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RepRisk-Studie wirft Schatten auf vermeintliche Nachhaltigkeitsführer
Der Ölmulti Shell, der US-Energieversorger Chevron, der Rohstoff- und Bergbau-Weltkonzern BHP Billiton sowie die britische Erdgasspezialistin BG Group zählen zu den großen Wasserverschwendern und –verschmutzern ihrer Branchen. Das hat der RepRisk Water Scarcity Report des Züricher Informationsdiensts RepRisk AG ergeben. „Die Studienergebnisse waren für uns keine Überraschung. Uns war klar, dass die Industrie generell sehr wasseraufwändig arbeitet. Wir haben die drei Sektoren Bergbau, Energieversorgung und Öl- und Gasindustrie ausgewählt, weil dies Industriezweige sind, in denen sehr viel Wasser verbraucht und verschmutzt wird“, erläutert Hauptstudienautorin Stella Kenway gegenüber ECOreporter.de. Das Ergebnis bedeute jedoch nicht, dass andere Branchen zwangsläufig effizienter und schonender mit der knappen Ressource Wasser umgingen, stellt Kenway klar. Als Beispiel dazu nennt die RepRisk-Analystin die Landwirtschaft.
„Der Wasserverbrauch aller drei in der Studie betrachteten Sektoren ist vergleichbar hoch. Signifikante Unterschiede zeigten sich lediglich bei einzelnen besonders wasserintensiven Aktivitäten einzelner Unternehmen“, nennt Kenway ein weiteres Ergebnis der Studie.
Für den RepRisk Water Scarcity Report werteten die Analysten des schweizerischen Informationsdienstes die hauseigene Datenbank aus. Darin enthalten sind Informationen unter anderem aus Tageszeitungen, Online-Medien, Blogs, Newsletter-Publikationen und Webseiten von Nichtregierungsorganisationen. Im Fokus stehen der weltweit erfassten kritischen Informationen stehen ökologische, soziale und ethische Aspekte. Die Datenbank führt nach Unternehmensangaben Material zu mehr als 17.500 Unternehmen. Diese würden chronologisch und nach ihrer Relevanz sortiert und Finanzmarktakteueren zur Verfügung gestellt. Zusätzlich bereitet der Züricher Informationsdienst die Daten für den RepRisk Index (RRI) auf, dieser misst die Reputationsrisiken eines Unternehmens.
Fördermethoden und Großprojekte von Shell & Co in der Kritik
Die Analyse zeigt, dass Shell, BHP Billiton, Chevron und die BG Group bei der Förderung von Rohstoffen und Bodenschätzen im vergangenen Jahr im Vergleich zu Mitbewerbern ihrer Branchen besonders wasserintensive und umweltschädliche Methoden zurückgegriffen haben. Der Report bündelt die entsprechende Kritik von Medien, Nichtregierungsorganisationen und öffentlichen Stellen. Kritisiert werden entweder die generelle Arbeitsweise eines Unternehmens oder spezielle Großprojekte, bei denen besonders viel Wasser verbraucht oder verschmutzt wurde.
Shell und BHP Billiton rangieren in der Liste der Unternehmen ihres Sektors, die am meisten Kritik für ihren Umgang mit Wasser einstecken mussten, jeweils auf dem dritten Platz. Der US-Energieversorger Chevron belegt sogar den zweiten Rang noch vor Shell, dessen meistkritisierte Aktivitäten mit einem Pipeline-Projekt in Nigeria zu tun haben. Spitzenreiter dieser unrühmlichen Rangliste ist der US-Mischkonzern Halliburton.
Öl- und Bergbau-Aktien in „grünen“ Fonds und Indizes prominenter Anbieter
Auf den ersten Blick mögen Untersuchungsergebnisse auch nachhaltig orientierte Anleger und engagierte Umweltfreunde nicht verwundern, zumal die Sektoren Öl und Gas ebenso wie Bergbau die Umwelt ohnehin stark belasten. Überraschender erscheint jedoch, dass die Aktien von Shell, Chevron, der BG Group, und BHP Billiton in zahlreichen Nachhaltigkeitsfonds und -indizes geführt werden. Dazu zählen unter anderem die Indexfamilie des Dow Jones Sustainability Index (DJSI) der Züricher Investmentboutique Sustainable Asset Management und die britische FTSE-For-Good-Index-Reihe, die von der Financial Times und der Londoner Börse ins Leben gerufen wurde. Etliche nachhaltige Investmentfonds richten ihre Portfolios nach diesen beiden Nachhaltigkeitsindices aus.
