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Rosige Aussichten für Solarhersteller, ihre Zulieferer und Ausrüster?

Viele Unternehmen sind der Marktbereinigung zum Opfer gefallen, die in den letzten Jahren weltweit die Solarbranche erschüttert hat. Unter dem massiven Preisverfall für Solarkomponenten – vor allem infolge hoher Überkapazitäten im Markt - litten sowohl die Solarhersteller als auch ihre Zulieferer und Ausrüster. Doch nun hellen sich die Aussichten der Marktakteure deutlich auf, die die Erschütterungen der letzten Jahre überstanden haben. Das geht aus aktuellen Analysen von Marktforschern hervor.

So hat NPD Solarbuzz aus dem kalifornischen Sant Clara festgestellt, dass es sowohl den Herstellern von Silizium als auch von Solarwafern gelungen ist, die Produktionskosten deutlich zu verringern und sie weiteres Potential für Kostensenkungen ausschöpfen können. Silizium ist der wichtigste Rohstoff für die Produktion von Solarmodulen. Er wird in Ofen zu Ingots gebrannt, aus denen man dann Solarwafer schneidet, um daraus Solarzellen zu fertigen und diese in Solarmodulen zu bündeln. Den starken Preisdruck der letzten Jahre haben die Anbieter von Solarmodulen durch diese Wertschöpfungskette hindurch weitergereicht. Laut Charles Annis, stellvertretender Geschäftsführer von NPD Solarbuzz, betragen die Kosten für Solarwafern gegenwärtig nur noch ein Drittel der Kosten im Jahr 2008. Zwar nehme die Geschwindigkeit der Kostensenkung langsam ab, aber die weiter äußerst geringen Verkaufspreise würden die Hersteller von Silizium und von Wafern dazu zwingen, ihre Kosten noch weiter zu verringern. Das aber sei möglich.

NPD Solarbuzz geht davon aus, dass die großen Hersteller wie GCL, Hemlock, REC Silicon, SunEdison und die deutsche Wacker Chemie AG ihre Siliziumproduktion durch mehrere Maßnahmen massiv verbilligen können. Etwa durch die Verlagerung der energieintensiven Fertigung in Gebiete mit niedrigen Stromkosten oder die Umstellung auf eine eigene Stromerzeugung und durch den Bau von effizienteren Reaktoren bzw. einer Umstellung der Produktion von Anlagen mit dem bislang üblichen so genannten Siemens-Verfahren auf neuartige Wirbelschichtreaktoren. Nachdem der Preis für Silizium in den letzten Monaten pro Kilogramm im Schnitt bei knapp unter 20 US-Dollar lag, könnten die Hersteller schon bald nur noch 14 Dollar verlangen. In wenigen Jahren sei sogar ein Preis von zehn Dollar für die großen Hersteller darstellbar.

Diese Entwicklung ermöglicht es nach Einschätzung der Marktforscher auch den Herstellern von Solarwafern, ihrerseits noch günstiger zu produzieren. Die durchschnittlichen Produktionskosten für Solarwafer dürften laut NPD Solarbuzz im kommenden Jahr gegenüber 2013 um weitere sechs Prozent sinken, auf dann 0,20 US-Dollar oder umgerechnet 0,15 Euro pro Watt. Dazu werde auch beitragen, dass zunehmend die Größe von Ingots auf ein leichter handhabbares Maß umgestellt wird und die Waferproduzenten verstärkt Diamant-Sägen einsetzen, mit denen man Wafer präziser aus den Ingots sägen könne. So falle weniger Verschnitt und könnten die Hersteller zugleich die Wiederverwertung bearbeiteter Ingots erhöhen. Die Experten gehen davon aus, dass die Hersteller von Silizium und von Wafern so entweder weiteren Preisdruck seitens der Hersteller von Solarzellen und -modulen auffangen oder im Fall von stabilen Preisen ihre Margen verbessern können. Vieles spreche für steigende Margen, da weltweit die Nachfrage für Solartechnik stark wachse und Solarhersteller immer effizientere Module anbieten wollen, um bessere Preise zu erzielen. Dafür aber würden sie hochwertige Wafer benötigen und auch bereit sein, dafür den Lieferanten attraktive Preise zu zahlen.

