem öffentlichen Sektor hätten sich wegen anhaltender ökonomischer Unsicherheiten für eine Lizenz- statt für eine Cloudlösung entschieden, sagte Konzernchef Christian Klein. "Ein Trend weg von der Cloud ist das aber nicht."

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Das Cloudgeschäft ist das erklärte Zukunftsgeschäft des Konzerns. Kunden, die SAP-Software cloudbasiert nutzen, zahlen einen geringeren Betrag über eine Laufzeit von in der Regel drei Jahren. Oft bleiben sie laut Unternehmen dann aber länger Kunde, weil sie ohne Vertrag die Software nicht mehr nutzen können. Der Umsatz ist für SAP somit besser planbar als im Lizenzgeschäft, wo die Software für eine hohe Einmalzahlung verkauft wird.

In seiner neuen Prognose für das Cloudgeschäft geht SAP für das laufende Jahr von einer währungsbereinigten Steigerung um 23 bis 24 Prozent aus. Zuvor hatte SAP eine Steigerung von 23 bis 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr prognostiziert.

Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) insgesamt stieg zwischen April und Juni im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um 23 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Hier übertraf der Konzern die Erwartungen der Analysten.

Beim operativen Ergebnis wird SAP auch für das Gesamtjahr optimistischer: Das um Sondereffekte bereinigte EBIT soll auf Jahressicht währungsbereinigt um acht bis zwölf Prozent zulegen. Hier hatte der Vorstand bislang mit acht bis elf Prozent gerechnet.

Auch unter dem Strich legte der Gewinn von SAP im zweiten Quartal deutlich zu – das lag allerdings nicht am Tagesgeschäft, sondern am Verkauf der US-Marktforschungstochter Qualtrics. Dieser brachte dem Konzern einen Sonderertrag von rund 3,2 Milliarden Euro ein. Insgesamt erzielte SAP damit einen Nettogewinn in Höhe von 3,4 Milliarden Euro ein, fast siebzehnmal mehr als noch im Vorjahr.

SAP sieht große Chancen bei Künstlicher Intelligenz

Bei Vorlage der Zahlen betonte Konzernchef Klein auch die Wachstumschancen durch Künstliche Intelligenz (KI). SAP sei mit seinen Daten aus der Geschäftswelt exzellent positioniert, um aus dem Trend Kapital zu schlagen. Produkte mit integrierten KI-Lösungen würden rund 30 Prozent teurer sein als ohne und damit den Umsatz antreiben, sagte Klein. Der mögliche Gesamtmarkt für SAP-Produkte dürfte sich bis 2028 auf eine Billion US-Dollar verdoppeln.

Die SAP-Aktie schloss nach der Enttäuschung über die gesenkte Cloud-Prognose am Donnerstag im Tradegate-Handel 5,5 Prozent im Minus, bei einem Preis von 120,50 Euro (Stand: 20.7.2022, 22:26 Uhr). Auf Monatssicht hat die Aktie 2,1 Prozent zugelegt, im Jahresvergleich ist sie 39,3 Prozent im Plus.

Mittlerweile scheinen Anlegerinnen und Anleger grundsätzlich Vertrauen in die Zukunftspläne des Konzerns und die investitionsintensive Ausrichtung auf das Cloud-Geschäft gefasst zu haben: Seit ihrem Fünf-Jahres-Tief von 81,65 Euro aus dem September 2022 ist die Aktie um fast 50 Prozent gestiegen. Mitte Mai erklärte SAP, in den nächsten Jahren ein beschleunigtes Wachstum zu erwarten. Grundsätzlich sieht ECOreporter SAP solide aufgestellt. Das Cloud-Geschäft wächst noch immer, in der aktuellen angespannten Marktlage nur etwas langsamer.

Bei Prognosen zum KI-Potenzial eines Unternehmens sollten Anlegerinnen und Anleger allerdings skeptisch sein. Welches langfristige Potenzial zur Wertschöpfung Künstliche Intelligenz tatsächlich besitzt und wo sie etwa im Geschäftsleben an ihre Grenzen stößt, ist aktuell kaum abzuschätzen. Die Entscheidung zum Kauf einer Aktie sollte nicht an Prognosen in diesem Sektor hängen. Mehr zum Thema lesen Sie in dem ECOreporter-Dossier: In Künstliche Intelligenz investieren: die nachhaltigsten KI-Aktien.

Die SAP-Aktie ist mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2023 von 40 aktuell teuer. Für 2024 wird das KGV bei etwas moderateren 30 erwartet. Wer jetzt einsteigt, muss Geduld mitbringen, defensivere Anlegerinnen und Anleger sollten auf Kursrücksetzer warten.

SAP ist eine ECOreporter-Favoriten-Aktie aus der Kategorie Dividendenkönige. Zum ausführlichen Unternehmensporträt gelangen Sie hier.

Lesen Sie auch den ECOreporter-Überblick über die Entwicklung der nachhaltigen Dividendenkönige.

SAP SE:  ISIN DE0007164600 / WKN 716460

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