Unter den zahlreichen Nachhaltigkeits- und Erneuerbare-Energienfonds, die in nennenswertem Umfang auf Aktien von einem oder mehrere der kritisierten Unternehmen setzen, sind Produkte der schweizerischen Banken Vontobel und Sarasin sowie der Investmentgesellschaften KBC Asset Management und Dexia Asset Management. Die Erklärung der verantwortlichen Nachhaltigkeitsanalysten: Sie vergleichen die Nachhaltigkeitsleistungen von Konzernen wie Shell, Chevron, BHP Billiton oder BG Group mit der ihrer Mitbewerber der jeweiligen Branche anhand einer Vielzahl unterschielicher Faktoren. Stechen einzelne Unternehmen in Nachhaltigkeitsbereichen wie etwa dem sozialen Engagement positiv heraus, können diese als so genannte Nachhaltigkeitsführer einstuft werden. Das bedeutet, dass die Analysten ihnen attestieren, sozial, ethisch und ökologisch verantwortungsvoller zu agieren, als die Mehrheit ihrer Industriezweige es tut.
Ein Unternehmen, das von verschiedenen Nachhaltigkeitsanalysten als ein solcher Nachhaltigkeitsführer eingestuft wird, ist der Rohstoff- und Mineralölkonzern BHP Billiton. Der Konzern mit Sitzen in London und Melbourne ist in 25 Ländern aktiv und fördert neben Erdöl vor allem Industriemetalle wie Aluminium, Kupfer, Nickel und Uran. Derzeit zählt BHP Biliton nach eigenen Angaben zu den drei weltgrößten Bergbau-Unternehmen.
Die BHP-Billiton-Aktien machten zum 30. November 2011 3,65 Prozent des Dexia Sustainable Pacific (ISIN BE0174191768) aus. In den Fonds Vontobel Fund – Global Responsibility European Equity, Vontobel Fund - Global Trend Future Resources und Vontobel Fund - Global Trend New Power zählte die BHP-Billiton-Aktie zum Bilanzstichtag 31. Oktober jeweils zu den größten Portfolio-Positionen. „Die Titelauswahl für die beiden letztgenannten Fonds erfolgt nicht unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit“, stellt Vontobel-Chefanalyst Sanjay Jhaveri klar. Nichts desto trotz erfülle BHP-Billiton die Kriterien für das Best-in-Class-Anlageuniversum der Vontobel-Nachhaltigkeitsfonds.
Dazu Sanjay Jhaveri: „BHP Billiton schneidet gegenüber vergleichbaren Firmen gut

Bildnachweis: Nickelabbau von BHP Billiton in Australien. / Quelle Unternehmen.
Zahlreiche Fonds, die unter dem Banner der Nachhaltigkeit auch in ethisch und ökologisch kontroversen Branchen wie Öl & Gas oder Bergbau investieren, funktionieren wie der Vontobel Fund – Global Responsibility European Equity nach dem Best-in Class-Ansatz. Tatsächlich verfährt die Mehrheit der nachhaltigen Investmentfonds bei der Titelwahl nach diesem Schema. Die Nachhaltigkeitsanalyse für Fonds, die diesen Ansatz verfolgen, filtert die im Branchenvergleich jeweils Nachhaltigkeitsbesten heraus. Sofern ein Fonds bestimmte Industriezweige also nicht von vornherein ausschließt, bringt dies eben auch Gas-, Öl- oder Bergbau-Aktien wie die von Shell oder BHP Billiton in „grüne“ Geldanlageprodukte. (Mehr zur Methodik des Best-in-Class-Ansatzes lesen Sie

Inwiefern investieren auch „grüne“ Fonds, deren Aktienauswahl nicht nach dem Best-in-Class-Ansatz funktuioniert, in die wasserintensivsten Unternehmen aus ökologisch kontroversen Branchen? Und wie begründen andere prominente Anbieter von Nachhaltigkeitsfonds ihren Umgang mit diesen Aktien? Diesen Fragen geht der zweite Teil unseres Beitrags nach, der am morgigen Mittwoch erscheint.