Anleihen / AIF

Prokon: Machtkampf zwischen Insolvenzverwalter und Ex-Chef?

Die Sanierung des insolventen Windkraftprojektierers Prokon scheint im Vorfeld der ersten Gläubigerversammlung zu einem Machtkampf zwischen dem Insolvenzverwalter Dr. Dietmar Penzlin und dem Ex-Geschäftsführer Carsten Rodbertus werden. Insolvenzverwalter Penzlin kündigte nun an, er erwäge eine Schadenersatzklage gegen den geschassten Prokon-Gründer Rodbertus. „Die Unternehmensführung des Herrn Rodbertus hat bei den Gläubigern bisher Schäden in einer Größenordnung von mehr als einer halben Milliarde Euro verursacht. In diesem Zusammenhang lasse ich Schadensersatzansprüche gegen ihn prüfen, schwerpunktmäßig wegen unzureichend besicherter  Darlehensvergaben, aber beispielsweise auch wegen des Erwerbs einer  Cessna auf Firmenkosten für das von ihm privat betriebene Fallschirmspringen“, so der Insolvenzverwalter.

Beide Seiten üben im Vorfeld der ersten Gläubigerversammlung, die am 22. Juli 2014 stattfinden soll, immer wieder harsche Kritik aneinander. Penzlin erneuerte nun seine Kritik am Führungsstil von Rodbertus. So sei es sowohl bei Windparkvorhaben von Prokon als auch bei dem mit Darlehen von Prokon finanzierten Holzverarbeiter HIT Holzindustrie Torgau oHG (HIT) verstärkt zu Verzögerungen gekommen, erklärt der Insolvenzverwalter. So sei ein von Rodbertus zugesagter Kredit bereits 2013 geplatzt. Und im Kerngeschäft Windenergie sei es zu Problemen gekommen, „da das Unternehmen über keine angemessene Unternehmensplanung verfügte und Zusagen beziehungsweise  Bestellungen veranlasst wurden, ohne zu prüfen, ob bei Fälligkeit Zahlung erfolgen konnte“, erklärt Penzlin.

Rodbertus war von Penzlin noch vor der Eröffnung des regulären Insolvenzverfahrens vor die Tür gesetzt worden. Seither versucht er seinerseits möglichst viele Anleihegläubiger auf seine Seite zu ziehen, um auf der Gläubigerversammlung am 22. Juli Einfluss bei Prokon zurück zu gewinnen (ECOreporter.de  berichtete). Er wirft Penzlin vor er sei im Begriff Prokon zu zerschlagen und damit Werte der 74.000 betroffenen Kleinanleger zu zerstören. Insolvenzverwalter Penzlin nennt Rodbertus Handeln gezielte Versuche, um „Genussrechtsinhaber und Belegschaft zu verunsichern.“ „Unabhängig von der gesondert geprüften Frage, wie Herr Rodbertus in den Besitz der Anschriften Zig-Tausender Genussrechtsinhaber gelangt ist, sprechen die ständigen Wechsel seiner Erscheinungsform - erst Genossenschaft, dann Aktiengesellschaft und nun seit wenigen Tagen eine sogenannten Arbeitsgemeinschaft - für sich“, so der Insolvenzverwalter. Überdies, so Penzlin, habe der Gründungsgesellschafter „bewusst  verhindert“, dass bei Prokon „professionelle und der Unternehmensgröße angemessene Strukturen“ hätten etabliert werden können.

Insolvenzplan: Rodbertus Prokon-Anteile sollen an Anleihegläubiger gehen

Derzeit werde in einem „regen, teils auch kontroversen, aber insgesamt sehr sanierungsorientierten Austausch“ an einem Insolvenzplan gearbeitet, der am 22. Juli vorgestellt werden solle. „Der Insolvenzplan wird unter anderem vorsehen, dass die heute noch von Herrn Carsten Rodbertus gehaltenen Anteile an der Prokon zumindest zu einem erheblichen Teil an die Genussrechtsinhaber übertragen werden“, kündigt der Insolvenzverwalter an. Begleitend werde der Einstieg eines strategischen Investors geprüft. 

Das Kerngeschäft von Prokon, die Umsetzung von Windparks, läuft Penzlin zufolge unterdessen weiter. Nachdem die Insolvenzverwaltung die Finanzierung sichergestellt habe, werde der Windpark Ferchland III in  Sachsen-Anhalt derzeit errichtet. Es handle sich um einen Windpark mit sechs Megawatt Leistungskapazität aus drei Windrädern. „Darüber hinaus wird  die 100%ige Tochtergesellschaft von PROKON in Polen im dritten Quartal dieses Jahres den Windpark Brudzewice in Betrieb nehmen, in dem vier  Windenergieanlagen des Herstellers Vestas mit einer Leistung von jeweils 2 Megawatt errichtet werden“, so Penzlin. Mittlerweile sei die Belegschaft von Prokon um 179 Stellen gekürzt. Ziel sei es, langfristig 300 Arbeitsplätze zu erhalten.

ECOreporter.de hatte frühzeitig vor der Investition in Prokon-Genussrechte gewarnt. Wir haben Informationen zum Fall Prokon auf dieser  Sonderseite (Link entfernt)zusammengefasst.
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