Ein aktueller Marktreport von Greentech Media Research aus Boston im US-Bundesstaat Massachusetts rechnet sogar damit, dass die Preise für Silizium und für Wafer in 2014 deutlich ansteigen werden. Sie sagen ein Plus von elf Prozent für hochwertige Wafer und von 25 Prozent für Solarsilizium voraus. Allerdings werde es starke regionale Unterschiede geben. Solarzellen dürften sich der Analyse zufolge weniger stark verteuern, im Schnitt um fünf Prozent. Anders sehe es am oberen Ende der Wertschöpfungskette aus, bei Solarmodulen. Im Durchschnitt sei hier für 2014 sogar ein leichter Preisrückgang um ein Prozent zu erwarten. Als einen wesentlichen Grund hierfür führen die Marktforscher an, dass Niedrigpreisländer wie Indien, Chile und China den Durchschnitt nach unten drücken. Diese Märkte zeichnen sich durch eine stark wachsende Nachfrage aus, jedoch könnten die Hersteller hier für Solarmodule bei weitem nicht die Preise erzielen wie in hoch entwickelten Industriestaaten. Zum Beispiel betrage der Preisunterschied zwischen Indien und Japan derzeit fast 30 Prozent.

Bildhinweis: Solarzellenproduktion bei der chinesischen  JA Solar. / Quelle: Unternehmen

Doch vieles spricht dafür, dass die Solarhersteller in den kommenden Jahren ihre Produktion weiter ausbauen, damit ihre Kosten weiter senken und ihre Margen wenn nicht verbessern so doch stabilisieren können. Eine Prognose von Navigant Research aus Boulder im US-Bundesstaat Colorado sagt voraus, dass sich der jährliche Photovoltaik-Zubau bis 2020 auf 73,4 Gigawatt (GW) erreicht mehr als verdoppeln wird. Die Nachfrage werde vor allem deshalb so stark wachsen, weil Solarkomponenten sich so stark verbilligt hätten und die Preise für Solarmodule in wachstumsträchtigen Märkten wie etwa in China und Indien weiter rückläufig seien. „Da Solarmodule günstiger werden, tun sich neue Märkte für die dezentrale Solarstrom-Erzeugung auf. Gleichzeitig verhilft das der Technologie in Märkten mit hohen Strompreisen rascher zur Netzparität“, erläutert Dexter Gauntlett, Analyst von Navigant Research. Er geht davon aus, dass die Region Asien-Pazifik in diesem Jahrzehnt zum weltweit größten Photovoltaik-Markt anwachsen wird, mit China an der Spitze. In der Volksrepublik würden bis 2020 voraussichtlich Photovoltaikprojekte mit insgesamt 100 GW entwickelt.

Eine solche Entwicklung würde den großen Solarherstellern in die Karten spielen, von denen die große Mehrheit ja in dieser Region ansässig ist. Zwei Drittel der derzeitigen Solarproduktion befindet sich in China. Und auch die beiden großen westlichen Solarmodulhersteller, SunPower und First Solar aus den USA, engagieren sich bereits verstärkt im asiatisch-pazifischen Raum. Wenn die Prognose von Navigant Research zutrifft, dürften sie alle ihre Produktion deutlich ausbauen. Und zugleich um ihre Kosten zu senken, müssen sie ihre Fertigungsanlagen zugleich modernisieren. Somit dürfte sich auch die seit zwei Jahren anhaltende Auftragsflaute für die Solarzulieferer ihrem Ende entgegen gehen.

Dafür sieht das kalifornische Marktforschungsunternehmen IHS aus El Segundo bereits viele Anzeichen. Es prognostiziert, dass die Solarhersteller in 2014 ihre Investitionen in die Fertigung von Solarkomponenten deutlich erhöhen werden, um 42 Prozent auf insgesamt 3,3 Milliarden Dollar. Bislang hatte IHS mit einem Plus von 37 Prozent gerechnet. Aber die Nachfrage für Solartechnik steige stärker an als bislang angenommen, erklärt dazu IHS-Analyst Jon Campos. In immer mehr Märkten werde auf Energie aus Photovoltaik gesetzt. Wahrscheinlich würden die Investitionen der Solarhersteller in 2015 dann um 32 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar steigen. Bislang war IHS von einem Plus von 27 Prozent ausgegangen.

Laut Campos lasten die meisten Solarhersteller schon heute ihre Kapazitäten voll aus. Die führenden Marktakteure könnten es sich aber leisten, weniger in deren Erweiterung zu investieren als in mehr Kosteneffizienz und mehr Qualität. Das wäre vor allem für Solarausrüster aus Europa von Vorteil, die gerade hierfür hochwertige Technologie anbieten. Dazu zählen etwa Meyer Burger aus der Schweiz und die deutsche Manz AG.
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