Wachhund

Rollt ein Heimlichtuer den deutschen Windmarkt auf? - Börsennotiertes Australisches Windunternehmen zeigt zu wenig Transparenz

Die australische Babcock & Brown Limited sorgte im deutschen Windmarkt erstmals für großes Aufsehen, als sie mit der Plambeck Neue Energien AG den Bau und die Übernahme von 30 Windparks onshore in Deutschland in einem Rahmenvertrag vereinbarte. Zuvor hatte sie Ende 2005 von der Renerco Renewable Energy Concepts AG ihr erstes Windkraftprojekt eingekauft. Fast über Nacht wurde sie zu einem der größten Windkraftbetreiber in Deutschland. Ähnlich schnell hat sie sich in den letzten Jahren auf anderen Windmärkten positioniert, in Australien, Nordamerika und zuletzt vor allem in Europa. So erwarb sie Mitte Dezember 2005 von den portugiesischen Semapa SGPS S.A, Astural Limited und Sonagi SGPS das Erneuerbare-Energie-Unternehmen Enersis II SGPS S.A. Der Kaufpreise: satte 490 Millionen Euro.

Wer ist dieses finanzstarke Unternehmen von der anderen Seite der Erde, das so gezielt Kapazitäten in Erneuerbaren Energien in Europa aufkauft. Strebt die Gesellschaft eine nachhaltige Geschäftspolitik an? Wem gehört Bacock? Schon im Dezember 2005 fragte ECOreporter.de erstmals bei der deutschen Vertretung der Babcock & Brown in München wegen eines Informationsgesprächs an. Wir wurden gebeten, uns Mitte Januar wieder zu melden. Im Januar war auch bei zahlreichen Versuchen die zuständige Mitarbeiterin nicht zu erreichen; es wurde Februar, es wurde März. Schließlich gelang es, dem Unternehmen einige Fragen schriftlich zuzusenden. Es folgten: Vertröstungen, Ausflüchte, "Terminschwierigkeiten". Krönender Abschluss eines viermonatigen Rechercheversuchs Mitte April: Babcock & Brown übersendet uns den vorgefertigten Text eines britischen Magazins, in dem das Unternehmen grob portraitiert wird. Darin seien doch die Informationen enthalten, nach denen wir verlangten.

Allem Anschein nach hat der australische Financier wenig Interesse daran, sich einer öffentlichen Auseinandersetzung über seine Tätigkeit und seine Ziele zu stellen. Das ist umso bemerkenswerter, als Babcock & Brown Limited erst im Oktober letzten Jahres die vormals als Global Wind Partners firmierende BBWP (Babcock & Brown Wind Partners) an die Börse gebracht hat. Diese von ihr nicht mehr offiziell, aber de facto kontrollierte Gesellschaft ist der eigentliche Eigentümer der von Babcock & Brown Limited verwalteten Windkraftprojekte. Babcock & Brown Limited arbeitet offiziell nur in deren Auftrag, allerdings gegen eine offenbar üppige Vergütung. Falls ein erworbenes Projekt floppt, verhagelt es die Bilanz der BBWP, weniger die der früheren Muttergesellschaft. Angesichts einer solchen Auslagerung des Risikos an die Aktionäre der BBWP erscheint mehr Transparenz umso dringender geboten. Solange Babcock & Brown Limited diese nicht bietet, führen wir das Unternehmen in der Wachhundrubrik von ECOreporter.de.

Die Aktien der Babcock & Brown Limited werden unter dem Tickerkürzel "BNB" in Australien an der Börse Australian Stock Exchange (ASX) gehandelt. Auch die Anteilscheine der Babcock & Brown Wind Partners sind an der ASX notiert (Tickerkürzel: BBW). Die Papiere können jedoch zusätzlich in Deutschland über die Börse Berlin-Bremen gehandelt werden.

Babcock & Brown Wind Partners: ISIN AU000000BBW3 / WKN A0HGPX
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