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RepRisk-Studie wirft Schatten auf vermeintliche Nachhaltigkeitsführer (Teil II)


Opens external link in new windowHier gelangen sie zum ersten Teil dieses Beitrags, in dem wir insbesondere auf BHP Billiton eingehen.

Der RepRisk Water Scarcity Report der RepRisk AG aus Zürich zeigt auf, dass BHP Billiton, Shell und die BG Group 2010 zu den größten Verschwendern und Verschmutzern von Wasser ihrer Branchen gehören. Dazu werteten die Studienautoren weltweit zusammengetragene Negativberichterstattung von Medien, Nichtregierungsorganisationen und öffentlichen Stellen aus. Die Aktien der drei genannten Unternehmen sind nach wie vor in vielen Nachhaltigkeitsfonds enthalten.


Die britische Erdgasspezialistin BG Group ist beim so genannten Queensland Curtis LNG Projekt in der australischen Provinz Queensland federführend  involviert. Bei dem Projekt, bei dem Shell neben anderen als  Partnerunternehmen agiert, geht es um die Erschließung und Förderung von Erdgasvorkommen in großem Stil. Dieses Multimilliarden-Dollar-Vorhaben ist laut der RepRisk-Studie 2010 branchenweit am  stärksten wegen der Verschmutzung und Verschwendung von Wasser in die Kritik geraten.

Zwei Fonds die bei der Titelwahl nicht nach dem Best-In-Class-Ansatz verfahren, aber dennoch in die BG-Aktie investieren, sind die Fonds Sarasin Sustainable Equity – Europe A (ISIN LU0058891119) und Sarasin OekoSar Portfolio A (ISIN LU0058892943)  der Bank Sarasin aus Basel. „Per Ende November war BG Group mit 2,8 Prozent in Sarasin Sustainable Equity - Europe und mit 1,6 Prozent in Sarasin OekoSar Portfolio investiert“, bestätigt Balazs Magyar vom Sustainability Research des schweizerischen Vermögensverwalters gegenüber ECOreporter.de.

Die BG-Group betreibe und verbessere laufend ihr Wassermanagementsystem. Auch deshalb würden die Sarasin-Fonds zunächst weiter auf die BG-Aktie setzen. „Angesichts der CO2-Vorteile von Gas gegenüber anderen fossilen Energieträgern und der Brückenfunktion von Gas in eine grünere Energiezukunft erachten wir diese Energieform weiterhin als  vergleichsweise  nachhaltig“, so Magyar. Die Gasförderung werde mit der fortschreitenden Erschöpfung konventioneller Quellen aus Nachhaltigkeitssicht zwar laufend kritischer.  Dennoch bleibe Gas zumindest mittelfristig eine gute Ergänzung zu den erneuerbaren Energien „oder ehrlicherweise zurzeit sogar noch umgekehrt“, so der Nachhaltigkeitsanalyst weiter.


„Die BG Group befindet sich schon seit einigen Jahren im Investment-Universum unserer Best-In-Class-Nachhaltigkeitsfonds“, erklärt David Duchi, Nachhaltigkeitsanalyst von KBC Asset Management. Im Sektor Energie des KBC-Nachhaltigkeitsratings  rangiere das Unternehmen nach wie vor auf dem zweiten Platz hinter dem norwegischen Ölkonzern Stadoil, so Duchi. Nachdem sein Analystenteam das schwer kritisierte LNG-Erdgasförderprojekt in Australien kritisch hinterfragt habe, sei der zuständige KBC-Anlageausschuss zu dem Schluss gekommen, die BG Group nicht auszuschließen, erläutert er.


