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REpower veröffentlicht Neunmonatszahlen - greift die Prognose für 2009 zu hoch? ECOreporter befragte Analysten

Der deutsche Windkraftanlagenhersteller REpower AG hat heute seine vorläufigen Zahlen für die ersten neuen Monate des laufenden Geschäftsjahres bestätigt. Demnach den hat er den Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 27,9 Millionen Euro auf 38,1 Millionen Euro gesteigert. Das Nettoergebnis wuchs von 21,1 Millionen Euro auf 26,1 Millionen Euro. Der Umsatz wurde um 46 Prozent auf 850,5 Millionen Euro verbessert. Die Gesamtleistung kletterte von 552,7 Millionen Euro auf 842,9 Millionen Euro. Das Auftragsvolumen bezifferte REpower per Ende Dezember 2008 mit rund 1,6 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand umfasse 708 Windenergieanlagen mit einer Gesamtnennleistung von 1.502,6 Megawatt (MW).

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet REpower mit einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Der Windturbinenbauer bekräftigte seine Prognose vom November, laut der er für 2009 mit einem Umsatzwachstum von 30 bis 35 Prozent rechnet. Diese Prognose gehe mit einer Verbesserung der EBIT-Marge auf 7,5 bis 8,5 Prozent einher, so REpower.

Katharina Cholewa, Analystin bei der Düsseldorfer WestLB, bezweifelt, dass die Gesellschaft diese Ziele für 2009 erreichen wird. Der derzeitige Auftragsbestand reiche nicht einmal aus, um das bisherige Umsatzniveau zu halten. Die Umsatzprognose von REpower liege mit 30 bis 35 Prozent weit über der des Weltmarktführers Vestas Systems, der auf ein Umsatzplus von 25 Prozent hoffe. Zum Vergleich: die deutsche Konkurrentin Nordex AG stellte für 2009 einen Umsatzzuwachs von 10 Prozent in Aussicht.

Laut der Analystin müssten diese Hersteller von Windkraftanlagen schon in den ersten Monaten dieses Jahres deutlich mehr fixe Aufträge generieren, um ihre Umsatzziele zu erreichen. Das sei angesichts der gegenwärtigen Finanzkrise und ihren Auswirkungen auf die Finanzierung von Windparks sehr ambitioniert. Sie geht davon aus, dass die Unternehmen stattdessen in 2009 Überkapazitäten aufbauen werden. Es gebe daher „viel Enttäuschungspotential bei Aktien von Windkraftanlagenherstellern“.

Die Aktie von REpower hat in Frankfurt auf Jahressicht um etwa ein Drittel ihres Wertes verloren. Zuletzt war der Anteilsschein unter Druck geraten, weil die Deutsche Börse ihn aus dem TecDax entfernte. Der Grund: Streubesitz war aufgrund der Anteilsaufstockungen des Mehrheitsaktionärs Suzlon unter die 10-Prozent-Schwelle gefallen. Nach Bekanntgabe dieser Entscheidung fiel die Aktie zwischenzeitlich von rund 115 Euro auf unter 100 Euro. Heute Mittag notierte sie bei 102.48 Euro. Das Unternehmen räumte heute selbst ein, dass es seine Umsatzprognose womöglich nicht erfüllen kann. Es gebe „vor dem Hintergrund der aktuellen schwachen Weltwirtschaftslage ein wachsendes Risiko kundenseitiger Projektverschiebungen“.

Katharina Cholewa sieht die Windkraftbranche vor einem Umbruch. Je länger die Finanzkrise anhalte, desto schwächer werde die Position der Windturbinenbauer. Im Falle zunehmender Überkapazitäten dürften sich nach ihrer Einschätzung die Machtverhältnisse zwischen Anbietern und Abnehmern verlagern. Es sei dann mit einem schärferen Preiswettbewerb zu rechnen.

Doch nicht allen Herstellern von Windkraftanlagen droht in diesem Jahr ein kräftiger Gegenwind. Das meint zumindest Steffen Manske von der National-Bank aus Essen. Er sieht die spanische Gamesa für das laufende Jahr und die nahe Zukunft gut gerüstet. Wie er gegenüber ECOreporter.de ausführte, werden die Geschäfte der Spanier von der Finanzkrise nur wenig beeinträchtigt. Gamesa verfüge über gute Geschäftsbeziehungen zu Energieversorgern. Diese müssten vor allem in Europa verstärkt in klimaschonende Energieproduktion investieren. Manske verwies darauf, dass Gamesa eine enge Zusammenarbeit mit der ebenfalls spanischen Iberdrola vereinbart hat. Der Energiekonzern verfügt schon heute über das größte Windkraftportfolio weltweit und will seine Kapazitäten weiter ausbauen. Gamesa hatte im Sommer letzten Jahres von Iberdrola Renovables den Auftrag erhalten, Windparks in Europa, Mexiko und in den USA Anlagen mit einer Gesamtleistung von 4.500 Megawatt (MW) zu liefern. Die Liefervereinbarung gilt bis 2012 (wir Opens external link in new windowberichteten).

Laut Manske hat sich Gamesa zudem in aussichtsreichen Märkten frühzeitig positioniert. Das Unternehmen besitze bereits eine starke Marktposition in den USA. 2008 war weltweit kein Windmarkt so schnell gewachsen wie der in den USA. Schon 2007 hatten die Vereinigten Staaten mit neu aufgestellten 5,2 Gigawatt (GW) das weltweit stärkste Wachstum gezeigt. Im vergangenen Jahr wurden dort die Windkraftkapazitäten um weitere 50 Prozent gesteigert und Windräder mit einer Kapazität von 8,36 GW neu aufgestellt. Mit einer Gesamtleistung von 25,17 GW haben die USA Deutschland (23,9 GW in 2008) als führende Windkraftnation der Welt abgelöst. Der Analyst der der National-Bank sieht für die Spanier zudem gute Wachstumschancen in Osteuropa. Erst in der vergangenen Woche hatte Gamesa einen Großauftrag aus Rumänien erhalten. Guillermo Ulacia, Chairman und CEO des Windturbinenbauers, bewerte die Order als “Meilenstein” für die Expansion Gamesas in Osteuropa (per Opens external link in new windowMausklick gelangen sie zu unserem Bericht darüber).

Laut Manske hat Gamesa für 2009 nur ein moderates Umsatzwachstum in Aussicht gestellt. Er sieht keine Gefahr, dass diese Prognose verfehlt wird. Zudem zeichne sich der Windkraftanlagenhersteller durch eine „im Vergleich zum operativen Geschäft geringe Verschuldung“ aus. Der Analyst geht davon aus, dass die Aktie des Unternehmens sich deutlich erholen wird. In den letzten zwölf Monaten hatte sie sich in Frankfurt um 48 Prozent verbilligt. Dort notierte sie am Mittag bei 12,81 Euro.

Gamesa Corp. Tecnologica S.A.: ISIN ES0143416115 / WKN A0B5Z8
REpower Systems AG: ISIN DE0006177033 / WKN 617703



Bildhinweis: Windpark in Portugal mit Anlagen von Gamesa. / Quelle: Unternehmen
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