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S.A.G. Solarstrom AG muss Jahresbilanz kurzfristig verschieben – Konzernchef erläutert Hintergründe und kommentiert aktuelle Entwicklungen im Solarmarkt



Der Vorstandsvorsitzende der S.A.G. Solarstrom AG erklärt die Verschiebung der Jahresbilanz damit, dass der Verkauf ihres Großprojektes Serenissima in diesen Tagen abgeschlossen wird. Der italienische Solarpark mit einer Kapazität von 48 Megawatt war am 31. Dezember 2011 an einen europäischen Finanzinvestor verkauft worden. Das Management sei nun vorrangig damit beschäftigt, diese äußerst komplexe Transaktion abzuschließen, so Kuhlmann.

Auf Nachfrage stellte er klar, dass es keine anderen Gründe gibt und trat Spekulationen entgegen, dass finanzielle Schwierigkeiten mit im Spiel seien. „Wir verfügen über eine sehr gute Liquidität“, so der Vorstandschef. Durch den Verkauf des italienischen Großprojektes werde es zudem einen kräftigen Liquiditätszufluss geben. Er werde sich noch in der aktuellen Bilanz niederschlagen, da die S.A.G. das Geschäft wohl noch in dieser Woche endgültig abschließen werde. Den Namen des Käufers könne er erst dann nennen, das habe man ihm zugesichert.

Laut Kuhlmann wird der Umsatz der S.A.G. Solarstrom AG für das Geschäftsjahr 2011 in der Prognosespanne von 260 bis 280 Millionen Euro liegen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) werde „sehr solide und positiv“ ausfallen.


Auf weitere Nachfrage erläuterte Kuhlmann, dass er für sein Unternehmen weiter gute Marktchancen in Italien sehe, auch wenn dort weite Einschnitte bei der Solarförderung zu erwarten seien. Aufgrund der sehr hohen Sonnenstrahlung seinen Photovoltaikanlagen in Italien dann immer noch lukrativ. Kuhlmann verwies darauf, dass sein Unternehmen mit der chinesisch-koreanischen Hanwha SolarOne vereinbart, in Italien Dachprojekte mit einer Gesamtleistung von 20 Megawatt gemeinsam umzusetzen (wir Opens external link in new windowberichteten). Dieses Gemeinschaftsunternehmen soll Dachanlagen auf Industriegebäuden hauptsächlich in Norditalien umsetzen. Kuhlmann geht davon aus, dass diese Projekte zumindest zum überwiegenden Teil bis zur Mitte dieses errichtet werden. Damit würden sie überwiegend noch die aktuell gültigen Solartarife beanspruchen können.

Kuhlmann betonte, dass die S.A.G. auch weiterhin in Deutschland Solarprojekte umsetzen will. „Das ist unser Heimatmarkt, hier wollen und müssen wir weiter präsent sein“, so der Vorstandschef. Hier werde das Geschäft durch die von der Bundesregierung angestrebten Einschnitte bei den Solarstromtarifen gewiss nicht einfacher. Aber schon länger fahre sein Unternehmen ein Kostensenkungsprogramm, um den finanziellen Aufwand für die Umsetzung von Projekten weiter zu verringern. Das sei durchaus möglich, und zwar nicht nur, weil man durch den starken Preisverfall bei Solarkomponenten günstiger einkaufen könne. Auch die Pacht für Flächen, auf denen Solaranlagen errichtet werden, könne künftig geringer ausfallen. „Hier müssen und können die Anbieter von Flächen auf Änderungen im Marktumfeld eingehen“, so Kuhlmann weiter.

Der Vorstandsvorsitzende hob im Gespräch hervor, dass nach seiner Einschätzung nicht die Kappung der deutschen Solartarifen das eigentliche Problem darstellen, zumindest nicht für einen Solarprojektierer wie die S.A.G. Dieses sei vielmehr die politische Unsicherheit. Es sei schlichtweg „eine Katastrophe“, wie die Bundesregierung in der laufenden Legislaturperiode die Solartarife gestalte. Nach mehrfachen Einschnitten seit 2009 hatte sie zuletzt zum 1. Januar 2012 die Einspeisevergütung für Solarstrom über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) um 15 Prozent abgesenkt. Wenige Wochen darauf kündigte Bundesumweltminister Norbert Röttgen für das Frühjahr die Einführung monatlicher Tarifsenkungen an, um wiederum kurze Zeit später gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister eine starke einmalige Kappung sowie grundlegende Änderungen der Vergütungsregelung in der ersten Märzhälfte anzukündigen. Doch die Bundesregierung konnte diese Pläne bislang nicht durchsetzen. Erst in dieser Woche entscheidet der Bundestag darüber, nachdem die Regierungsfraktionen etliche Änderungen an den Plänen verlangt hatten (wir Opens external link in new windowberichteten). Erst im Mai kann der Bundesrat darüber debattieren, und wenn dieser das entsprechende Gesetz ablehnt, muss der Vermittlungsausschuss angerufen werden und verzögert sich die Neuregelung weiter.

Bildhinweis: Solarprojekt der S.A.G. / Quelle: Unternehmen


Scharf kritisierte Kuhlmann daher die Bundesregierung als „Ankündigungsweltmeister“. Diese anhaltende Unsicherheit erschwere es ungemein, Solarprojekte zu planen. Für sein Unternehmen seien die Folgen dieser Politik aber zu verschmerzen, im Gegensatz zu den deutschen Solarherstellern. Er gehe davon aus, dass von ihnen nur Hersteller mit sehr hohen Stückzahlen in der Produktion und damit günstigen Produktionskosten die aktuelle Marktbereinigung überstehen werden. „Für Hersteller, die kleiner sind als die SolarWorld, wird es sehr schwer“, stellte Kuhlmann fest. Zumal der Qualitätsvorsprung der deutschen Solarproduzenten passe sei. „Wir achten beim Einkauf vor allem auf die Qualität und müssen sagen, dass die bei vielen Herstellern aus Asien spitze ist“, sagte der S.A.G.-Chef. Er wies darauf hin, dass viele Banken Solarprojekte schon nicht mehr finanzieren, wenn die Komponenten dafür von deutschen Herstellern kommen sollen. Da die deutschen Hersteller fast alle ums wirtschaftliche Überleben kämpften, sei den Banken dieses Risiko einfach zu groß.

S.A.G. Solarstrom AG:  ISIN  DE0007021008 / WKN  702100
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