Roche: 55 Millionen Dollar für Medikament gegen seltene Nierenerkrankung

Der Schweizer Pharmariese und ECOreporter-Aktien-Favorit Roche hat eine millionenschwere Option für die Lizenzrechte an einem Medikament gegen eine seltene Nierenerkrankung gezogen. Der vom US-Unternehmen Ionis Pharmaceuticals entwickelte Wirkstoff gegen die Immunglobulin-A-Nephropathie (IgA-Nephropathie) hatte zuvor positive Ergebnisse in einer Phase-2-Studie gezeigt.

Für die seltene Nierenerkrankung IgA-Nephropathie gibt es bislang keine durch das US-Gesundheitsministerium (FDA) zugelassenen Therapien. Mehrere große und kleine Unternehmen wetteifern darum, das erste Medikament auf den Markt zu bringen. Roche ist nach der Zahlung von 55 Millionen Dollar, die dem Konzern die Rechte an einem bestimmten Molekül sichern, nun in einer aussichtsreichen Position. Das Medikament mit dem Namen IONIS-FB-LRx und wird nun in einer Phase-3-Studie erprobt. Dabei handelt es sich um eine größere klinische Studie mit mehr Patienten als in Phase 2.

IgA-Nephropathie ist auf die Ablagerung eines Proteins namens Immunglobulin A in der Niere zurückzuführen, was zu einer Nierenentzündung führt. Mit der Zeit beeinträchtigen die daraus resultierenden Schäden die Fähigkeit des Organs, Abfallstoffe aus dem Blut zu filtern. Die Behandlung kann Blutdruckmedikamente, Immunsuppressiva und Diuretika (Medikamente, die eine verstärkte Harnproduktion bewirken) umfassen. In schweren Fällen können die Patienten eine Nierendialyse oder eine Organtransplantation benötigen.

Bis zu  680 Millionen Dollar für Ionis

Die Ursache von IgA-Nephropathie ist nicht bekannt, aber der Behandlungsansatz von Ionis zielt auf einen Teil des Immunsystems, das so genannte Komplementsystem. Die Medikamente des Biotech-Unternehmens sind Antisense-Nukleotide, die aus synthetischen DNA- oder RNA-Stücken bestehen. IONIS-FB-LRx wurde entwickelt, um die Produktion des Komplementfaktors B zu blockieren, eines Proteins, das Teil der Überaktivierung einer Kaskade von Immunreaktionen ist, die mit einigen Erkrankungen, einschließlich IgA-Nephropathie, einhergehen.

Die Beziehung zwischen Roche und Ionis geht auf das Jahr 2013 zurück, als die beiden Unternehmen begannen, gemeinsam Antisense-basierte Therapien für die Huntington-Krankheit zu entwickeln. Im Jahr 2018 schlossen die Partner eine neue Vereinbarung, die sich auf die Entwicklung von IONIS-FB-LRx als potenzielle Therapie für mehrere Krankheiten konzentrierte. Im Rahmen der Vereinbarung erhielt Roche die Option, das Medikament nach Abschluss der Phase-2-Tests zu lizenzieren. Nach Ausübung dieser Option ist Roche nun für die weitere klinische Entwicklung und die Einreichung von Zulassungsanträgen verantwortlich. Wenn das Medikament zugelassen wird, wird Roche es vermarkten.

Für die Zusammenarbeit an IONIS-FB-LRx zahlte Roche an Ionis 75 Millionen Dollar im Voraus. Die Lizenzgebühr und die Meilensteinzahlungen, die in der Vereinbarung festgelegt sind, könnten Ionis weitere 680 Millionen Dollar einbringen, plus Lizenzgebühren aus dem Verkauf, wenn das Medikament auf den Markt kommt. Bis Ende 2021 hatte Ionis laut dem Jahresbericht des Unternehmens mehr als 75 Millionen Dollar aus der Zusammenarbeit erhalten. Ionis sagte, dass die neue Zahlung von 55 Millionen Dollar die Lizenzgebühr sowie das Erreichen eines Entwicklungsmeilensteins in der Studie widerspiegelt.

Aufgepasst bei Schweizer Aktien

Der für Anlegerinnen und Anleger zugängliche Roche-Genussschein, der wie eine Vorzugsaktie gehandelt wird, kostet am außerbörslichen deutschen Handelsplatz Lang & Schwarz aktuell 328,40 Euro und notiert damit zum Vortag praktisch unbewegt (Stand: 13.7.2022, 11:17 Uhr). Im Monatsvergleich hat der Genussschein 9,9 Prozent an Wert gewonnen, auf ein Jahr gesehen ist der Kurs um 0,6 Prozent gestiegen.

ECOreporter sieht Roche weiterhin stark aufgestellt. Seinen Umsatz will der Konzern in diesem Jahr im hohen einstelligen Bereich steigern, das Ergebnis je Aktie soll im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich zulegen. Die Dividende will Roche abermals erhöhen.

Mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 ist der Genussschein nach wie vor günstig bewertet. Anlegerinnen und Anleger können mit einer kleinen Position einsteigen, sollten dabei aber beachten, dass Schweizer Wertpapiere in der EU seit 2019 nur eingeschränkt handelbar sind – mehr dazu erfahren Sie hier.