Für die einen ist Shell inzwischen tabu, andere  investieren weiterhin


Anders verfuhren die KBC-Nachhaltigkeitsanalysten im Fall Shell: Die Aktie war bis vor kurzem noch größte Position im Portfolio des KBC ECO Fund Sustainable Euroland (ISIN BE0175718510). Dort entfielen nahezu sieben Prozent aller investierten Aktien auf das Wertpapier.  „Mitte Oktober 2011 hat der unabhängige Anlageausschuss Shell aus dem Anlageuniversum für nachhaltige KBC-Investmentfonds ausgeschlossen“, sagt Duchi. Zwei Gründe seien dabei ausschlaggebend gewesen: einerseits Vorfälle, die auch im RepRisk-Report zur Sprache kommen, wie die 2010 begonnene Ölpest im Niger-Delta in Nigeria. Diese sei durch immer neue Lecks an einer Shell-Pipeline verursacht worden.  Andererseits habe Shell durch sein Engagement als weltgrößter Ölexporteur aus Syrien Geschäfte mit dem Assad-Regime gemacht.  Damit habe der Konzern gegen die KBC-Nachhaltigkeitskriterien zu Geschäften mit kontroversen Staaten verstoßen. Allerdings hat Shell unter anderem auf Druck der Vereinten Nationen diese kontroversen Geschäftsbeziehungen nach Ende vergangener Woche offiziell beendet.

Bildnachweis: Screenshot einer Kurzdokumentation zur Ölpest im Nieger-Delta von Amnesty International /Quelle: amnesty.ch

Weiter auf die Aktien von Shell setzten indes einige Nachhaltigkeitsfonds von Dexia Asset Management. Zum 30. November 2011 belief sich der Anteil der Shell-Aktien im Dexia Sustainable High, ISIN BE0169199313, (vormals Dexia Sustainable European Balanced High) auf 3,1 Prozent. Mit 6,19 Prozent zum Bilanzstichtag 30. November ist die Aktie außerdem stark im Portfolio des  Dexia Sustainable Europe (ISIN BE0173540072) vertreten. Das bestätigte die Investmentgesellschaft gegenüber ECOreporter.de.  Die in der RepRisk-Studie aufgezeigte Kritik am Umgang von Shell mit Wasser fließe zwar in das Nachhaltigkeitsrating für die Fonds ein, sei jedoch nur einer von vielen Punkten, die für das Best-in-Class-Auswahlverfahren dieser Fonds auschlaggebend seien, erklärt Isabelle  Cabie, Global Head of Socially Responsible Investment bei Dexia Asset Management. Das Gesamtbild des Dexia-Nachhaltigkeitsratings  zeige Shell im Vergleich zu seinen Mitbewerbern weiter als Vorreiter.

Die für die Ölpest im Niger-Delta  verantwortlich gemachten Lecks an der Shell-Pipeline seien laut eines offiziellen Berichts der Vereinten Nationen in erster Linie durch Sabotage-Akte zu Stande gekommen, nicht durch technische Fehler oder Versäumnisse des Konzerns, betont Cabie. Die Nachhaltigkeitsanalysten von Dexia Asset Management stünden speziell in dieser Sache seither verstärkt im Dialog mit dem Konzern. Nun gehe es unter anderem darum zu sehen, wie Shell die angekündigten Reinigungsarbeiten in Nigeria umsetzen werde. „Das Unternehmen ist im Umgang mit  Situationen wie diesen  im Vergleich zu seinen Mitbewerbern in der Vergangenheit oft positiv aufgefallen“, sagt Cabie.


Für den RepRisk  Water Scarcity Report werteten die Analysten des schweizerischen Informationsdienstes die hauseigene Datenbank aus. Darin enthalten sind Negativmeldungen von Medien und Nichtregierungsorganisationen zu Unternehmen. Im Fokus stehen der weltweit erfassten Kritik stehen ökologische, soziale und ethische Aspekte. Die Datenbank führt nach Unternehmensangaben Informationen zu mehr als 17.500 Unternehmen. Die erfassten Informationen werden chronologisch und nach ihrer Relevanz sortiert und  Finanzmarktakteueren zur Verfügung gestellt. Zusätzlich bereitet der Züricher Informationsdienst die Daten für den RepRisk Index (RRI) auf, dieser misst die Reputationsrisiken eines Unternehmens.
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